Die Doerfer am Strassenrand nehmen zunehmend den bekannten Lehmcharakter an, den man aus Mali-Bildern kennt. Um den aus Lehmziegeln bestehenden Grundbau wird Lehm mit weichen Formen verputzt. Insbesondere im Dach- und Tuerbereich finden sich haeufig weich geformte Verzierungen. Der Islam ist hier wieder staerker praesent und man sieht zu den Gebetszeiten Gruppen von Leuten hinter einem Gebetsleiter vor den Haeusern beten. Auf dem Weg entlang des Flussverlaufs des Niger nordoestlich von Bamako ist die Landschaft recht abwechslungslos, maessig gruen mit vielen Strauchgewaechsen und wenig Baeumen und da die Strassen schlaglocharm sind, kann ich meine Gedanken wieder fliegen lassen oder dem aktuellen Tagestao widmen. Segou die naechste groessere Stadt auf dem Weg ist ein typisches Beispiel kolonialer Stadtplanung mit grosszuegiger Platzausnutzung und herschaftlichen Gebaeuden umgeben von durchlaessigen Mauern aus Stein. Wie so oft, hat sich auch hier der Verfall den Haeusern angenommen und truebt den sicher einst praechtigen Eindruck erheblich. Die meisten Gebaeude werden zwar genutzt, aber fuer den Erhalt wird sehr wenig getan. Ansonsten ist Segou eine sehr sympatische Stadt entlang des Niger, mit einem geschaeftigen Marktreiben im Zentrum, freundlichen und wenig aufdringlichen Einwohnern und ein Ort der  Entspannung nach der konzentrierten Anstrengung, die einem Bamako abverlangt. Wie auch Senegal ist Mali fussballbegeistert und in allen Orten finden abends auf den Sandplaetzen Spiele unter recht schwierigen Bedingungen statt. Die Temperaturen sind dann zwar ertraeglich, aber der durch 44 Fuesse aufgewirbelte Staub ist immens. Waehrend die untergehende Sonne der Staubschlacht etwas Weltuntergangsstimmung einhaucht, kann man den Staubgehalt in der Luft nicht nur sehen, sondern auch riechen und sogar schmecken. Aber ich vermute wenn man durch Bamakos Strassen joggen kann (unglaublich, das Leute sowas machen, habs aber oefter gesehen), dann ist das bischen Staub am Ende das Tages auch nicht mehr dramatisch. Die haeufigste Reaktion wenn ich bekanntgebe dass ich Deutscher bin, ist uebrigens - Ballack. [caption id="attachment_264" align="alignleft" width="320" caption="Kinder in Niamana"][/caption] Auch der Besuch des zweiten Schulprojektes in einem sehr kleinen Ort namens Niamana erwiess sich als lohnenswerter Ausflug abseits touristischer Pfade. Bei dem bereits abgeschlossen finanzierten Projekt handelt es sich um die Erweiterung einer Schule um Klassenzimmer und deren Einrichtung. Gluecklicherweise befand sich vor Ort ein Muenchener Schreiner namens Jens (http://www.oekoschreiner.de), der hier den Bau der Schulbaenke beaufsichtigt und mich herzlich empfing. Jens verbrachte hier bereits 5 Wochen und konnte durch die direkte Integration ins doerfliche Leben einen sehr nahen Eindruck der Lebensweise vor Ort gewinnen und unschaetzbare Erfahrungen sammeln. Zu meinem Vorteil durfte ich dadurch vieles aus erster Hand erfahren, woran man sonst nur vorbeifaehrt bzw. hinter dem Visir aus der Ferne betrachtet. Mein kurzer Aufenthalt vom Nachmittag zum naechsten Morgen war sicher auch fuer Jens eine willkommene Abwechslung, um Eindruecke zu teilen bzw. jenseits gebrochener Worte in Bramana bzw. Franzoesisch auch mal wieder ganze deutsche Saetze loszuwerden. Auch hier sprengt die Summe meiner Erfahrungen den Rahmen dieses Blogs, aber die am staerksten gebliebenen Eindruecke sind die vielen Kinder, die uns neugierig hinterherliefen, fotografiert werden wollten, uebers ganze Gesicht laechelten, ueber eine Mauer schauten und Bonjour riefen oder sich in riesiger Anzahl um mein Motorrad versammelten und dieses fasziniert anstarrten, um dann beim Anlassen des Motors raunend auseinanderzuhuepfen. Das Leben ist sehr einfach und reduziert, stoesst aber auf auffaellige, moderne Ausnahmen. Selbst hier hat das Handy Einzug in die stromlosen Lehmbauten gehalten und um diese zu betreiben, bringen die Dorfbewohner ihre Handys zum Hof des Buergermeisters, um sie mit der dort vorhandenen Solarzelle aufzuladen. Abends sitzen alle eng gedraengt vor einem winzigen Fernseher um die hier allseits beliebten Seifenopern zu schauen. Jenseits dieser Ausnahmen ist das Leben sehr doerflich, die Frauen putzen und kochen und die Maenner kuemmern sich um die Felder. Mein Feedback zum nicht vollstaendig ungetruebten Eindruck der Hilfsprojekte findet der Interessierte wieder auf betterplace. [caption id="attachment_265" align="alignleft" width="320" caption="grosse Moschee in Djenne"][/caption] An der Stadt Djenne kommt der durchreisende Tourist kaum vorbei, denn es beherbergt eines der Highlights Malis, den groessten Lehmbau der Welt und ist selbst nahezu ausschliesslich aus Lehmbauten errichtetet. Die Waende sind schief und poroes, die Strassen eng und verwinkelt und alles ist in ein Einheitsgrau getaucht, der Farbe des Lehms aus dem Bani, dem Fluss am Rande der Stadt. Lehm ist kein bestaendiger Werkstoff und das Ausbessern der Haeuser ist eine jaehrliche Aufgabe, die nach jeder Regenzeit noetig ist, um dem Verfall der Gebaeude entgegenzuwirken. Gleiches gilt natuerlich auch fuer die grosse Moschee und einmal im Jahr an einem Tag nehmen sich hunderte von Einwohner, aber auch Angereiste, dieser Aufgabe an, ziehen zum Fluss, holen Schlamm und helfen die Moschee zu bewahren. Die igelartig herausstehenden Holzplanken, die der Moschee das besondere Aeussere verschaffen, sind uebrigens nichts anderes als ein permanentes Baugeruest. Das Betreten des Inneren der Moschee ist Nichtmoslems untersagt und an allen Eingaengen sind grosse  Hinweisschilder platziert. Wie so oft handelt es sich allerdings auch hier lediglich um ein geringfuegiges, finanziell ueberwindbares Hindernis und damit durfte auch ich in den Genuss der Innansicht kommen. Wie schon angemerkt ist Mali das Herz der westafrikanischen Musik und so reise ich hier mit besonders offenen Ohren, um moeglichst viel auf- und mitzunehmen. Kenner werden die musikalischen Groessen Malis Ali Farka Toure oder Salif Keita bereits kennen, doch neben diesen gibt es natuerlich ein grosses Spektrum weiterer Kuenstler. Wer sich dafuer interessiert, der kann auf meinen last.fm Seiten einen Teil der Musik die ich hoere, mitverfolgen. Wer sich nicht dafuer interessiert, dem sei ans Herz gelegt mal reinzuhoeren, denn die Musik hier hat eine besondere Kraft und Schoenheit, ist verwurzelt in den musikalischen Traditionen und beschreibt Westafrika um Dimensionen besser, als ich dies jemals mit Worten tun koennte. Wer sich in die Musik hier einfuehlen kann, ist schon fast hier :). Versuchts mal, es lohnt sich wirklich. Hier mal eine kurze Liste, was mir so zu Ohren gekommen ist; Boubacar Traore, Baaba Maal, Toumani Diabate, Habib Koite, Rokia Traore und natuerlich die oben erwaehnten. Wer sich in die Musik verlieben sollte, der kann auch gleich ein Flugticket nach Mali buchen, denn im Januar (glaube um den 10.) findet hier das Desert Musik Festival 60 km entfernt von Timbuctou statt. Wie der Name schon sagt, findet es mitten in der Wueste statt, ist neben einigen anderen das groesste Festival im westafrikanischen Raum und duerfte sicherlich eines der aussergewoehnlichsten und imposantesten Festivals ueberhaupt sein. Fuer mich ist das leider etwas zu spaet, denn so lange kann ich hier beim besten Willen nicht bleiben, es sei den gesundheitliche oder technische Ausfaelle zwingen mich dazu und so werde ich meinen Festivalbesuch wohl auf eine andere Reise verschieben muessen. Angekommen bin ich mittlerweile in Mopti in der Naehe der Grenze zu Burkina Faso und dem nach wie vor sehr traditionell lebenden Volk der Dogon. Fuer die kommenden Tage ist ein kurzer Besuch im Falaise de Bandiagara, dem Gebiet der Dogon geplant, um dann weiter Richtung Sueden nach Burkina zu fahren. Ahja, Geoff und Mark habe ich uebrigens hier wieder eingeholt, die nach einem 5-taegigen Ausflug nach Timbuktu hier auf mich gewartet haben. Die Probleme mit dem Motorrad konnte ich trotz 5-stuendigen Reparaturversuchs zusammen mit Geoff nicht loesen und so bleibt mir nur die Hoffung, dass ich die etwa 1500 km bis nach Lome, wo der einzige KTM-Haendler in Westafrika sitzt,  ohne weitere Probleme ueberstehe. Update: guckt euch mal meine neue Motorradfront an hehehe :)
Bevor ich ab morgen moeglicherweise in paar Tage laenger dem Internet fernbleibe, will ich noch mal eine kleine Aktualisierung zischendurch einschieben. Die KTM kaempft hier in der Stadt mit der erbarmungslosen Hitze und macht mir das Leben schwer. Das Motorrad wird dermassen heiss, dass ich gezwungen bin zwischen zwei verschiedenen Fahrpositionen in regelmaessigen Abstand zu wechseln um mich vor den unertraeglichen Hitzeausbruechen unter mir zu schuetzen. So wechsele ich zwischen sitzend fahren und die Beine gespreizt vom Motorrad halten, um die Fussfesseln und Waden zu retten, und stehend fahren um mir eine geringe Chance auf Fortpflanzung in der Zukunft zu erhalten. Das Motorrad wird so heiss, dass alle metallenen Teile im unteren Bereich kaum noch anfassbar sind und, was viel schlimmer ist, die Rueckbremse zunehmend weniger greift, bis hin zur totalen Funktionslosigkeit. Letzteres Verhalten hat mir in der Stadt auf einer sandigen Strasse beinahe einen Auffahrunfall beschert. Klasse! [caption id="attachment_259" align="alignleft" width="320" caption="die Zeite Klasse in Youchuas Schule"]die Zeite Klasse in Youchuas Schule[/caption] Mein Kontakt zum naechsten Betterplaceprojekt war Juergen Nagler, den ich, in Bamako angekommen, anrief und mich mit ihm am kommenden Tag verabredete. Am naechsten Tag nahm sich Juergen die Zeit, mir die Schule in einem Aussenbezirk Bamakos zu zeigen und sich ausfuehrlich mit mir ueber die Hilfsprojekte und seine Arbeit vor Ort zu unterhalten. Die Schule sticht aus seiner Umgebung hinsichtlich seiner baulichen Erscheinung geradezu hervor und ist ein Glanzbeispiel fuer erfolgreiche und vorallem nachhaltige Arbeit im Bildungsbereich vor Ort. Aufgebaut von einem Einheimischen, der als Direktor der Schule fuer den langristigen Erfolg sorgt, ist die Schule zur Zeit dennoch auf Unterstuetzung angewiesen, um auch den Kindern armer Familien eine Bildungschance zu bieten. Ich konnte mich davon ueberzeugen, dass hier eingesetzte Hilfsgelder zu einem Ergebnis mit hoher Qualitaet fuehren und werde daher einen Teil des Geldes aus der Marathoninitiative fuer die Unterstuetzung der Bildung der Kinder vor Ort einsetzen. Mein Feedback dazu und Naeheres zum Projekt findet der Interessierte wieder auf Betterplace. Juergen selbst hat in Niamana in der Naehe von Segou ein Projekt teilweise ueber Betterplace finanzieren koennen, welches auch in meiner Marathoninitiative als Bespiel aufgenommen ist. Wenn alles gut geht, werde ich es ebenfalls besuchen koennen und vielleicht auch die Gelegenheit haben, einen Vergleich mit einer oeffentlichen Schule zu ziehen. Eine kleine typische Episode, die ich miterlebt habe, waehrend ich im Cafe auf Juergen wartete, will ich euch nicht vorenthalten. Es ereignete sich ein Unfall, in dem ein Merzedesfahrer einen Roller uebersah und ihn umfuhr. Der Roller lag halb unter dem Auto, der Fahrer schien aber in Ordnung zu sein und etwa 2 Minuten gab es ein hitziges Wortgefecht zu dem sich zahlreiche Schaulustige gesellten. Soweit also nichts Ungewoehnliches, dann aber ging alles ganz schnell. Der Autofahrer zueckte das Portemonaie und reichte ein paar Scheine rueber und fuhr davon. Zur gleichen Zeit hielt ein weiteres Auto und der Faherer bot seine Hilfe an, der Roller wurde kurzerhand in den Kofferraum getellt und etwa 4 Minuten spaeter sah alles wieder so aus wie vorher. Problemloesung auf afrikanisch. Es gibt Tage die beinhalten mehr Erfahrungen und Erlebnisse, als das man sie verdauen koennte und ich liege abends im Zelt und bin von der Fuelle der Eindruecke ueberwaeltigt. Selbst das Festhalten der Ereignisse in Kurzform scheint mich zu ueberfordern. Wichtigstes Element aber sind die Menschen, die ich auf persoenlicher und freundschaftlicher Ebene kennenlernen konnte. Juergen, den ich ueber Betterplace kennen lernen durfte und mit dem ich einen interessanten Tag verbracht habe und ueber nachhaltiges Reisen, Hilfsprojekte und Bildung vor Ort reden konnte, Kirsten einer Hamburgerin, die Westafrika liebt und einfach solange bleiben moechte bis es ihr keinen Spass mehr macht und auf der Suche nach Musik und Tanzunterricht ist, eine ausserordentlich liebenswerte suedafrikanische Familie, die ein Jahr mit dem Jeep rund um Afrika reist, auf meinem Campingplatz uebernachtet und mich zum Barbecue anlud, Joe ein Englaender, der sich ihnen zeitweise angeschlossen hat, Olli ein Englaender, der Westafrika ebenfalls auf einem Motorrad bereist, Gunnar und Sonja, die in einem Unimog durch Afrika fahren und etliche Einwohner Malis, mit denen ich in viele kurze Gespraeche verwickelt war. Mir wird klar dass ich an manchen Tagen mehr Menschen auf einer persoenlichen Ebene kennenlerne als in Deutschland in den vergangenen 2 Jahren. Es sind nicht irgendwelche Menschen, es sind liebenswerte, interessante Leute und ich ertappe mich, den Kommunikationsmuffel, tief involviert in allerlei Gespraeche und erkenne mich selbst kaum wieder. All diese Menschen begegne ich in einer Umgebung, die in sich selbst und in jedem Detail voll neuer Bilder und Gerueche und Geraeusche ist. Vieles Gesehene ist ungewohnt oder unbekannt und jeder Blick offenbahrt ein Fuelle an Neuem. An solchen Abenden liege ich im Zelt, rekapituliere das Erlebte und laechele tief erfuellt in mich hinein, denn ich spuere, dass mich das Leben mit ganzer Kraft ergriffen hat. Ich fuehle mich lebendig und schlafe mit voller Vorfreude auf die Ereignisse des kommendenden Tages ein. [caption id="attachment_260" align="alignleft" width="320" caption="Blick vom Campingplatz in Bamako"]Blick vom Campingplatz in Bamako[/caption] Ich geniesse mein Zeit hier in Bamako, obwohl es objektiv irsinnig anstrengend ist. Es ist voll und verstaut, es ist dreckig und stinkig, es laermt und kommt auch nachts kaum zur Ruhe, die Hauptstrassen sind erfuellt vom blauschwarzen Dunst der Abgase, die Nebenstrassen sind hoffnungslos staubig und jeden Abend werde ich von Mueckenschwaermen heimgesucht, so dass ich mittlerweile komplett zerstochen und zerkratzt bin. Hier herschen sicher keine paradiesischen Zustaende und ich freue mich auch wieder auf eine entspanntere Umgebung und gute Luft auf weiten Strassen, aber ich bin froh in diese schwierige, vielleicht sogar abstossende Stadt einen so gluecklichen Einstieg gefunden zu haben. Mein Uebernachtungsort, ein Campingplatz mitten in der Stadt mit Blick auf den Fluss Niger, vorbeifahrende Kanus und der idealen Aussicht auf die untergehende Sonne hat sicher einen wesentlichen Teil zu meinem positiven Eindruck beigetragen. Mit dem Visum fuer Burkina Faso im Gepaeck verlasse ich morgen Malis Hauptstadt Richtung Segou, um dort meine Besuche der Schulprojekte abzuschliessen und begebe mich danach weiter Richtung Osten ins Gebiet der Dogon. Vorher wartet allerdings noch eine Tanzauffuehrung und ein gemeinsames Couscousessen auf mich, bevor wir alle wieder unsere eigenen Wege gehen, doch die Erfahrung sagt, dass wir uns nicht zum letzten Mal gesehen haben. Ein wesentlicher Teil des Individualreisens besteht im Austausch mit anderen Reisenden, die man auf der Strasse aber vor allem in den Hotels und Herbergen oder auf Campingplaetzen antrifft. Dieser Austausch bestimmt massgeblich die Route die anpeilt, die Unterkuenfte die man anfaehrt, die Dauer des Aufenthaltes usw. Aus diesem Grund ist der Verlauf der Reise auch so spontan und Plaene aendern sich praktisch auf taeglicher Basis. Fuer die kommenden Laender verdichten sich zunehmend auch Informationen ueber moegliche Probleme, die gewissermassen eine graue Problemwolke ergeben. Kamerun etwa ist ab Mitte Ende Februar nicht mehr passierbar, da der dann einsetzende Regen die Strassen vollkommen unpassierbar macht. Auch wenn man es sich als Europaer schwer vorstellen kann, muss man es Ernst nehmen. Jeglicher Verkehr ist fuer die Dauer des Regens auf bestimmten Routen eingestellt. Es soll derzeit aufgrund der Konflikte keine Visa fuer die DRC geben. Visas fuer Angola sind praktisch nicht zu bekommen und man sollte in allen angolanischen Botschaften auf dem Weg anfragen und es wenigstens versuchen. Nigeria ist im suedlichen Teil des Landes aufgrund der massiven Bedraengnis durch die Bevoelkerung, auch aggressiver Natur, und dem extremen Verkehr nur unter groesster physischer und psychischer Anstrengung passierbar. Lagos sollte man besser vollstaenig meiden. Korruption ist so berbreitet, dass man praktisch ueberall zahlt um weiterzukommen. Willkuehr an Grenzen und unterwegs verlangsamen die Reisegeschwindigkeit, wenn man teilweise einfach stundenlang festgehalten wird, um zu klaeren, ob das Passieren tatsaechlich gestattet ist. Alles Geruechte oder ernstzunehmende Informationen? Das meiste steht im Gegensatz zu meinen bisherigen Erfahrungen. Sollte es wirklich so schwierig werden auf dem Landweg Kapstadt zu erreichen? Sollte es womoeglich gar unmoeglich sein und an Formalien scheitern? Bleibt dran und ihr werdet es erfahren. Bis zum naechsten mal, dann vermutlich aus der Gegend um Mopti, wo besondere touristische Highlights Malis auf mich warten.
