[caption id="attachment_137" align="alignleft" width="320" caption="Blick Richtung Oarzazate"][/caption] Die vergangenen Tage haben uns zunehmend tiefer ins Landesinnere und abseits der groesseren Staedte gefuehrt. Marrakesch, der vorerst letzte groessere Ort bis Nouakchott, Mauretanien ist sozusagen die Tourismushochburg Marokkos und entsprechend wird man foermlich von Verkaufern aller Art ueberfallen, sobald man sich dem wichtigsten Marktplatz, dem Djemaa el Fna, naehert. Die Sinne werden foermlich mit Geruechen, Farben und Musik ueberflutet. Berge von Gewuerzen die prachtvoll praesentiert werden, endlos lange Tafeln mit Leckereien aller Art, Schlangenbeschwoerer, Affen, zahllose Musiker und Tanzende und hunderte von Staenden ueberfordern den Neuankoemmling. Durch den Djemaa el Fna zu laufen ist ein einzieger Spiessrutenlauf. Da wird hemmungslos am Arm gezupft, festgehalten und am weiterlaufen gehindert und sobald man stehenbleibt gibt es gleich mehrere Verkauefer aller Art die auf einen einstuermen. So hatte ich auf der Suche nach einem geeigneten Essensstand gleich zwei Leute, die nicht gerade zimperlich an jeweils einem Arm zogen, um mich von deren Angebot zu ueberzeugen. Sobald man sich einer Gruppe von Musikern auch nur etwas naehert, kommt gleich ein Geldeintreiber mit einer grossen Schuessel angestuermt und verfolgt dich gnadenlos, wenn man es nicht augenblicklich schafft in der Menge unterzutauchen. Eine wichtige Erfahrung habe ich durch Erlebnisse der vergangenen Tage gemacht, man sollte die Einheimischen mit denen man in Kontakt kommt, finden, statt gefunden zu werden. Wird man hingegen gefunden, egal in welcher Absicht, war das Ziel bislang ausnahmslos auf die eine oder andere Art am Ende Geld einzufordern und manche scheinbar selbstlose Freundlichkeit erweisst sich als Trick. Mit etwas Aerger und Enttaeuschung drueckt man dem Wohltaeter am Ende das Geld in die Hand und denkt, das ist einfach nicht die Art von Kontakt, die ich mit der Bevoelkerung haben moechte. Hingegen hat es sich immer als gute Erfahrung erwiesen den Kontakt selbst zu suchen. Als ich im heissen, verstauten Casa verzweifelt den Weg zum Hotel gesucht habe und mich nach dem Weg erkundigt habe, hat es sich mein zufaellig gewaehlter Fuehrer nicht nehmen lassen fuenf Minuten vor mir her durch die Strassen zu rennen (auf dem Motorrad ist kein Platz) und mich bis zum Hotel zu bringen. Ein Laecheln und ein Handschlag war alles was er als Dank wollte. Auch der Ersatzteilhaendler in Rabat hat nach langer Suche nach einem geeigneten Deckel fuer meinen Kanister, keine Geld annehmen wollen und mich stattdessen zu ultrasuessen MinzTee eingeladen. [caption id="attachment_144" align="alignleft" width="320" caption="Dorf im Atlas - Allahu Akbar schallt durch die Lautsprecher durch das gesamte Tal "][/caption] Wir waren froh Marrakesch gesehen zu haben, aber im Grunde zieht uns die weite Landschaft an und vor uns lag bereits sichtbar und vielversprechend der hohe Atlas. Was