[caption id="attachment_240" align="alignleft" width="320" caption="Termitenhuegel"][/caption]
Ohh wie habe ich es genossen, mich wieder zu bewegen und Eindruecke in grosser Vielzahl aufzunehmen und Orte und Landschaften vorbeiziehen zu sehen. Nach 10 Tagen Bewegungsstillstand, war ich schon richtig ausgehungert und die Emails aus dem weit entfernten Mali vom Geoff, Peter und Mark zu bekommen, hat mein Bewegungsdrang nur noch verstarkt. Die Fahrt durch Senegal und insbesondere Casamance war ein Genuss. Wunderschoene ueppig, gruene und saftige Landschaften, durchzogen von Seen und Fluessen, endlose Seerosenteppiche, unzaehlige Voegel und allerlei Viehzeug fliegen vorbei. Es ist schwuelwarm und riecht nach Holz und Feuer, Grass und Minze. Einmal ziehen hunderte von Pelikanen (diesmal wikliche) am Himmel vorbei und vollfuehren La Ola Wellen aehnliche Formationen, ein andermal hopst eine Horde Affen ueber die Strasse (Wolfgang wird sicher die Art erkennen, siehe Bild) oder es warten ca. 50 cm lange Echsen am Strassenrand auf ein geeigentes Fahrzeug um sich ueberfahren zu lassen.
[caption id="attachment_238" align="alignleft" width="320" caption="rechts die Strasse und links die Strasse"]Schlagloecher[/caption] Die einzige Schwierigkeit beim Fahren besteht darin die richtige Geschwindigkeit zu finden, um die Landschaft zu bewundern, gleichzeitig den zahlreichen Schlagloechern auszuweichen und dennoch vertwertbar voranzukommen. Die Freundlichkeit der Menschen sowohl beim Vorbeifahren, als auch wenn man anhaelt und in Kontakt kommt war geradezu ueberschwenglich. Die Menschen leben in einfachsten Strohhuetten und meine Erscheinung muss einen geradezu utopischen Eindruck hinterlassen, aber die Reaktionen auf mich waren immer strahlende und glueckliche Gesichter und intensiv winkende Haende. Einen besseren Beweis fuer die Unabhaengigkeit von Glueck und Freude von materiellem Besitz habe ich nie gesehen. Und wahrend man in Deutschland sein Leben damit verbringt sich abzusichern und Wohlstand aufzubauen und dann das Erreichte mit grimmigen Blick hinter dem Gartenzaun stehend verteidigt, sitzen hier alle gemeinsam unter dem Baobabbaum, trinken Tee, tanzen und lachen und haben ein offenes Herz fuer vorbeifahrende Mororradfahrer. Ein wenig einseitig betrachtet, ich weiss, aber ich spuere, dass ich willkommen bin egal wo ich anhalte oder anhalten wuerde und mich einfach dazugesellen und integrieren kann und das stelle sich mal einer in Brandenburg vor. Leute kommen und sind interessiert, wollen reden und helfen und mich inspezieren und das einzige was man tun muss, ist das westliche "Ich brauche meinen Freiraum. Ich will allein und in Ruhe gelassen werden"-Beduerfniss abzustellen, denn das ist das kann man hier nicht verstehen und versperrt einem Respekt und Sympathie. Es ist nicht immer einfach, den stets vorhandenen Interessierten offen und freundlich gesinnt gegenueberzutreten, aber es lohnt sich auch in den schwierigen Momenten der Erschoepfung oder des Frusts ueber seinen Schatten zu springen. Letzlich erreicht man in Afrika alles ueber jemenden der jemand kennt der etwas hat oder weiss oder besorgen kann und es ergeben sich Loesungen und Potentiale in den unerwartetsten Situationen. Meine Freude war ungetruebt bis ich von einer Polizeikontrolle angehalten wurde und nach meinem Fahrzeugpassierschein gefragt wurde. In diesem Moment wurde mir klar was ich vergessen hatte in Ziguinchor zu tun, naemlich besagten, nur 10 Tage gueltigen, verlaengern zu lassen. Trotz all meiner Versuche das Gespraech auf etwas anderes zu lenken, waehrend sich der bis dahin freundliche Polizist den Schein ansah, bemerkte er natuerlich dennoch das bereits seit 5 Tagen abgelaufene Datum. Konsequent zog er den Zuendschluessel und verkuendete, das ich das Motorrad stehen lassen und mit dem Bus zurueck nach Ziguinchor fahren muesste, um eine Verlaengerung zu beantragen. Ich war etwa 100 Km ueber katastrophale Strassen gefahren und wusste nur, dass ich erstens niemals mein Motorrad stehen lassen und zweitens auf keinen Fall zurueck fahren werde, koste es was es wolle. Nach etwa 20 Minuten trafen wir ein "Arrangement", das ich sowohl weiter, als auch mit meinem Motorrad, fahren koennte, wenn ich meinen neuen Freund in seiner Entscheidung ein wenig finanziell unterstuetzen wuerde. Nach kurzen Verhandlungen ueber die Hoehe der Unterstuetzung, wurde ich letztlich haendeschuettelnd in meine urspruengliche Fahrtrichtung entlassen. Die Verlaengerung des Passierscheins in Kolda, dem naechstmoeglichen Ort, erwies sich als ueberaus unkompliziert und sogar kostenfrei. Die Geschichte zu diesem von mir heiss begehrten Stempel ist eigentlich ebenfalls wert erzaehlt zu werden, aber ich werde es aus Gruenden des Umfangs zum Stapel der hier unerwaehnten Erlebnisse packen muessen. Klar ist natuerlich das ich ihn danach nie wieder irgendjemand zeigen musste, nicht einmal an der Grenze. Die Grenzueberquerung selbst war voellig unproblematisch und hat keine Franc gekostet. [caption id="attachment_252" align="alignleft" width="320" caption="besonders fettes Exemplar in verbrannter Landschaft"][/caption] Mit fast genau 10000 Km auf dem Reisekilometerzaehler habe ich Mali erreicht. Die Vegetation wird wieder spaerlicher, schliesslich fahre ich noerdlich und landeinwaerts. Man begegnet ganzen Waeldern von Affenbrotbaeumen, die geisterhaft und jeder voellig verschieden in der ebenen Landschaft stehen. Waeren die ENts aus dem Herr der Ringe wirklich, dann muessten es wohl Affenbrotbaeume sein.  Es ist heiss und trocken hier und man faehrt durch Landstriche, die komplett verbrannt sind. Verbrannt, im wahren Sinnne des Wortes. Zwei Suedafrikaner, mit denen ich gestern abend in Kayes ein paar Bier teilte, meinten dass Kayes die heissteste Stadt Afrikas sei. Gott sei Dank ist es Winter und nur 37 Grad, aber in der Staubigkeitsrangliste steht sie sicher auch sehr weit oben. Keine Stadt zum laenger verweilen denke ich und schreibe daher heute bereits aus Bamako. Auf dem Weg hierher bin ich noch auf Peter gestossen, der "bereits" auf dem Rueckweg nach England ist. Ein langer Weg und ich bin froh, dass ich meine vor mir liegende Route noch nicht kenne. In den folgenden Tagen werde ich weiter Richtung Osten fahren und mich damit auf touristischen Pfaden bewegen. In Segou werde ich, so qlles gut geht, ein weiteres Betterplaceprojekt besuchen waehrend Geoff und Mark nach Timuktu aufgebrochen sind. Nach den vielen Kilometern der letzten 3 Tage gehts jetzt wieder etwas gemaessigter zu. Das Motorrad ist im uebrigen weniger gluecklich, ueberhitzt staendig, macht eigenartige Geraeusche, die Oellampe flackert immer mal wieder unsicher vor sich hin, der Drehzahlmesser hopst unruhig auf und ab, da Licht ist jetzt auch noch komplett ausgefallen und vieles mehr. Damit soll ich in Kapstadt ankommen ??? Nebenbei bemerkt haben meine 3 Mitfahrer bislang kein einziges Problem gehabt und der Englaender den ich gestern getroffen habe und der etwa die gleiche Distanz auf seiner 23 Jahre alten Yamaha zurueckgelegt hat, hatte auch noch nicht ein einziges Problem zu beklagen. Nunja ich verbleibe dennoch optimistisch und freue mich auf die kommenden Tagen im musikalischem Herz Westafrikas.
Aktualisierung siehe unten.. Im Grunde gibt es wenig zu sagen, aber das Wenige will ich der Vollstaendigkeit halber festhalten. Einige Anrufe und hitzige Diskussionen hier vor Ort und am Telefon habe ich mir noch abgerungen, konnte allerdings nichts bewirken. Der DHL Mitarbeiter in Dakar konnte mir den Preis ebenso wenig erklaeren, wie seine Kollegin hier vor Ort. Dass der zu zahlende Betrag des Zolls um ein vierfaches hoeher lag als der angegebene Wert des Paketinhalts wurde nur schulternzuckend registriert, aenderte aber nichts an der Hoehe. Diskussionen haben hier haeufig keine logische Grundlage. Der Verkaeufer mit den fussballgrossen Holzelefanten, versucht mir auch noch einen "very good price" zu machen, nachdem ich ihm zum vierten mal geduldig erklaert habe, dass ich keinen Platz auf meinem Motorrad habe und seinen Elefanten nicht mal nehmen wuerde, wenn er mir noch Geld dazu gibt. Das der Zollpreis jenseits nachvollziehbarer Fakten liegt, wundert jedenfalls meine Bekannte im DHL Buero nicht. Die Frage wie dieser Preis zustande kommt, wird einfach mit "Das ist der Preis. Das ist korrekt" beantwortet. Vielleicht ist das Aufspueren von Gruenden in dieser Form auch etwas westliches und ich muss mich an eine andere Art der Auseinandersetzung gewoehnen. Mit meiner auf Logik basierenden Argumentation habe ich jedenfalls nichts erreicht, ausser mich voellig zu frustrieren. Am Ende hatte ich einfach keine Kraft mehr, denn ich habe hier nicht den laengeren Atem und gab nach, unterschrieb das Fax und dampfte wutschnaubend ab. Am naechsten Tag wurde das Paket vom Kurier ins Hotel gebracht, ich unterschrieb und hielt das vertraut orange KTM-Paket in den Haenden ohne einen Cent bezahlt zu haben. Schade nur, dass ich auch auf den Erhalt des zweiten Paketes von KTM-Sommer angewiesen bin, sonst waer ich bereits auf und davon Richtung Mali. Auf dieses warte ich noch immer und bin zwei mal am Tag im DHL Buero hier vor Ort, um mich nach dessen Verbleib zu erkundigen. Es haette schon da sein muessen, kommt aber sicher morgen hoere ich nur und spuere zunehmend dieses unangenehme Ziehen in der Magengegend. Nachdem ich in Dakar einen tieferen Einblick in die Vorgaenge der Paketwege erhalten habe, kann ich mir eh kaum vorstellen, dass ueberhaupt irgendwas ankommt. So verbleibe ich ungeduldig in Ziguinchor und verbringe meine Tage mit kleinen Erledigungen. Aus Langeweile habe ich letztlich doch den Haendlern hier allerlei Masken und Ketten, Armreifen usw. abgekauft und ihnen damit wieder bestaetigt, dass man nur penetrant dran bleiben muss, dann kriegt man auch die hartnaeckigsten Touris. Tansportieren kann ich das alles natuerlich nicht, also ist ein Paket nach Deutschland unterwegs, dass neben den Souvenirs auch meine warmen Sachen beinhaltet, denn kalt wird es auf meiner Reise von jetzt an nicht mehr werden. Das Paket habe ich im uebrigen mit der Post verschickt. Ich stelle fest, dass ich mich immer schlechter mit meiner Warterei hier arrangieren kann. Der dringende Wunsch endlich weg und weiter zu kommen, laehmt zunehmend meine Bereitschaft die Tage zu geniessen und mich auf die Menschen hier einzulassen. Die Tueren jenseits dessen was man als normaler Urlauber hier sehen und tun kann, stehen mir in Form von diversen Einladungen offen. Das Warten, als mein primaerer Aufenthaltsgrund, nimmt mir aber die Lust darauf einzugehen. Und obwohl ich weiss, dass mir damit der Sprung in eine moegliche tiefergehende Erfahrung nicht gelingt, steht mir mein Schatten im weg. Das Hier und Jetzt auszukosten und zu geniessen ist manchmal nicht einfach und es wird umso schwieriger, je staerker der Wunsch ist, ein Ziel in der Zukunft zu erreichen. Allein dies zu wissen, reicht jedoch noch nicht fuer eine Verhaltensaenderung. Stattdessen schaue ich ueber das heute hinaus und lese zum dritten Mal das Kapitel ueber Mali in meinem Reisefuehrer. Fuer die Reparatur hingegen habe ich alles vorbereitet. Fehlendes Werkzeug ist beschafft, die Anleitung kenne ich auswendig und sobald das letzte Paket ankommt (auf Holz klopf), lege ich los. Ich gehe jetzt wieder zu DHL und melde mich zurueck, sobald ich on the road bin. AKTUALSIERERUNG: Heute morgen war es dann doch da, das lang erwartete Paket. Fuer dieses musste ich kein Fax mit einem Betrag unterschreiben, den ich am Ende nicht zahlen musste, stattdessen konnte ich es direkt abholen und musste dafuer ca 90 Euro hinblaettern. Ich habe aufgehoert mich darueber zu wundern, das Geld bezahlt und bin direkt an die Arbeit gegangen. Einfach wars nicht, aber ich bin religioes der Anleitung (siehe Hendriks link) gefolgt und nach ein, zwei Problemen, und etwa 7 Stunden spaeter, stand sie wieder vollstaendig zusammengeschraubt und bereit fuer eine Probefahrt vor mir. Groesstes Problem war das Beschaffen eines Werkzeugs zum Entfernen von Halteklemmen. Ich hatte in der Vorbereitung gedacht, dass das schon irgendwie anders zu machen ist, war es aber nicht und so habe ich zwei meiner besten Helfer durch die Stadt geschickt, um mir besagtes Utensil zu besorgen. Nach 1.5 Stunden kam einer stolz wie ein Koenig zuruek und hielt das entsprechende Werkzeug in der Hand. Das Gefuehl mit dem Motorrad aus dem Hotelhof zu fahren, kann ich gar nicht beschreiben. Es gehoert zu der Art Glueckszustand, fuer den man zunaechst laenger leiden muss, der aber dafuer beim Eintritt umso intensiver ist. Leiden ist vielleicht ein wenig uebertrieben, aber der Weg vom ersten Fehlverhalten bis zur letzten Schraube war rueckblickend doch ein sehr langwieriger und gespickt mit zahlreichen Hindernissen. Da alle in der naeheren Umgebung den Grund meines verlaengerten Aufenthaltes hier kannten, erntete ich bei meiner kleinen Ausfahrt von allen Seiten Lachen, froehliche Gesichter und viele nach oben gestreckte Daumen als Zeichen der Mitfreude und Anerkennung. Es war grossartig und ich muss zugeben, dass ich meine Proberunde nicht ohne eine gehoerige Portion Stolz gedreht habe. Ob ich damit das gesamte Problem behoben, oder vielleicht doch etwas falsch zusammengebaut habe, kann ich erst mit groesserer Gewissheit sagen, wenn ich in Mali angekommen bin. Und dorthin werde ich demnach morgen in aller Fruehe aufbrechen. Nach den Erfahrungen meiner Vorfahrer, werde ich fuer die Strecke von hier nach Bamako 3 Tage benoetigen. Wenn alles gut geht, melde ich mich dann zurueck. Bis dahin wuensche ich euch ein schoenes Wochenende und mir eine gute Fahrt.
[caption id="attachment_213" align="alignleft" width="320" caption="Hotel Le Perroquet - Aussenansicht"]Hotel Le Perroquet[/caption] Nach einer guten Woche in Ziguinchor habe ich mich langsam eingelebt. Die Hotelangestellten kennen mich, wissen was ich wann bestelle und begruessen mich wie einen Freund. Ziguinchor ist in erster Linie ein Durchreiseort, in dem die meisten nur 1-2 Naechte verbringen. Damit sehe ich die Gaeste nur recht kurz, habe aber fast jeden Tag andere Reisende mit denen ich gemeinsam zu Abend esse. Es ist schon aussergewoehnlich wie leicht man auf Reisen mit Leuten ins Gespraech kommt und wie natuerlich es ist, sich einfach mit an den Tisch zu setzen. In der naeheren Umgebung kennen mich bereits die meisten Verkaeufer, wissen das ich eh nix kaufe und lassen mich weitgehend in Ruhe. Waehrend ich durch die kleine Stadt schlendere, begegne ich immer haeufiger Personen die ich irgendwann mal kennengelernt habe und tausche die ueblichen Begruessungsflosskeln aus. Diese sind eine kurze Beschreibung wert. [caption id="attachment_212" align="alignleft" width="320" caption="Hotel Le Perroquet - Hofansicht"]Hotel Le Perroquet[/caption] Wenn sich Leute auf der Strasse begruessen, bricht haeufig geradezu ein Gewitter hin- und zurueckgeworfener Wortfetzen aus. In Lautsprache wuerde das in etwa so aussehen.oa - ah - aa - ohwac - ka - imma - annta - cava - bien - bien - cava usw. Dabei werden kurze Worte oder Wortgruppen in sehr schnellem Tempo abwechselnd ausgetauscht. Nach 10 bis 15 Sekunden verabschiedet man sich und geht seiner Wege. Hintergrund ist die Idee, dass man Interesse und Respekt vermittelt, wenn man Fragen ueber das Befinden, die Familie und den Job und so weiter stellt. Die Fragen sind aber so verstuemmelt und die Antworten pauschal, dass es sich in der Praxis lediglich um Begruessungsformalien handelt. Will man nicht extra stehen bleiben, muss man entsprechend schon frueh anfangen, sobald man sich sieht und bevor man aneinander vorbeilaeuft und die letzten Wortfetzen werden noch ohne sich Umzudrehen ausgetauscht, wenn der andere schon vorbei ist und es kaum noch hoeren kann. Unter den Reisenden in Afrika wird haeufig die Abkuerzung TiA (This is Afrika) genutzt, um auf bestimmte Vorgaenge hinzuweisen, die nervenaufreibend, korruptiv und umstaendlich oder einfach nur unverstaendlich langwierig sind. Im Allgemeinen muss dann nicht mehr allzuviel hinzugefuegt werden und ein umgreifendes "Ahh" oder "Ohhh" drueckt Verstaendnis aus, da diesbezueglich jeder aus eigenen Erfahrungen schoepfen kann. Hierzu ein kleines Beispiel. [caption id="attachment_214" align="alignleft" width="320" caption="DHL Buero Ziguinchor"]DHL Buero Ziguinchor[/caption] Den Reifen zu bekommen, war wie bereits beschrieben eine ausserordentlich schwierige Angelegenheit, die allerdings in erster Linie auf ein Missverstaendnis zurueckzufuehren war. Meine jetzt korrekt DHL intern verschickten Pakete versprechen einfacher zu erhalten zu sein, aber die Kosten liegen ja auch jenseits aller Schmerzgrenzen. Dennoch, ohne ein wenig TiA gehts auch hier nicht. Laut internationaler Sendungsverfolgung auf dhl.de sollte mein Paket bereits im DHL Buero vor Ort liegen. Ein Besuch im DHL Buero (etwa 10 min zu Fuss) ergab jedoch das Gegenteil. Es waere immer noch in Dakar kaeme aber morgen auf jeden Fall. Morgen waere bereits 2 Tage ueber den versprochenen 4 Tagen! Ein Besuch am kommenden Morgen war ebenfalls erfolglos, allerdings wurde ich in meiner Abwesenheit von DHL Dakar im Hotel mit der Bitte um Rueckruf angerufen. Aus dem Hotel konnte ich den Anruf nicht taetigen, weil es nicht abrechenbar ist und so wurde ich an einen Telefonshop in der Naehe verwiesen. Dort angekommen, musste ich leider mit der Tatsache leben, dass das Telefon kaputt war und wurde wiederum weiter geschickt, diesmal etwa 8 min Fussweg. Leider verhinderte dort ein stadtweiter Stromausfall (gibts eigentlich jeden Tag hier) meinen Anruf. 3 Stunden spaeter erreiche ich dann aber doch das DHL Buero in Dakar und verstehe in einem Mix aus Englisch und Franzoesisch, dass man mir ein Fax mit den Zustellgebuehren schicken moechte, dass ich unterschrieben zurueckfaxen solle, erst dann wuerde mein Paket nach Ziguinchor geschickt werden. Zustellgebuehren? Bei Abgabe des Pakets in Deutschland gingen bereits weit ueber 100 Euro an DHL. Da in meinem Hotel kein Fax vorhanden ist, mache ich den Vorschlag es doch einfach ins DHL Buero in Ziguinchor zu faxen und frage mich warum ich und nicht der DHL Angestellte, der jeden Tag mit gleichen Faellen zu tun hat, diesen naheliegenden Vorschlag machen muss. Der DHL Mitarbeiter in Dakar sah sich jedoch ausser Stande die Faxnummer ders DHL Bueros in Ziguinchor herauszufinden und bat mich ihn mit der Nummer nochmals zurueckzurufen. Bevor ich, fassunglos ueber diese Inkompetenz, etwas dazu sagen konnte, brach die Telefonverbindung zusammen. Wieder im DHL Buero in Ziguinchor angekommen, musste ich akzeptieren, dass das Fax zur Reparatur in Dakar ist und wohl erst Ende des Monats wieder da waere. Wenigstens konnte ich sie ueberreden den DHL Angestellten in Dakar anzurufen, um eine Loesung zu diesem hochkomplexen Vorgang zu finden. Haette ich nicht aktiv darum gebeten, waere sie mit einem freundlichen Laecheln wieder dazu uebergangen im Internet zu surfen. Es wurde vereinbart, dass das Schreiben via Email hier her geschickt wuerde und ich es hier vor den Augen der DHL  Mitarbeiterin unterzeichne. Sie koennte dies dann widerum per Email bestaetigen. Da es eine Weile dauern wuerde, bis die Email da ist (WARUM?) wurde ich gebeten einfach im Hotel zu warten. Sobald die Email da ist, wuerde sie mich im Hotel anrufen. Hahaha! In dem Moment als ich das DHL Buero verliess, wusste ich bereits, dass ich keinen Anruf bekommen wuerde. Als erfahrener Afrikareisender haette man im Buero sitzenbleiben muessen, aber da ich eh noch auf ein anderes Paket warten muss, liegt mir die verzugsfreie Zustellung dieses Pakets noch nicht ganz am Herzen. Nach mehrstuendiger Wartezeit stiefelte ich also wieder zurueck, entschlossen den Vorgang bis zum erfolgreichen Abschluss auszusitzen und nahm mir sicherheitshalber ein Buch mit. Die Email war bereits da und verlangte von mir, fuer ein als Geschenk deklariertes Paket im Wert von 30 Euro, weitere 100 Euro dazuzulegen, um es entgegennehmen zu duerfen. Die Aufschluesselung der Kosten war gaenzlich unverstaendlich und versehen mit etlichen Abkuerzungen. Ein Anruf bei DHL Deutschland ergab, dass das Paket auf dem Weg ins Buero in Ziguinchor sein sollte und ich eigentlich keinen Euro dazupacken muesste, da der Versand fuer den gesamten Weg bezahlt sei. Auch sollten keine Zollgebuehren anfallen. Dann war zunaechst einmal Mittagspause in der das DHL Buero unbesetzt ist. Ein Schild mit Informationen zur Pause oder den allgemeine Oeffnungszeiten interessiert hier offenbar genauso wenig jemanden wie die tote Ziege, die im Wassergraben unmittelbar vor dem Buero so langsam vor sich hinverwest. Nach der Mittagspause musste ich mir zunaechst das Recht erkaempfen das dortige Telefon fuer meinen Anruf im DHL Buero in Dakar nutzen zu duerfen. Das Telefonat brachte kaum eine Aenderung auch als ich zum Ende sehr ungehalten wurde und lautstark mein Missfallen ueber dieses offensichtliche Unrecht zum Ausdruck brachte. Immerhin konnte ich erreichen, das der Preis noch einmal "berechnet" werden wuerde und ich einen Rueckruf erhalten werde. Diesen habe ich heute nicht mehr bekommen, womit das Paket weiterhin in Dakar verbleibt. Am meisten aergert mich, dass man in Deutschland fuer sehr viel Geld ein Paket mit einem Express Kurier abschickt und DHL nicht die geringste Moeglichkeit zu haben scheint die Vorgaenge in DHL Senegal zu beeinflussen. Ein Anruf bei DHL Deutschland bestaetigt mir den Missstand bleibt aber ansonsten voellig frucht- und aktionslos und genau das wissen die Angestellten in DHL Senegal und halten die Haende auf. Mit anderen Worten DHL kann bei einem internationalen Versand die endgueltig zu bezahlende Summe nicht angeben und ist sich dieser Korruption in den eigenen Reihen sogar bewusst. Der Herr an der Telefonhotline war jedenfalls wenig ueberrascht ueber den Vorfall. Leider sitze ich hier an einem sehr, sehr kurzen Hebel und leider bin ich auf den Erhalt der Pakete angewiesen. Sollte ich kein Entgegenkommen bewirken koennen, werde ich zahlen muessen, womit fuer den Versand von 2 kleinen und leichten Paketen etwa 500 Euro zusammenkommen. Fortsetzung folgt..