kann ich sagen, die Fahrt von Marrakesch nach Ouarzazate und auch heute nach Foum Zguig, bereits recht weit ab von den groesseen Strassen, war ueberwaeltigend und zweifellos eine meiner schoensten Motorraderfahrungen ueberhaupt. Die Strasse schlaengelt sich bis auf 2300 Meter durch karge, rote, steinige Schluchten abgewechselt durch gruene Palmenoasen und immer wieder eingebettet kleine Doerfer aus Lehmhausern in der gleichen Farbe wie die Berge selbst, als waeren sie aus dem Berg gewachsen. Man will alle hundert Meter anhalten und sprachlos in die surreale Landschaft starren und versuchen es irgendwie auf dem Foto festzuhalten. Vom Gefuehl her kann man nicht weiter von zu hause entfernt sein - und wir sind erst in Marokko.  Ouarzazate ist ein Sprungbrett fuer marokkanische Wuestentouristen und so findet man sich dort angekommen, umgeben von etlichen Allradfahrzeugen und Enduros aller Art. Jeder beschreibt seine Wuestentouren oder die Ausfluege in die Schluchten der Umgebung. Auf eine spezifische Art sehr touristisch und ich frage mich wie weit man kommen muss, um dem zu entkommen. Aber dann sehe ich mir die Afrikakarte in der Gesamtheit an und kann nur laecheln ueber die Winzigkeit unserer bisher zurueckgelegten Strecke. Mir wird aber auch bewusst das dies eben kein normaler Urlaub ist, wie ihn die anderen hier erleben. Die Umgebung laedt zu etlichen Ausfluegen von Sandduenensafaris bis zur Erklimmung der 4000 Meter hohen Berge oder der Durchkreuzung der tiefen Schluchten ein, aber wir muessen uns damit abfinden das meiste nicht zu sehen. Wir koennen einfach nicht ueberall auf unserem Weg die Gegend ausufernd erkundschaften, den wir haben ein Ziel und das heisst Kapstadt und der Weg ist weit und auch unsere Zeit und Mittel sind begrenzt. Die Herausforderung besteht im Ankommen und ist wichtiger Teil der Faszination unserer Reise. Mit ein wenig Wehmut haben wir daher viele der Highlights ungesehen gelassen und uns heute weiter in Richtung Suedosten, Richtung Mauretanien begeben. Dennoch wurden wir mit einer Landschaft ohne gleichen in einer zunehmend verlassenen Gegend belohnt, die uns auch promt in unser erstes Beinahe-Benzinproblem gestuerzt hat. Wir befinden uns jetzt kurz vor der Sahara und begegnen Haendlern, die wie ihre Vaeter und Urvaeter Waren mit Kamelkaravanen von hier aus nach Timbuktu und zurueck bringen. Die Reise dauert 2 Monate, der Handel mit den Waren in den Oasen rund um Timuktu ebenfalls 2 Monate und so auch der Rueckweg. Im November also Winter , wenn die Temperaturen in der Sahara etraeglich sind, geht die Reise los. Timbuktu liegt auch auf unserer Route, wir werden es allerdings auf dem "etwas" leichterem Wege, die Sahara umfahrend, ereichen. Nach dem beindruckenden Ausflug durch die Berge wird uns unser Weg in den kommenden Tagen auf den langen Weg durch Western Sahara fuehren. Die Sandduenen hier, lassen wir ungesehen hinter uns wissend, das uns noch viel beindruckendere in Mauretanien und Mali erwarten werden.