Als ich vor einem Monat losfuhr, hatte ich bereits das bestimmte Gefuehl, dass ich nicht ohne groessere technische Probleme in Kapstadt ankommen wuerde. Irgendwo in der Magengegend spuerte ich, dass mich die KTM irgendwo im Stich lassen wird.  Die Frage war nur wo und mit welchem Problem. Fragen dich ich leider jetzt beantworten kann. [caption id="attachment_205" align="alignleft" width="320" caption="Inspektion im Hotelhof umgeben von Mechanikern und Neugierigen"][/caption] Ich bin in Ziguinchor, Senegal und das Motorrad ist mit lauten sehr unangenehmen Tickgeraeuschen und leuchtender Oellampe in den Streik getreten. Das Problem hatte sich bereits angedeutet und ich hatte dazu einen Thread im KTM Forum gestartet (nur fuer technisch interessierte: http://forum.lc8.info/viewtopic.php?t=14117&start=0) . Mit bisher 43 Antworten und ueber 2200 Aufrufen habe ich in der KTM Fahrgemeinde viel Sympathie und Hilfsbereitschaft erfahren. Auch wenn es mich bisher nicht zur Problemloesung gefuehrt hat. Das bisher vermeintlich kleine Problem hat sich aber ueber Nacht zu riesiger Groesse aufgeblaeht und steht nur vor mir wie eine unueberwindbare Mauer. Eine Weiterfahrt ist unmoeglich und ich sitze bis auf weiteres in Ziguinchor fest. Neben dem KTM Forum bin ich in Kontakt mit dem Top KTM Spezialisten Rainer Knoll von KTM Sommer, dem Mechaniker von KTM Berlin, der bereits einige gute Vorschlaege hatte, und KTM Toni, dem einzigen KTM Haendler in Westafrika. Letzterer ist soger Oestereicher, sitzt aber leider in Lome, Togo und damit sehr weit weg. Zur Loesung des Problems stehen mir weiterhin das 400 Seiten starke KTM Reparaturhandbuch (in das ich gucke wie ein Schwein ins Uhrwerk) zur Verfuegung, sowie etliche Helfer, die mich jeden Tag umringen und behaupten sie seien Mechaniker und auf jede Gelegeheit warten mir den Schraubschluessel aus der Hand zu nehmen und irgendwas selber zu machen. Kleiner Lichtblick in dieser Menge ist ein Mechaniker der zumindest an vielen anderen groesseren Motoraedern geschraubt und 6 Jahre in Kanada gearbeitet hat. Nichtsdestotrots ist das Problem ein sehr LC8 Motor spezifisches und der Motor sehr modern und irgendwie traue ich ihm das nicht zu. Die Arbeitsbedingungen sind auch nicht ganz ohne. Gestern morgen bin ich zur Oelwechselstelle gefahren, um nochmals das Oel zu tauschen und und ggfs. den Filter zu saeubern. Waehrend des bei der KTM etwas langwierigen Prozesses, stand ich inmitten der Abgase einer groesseren Anzahl Taxis, die auf Benzin warteten. Aus Gruenden die mir nicht ganz klar sind, laesst man hier immer gerne die Motoren laufen. So stand ich fuer zwei einhalb Stunden im Dieselsmog und umringt von etlichen Kindern und Neugierigen, die mehr als einmal durch meine sorgsam aufgestellten Schrauben und Werkzeuge gestolpert sind. Jeder will irgednwo anfassen und staendig gibts Haende die dringend irgendwas halten wollen. Als dann bei groesster Tageshitze neben mir ein Fischlaster zum saeubern wassergestrahlt wurde und sich der widerwaertige Fischgestank in meinen Klanotten festsetzte, haette ich am liebsten alles hingeworfen. Gebracht hats jedenfalls nix, auch als ich nach diversen Telefonaten mit Mechanikern und Infos aus dem Internet folgend am Nachmittag nochmals, diesmal aber im Hof meines jetzt besseren Hotels, alles auseinandernahm, blieb das Problem bestehen. Heute gibts nochmal diverse Ansaetze, aber ich bin skeptisch, denn ich kann mit meinem gefaehrlichen virtelwissen einfach nicht wirklich weit vordringen. Wenn das Problem tiefer im Motor liegt, bin ich aufgeschmissen, da fehlts an Wissen, Erfahrung und letzlich auch an Werkzeug. Ich bin aber dennoch guter Dinge. Es ist aergerlich, aber Teil der Reise. Keiner hat gesagt es wuerde einfach werden und wenn ich mich an die Worte in meinem ersten Artikel hier erinnere, dann muss ich schlussfolgern, dass meine Reise wohl jetzt erst beginnt :) . Ansonsten erfahre ich von allen Seiten Hilfe, auch von meinen Mitreisenden. Peter, der nach Mali wieder nach England zurueckfaehrt, hat mir sogar angeboten sein Motorrad zu uebernehmen, aber das laesst sich schon aus unueberwindbaren grenztechnischen Problemen nicht machen. Peter und Geoff, die im uebrigen bereits in Mali sind hatten ihre eigenen Erfahrungen und wurden wegen Verdachts ein Kind ueberfahren zu haben, verhaftet und sassen zweit Tage fest. Die ganze Geschichte ist mir aber noch nicht bekannt. [caption id="attachment_202" align="alignleft" width="320" caption="Pelikane im Hotelhof"][/caption] Nunja, morgen wird sich auch Mark von mir verabschieden und dem Rest Richtung Mali folgen. Er kann mir ausser moralischem Beistand hier auch nicht mehr weiterhelfen. Ich werde in jedem Fall noch einige Tage hier vor Ort bleiben, bevor ich alle moeglichen Optionen durchdacht bzw. probiert habe. Ziguinchor ist wenigstens kein schlechter Ort fuer eine Panne. Es gibt ein DHL Buero, sogar einen Flughafen und einen Hafen, mit Schiffen direkt nach Dakar. Ausserdem haben wir einen guten Supermarkt hier, mehrere Restaurants und recht viele Touris, mit denen man quatschen kann. Mein Hotel ist sehr schoen, hat eine wunderbare schattige Terasse mit Flussblick und einen riseigen Baum im Hof auf dem etwa 20 Pelikane (sind doch Pelikane oder?) brueten. Sollte ich hier laenger bleiben muessen, werde ich mir allerdings ueber kurz oder lang eine guenstigere Bleibe suchen muessen. Ich halte euch auf dem Laufenden. sobald es etwas neues gibt.
Nachdem mich Geoff bereits vor dem Buerokratie- und Korruptionswahnsinn beim Abholen eines Paketes aus Europa gewarnt hatte, habe ich mich entschieden die Hilfe von Koffe anzunehmen, einem Einwohner den Geoff in den vergangenen Tagen in Dakar kennengelernt hatte. [caption id="attachment_194" align="alignleft" width="320" caption="Geoff, jemand, Koffe, Mark, ich vor der Abfahrt aus Dakar"][/caption] Noch guter Dinge, fuhren Koffe und ich mit dem Motorrad zum etwa 30 Minuten entfernten Flughafen von Dakar. Das DHL-Buero war schnell gefunden und nach geringer Wartezeit teilte die bildhuebsche (wie die meisten Frauen hier) Dame am Schalter Koffe mit, dass mein Paket nicht existiere und ueberhaupt ich nicht die richtige Nummer habe, denn sie benoetigt eine 10-stellige, meine hatte aber 12. Mehr koenne sie fuer mich nicht tun. Was war zu tun? Zunaechst einmal mehr Informationen beschaffen. Wir suchten das naechste Internetkaffe auf und ueberpruften nochmals die Nummer in der Sendungsverfolgung auf dhl.de. Die Nummer war korrekt und der Status lautete "Im Zielland angekommen". Ein Anruf bei Tom von KTM  Berlin brachte keine weiteren Infos zu Tage und ich bat ihn lediglich mir die eingescannte Paketquittung per email zu schicken, um etwas in der Hand zu haben. Ein Anruf bei DHL Deutschland foerderte eine nun neue internationale Paketnummer zu Tage, die aber leider nicht 10stellig war. Mehr konnte man mir nicht sagen, ausser das das Paket im Zielland angekommen ist und  vermutlich beim Zoll liegt. Zurueck am Flughafen schleiften wir uns durch endlose Bueros und Gaenge des Zollgelaendes, Koffe immer vorne Weg, ich wie ein Hund hinterher. Das Paket war nicht auffindbar, auch nachdem wir uns nach der allgemeinen Mittagspause noch zum DHL Hauptquartier begeben haben, war es scheinbar verschwunden. Voellig entnervt rief ich nochmals bei DHL Deutschland an und das Telefonat erbrachte dann des Raetsels Loesung. In Deutschland sind DHL und die Post eine Einheit, ganz im Gegensatz zu Senegal, wo es sich um Konkurenten handelt. Im Normalfall, so geschehen bei Geoffs Paket, landet ein intern DHL-Express-versandtes Paket, also von DHL zu einem DHL-Delivery-Officce, korrekt im Buero vor Ort und wartet auf seinen Abholer; der dann ggfs. verstaendigt wird. In meinem Fall aber wurde das Paket ueber DHL verschickt (den DHL Paketschein hatte ich ja dann zum Vorzeigen aus Toms Email) ging dann aber ueber einen Standartpostweg an die Post  in Senegal mit der Adresse des DHL Bueros am Flughafen. DHL in Senegal war also nicht mehr der Lieferant des Paketes, sondern lediglich der Empfaenger. Das Paket war also bei der Post, aber wo? Der DHL Paketschein den wir bei der Post am Flughafen vorzeigten, stifftete jedenfalls immense Verwirrung, da die Postangestellten immer vehement darauf verwiesen das es sich um ein DHL Paket handele und nicht bei der Post liegt. Im Folgenden verbrachten wir also Stunden und fuhren von Post zu Post in Dakar und erklaerten immer wieder aufs Neue warum es sich eben doch um ein Paket handelte, das bei der Post liegen muesse, nur um wieder und wieder in eine weitere Filiale geschickt zu werden. Als wir tatsaechlich in einer Post ankamen und mein Reifen nach vorne geholt wurde, fuehlte es sich an wie ein Geschenk des Himmels. Leider durfte ich meine Emotion nicht zeigen, um den Zollpreis nicht gefaehrlich in die Hoehe zu treiben. Diesen konnte Koffe dann noch erfolgreich von 60 Euro (mit Quittung) auf 35 Euro (ohne Quittung) herunterhandeln und so wurde ich Teil der hier gaengigen Geschaftspraxis und verliess uebergluecklich, nach etwa 10 Stunden und genau 37 kopfschuettelnden schwarzen Koepfen, mit meinem Reifen in der Hand das Gebaude. Nach kurzem Ausflug zum Lac Rose, dem Endpunkt der Paris-Dakar habe ich mich wieder von meiner gerade erst zusammengefundenen Gruppe abgespalten, um mein erstes Hilfsprojekt zu besuchen. Es handelt sich um die Finanzierung einer Wasserleitung in einem kleinen Dorf und ich wollte die Ankunft nicht durch das Auftauchen von 4 Motorraedern ueberstrapazieren. Der Weg fuehrte mich weit abseits der ueblichen Routen. Nach laengerem hin- und hergeirre und einer groesseren Menge aufgeregt heraustuermender Dorfbewohner, fuhr ich am Ende mit einem Cousin meiner Kontaktperson zusammen auf dem Motorrad durch verwinkelte kleine Sandwege zum abgelegenen Teil des Dorfes. Die Behausungen hier bestehen aus umzaeunten oder ummauerten Familienanwesen in denen etwa 10 -  20 Angehoerige in Palmen- oder Lehm/Steinhuetten zusammen mit etlichem Viehzeug wohnen. Ich wurde herzlich aufgenommen, obwohl keinem wirklich klar war, was ich eigentlich will, ausser dass ich irgendwie in Kontakt mit einer Tochter der Familie war, die jetzt in Deutschland lebt (die auch das Projekt initiert hat). Der eigentliche Grund meines Aufenthaltes und die Existenz eines Betterplace Projektes im Internet habe ich zwar versucht zu vermittlen, aber ich zweifle das es wirklich verstanden wurde, zumahl sich die Kommunikation als uerberaus schwierig gestaltete. Der Kontakt zum Familienmitglied  war aber ausschlaggebend, um mich dem halben Dorf vorzustellen und so fuhren wir von Familie zu Familie und ich lernte den Familienaeltesten und alle Verwandten und Kinder kennen, bis mir der Kopf, voll mit fremdartigen Namen und laechelnden Schwarzen Muendern, nur so brummte. Ueberall wurde ich empfangen wie ein Mitglied der Familie, es war fantastisch. Und so war ich fuer einen Tag und eine Nacht nicht mehr Motorradreisender, sondern integriert in echten afrikanischen Alltag. Wir pflueckten Palmenfruechte und drueckten das Fruchtfleisch schluerfend mit dem Daumen aus der dreikammerigen Frucht. Schauten fern, wobei der Fernseher in den Hof getragen wurde und ueber einen Generator betrieben wurde, der weit mehr Laerm erzeugte als der Fernseher laut war. Wo bei uns Fliegen auf dem Bildschirm sitzen gesellte sich hier eine Gottesanbeterin hinzu und einer meiner neuen Familienfreunde trat neben mir plotzlich einen Skorpion tot. Alle sassen vorm Fernseher, bis, etwa 30 min spaeter, mitten in den Nachrichten das Benzin alle war und der Bildschirm schwarz wurde. Niemand schien sich im Geringsten daran zu stoeren und stattdessen tranken wir Palmenwein aus einer Plasteflasche. [caption id="attachment_193" align="alignleft" width="320" caption="Familie Thiaw - die Frauen haben sich extra schoen gemacht :)"][/caption] Eigenartig fand ich, dass ich aus heiterem Himmel zum Essen gerufen wurde und daraufhin allein in meinem mir zugewiesenen Zimmer sass. Mittem im Raum stand ein Stuhl mit einer Kiste davor auf der ein Teller mit Spiegeleiern und gebratenen Zwiebeln stand. Da ich die anderen nie essen sah, nehme ich an, dass so jeder fuer sich in seinem Zimmer isst und ich nicht separat behadelt wurde, wissen tue ich es nicht. Das gleiche Essen und die gleiche Behandlung bekam ich auch am folgenden Morgen. Die Verwandlung vom wandelnden Geldautomaten in ein intgriertes Familienmitglied hat mich deutlich spueren lassen, wie weit abseits ich mich fuer kurze Zeit vom normalen Touristenpfad begeben habe. So integriert ich war, so wenig wollte man jedoch von mir wissen. Mein eigentliches Ich liegt so weit jenseits dieser Welt, was haette ich schon vermitteln koennen? So konnte ich nicht ganz das Gefuehl abstreifen, ein Parasit zu sein. Ich haette gern etwas gegeben etwas von Wert dagelassen, aber vielleicht tut man dies automatisch ohne es bennen zu koennen. Einen kurzen Abriss zur Brunnensituation findet der Interessiert im Uebrigen auf Betterplace. Viel Gastfreundschaft habe ich empfangen und hatte zur Abwechslung mal nicht das Gefuehl am Ende eine Rechnung praesentiert zu bekommen. Auf dem Weg nach Casamance, der suedwestlichsten Region Senegals, muss man durch The Gambia, einem vollkommen von Senegal eingeschlossenen Staat, fahren, der im Grunde nur aus gleichnahmigen Fluss und ein wenig Land drumherum besteht und im Gegensatz zu Senegal eine ehamals britsche Kolonie ist. Da hier nicht die Einheitswaehrung CFA (gespr. CEFA) der franzoesisch-westafrikanischen Staaten gueltig ist, wollte ich zunaechst einfach nur schnell durch, um dann suedlich von The Gambia in Senegal, zu uebernachten. Auf der Faehre lernte ich aber zwei Frauen, Juli (Australien -  Schulverwaltung) und Sovie (USA - Montessori in Vorschule), kennen, die fuer das VSO (Volunteer Services Overseas) in Soma, The Gambia an einer Schule arbeiteten. Beide sind bereits seit ueber 18 Monaten im Land und waren spuerbar erfreut einen Gast zu haben und so liess ich mich von meiner Devise, mich von der Reise fuehren zu lassen und nicht vom vorher gehegten Plan, leiten und folgte deren Einladung zur Uebernachtung. Die Menschen in The Gambia sind spuerbar anders. Sie wirken selbstbewusster, stolzer, froehlicher und lockerer. Man spricht Englisch, was es fuer mich natuerlich erheblich leichter macht in Kontakt zu kommen. Alles in allem war mein Aufenthalt in The Gambia und der Abend mit den sympatischen VSO-Helferinen eine gute Entscheidung. Nur die Hitze in der voelligen Windstille hat mir vor allem nachts schwer zu schaffen gemacht. Auf dem Weg durch die Grenze traf ich dann im Uebrigen auch auf einen Polizisten, der mit ernster Miene auf mein Motorrad deutete und "I want moto" sagte. Schockiert suchte ich zunaechst nach einer Pistole und konnte keine sehen und entschied mich ihm locker laechelnd und haendeshuettelnd zu erklaeren, das er das Motorrad zwar wolle, ich es aber dringend benoetigte und ihm leider nicht geben koenne und weigerte mich vehement, wie von ihm vorgschlagen auf die "Polizeistation" und damit abseits der oeffentlichen Blicke zu folgen. So ganz kann ich nicht mehr nachvollziehen wie es passierte, aber das Gespraech wandelte sich recht schnell von bedrohlich zu "ich bin dein bester deutscher Freund", wir tauschten Emails und ich fuhr ueber die Grenze. [caption id="attachment_195" align="alignleft" width="320" caption="So siehts hinter meiner Herberge aus, auf der anderen Seite ist gleich der Strand"][/caption] Casamance ist in den vergangenen Jahren von Rebellenuebergriffen betroffen gewesen, was die Anzahl der Touristen hat stark zurueckgehen lassen. Als Reaktion trifft man auf dem Weg zur Kueste auf massive Militaerpraesenz, zum Teil mit gepanzerten Autos und schwerem Geschuetz. Auch die Reaktion der Leute auf den Strassen (die im uebrigen staendig variiert) ist hier eher verbissen und man erntet beim Durchfahren die eine oder andere nicht gerade wohlwollende Geste. Solche Eindruecke wirken sich sehr stark auf das Grundgeguehl aus und ich war froh, dass hier an der Kueste der Weisse spuerbar gern gesehener Gast ist. Kafountine ist der erste Erholungsort auf meiner Reise und ich werde hier 2 Tage am Strand entspannen, alles waschen und dringend meine Sachen in Ordnung bringen, bevor totales Chaos in meinen Koffern ausbricht und alles, versandet und nass, unbrauchbar zu werden droht. Hier ist es besonders gruen und voller bunter Blumen, vorallem aber Voegel und ganz in der Naehe ist ein Naturpark, der insbesondere fuer Vogelbeobachtung empfohlen wird. Ich werde aber in erster Linie ausruhen, zu den hier vorwiegend gespielten Reggaelauten schaukeln und zur Entspannung von Rastamans Kraut Gebrauch machen. Mittwoch treffe ich wieder auf Mark, der weiter suedlich an der Kueste in einem Strandort sitzt und heute Nacht die Wahlen in den USA verfolgen wird. Geoff und Peter sind derweil schonmal auf dem Weg Richtung Mali. Bis bald meine Lieben.
Halbwegs erholt bin ich nach kurzem Zwischenstop in Noukshott und St. Louis zusammen mit Peter und Mark, die ich in Noukshott wieder eingesammelt habe, in Dakar angekommen. Der Grenzuebergang nach Senegal warf seine Schatten, durch Unterhaltungen mit anderen Reisenden und diversen Internetberichten, voraus. Rosso, die Grenzstadt auf mauretanischer Seite, erzeugt beim Aussprechen bei mir schon leichtes Schaudern. "unbedingt vermeiden", "schlimmste Grenze in Westafrike", "alle Wertsachen festhalten", "Korruption pur", "Luft anhalten und Ruhe bewahren" usw. waren die ueblichen Aeusserungen. Der Senegal River ist die natuerliche Grenze zwischen den beiden Staaten und man wird auf beiden Seiten von einer grossen Anzahl Betruegern, korrupten Beamten, bettelnden Kindern, aufdringlichen Grenzfuehren und Haendlern umringt. Angewiesen auf die Faehre oder die zahlreichen kleinen Boote zwischen den Ufern, sieht man sich, auf die Uberfahrtgelegenheit wartend, laengerfristig einem schier unertraeglichen Kampf gegen die hautnah stehende Menge ausgeliefert. Jeder versucht hier den Grenzgaenger auszunehmen so weit es nur moeglich ist und man bezahlt utopische Summen fuer jeden Dienstleister auf dem Weg, vom Einweiser auf der Faehre, ueber die Schrankenverantwortlichen bis hin zum Militaer und der Polizei. Wer hier halbwegs schnell durch will, zahlt. Schlimmer noch, haben sich unsere Befuerchtungen verstaerkt, als wir via Email von Geoff, der bereits nach Dakar vorgefahren war, erfahren haben, dass er von einem POLIZISTEN beim Uebergang ausgeraubt worden ist. Dieser forderte mit gezogener Pistole nichts geringeres als das Motorrad. Nach einger Diskussion kam Geoff dann mit 140 abgetretenen Euro (dem gesamten Portemonaieinhalt) weiter. Aber es gibt eine Alternative, den etwas schwer zu findenden Uebergang in Djema, etwa 100 km weiter westlich, zu erreichen ueber eine Sandpiste durch die Sumpfgebiete. Uns war klar dass wir die Piste finden muessen, koste es was es wolle. Dennoch muss mann zunaechst nach Rosso und ich kann nur sagen der vorauseilende schlechte Ruf hat sich sofort bei Ankunft in Form eines sehr unguten Gefuehls manifestiert. Beim kurzen Tankaufenthalt waren wir bereits von einer ungeduldigen Menge umgeben, alle starrten unsere Motoraeder und Geldboersen an, man versuchte uns einzureden Djema waere nicht erreichbar, die Strasse zu schlecht, oder man wollte uns in die falsche Richtung fuehren (Dank GPS aber keine Chance), oder Versicherungen verkaufen unter der Warnung, dass man das in Djema nicht koenne (Unsinn) und wir die 100km nach Rosso zurueckkommen muessten usw. . Auch Mark der sonst immer seinen Helm absetzt um zu rauchen, liess den Helm auf und mir war klar, dass auch er die negative Stimmung hier wahrnahm. Nunja, ums kurz zu machen, wir haben die Sandpiste gefunden und wurden mit einer wunderschoenen Strasse durch die Sumpf- und Seenlandschaften des Senegal Flusses belohnt. Der Uebergang in Djema war zwar von einigen dubiosen Gelduebergaben gepraegt, verlief aber schnell und recht erholsam. Nach 80, in kleinen Summen an vielen Stellen des Uebergangs, losgewordenen Euro waren wir durch und haette sich Peter nicht irgendwo einen Nagel eingefahren und ploetzlich mit plattem Hinterreifen dagestanden, waeren wir sogar im Hellen in St. Louis angekommen. Dennoch ist zu sagen, dass sich die Prognose, je weiter man in den Sueden kommt, je groesser wird die Korruption, zu bestaetigen scheint. Auf unserem Weg von Noukshott nach St. Louis haben die ersten Polizisten, bzw. Miliaers nach einem Cadeou (Geschenk) gefragt. Das gabs bisher nur von Kindern. Der letzte Polizeistopp wollte uns erst nach Zahlung von jeweils 1000 Oguyia (etwa 3 Euro) durchlassen, nach 10 minuetiger Diskussion (da ich immer als erster an den Stopps ankomme, krieg ich das immer alles ab) haben sie uns dann aber ohne Zahlung durchgewunken. [caption id="attachment_179" align="alignleft" width="320" caption="Baobab Baum"]Baobab Baum[/caption] Senegal ist anders. Senegal ist teurer. Senegal ist Musik. Senegal ist Frauen. Senegal ist schwaerzer, vor allem aber Senegal ist gruener. Vor wenigen Tagen noch von Sand umgeben, bin ich nun in ueppiegem Gruen angekommen. Die oben erwaehnte Sandpiste durch den Sumpf war bevoelkert von allerei mir leider unbekannten Voegeln, erkennen konnte ich nur diverse Enten und Schwalben, Reiher und weisse Flamingos. Es gibt Baobab Baeume und andere Palmensorten und die Luft wird schwueler. Ploetzlich hoert man westafrikanische Musik, nach dem fuer meine Ohren belastenden Billg-Synthie-Midi-Arab-Pop-Muell gibt es Musik die aus dem Bauch kommt, von ganz unten, die in die Beine geht, Rythmus hat. Ich schnappe von einem auf der Strasse aufgestellten Lautsprecher etwas auf und singe es fuer Stunden in meinen Helm. Ich bin froh das nach fast 4 Wochen wieder Musk in mein Leben gekommen ist und freue mich auf hoffentlich viele Neuentdeckungen. Auf einmal gibt es Frauen, in Mauretanien kommuniziert man fast ausschliesslich mit Maennern. Frauen sind zwar da, aber im Hintergrund und meist verschleiert. Nicht nur gibt es Frauen, sie ziehen sich auch koerperbetont und aufreizend an. Was fuer ein Gegensatz. Wir sind nach wie vor in moslemischen Gebiet, aber die Auslegung ist hier spuerbar lockerer. Alkohol ist ohne Probleme erhaeltlich und Bier zu trinken scheint hier bei der Mehrheit kein Verstoss gegen die Religion darzustellen. [caption id="attachment_185" align="alignleft" width="320" caption="Schnappschuss auf der Fischerinsel in St. Louis"][/caption] Auf dem Weg durchs Land faellt etwas auf, was ich auch in Mauretanien schon erstaunlich fand. Man faehrt durch aermste Doerfer, teilweise nur aus Strohhuetten bestehend und ohne ersichtlichen technischen Fortschritt, aber eine Errungenschaft praegt auffaellig das Strassenbild - das Handy. Ueberall sitzen die Leute auf der Strasse und tippen auf ihrem Handy oder telefonieren und die Logos der Anbieter praegen unuebersehbar dominant jedes Stadtbild (hier in Senegal ist es "Orange"). In jedem auch noch so kleinen Laden kann man Prepaidkarten erwerben und fliegende Haendler mit solchen Karten gibts an jeder Ecke. Dreiste Kinder fragen nicht nach dem Cadeau sondern direkt nach dem "portable" und das man mit dem Handy neben dem Telefonieren auch aktuelle Musikvideos herunterladen kann ist hier, wie uns in Terjit demonstriert wurde, ebenso wenig ein Geheimnis. Tief eingerusst vom Diesel der Lasterkaravanen sind wir in Dakar angekommen. Die letzten 30 Kilometer vor der Stadt waren mit gutem Abstand die widerwaertigsten und stinkensten Motorradkilometer bisher. Ein nicht enden wollender Molloch aus Muell, Abgasen, slumaehnlichen Behausungen und dichtem Stau. Die Strassenraender sind voll mit Menschen, die zwischen den Autos hin- und herspringen und irgendentwas verkaufen wollen. Als mir irgendwann, in einer schwarzen Dieselwolke stehend und voellig verschwitzt und erschoepft, ein zahnloser alter Mann orthopaedische Knieschoner verkaufen wollte, wusste ich nicht mehr wie ich darauf noch reagieren soll und hab ihn nur geistesabwesend angestarrt. Mit dem eigenen Vehikel in Dakar, dem Ziel der groessten Ralley der Welt (zunmindest bis vor kurzem noch), einzufahren, hat schon etwas erhebendes. Aber es kostet viel Kraft. Dakar ist eine heisse, laute, brummende, voellig chaotische und fuer afrikanische Verhaeltnisse recht europaeische Metropole. Als offensichtiler Tourist hat man es nicht leicht seinen Weg durch die Innenstadt zu bahnen. Eigentlich ist man permanent damit beschaeftigt, zu versuchen Leute loszuwerden die einem irgendwas verkaufen wollen, aber ich vermute das wird sich wohl in den kommenden Wochen auf meinem Weg durch Afrika kaum aendern. Ich bin jedenfalls froh wenn wir uns in den kommenden Tagen auf den Weg gen Sueden, nach Casamance, machen werden, um an den schoensten und entlegensten Straenden Senegals bei Raggae etwas zu entspannen, bevor wir unseren Weg nach Mali antreten. Wenn alles gut geht, werde ich mich kurzeitig von der Gruppe trennen, um einen Abstecher zu einem Hilfsprojekt zu machen, aber dazu im naechsten Beitrag mehr. Bitte entschuldigt meinen etwas schnell zusammengetippten Bericht und vielen Dank fuers bis hierhin gelesen haben.
Von drei selbsternannten Guides verfolgt, habe ich mich in die nahezu unertraegliche Hitze eines Internetcafes gerettet. Meine Guides stehen jetzt draussen und sorgen dafuer, dass niemand mein Motorrad anfaesst. Nach meinen bisherigen Erfahrungen eine hier gaenzlich ueberfluessige Taetigkeit. Die Menschen hier im Inland sind so herzlich, offen und natuerlich, dass man sich hier sofort wohl fuehlt. [caption id="attachment_170" align="alignleft" width="213" caption="im Adrargebirge, oben auf dem Plateau in 80 km Entfernung liegt Chinguetti"]Ich im Adrar Gebirge[/caption] Heute morgen aus Chinguetti gekommen sitze ich jetzt in Atar und werde mit einer kleinen Unterbrechung in Terjit, einer Oase in der Naehe, nach Senegal aufbrechen. Chinguetti war das bisher herausragende Erlebnis dieser Reise. Die Strasse dorthin war bereits eine Herausforderung. Bestehend aus ca. 20 - 30 cm voneinander entfernt liegenden harten Querrillen und einer darueber liegenden Sandschicht, war die Strasse nur ab einer Geschwindigkeit von etwa 80 km/h befahrbar, dann naemlich fliegt das Motorrad fast vibrationsfrei ueber den Untergrund. Sobald man langsamer wird, etwa weil eine uneinsichtige Kurve vor einem liegt, geraet das Motorrad in die Rillen und schuettelt sich derart intensiv, dass man glaubt jeden Moment faellt die gesamte Konstruktion aus Blech und Schrauben auseinander. Der auf den Rillen liegende Sand macht die Sache auch nicht leichter, da dann zusaetzlich die gesamte Fuhre anfaengt unangenehm hin und herzuschwimmen. In der Hoffung die Strasse offenbahrt uns keine unvorhersehbaren Ueberraschungen sind wir also hochkonzentriert ueber die Piste geflogen, den Sand hinter uns aufwirbelnd und ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen, als mir bewusst wurde, dass ich ganau dieses Bild im Vorfeld der Reise im Kopf hatte. Hier bin ich also und fege bei 30 Grad ueber staubige Pisten der Sahara entgegen. Peter hat sich leider bei einem ansonsten unproblematischen Sturz im tieferen Sand, die Kofferhalterung abgerissen, was seine Stimmung bei Ankunft in Chinguetti etwas getruebt hat. Chinguetti liegt direkt am Rande der Duenen. Es gibt keinen Strom, kein Telefon und kein Benzin, die Menschen strahlen uebers ganze Gesicht und die Kinder, die uns auch hier sofort umringen, sind liebenswuerdig und trotz ihrer Neugier nicht aufdringlich. Die Strassen haben keine Namen und sind nur staubige Pfade und nach Einbruch der Dunkelheit kann man sich nur noch mit Taschenlampen in der Stadt zurechtfinden, naja wir zumindest. Die Menschen sitzen abends vor ihren Laeden, gruessen ohne gleich etwas verkaufen zu wollen und irgendwo in der Ferne hoert man trommeln und singen. Hier ist Afrika denke ich und fuehle mich bereits am ersten Abend trotz anstrengender Fahrt wohl. Wie viele andere Stadte ist auch Chinguetti eine Art Geisterstadt. Die urspruengliche Siedlung (vor 1300) wurde vor langer Zeit von den Duenen ueberrollt und auch die aktuelle "alte Stadt" besteht zu 70% aus Ruinen. Stadt die Ruinen abzureissen oder aufzubauen, zieht man einfach in ein neues Haus daneben oder eine Strasse weiter, das scheint mit weniger Aufwand verbunden zu sein. Da es praktisch nie regnet eignen sich aber auch die dachlosen Ruinen mit einem uebergspannten Stoffdach noch hervorragend um Kind und Ziegen unterzubringen. Uerberall schichtet sich der Sand an den Waenden und die Tueren der unbewohnten Ruinen sind unpassierbar zugeweht. Eine wichtige Stadt war es einst und es kamen hier bis zu 30000 Kamele zusammen, beladen mit Waren aus Timbuktu, dem Sueden oder Marokko. Wie die meisten anderen Handelsstadte der Sahara hat auch Chinguetti seine Bedeutung mit dem Aufkommen der Seehandels eingebuesst. 7 zum Teil erhaltene Bibliotheken zeugen auch von der akademischen Bedeutung der Stadt. Heute sind die meisten Buecher vom Verfall betroffen oder gaenzlich von Termiten zerfressen. Abends sitzen wir im einzigen Restaurant (ein Franzose, der sich in die Stadt verliebt hat, haelt es geoeffnet) und reden mit Moma einem Senegalesen der sich hier angesiedelt hat. Zur Frage warum hier eine Strassenbeleuchtung aufgebaut ist, aber nichts leuchtet, meint er nur, die Anlage waere recht neu und zur Foerderung des Tourismus gebaut. Auch gibt es einen neuen Generator, aber es schaltet ihn keiner an. Das Licht waere auch viel zu hell und stoert nur wenn man im Sommer vor seinen Haus oder Laden schlafen will. Keiner interessiert sich wirklich dafuer. Wir laecheln und freuen uns ueber den fantastischen Sternenhimmel weit ab von jeglicher Lichtemmision. [caption id="attachment_163" align="alignleft" width="320" caption="Fuehrer mit Packkamel voraus"][/caption] [caption id="attachment_165" align="alignleft" width="320" caption="zu langsam fuer den Selbstausloeser"][/caption] [caption id="attachment_171" align="alignleft" width="320" caption="meine Spuren im Sand"][/caption] Unbestrittenes Highlight war ein 2-taegiger Ausflug in die Wueste. Peter hat sich auf die Rueckreise begeben und ich habe mir zusammen mit Irshad, dem einzigen anderen Touri in der Stadt, einem Englaender pakistanischer Abstammung, einen Wuestenfuehrer und 2 Kamele geleistet. Unsere Tour war zweifelsfrei eine der unbeschreiblichsten Naturerlebnisse meines Lebens und wenn ich Irshad auf einem der naechsten Duenehuegel stehen sehe, er mich mit erstauntem Gesichtsausdruck ansieht und die Arme als Zeichen seiner Fassungslosigkeit seitlich ausgetreckt hochhebt, weiss ich, er ist genauso ueberwaeltigt wie ich. Als wuerde man durch eine Traumwelt streifen, endlos weit, sich staendig aendernd, ein Meer surrealer Formen und Farben an denen man sich einfach nicht satt sehen kann. Wir folgen in teilweise grossem Abstand unserem nur arabisch sprechenden Fuehrer und versuchen die Eindruecke in Bildern einzufangen und wissen dass es nicht gelingen kann. Es ist als wuerde man die Formen einer schoenen Frau betrachten, die neben einem nackt auf dem Bett liegt und auch hier kann ein Foto den eigentlichen Reiz des Daseins nicht im geringsten einfangen, hat Irshad sehr teffend dazu bemerkt. Die Duenen selbst sind teilweise ueber hundert Meter hoch und als wir uns sitzend und schlitternd die Berge hinunterfallen liessen, konnte ich einen Wunsch nicht unterdruecken - "Allah gib mir ein Snowboard". Wow waer das ein Spass aber ich hoffe instaendig, dass es nie dazu kommen wird, dass man sich Snowboards in Chinguietti ausborgen kann, auch wenn es sicher gut funktionieren wuerde und die Vorstellung mit Snowboards beladene Kamele durch die Wueste ziehen zu sehen ist schon sehr ulkig. Unser Fuehrer war eine bewundernswerte Einheit mit seiner Umgebung. Alles passierte in Harmonie mit dem Kamel und der Duenenwelt. Unscheinbar hockt er sich hin, um sich verborgen vom weiten Umhang seiner Beduerfnisse zu entledigen, baeckt Brot im Saharasand, schreitet scheinbar gewichtslos ueber den Sand, hinterlaesst nie Spuren an den Orten unserer Pausen, betet regelmaessig zu Allah, der hier irgendwie naeher zu sein scheint, und, fuer mich besonders ungreifbar, findet die Kamele wieder. Diese naemlich werden in den Zeiten der Pausen und der Nacht zum fressen einfach frei laufengelassen. Damit sie nicht zu weit kommen werden die Vorderbeine etwas zusammengebunden, sie koennen dann zwar nicht mehr rennen, aber im Zeitraum einer Nacht kommen sie durchaus sehr weit. Vor dem Sonnenaufgang und nach dem Gebet verschwindet unser Fuehrer in irgendeine Richtung und taucht etwa 50 Minuten spaeter mit den Kamelen im Schlepptau wieder auf. Es bleibt mir ein Raetsel wie er auch nur wusste in welche Rictung er gehen sollte. Leider sind wir erbaermlich an jeglicher Art Kommunikation gescheitert, selbst Irshad, der als Moslem selbst etwas Ararbisch spricht war nicht in der Lage sich zu verstaendigen. Sehr schade, wir haetten ihn so viel fragen koennen. Die Nach selbst war mit Ausnahme des Sternenhimmels und einer etwa 5 Sekunden sichtbaren hell erleuchteten Sternenschnuppe (lang genug um auch Irshad darauf aufmerksam zu machen, so dass auch er sie noch sehen konnte) fuer mich die Kaeltekatastrophe. Die letzten Naechte waren recht warm und ausgehend davon, das fuer Decken gesorgt sein wuerde, hatte ich nichts weiter fuer die Nacht mitgebracht. Nachdem unser Fuehrer kurz nach Einbuch der Dunkelheit unter seiner Decke und Irshad in seinem Schlafsack eingeschlafen waren, stand ich vor einer vor Kaelte halb schlaflosen Nacht. Zitternd und durchgefrohreren bis auf die Knochen lag ich die letzen 3 Stunden vor Sonnenaufgang eingewickelt in die widerwaertig stinkende Kameldecke (kleine Decke zwischen Sattel und Kanmelruecken) und habe mir nichts sehnlicher gewuenscht als die Zeit vordrehen zu koennen. Die kalte Jahreszeit hat jetzt angefangen und der Temperaturumschwung fand genau in dieser Nacht statt. Die Quittung habe ich umgehend erhalten und so sitze ich jetzt hier mit Schnupfen, Husten und traenenden Augen und fuehle mich ziemlich miserabel :( . Daher werde ich mich in Tirjit entgegen meiner Planung etwas erholen, bis ich wieder fit bin. Die Wueste hat einen sehr tiefen Eindruck hinterlassen und es reizt mich sehr nochmals zurueckzufahren um auch Quadane und den Guelb er Richat noch zu sehen. Ein paar Tage in der Wuesste ist wie eine Entschlackung der Seele. Ausser den fremdartigen Formen und Farben gibt es keine Reize, keine Geraeusche, keine Menschen einfach nichts. Mich laesst der Gedanke nicht los dieser Entschlackung auch eine koerperliche Entschlackung hinzuzufuegen und mich fuer 5 Tage nur mit meinem GPS und 15 Liter Wasser irgendwo in die Wuesste unter einen Baum zu setzen und zu fasten. Verrueckt denkt ihr?, mag sein, aber warum nicht, die Gelegenheit dazu hat man so wohl nicht sehr oft, vielleicht nie wieder. Aber ein Blick auf die Karte belehrt mich wieder eines besseren und so werde ich als naechstes wohl Dakar angehen und meine dann hoffentlich eingetroffenen Ersatzteile entgegennehmen. Spaetestens in Namibia gibt es wieder Wuesste sage ich mir und Mali liegt ja auch noch auf dem Weg. [caption id="attachment_166" align="alignleft" width="320" caption="einfach ein Traum"][/caption] Vielen Dank wieder fuer eure zahlreichen Kommentare. Ich melde mich hoffentlich bald erholt aus Senegal zurueck und verabschiede mich damit vorerst von der faszinierenden Sahara und den liebenswerten Menschen dieser Region.
[caption id="attachment_158" align="alignleft" width="320" caption="Minenfeld auf den letzten Kilometern vor der mauretanischen Grenze. Man verlaesst die Strasse hier besser nicht!"][/caption] 2 weitere Tage Kilometerjagd durch Western Sahara hat unerwartet landschaftlich noch einiges an Abwechslung mit sich gebracht. Fuer die Computerspieler unter den Lesern kann ich ein einfaches Gleichnis ziehen, es ist als wuerde man direkt nach Motocross Madness gebeamt worden sein und ich musste staendig mit mir kaempfen nicht einfach die Strasse zu verlassen und direkt auf einen der einladenenden Huegel zuzurasen, um dann hunderte von Metern durch die Luft zu fliegen. Die Wueste aendert sich langsam und beinahe unmerklich. Aus roten Sand und groesserem Gestein wird hellerer Sand und Geroell und die Pflanzen verschwinden zunehmend. Zur mauretanischen Grenze hin versinkt man aber ploetzlich in einer Felswueste und nach tausend Kilonmeter schnurgerader Strasse wird man mit Kurven durch eine mondaehnliche Landschaft belohnt. Am faszinierendsten fuer mich aber war es in nicht allzugrosser Entfernung meine ersten Sanduenen zu sehen. Goldgelb und maechtig ragen sie aus der ansonsten voellig flachen Wueste heraus. Ich musste zweimal hinsehen um mich zu vergewissern, dass sie wirlklich da waren, so unwirklich erschienen sie mir. Die Kanten durch den immer wehenden Wind unscharf und verwischt und mit einem sich schlaengelnden, staendig veraendernden Kamm versehen, erwecken sie den Eindruck eine Mischung aus Berg und riesigem Getier zu sein. Ich musste an Wale denken, die aus dem Ozean auftauchen. Das Gleichnis Wueste mit Ozean habe ich daraufhin noch oefter empfunden. [caption id="attachment_152" align="alignleft" width="320" caption="Peter im Grenzgebiet im Sand versunken"][/caption] Die Grenze nach Mauretanien haben wie gegen 3:30 Uhr nachmittags erreicht und sahen uns daraufhin einem schier endlosen Marathon aus Warten, Paesse zeigen und Formularen ausfuellen, ausgesetzt. Man muss nur einmal als Durchreisender die Grenze ueberqueren, um zu erkennen wie unfassbar ineffizient der gesamte Vorgang ist, aber letzlich hat man schlicht keine Wahl als den gesamten Prozess ueber sich ergehen zu lassen. Verstehen muss und kann mann ihn nicht. Allein um aus Marokko auszureisen mussten wir mehrfach das gleiche Formular ausfuellen, insgesamt 5 mal den Pass zeigen und etwa 3 Stunden warten. Als wir ankamen war kaum jemand vor Ort, erst als sich etwa 2 Stunden spaeter etwa 40 Leute angesammelt hatten, wurden die ersten Stempel verteilt. Ich vermute mal das es sich aus Sicht der Grenzbeamten vorher einfach nicht gelohnt hat, mit der Arbeit zu beginnen. Auch zeigt man als Wartender Respekt und je mehr Leute warten, desto wichtiger wird die Person oder die Institution, deren Dienste man benoetigt. Vielleicht aber gibt es auch einen kleinen Schagabtausch zwischen den Grenzen und die Marokkaner schicken absichtlich eine grosse Zahl Reisender kurz vor Feierabend auf die mauretanische Seite, wer weiss. Als wir langsam anfingen unruhig zu werden, ob wir auf der anderen Seite ueberhaupt noch reinkommen, ging es dann ploetzlich ganz schnell und wir fanden uns auf dem Niemandsland zwischen den Grenzen wieder. Eine Strasse gibt es nicht nur Fels, Geroell und viel Sand und Sand ist mit unseren schwerbeladenen Maschinen alles andere als eine Freude. Den Grenzposten auf der anderen Seite sieht man nicht, also wohin eigentlich fahren? Wo immer ein Bedarf gibt es auch hier einen Dienstleister und zwar in Form zweier Maenner, die uns grinsend aus einem Allrad-Toyota heraus ihre Hilfe anboten, uns ueber geeignete Pfade auf die andere Seite zu bringen. Zuversichtlich dass das nicht so schwierig sein koennte lehnte wir ebenfalls grinsend ab und fuhren geradewegs ins Nichts, gefolgt von unseren Helfern. 5 Minuten spaeter waren wir, offenbar auf der falschen Route, hoffnungslos schwitzend im Sand versunken, Geoff und ich hatten bereits die ersten Sturze hinter uns, und nahmen zaehneknischend die Hilfe der Fuehrer an, die uns wissentlich auf dem Irrweg verfolgt hatten. Auf der mauretanischen Seite angekommen, dem einzigen offiziellen Uebergang aus Marokko wohlgemerkt, findet man zwei Holzbarakken ueberlster Sorte, eine davon ohne Licht und man ist geneigt zu glauben, dass es sich um Betrueger handelt. Immerhin aber ging alles dann recht zuegig und nachdem wir zu irrsinnig schlechten Konditionen Geld getauscht und eine Versicherung fuer die Motorraeder im Gepaeck hatten sowie Stempel- und Carnetangelegenheiten hinter uns gebracht waren, fuhren wir in die dunkle Nacht. Die Versicherung bekamen wir uebrigens in der Barakke ohne Licht, ausgetellt von jemandem mit einer Taschenlampe zwischen Kinn und Schulter, umzingelt von Geldtauschern und unterbrochen vom Gebet des Austellers. Abends irgendwo ankommen ist meist schwierig, man ist erschoepft, es ist warm, man sucht nach einer geunstigen Unterkunft, die allen Recht ist, alles ist fremd und mann muss die Vertrautheit seines motorisierten Begleiters verlassen und heranstuermende Kinder und Haendler machen die Angelegenheit auch nicht leichter. Dies auch noch im Dunkeln hinter einer Grenze, den unangehmsten Orten ueberhaupt, zu vollbringen, stand uns nun bevor und unsere Laune war entsprechend getruebt. Was fuer ein Einstieg. In Mauretanien fuehlt man sich ploetzlich in Afrika wie man sich es vorstellt, die Menschen sind mehrheitlich schwarz, die Strassen mehrheitlich Sandpisten (mit Ausnahme der grossen Verbindungsrouten), es ist heisser und das Leben spielt sich auf der Strasse ab. Nichts ist neu, alles wird gebaut, nichts ist fertig, jeder kann und weiss immer alles und es lohnt sich kaum jemanden zu fragen. Fragt man in einer Apotheke ob es Brot gibt, wird man die Antwort "Ja" erhalten, dann wird ein Junge 2 Strassen weiter geschickt, der dann dann Brot bringt, dass dann zum 5fachen Preis an die wandelnden weissen Geldautomaten verkauft wird. Man kann im Allgemeinen davon ausgehen, das man immer ein Vielfaches bezahlt, egal wofuer. Ein Sache die mir auch in Marokko schon aufgefallen ist und sich hier verstaerkt fortsetzt, sind die Kinder und teilweise Alten, die beim Essen direkt hinter einem stehen und geduldig darauf warten, das wir aufstehen und den Tisch verlassen. Sobald man weg ist, fallen alle ueber den Tisch her und schlingen das Essen und trinken die Reste. Der Unterschied zwischen uns ist nirgends staerker und unangenehmer zu spueren. Mir ist klar geworden, das Autos im Verhaltnis zum Leben eines Menschen im westlichen Europa nur ihre Jugend, sagen wir mal die ersten 25 Jahre, verbringen. Dann erst beginnt das eigentliche Leben weit jenseits funktionierender Kilometerzaehler und Tachostaende. Merzedes 190d ist hier das klar bevorzugte Auto und viele haben noch das "D" hinten drauf. Diesel ist einfach zu bekommen und zu unserem Leidwesen stossen wir auf die ersten Tankstellen dir nur Diesel verkaufen. Um sicher zu gehen sind wir dazu uebergegangen immer voll zu tanken. [caption id="attachment_159" align="alignleft" width="320" caption="heiss, trocken und lebensfeindlich"][/caption] Die Fahrt nach Noukchott, der Hauptstadt Mauretaniens, war die heisseste bislang. Sobald man die Kuestenregionen verlaesst und sich in die Wueste begibt, wird es sehr schnell sehr heiss und die Temperatueren steigen auf ueber 40 Grad. Solange man mit mehr als 60 kmh in Bewegung bleibt ist es ertraeglich, aber wehe man bleibt stehen... Die Vortstellung das Motorrad entschliesst sich ausgerechnet hier liegen zu bleiben, ist beaengstigend. Mauretanien besteht zu 80 Prozent aus Wueste, Sandwueste zum groesseren Teil, unbewohnbar, und so teilen sich auch nur 3 Millionen Einwohner eine Flaeche doppelt so gross wie Frankreich. Aber es ist ein besonderes Erlebnis das Motorrad einfach mal am Strasssenrand stehen zu lassen und 5 Minuten in die Wueste zu laufen, wissend; dass es es viele tausend Kilometer in dieser Richtung nichts als Sand zu finden gibt, sich umzudrehen, das winzige Motorrad in der Weite des Sandes zu sehen und sich schnell wieder in die Sicherheit der Strasse zu bringen. Als wuerde man in die Weite des Ozeans schwimmen und zureck an Land kommen, bevor man ertrinkt. Noukchott ist vermutlich die am weingsten urbane Hauptstadt in der ich je war, nur die grosse Strasse, die in die Stadt fuehrt, laesst auf eine kommende Hauptsatdt im gewohnten Sinne schliessen. Da diese allerdings auf beiden Seiten auf der gesamten Laenge von Muellbergen umgeben ist, geht der einladende Eindruck schnell verloren. Grosse Eingangstrassen mit Tordurchfahrten oder Statuen haben wir auch in Marokko viel gesehen. Offenbahr wird darauf Wert gelegt vielversprechend empfangen zu werden, ein Eindruck, der allerdings immer verloren geht sobald man tatsaechlich in der Stadt ankommt. Vermutlich gab es dazu einen Regiezrungsbeschluss oder aehnlich. Es fuehlt sich beinahe kommunistisch an, nicht nur die weite und Groesse der Strassen, sondern auch die konsequente landesweite Umsetzung, als waere es Teil eines 5 jahres Planes. Noukshott aber ist sympatisch, sehr entspannt und doch lebendig. Wir haben eine nette Unterkunft gefunden, in der wir uns ein paar Tage entspannen werden. Nachdem wir unsere Visa fuer Mali im Gepaeck haben , werden Peter und ich (Geoff un Mark sind nicht interessiert) unseren heissen Weg in die Wuestenoasen nach Atar antreten, eines der Highlieghts, auf das ich mich schon seit laengerem freue. Ein weiter Weg, der uns im uebrigen ganz in die Naehe des Guelb el Richat fuehren wird, einem aus dem All gesehen faszinierend aussehenden geologischen Gebilde. Leider funktionert Google maps hier nicht, sonst haette ich einen link gepostet, aber der Interssierte gehe zu Google Maps (Satellitenasnicht), suche Mauretanien und zoome langsam auf ein augenaehnlich aussehendes Gebilde. Leider soll es allerdings vor Ort erheblich weniger faszinierend aussehen als von oben und der beschwerliche Weg ueber scharfkantiges Geroell wird nicht wirklich belohnt. Aber mal sehen wie weit wir in die Region vordringen werden. Der Naechste Eintrag erfolgt vermutlich erst in einigen Tagen, wenn wir wieder zurueck in Noukchott sind und dann auf dem Sprung nach Senegal.
[caption id="attachment_147" align="alignleft" width="320" caption="Atlasauslauefer im Dunst"][/caption] Der Wind saeuselt sachte um den Helm und der Motor brummt zufrieden bei konstanter Drehzahl. Alle Luftoeffnungen der Jacke sind offen und die warme, fast schon heisse Luft wirbelt durch mich hindurch. Links trennt mich ein kleiner Gebirgszug von der endlosen Weite der Wueste, waehrend sich rechts der herangewehte, gelbe Saharasand sanft an die Felsen und Anhoehen schichtet und eine erste Vorahnung auf die Duenen zulaesst. Auf der Strasse liegt eine duenne fast unsichtbare Schicht Sand, die aber in der Spur von Geoffs Motorrad vor mir aufgewirbelt sichtbar wird. Ueber dem gesamten Tal liegt ein nebliger Dunst, in den die Berge am Horizont langsam eintauchen. Die Arme lang und eine bequeme Sitzhaltung eingenommen beobachte ich die letzen Zuege des Atlas verschwinden und geniesse in voller Zufriedenheit die Ruhe und Einsamkeit dieser wunderbaren Landschaft. Schoener kann Motorradfahren nicht sein.
 
Schoen waren sie die Berge und fuer laengere Zeit werden wir uns nun durch Flachland bewegen. Oedland wuerde ich beinahe sagen, unterbrochen von wenigen Hoehepunkten. Wir sind in Western Sahara, Bourjdour angekommen. Flach und endlos weit ist es hier. Die Strasse verschwindet irgendwo am Horizont, links, rechts, vor und hinter mir ist ist alles gleich. Die eigene Bewegung erkennt man nur am Vorbeifliegen der Steine und kleinen Straeucher am Strassenrand, ansonsten veraendert sich ueber Stunden nichts. Wir haben mittlerweile Peter, den Iren, eingesammelt und sind jetzt zu viert unterwegs. Zwischen uns liegen manchmal Kilometer und jeder faehrt in seiner eigenen Geschwindigkeit und traeumt oder denkt vor sich hin. Es ist die Hauptstrasse, man koennte auch fast behaupten die einzige Strasse durch Western Sahara nach Mauretanien und dennoch sind die entgegekommenden Fahrzeuge (meist Lastwagen) so selten, das man sich gruesst, wenn man sich begegnet. Die Sahara offebahrt sich zunehmend deutlicher und so finden sich hin und wieder groessere Verwehungen von Wuestensand auf der Strasse, die dann von Baggern auf die dem Wind gegenueberliegende Seite transportiert werden muessen. Fast wie Schnee durch Schneefahrzeuge im Winter, aber eben auch nur fast. Ich habe mir das Tao Te Ching mitgenommen und lege jeden Tag ein Tao unter die Folie des Tankrucksacks vor mir. Bei den derzeitigen Verhaeltnissen habe ich sehr viel Zeit jedem einzelnen Tao lange und ausgiebig meine Aufmerksamkeit zu schenken und meine Gedanken wandern zu lassen. Camper und Touris haben wir derweil hinter uns gelassen und unser Auftreten erzeugt zunehmend Aufregung. Kinder kommen schon von weitem angerannt, sobald wir uns naehern und halten die Haende auf. Dies tun sie jedoch nicht immer freundlich und so habe ich mich schon vor den ersten geworfenen Steinen ducken muessen. Ein anderes Mal wollte ich nur einen Bonbon aus der Tuete nehmen und - Schwupp - schneller als ich denken konnte wurde mir die gesamte Tuete aus der Hand gerissen. Etwa alle 50 Kilometer oder an landschaftlich geeigneten Orten trifft die Strasse auf Militaerkontrollen. Anfangs wurden wir einfach durchgewinkt, dann ausgefragt, dann sollten wir die Paesse zeigen und mittlerweile wird jedes Detail festgehalten. Pro Tag muessen wir bereits knapp 2 Stunden Aufenthalt an solchen Kontrollpunkten einplanen. Aber das Militaer ist immer freundlich und Geoff meint, die halten uns nur solange auf, weil wir die einzige Abwechslung sind, die die Jungs, den ganzen Tag in der oeden Hitze sitzend, haben. [caption id="attachment_149" align="alignleft" width="320" caption="Die Warnschilder mit dem Kamelsymbol hab ich schon haeufiger gesehen, jetzt gabs auch die Echten"][/caption] Erstaunlich ist, dass immer wieder zwischendurch ploetzlich Leute am Strassenrand sitzen und vermutlich auf eine Mitnahmegelegenheit warten. Woher sie gekommen sind, ist unklar, denn weit und breit gibt es nichts, meist nicht einmal Schatten. Sie sehen aber auch nicht aus, als wuerden sie sich bemuehen ein Fazhrzeug heranzuwinken, da sie still und bewegungslos bleiben, es bleibt mir ein Raetsel. An den Stellen, an denen die Strasse naeher am Ozean liegt, stehen vereinzelt Fischerbaracken und die Fischer verkaufen ihren Fisch direkt am Strassenrand. Um moeglichst weit auf sich aufmerksam zu machen, haengen sie einen alten Fisch (oder mehrere) an Angelleinen auf, die dann im Wind vor sich hinbaumeln. Da sich sonst nichts bewegt, ein deulich sichbares Zeichen. Appetitlich sehen die teilweise voellig vergammelten Fische aber sicher nicht aus. Mit Erschrecken habe ich heute feststellen muessen, dass mein Hinterreifen endgueltig sein Leben ausgehaucht hat und an einigen Stellen bereits die Schicht unter dem Gummi sichtbar wurde. Hoechste Zeit also, den neuen aufzuziehen. Nachdem ich nun bereits soviel dazu geschrieben habe, ist es sicher ernuechternd zu hoeren, dass am Ende alles ganz einfach war :) . 4 Mann, 1:30 und viel Schweiss hat es zwar gekostet, aber danach sass ich gluecklich ueber meinem neuen Reifen und bin von nun an mit deutlich geringerem Gewicht unterwegs. Wenn alles gut geht, sollte allerdings bereits in etwa 2 Wochen ein neuer Reifen auf mich in Dakar warten. Danke an Tom von KTM Berlin an dieser Stelle. Nach vielen Tagen Camping haben wir uns heute wieder ein Hotel geleistet, gucken BBC news und geniessen eine warme Dusche. Bei Benzinpreisen von mittlerweile weniger als 50 Cent, duerfen wir uns das aber auch leisten. [caption id="attachment_148" align="alignleft" width="320" caption="Zeltplatz irgendwo im Nichts"][/caption] Die Campingplaetze sind im uebrigen haeufig einfach nur ein ummauertes Stueck Wueste, mit einem Schild "Camping" an der Einfahrt und einem WC und einer Dusche drin, also um einiges weniger komfortabel als man dies vielleicht vermuten wuerde. Uerberhaupt wird das Ummauern leerer Plaetze hier haeufig vor dem eigentlichen Bau durchgefuehrt, so kann man sich spaeter dann immer noch entscheiden, ob man ein Haus reinbaut, oder bei mangelnden finanziellen Mitteln einfach ein "Camping"-Schild davorstellt.
In den kommenden Tagen erwartet uns weiter die gleiche monotone Landschaft und ich habe genug Zeit die naechsten Taos ausgiebig zu durchdenken. Die Strasse fuehrt uns an der Kueste bis zur mauretanischen Grenze. Ausser einem Militaergrenzuebergang mit unklaren Benzinmoeglichkeiten ist dies der einzige offizielle Weg nach Mauretanien. Der MilitaerUebergang bei Bir Mogrein fuehrt jedoch durch die als unsicher eingestufte noerdliche Region des Landes, also haben wir uns fuer den normalen Uebergang entschieden. Internet wird jetzt zunehmend schwierieger und ist nur noch in groesseren Staedten vorhanden, fuer den Upload der GPS-Daten und der Bilder hatte ich genug Zeit hier nebenbei eine ganze Stunde diesen Text zu tippen. Ich vermute hier im Blog multimedial zu bleiben, koennte sich in Zunkunft als schwieriger erweisen. Ich danke euch vielmals fuers mitlesen, bis demnaechst, dann vermutlich aus Mauretanien!
[caption id="attachment_137" align="alignleft" width="320" caption="Blick Richtung Oarzazate"][/caption] Die vergangenen Tage haben uns zunehmend tiefer ins Landesinnere und abseits der groesseren Staedte gefuehrt. Marrakesch, der vorerst letzte groessere Ort bis Nouakchott, Mauretanien ist sozusagen die Tourismushochburg Marokkos und entsprechend wird man foermlich von Verkaufern aller Art ueberfallen, sobald man sich dem wichtigsten Marktplatz, dem Djemaa el Fna, naehert. Die Sinne werden foermlich mit Geruechen, Farben und Musik ueberflutet. Berge von Gewuerzen die prachtvoll praesentiert werden, endlos lange Tafeln mit Leckereien aller Art, Schlangenbeschwoerer, Affen, zahllose Musiker und Tanzende und hunderte von Staenden ueberfordern den Neuankoemmling. Durch den Djemaa el Fna zu laufen ist ein einzieger Spiessrutenlauf. Da wird hemmungslos am Arm gezupft, festgehalten und am weiterlaufen gehindert und sobald man stehenbleibt gibt es gleich mehrere Verkauefer aller Art die auf einen einstuermen. So hatte ich auf der Suche nach einem geeigneten Essensstand gleich zwei Leute, die nicht gerade zimperlich an jeweils einem Arm zogen, um mich von deren Angebot zu ueberzeugen. Sobald man sich einer Gruppe von Musikern auch nur etwas naehert, kommt gleich ein Geldeintreiber mit einer grossen Schuessel angestuermt und verfolgt dich gnadenlos, wenn man es nicht augenblicklich schafft in der Menge unterzutauchen. Eine wichtige Erfahrung habe ich durch Erlebnisse der vergangenen Tage gemacht, man sollte die Einheimischen mit denen man in Kontakt kommt, finden, statt gefunden zu werden. Wird man hingegen gefunden, egal in welcher Absicht, war das Ziel bislang ausnahmslos auf die eine oder andere Art am Ende Geld einzufordern und manche scheinbar selbstlose Freundlichkeit erweisst sich als Trick. Mit etwas Aerger und Enttaeuschung drueckt man dem Wohltaeter am Ende das Geld in die Hand und denkt, das ist einfach nicht die Art von Kontakt, die ich mit der Bevoelkerung haben moechte. Hingegen hat es sich immer als gute Erfahrung erwiesen den Kontakt selbst zu suchen. Als ich im heissen, verstauten Casa verzweifelt den Weg zum Hotel gesucht habe und mich nach dem Weg erkundigt habe, hat es sich mein zufaellig gewaehlter Fuehrer nicht nehmen lassen fuenf Minuten vor mir her durch die Strassen zu rennen (auf dem Motorrad ist kein Platz) und mich bis zum Hotel zu bringen. Ein Laecheln und ein Handschlag war alles was er als Dank wollte. Auch der Ersatzteilhaendler in Rabat hat nach langer Suche nach einem geeigneten Deckel fuer meinen Kanister, keine Geld annehmen wollen und mich stattdessen zu ultrasuessen MinzTee eingeladen. [caption id="attachment_144" align="alignleft" width="320" caption="Dorf im Atlas - Allahu Akbar schallt durch die Lautsprecher durch das gesamte Tal "][/caption] Wir waren froh Marrakesch gesehen zu haben, aber im Grunde zieht uns die weite Landschaft an und vor uns lag bereits sichtbar und vielversprechend der hohe Atlas. Was kann ich sagen, die Fahrt von Marrakesch nach Ouarzazate und auch heute nach Foum Zguig, bereits recht weit ab von den groesseen Strassen, war ueberwaeltigend und zweifellos eine meiner schoensten Motorraderfahrungen ueberhaupt. Die Strasse schlaengelt sich bis auf 2300 Meter durch karge, rote, steinige Schluchten abgewechselt durch gruene Palmenoasen und immer wieder eingebettet kleine Doerfer aus Lehmhausern in der gleichen Farbe wie die Berge selbst, als waeren sie aus dem Berg gewachsen. Man will alle hundert Meter anhalten und sprachlos in die surreale Landschaft starren und versuchen es irgendwie auf dem Foto festzuhalten. Vom Gefuehl her kann man nicht weiter von zu hause entfernt sein - und wir sind erst in Marokko.  Ouarzazate ist ein Sprungbrett fuer marokkanische Wuestentouristen und so findet man sich dort angekommen, umgeben von etlichen Allradfahrzeugen und Enduros aller Art. Jeder beschreibt seine Wuestentouren oder die Ausfluege in die Schluchten der Umgebung. Auf eine spezifische Art sehr touristisch und ich frage mich wie weit man kommen muss, um dem zu entkommen. Aber dann sehe ich mir die Afrikakarte in der Gesamtheit an und kann nur laecheln ueber die Winzigkeit unserer bisher zurueckgelegten Strecke. Mir wird aber auch bewusst das dies eben kein normaler Urlaub ist, wie ihn die anderen hier erleben. Die Umgebung laedt zu etlichen Ausfluegen von Sandduenensafaris bis zur Erklimmung der 4000 Meter hohen Berge oder der Durchkreuzung der tiefen Schluchten ein, aber wir muessen uns damit abfinden das meiste nicht zu sehen. Wir koennen einfach nicht ueberall auf unserem Weg die Gegend ausufernd erkundschaften, den wir haben ein Ziel und das heisst Kapstadt und der Weg ist weit und auch unsere Zeit und Mittel sind begrenzt. Die Herausforderung besteht im Ankommen und ist wichtiger Teil der Faszination unserer Reise. Mit ein wenig Wehmut haben wir daher viele der Highlights ungesehen gelassen und uns heute weiter in Richtung Suedosten, Richtung Mauretanien begeben. Dennoch wurden wir mit einer Landschaft ohne gleichen in einer zunehmend verlassenen Gegend belohnt, die uns auch promt in unser erstes Beinahe-Benzinproblem gestuerzt hat. Wir befinden uns jetzt kurz vor der Sahara und begegnen Haendlern, die wie ihre Vaeter und Urvaeter Waren mit Kamelkaravanen von hier aus nach Timbuktu und zurueck bringen. Die Reise dauert 2 Monate, der Handel mit den Waren in den Oasen rund um Timuktu ebenfalls 2 Monate und so auch der Rueckweg. Im November also Winter , wenn die Temperaturen in der Sahara etraeglich sind, geht die Reise los. Timbuktu liegt auch auf unserer Route, wir werden es allerdings auf dem "etwas" leichterem Wege, die Sahara umfahrend, ereichen. Nach dem beindruckenden Ausflug durch die Berge wird uns unser Weg in den kommenden Tagen auf den langen Weg durch Western Sahara fuehren. Die Sandduenen hier, lassen wir ungesehen hinter uns wissend, das uns noch viel beindruckendere in Mauretanien und Mali erwarten werden.
Nemo: nur 15 Minuten Zeit, daher nur ein Lebenszeichen, mehr in den kommenden Tagen ...
to marakesch
Nach zweimonatigem Emailverkehr mit Mark (43 - Californien) und Geoff (35 - Schottland) war es shon sehr bewegend sich dann tatsaechlich in Casablanca am verabredeten Treffpunkt die Haende zu schuetteln. Mark ist ein IT-Jounalist der einiges an Erfahrung vorzuweisen hat, wenn es um Fernreisen mit dem Motorrad geht (Alaska -  Feuerland) und Geoff ein ehemaliger britisher Soldat, der rund um die Welt in Krisengebiten im Einsatz war. Beide sind vollkommen anders als erwartet, ohne Wertung, einfach anders und die Umstellung von der Single zur Triplereise bringt ein voellig verschiedenes Reisegefuehl mit sich. Peter (60 und Ire), der vierte unterwegs, habe ich noch voellig zufaellig in Rabat getroffen. Er wird uns fuer die Mauretanien-Wuesten Routen begleiten, faehrt dann aber wieder zurueck nach Marokko. Nach einem sehr bier-intensiven Abend (Yep hier gabs bars) in Casa, haben wir uns heute auf den Weg nach Marakesch gemacht. Der Wechsel der Landschaft war ueberwaeltigend. Trocken und staubig, rote Erde , leicht huegelig , hin und wieder Palmenheine, das Atlasgebirge in weiter Ferne sichtbar, leere aber nach wie vor herausragend gute Strasse - einfach fantastisch.
Es war schon ein sehr gemischtes Gefuehl auf der Faehre stehend das gute alte Europa aus den Augen verschwinden und auf der anderen Seite Afrika naeher kommen zu sehen. Schwindende Sicherheit als Preis fuer das Abenteuer. Ein wenig mulmig war mir da schon. Nach nur 40 Minuten steht, bzw. faehrt, man auf der anderen Seite und findet sich zunaechst in Ceuta einer unter spanischer Hoheit stehenden Halbinsel und neben Melilla dem letzten Aussenposten Europas auf dem afrikanischen Kontinent, wieder. Der Kulturschock bleibt zunaechst aus und man erlebt stattdessen einen bunten Mix aus franzoesischen, spanischen und arabischen Einfluessen. Berber, Araber, Europaeer zusammengewuerfelt auf kleinsten Raum in einer sauberen und gepflegten Stadt mit augenscheinlich hohem Lebensstandard. Ich muss zugeben in all der Vorbereitung auf das Ganze, der Organisation und dem Versuch zeitnah mit den beiden anderen zusammenzutreffen, habe ich vollkommen vernachlaessigt mich darauf vorzubereiten was mich im direkt vor mir liegenden Marokko erwartet. Weder kante ich die Waehrung noch hatte ich mich damit auseinandergesetzt welche Route jetzt als naechstes einzuschlagen ist. Dank GPS-Routing war das ja auch bislang gar nicht noetig. Fuer Afrika aber sind die GPS Karten eher rudimentaer und ein automatisches Routing gibs schon gar nicht. Nach einstuendiger Grenzueberquerung (Marokko duerfte noch eines der einfachsten sein) fand ich mich ein einer anderen Welt mit extremen Gegensaetzen zum gerade verlassenen Ceuta wieder. Steigt man aus einem Flieger akzeptiert man einfach, das die Welt nach dem Ausstieg eine komplett andere sein kann. Wenn man sich hingegen fahrend durch Europa bewegt hat man Zeit sich an die Veraenderungen zu gewoehnen. Nach nur 100 Metern Grenzgebiet ist aber einfach alles anderes und das mulmige Gefuehl der Faehre war auf einen Schlag mit ganzer Kraft zurueck und ich ertappe mich bei dem Gedanken "Motorrad, bitte bitte bleib heil, hier will ich nicht mit dir liegenbleiben". Solange es sich bewegt ist das Motorrad der Inbegriff der Freiheit, sobald es steht wird es zum Gefaengnis. Kein guter und kein richtiger Gedanke, aber so fuehlt es sich momentan noch an. Daran werde ich noch arbeiten muessen. Dennoch, als ich in Tetouan anhielt um Geld zu holen beobachtete mich ein auf einer Mauer sitzender mit30jaehriger Mann und laechelte mich bei meiner Abfahrt warm an und winkte mir zu. In diesen 3 Sekunden war das beklemmende, mulmige Gefuehl der Fremde fast gaenzlich aufgebraucht. Mehr braucht es eben manchmal nicht. [caption id="attachment_127" align="alignleft" width="213" caption="Auf dem Weg nach Rabat"][/caption] Die Fuelle der Eindruecke kann ich hier nicht wiedergeben. Es gibt viel Armut, man sieht rudimentaerste Landwitschaft, immer wieder Ansammlungen von Maennern, die mit einfachem Geraet irgendwo neben der Strasse irgendwas buddeln, natuerlich Muell insbesondere schwarze Muelltueten, die staendig herumwehen und sich in grosser Zahl in Zaeunen ansammeln. Insbesondere aber sieht man viel Polizei. Eigentlich hat beinahe jeder Keisverkehr einen eigenen Polizisten, der dort steht und nach dem Rechten schaut, manchmal sind es sogar zwei. Im allgemeinen stehen sie nur rum, sind aber im Falle eines kurzen Staues blitzschnell bereit auf der Trillerpfeife pustend und wild gestikulierend auf sich aufmersam zu machen. Da dies dann auch den Rest der Fahrer ablenkt entsteht dann tatsaechlich eine verfahrene Situation, die ein weisendes Eingreifen des Polizisten erfordert. Ich muss (neben Franzoesisch) als Wichtigstes lernen mit den ueberall vorhandenen Leuten umzugehen, die einem staendig jeden auch nur kleinsten Service abnehmen wollen. So gibts es neben den ueblichen Koffertraegern, Schuhputzern  und Stadtfuehrern auch Helfer fuer Grenzproblematiken, Uebersetzer die ploetzlich aus dem Nichts auftauchen und bei kleinsten Verstaendigungsproblemen helfen wollen, Kindern, die sich anbieten Geld in den Parkautomaten zu werfen, damit man nicht extra hingehen muss, andere die das Motorrad bewachen wollen und etliche mehr. Und natuerlich bin ich einigen auf den Leim gegangen, schliesslich haben die gute Uebung darin ploetzlich unverzichtbarer Teil deines Tages zu werden und man will ja nicht unhoeflich sein; aber manchmal gehts dann wohl anders nicht, da muss ich erst noch Strategien entwickeln. [caption id="attachment_125" align="alignleft" width="320" caption="Die Mauer umgibt praktisch den gesamten Innenkern Rabats und umschliesst die labyrinthische Medina"][/caption] Rabat ist an Eindrueken mehr als ich hier noch abtippen kann. Und vieles muss ich erstmal verarbeiten. Und um auf den Titel einzugehen, der groesste Kulturunterschied ist eben der Islam. Und wenn man fuer alle hoerbar die Gebetsaufrufe durch die Stadt klingen hoert, fuehle ich mich schon sehr fremd und auch ausgeschlossen. Fuer Gehoerlose wird dann im Uebrigen eine weisse Fahne gehisst. Dies mal nur als Info, von meinem nicht abzuwimmelnden Stadtfuehrer, am Rande. Aber es fasziniert mich und ich geniesse es jetzt tatsaechlich auf dem eigenen Motorrad ganz woanders angekommen zu sein. Mark und Geoff haben sich derweil nach Casablanca verkruemelt und warten jetzt dort. Ich schliesse heute abend dorthin auf (nur 90 km entfernt). Allein ists doch etwas nervenaufreibend mit all dem Gepaeck hinten drauf nach einem Hotel zu suchen und jedesmal Angst zu haben einen Teil des Gepaeckhaufens geklaut wiederzufinden. So, ich begebe mich jetzt in die Medina von Rabat und versuche einen Ersatz fuer den verlorengegangenen Verschluss eines meiner Extrakanister zu besorgen, ohne den ich knapp 100 km Reichweite verlieren wuerde. Spaetestens wenn man in abgelgenere Wuestenregionen in Mauretanien will, gehts es ohne den zweiten Kanister nicht mehr. Und falls sich einer wundert warum ich hier sitze und endlos tippe, statt draussen Marokko zu erleben -  es giesst in Stroemen. Ach und eines habe ich noch vergessen.... AHHHH es gibt gar kein Bier nirgends.
[caption id="attachment_115" align="alignleft" width="320" caption="erstes Zeichen vom bevorstehenden Afrika"][/caption] Vorweg: Amerikanische Tastatur, soweit gut, dafuer aber 10 jahre alt und ein grauen. ich entschuldige mich scho mal fur zwischendurch fehlende buchstaben. Viieelen Dank fuer eure kommentare :) . Das ist richtig schoen hier ins cafe zu kommen und zu sehen, dass ich nich der einzige bin, der in den blog guckt. Die Fahrt von Madrid nach Marbella hat mich bereits fuer die Anstrengungen durch ordeuropa entchaedigt. Irgendwo auf der leeren, hervorragend ausgebauten und fast voellig kurvenfreien Autovia del Sur und umgeben von einer kargen, kultivierten und recht monotonen Landchaft bin ich in meiner Reise angekommen und konnte meine Gedanken von der Beobachtung einer Fliege, die 20 Kilometer hinter meiner Windschutscheibe sass, bis hin zu allgemeiner Reflexion ueber Bewegung und Ankommen im Leben allgemein schweifen lassen. So nach und nach finde ich meinen Rhytmus und die noetige Ruhe und stimme mich auf die richtige Reisegeschwindigkeit ein. Die Tage der vielen Kilometer sind vorbei und das ist gut so. Mit der nun gewonnenen Ruhe und Gelassenheit stelle ich auch fest, dass ich offener und freier fuer die Menschen auf meinem Weg bin und mich auf Gspraeche einlassen kann, ohne immer gleich weg und weiter zu wollen. So haben meinen Weg bereits Fabian ein Backpacker aus Wittenberg (19), mit dem ich dann gemeinsam gezeltet habe und zwei englische Paerchen (50+) gekreuzt. Letztere haben mich zu einem sehr netten Gespraech ueber Afrika (die Maenner waren Baenker in allenmoeglichen afrikanischen Laendern, bzw. ehemaligen engl. Kolonien) und einem kuehlen Wein in idylischer Strandbaratmosphaere eingeladen. Die Temperaturen hie unten sind ideal, so ideal, dass man sich nicht entscheiden kann, ob man auf der Sonnen- oder Schattenseite der Strasse gehen will. Egal wie man sich entscheidet, es ist immer richtig und angenehm. Endlich kann ih meinr Nordeuropawinterschichten ablegen. Meine vorbesellten Reifen waren natuerlich nicht da, vor eine woche waren sie noch im lager, jetzt kann sich auch keiner vorstellen wo sie hin sind. So richtig gewundert hats mich eigentlich nicht. Nach einer fast ganztaegigen odyssee habe ich mich letzlih gegen die woche wartezeit auf die (nach langer recheche ermittelten) optimalen Reifen (Continental TKC80) entschieden und stattdessen weit unguenstiegere reifen (Metzeler Karoo) genommen, die ich aber dafuer gleich abholen konnte. Wobei "gleich Abholen" auch eine 100 km Rundreise beinhaltete. Unguenstig uebrigens im Sinne von Haltbarkeit, denn nach etwa 4000 km duerfte ich wieder vor dem gleichen Prblem stehen, dann aber in vermutlich etwas schwierigeren umstaenden. Aber diesem Problem stelle ich mich dann spaeter ;) . Da Marokko groestenteils asphaltiert ist, schleppe ich jetzt vermutlich bis nahe an Mauretanien die beiden nicht gerade leichtgewichtigen Reifen oben aufgeschnallt mit mir rum, um moeglichst spaet zu wechseln. Mir grauts jetzt schon vor dem dann anstehenden Reifenwechsel. Bei meiner letzten Reifenwechselerfahrung hats 3 ausgewachsene Maenner, in einer KTM-Werkstatt wohlgemerkt (vielen Dank nochmal an Tom fuer die Hilfe an dieser Stelle!), gebraucht, um den verteufelten Hinterreifen von der Felge zu bekommen. Aber es gibt Tipps und Tricks fuer solche Faelle auch fuer die Pampa. Wenn gar nichts geht, kann man in letzter Instanz immer noch mit einem Auto an der richtigen Stelle ueber den Reifen fahren, dass sollte in jedem Fall gehen und womoeglich bleibt sogar die Fege ganz :). Deutliche Minuspunkte fuer mein Motorrad an dieser Stelle. Die Prioritaet lag aber ganz klar darin, die anderen nicht weg fahren zu lassen, denn die sitzen in rabat und werden langsam unruhig. Wenn alles gut geht, werde ich demnach morgen frueh die faehre von Algeciras nach Ceuta nehmen und Mark und Geoffrey in Rabat antreffen. So zumindest der plan. Ob wie ueblich die Realitaet von den vorher geschmiedeten Plaenen abweicht, dann beim naechsten Mal.
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