12 Antworten zu “der Weg durch die Berge”

  1. Offenbar ist die Internetanbindung nach Afrika doch nicht so schlecht, wie ursprünglich befürchtet, Du schaffst es immer noch, große Bilder hoch zu laden.

    Macht wieder sehr viel Spaß, Deine Reise wenigstens in kleinen Punkten “mitzuerleben”.

    Zu den “Dienstleistern”: Das scheint vor allem in Nordafrika extrem zu sein, wo der Tourismus bebt. Aber bedenken solltest Du auch, dass Du für nahezu alle dort unten extrem reich bist. Klar wird versucht, etwas davon ab zu bekommen.

    Ein Führer im Amazonas meinte mal zu mir, dass ich für ihn Bill Gates wäre, womit er nicht (nur) meinen Beruf sondern vor allem den unermesslichen Reichtum meinte, über den ich im Verhältnis zu ihm verfüge. Er sparte gerade auf ein Kofferradio, ich war gerade auf Amazonas Trip. So sind die Verhältnisse..

  2. Hallo Richtung Aequator,
    ich dachte eben gerade das Selbe und muss mich Grischas Meinung anschliessen – bin hoch erstaunt, dass es dir offensichtlich nicht schwer faellt immer wieder eine TCP/Pipe zu finden und bin hoch erfreut dass du uns wohlmoeglich mit 2400baud wuestenbilder rueberfunkst. Toll! Der Blog gehoert sicher zu deinen Tagesaufgaben wie essen, trinken, schlafen 😉 Weiter so spannend. Viel Spass dann allerseits und immer genuegend Benzin und Wasser im Gepaeck wuenscht
    Henne

  3. Hallo Sonnenschein,

    .. so kleben wir denn alle an deinen Lippen und lauschen geband den Erzählungen aus einer anderen Welt.
    Es freut mich, das die Landschaften, Menschen und das unterwegs sein einen solchen Eindruck auf dich/euch machen. Und sich damit die erhofften Erwartungen schon jetzt bewahrheitet haben .. ungedacht der Tatsache, dass natürlich ein Ende noch lange nicht in Sicht ist ;). Genieße jede Sekunde. Ich wünsche Euch, dass ihr demnächst die Gelegenheit haben werdet einheimischen Erzählungen vergangener Zeiten am Lagerfeuer zu lauschen, kt

  4. hey der bär,
    nu mal wieda icke…ich hoffe doch, dass ihr auch mal an der küste vorbei fahrt und du davon ein paar eindrücke an uns daheimgebliebene sendest…
    in den bergen – südlich von marrakesch – gibts ein kleines uraltes dörfchen, in dem nur noch wenige familien wohnen, die aber alle mindestens als statist in großen hollywoodfilmen mitgespielt haben…es wurden sogar kulissen gebaut, die man von den ursprünglichen gebäuden kaum unterscheiden kann…leider hab ich den namen nicht mehr parat, aber vielleicht seid ihr ja darauf gestoßen oder jemand hat euch davon erzählt?
    haste denn schon deine reifen gewechselt? oder schiebst du diese anstrengung so lang wie möglich vor dir her? also wenn du ein auto und nen wagenheber hast, sollte das eigentlich gut funktionieren.. dann musste auch nicht übers rad fahren….
    bin sehr froh, dass du es doch relativ häufig schaffst, ein lebenszeichen von dir zu geben!das drückt den sorgenpegel erheblich nach unten..
    freu mich auf deinen nächsten eintrag und vor allem auf mehr fotos von dem was dich umgibt..

    sei gedrückt und hab weiterhin viel fahrspaß
    da bär

  5. 🙂 Freu mich immer schon richtig eure Kommentare zu sehen, das allein is schon die muehe wert hier internet aufzutreiben. naja bisher ist das recht einfach gewesen und die datenrate auch voellig ok.
    @chrshen:
    der ort der fuer die filme die kullisen und statisten hergab ist uebrigens gleich in der naehe von ouarzazate gewesen. wir sinbd auch an den filmstudois vorbeigekommen. jesus von nazareth, lawrence von arabien und etwas kuerzlicher Gladiator wurden hier zum teil aufgenommen.
    hab immer noch die strassenreifen drauf und mich entschieden die zu fahren bis sie total am ende sind. Dann gibs vermutlich irgendwann den wechesl am strassenrand, bin gespannt. Einen weiterer Reifen habe ich im uebrigen nach Dakar schicken lassen, der sollte (hoffentlich) in etwa 2 Wochen dort ankommen.
    @grischa:
    das ist natuerlich klar, das ich fuer die menschen vor ort einen unglaublichern reichtum praesentiere. allein das motorrad entspricht vermutlich dem gahalt von 5-10 Jahren. die kids koennen auch nicht begreifen, warum ich ihnen nicht den einen Dirham gebe, aber es sind so viele. Un durham, un dirham hoert man immer wenn man irgendwo haelt. es ist davon auszugehen, das das viel extremer werden wird. hier etwa gibt es eigentlnich in jeder stadt einen geldautomaten. in ganz mauretanien hingegen gibt es EINEN.
    Vielen Dank an kt und henne fuer die wunesche. Euch allen einen schoene Woche. Melde mich wieder in ein paar Tagen

  6. nur kurz: was bei kindern imma gut ankommt, sind natürlich süßigkeiten…wenn es so viele sind, dann macht sich das vielleicht besser und im verhältnis ist das auch billiger bzw. besser zu organisieren…nur mal so als vorschlag…
    juti, ich guck wieder rein und bin weiterhin gespannt…

    alles liebe
    da bär

  7. wenn ich Deine gps Eintrag richtig werte, seit ihr in Foum Zguid, d.h. die Berge sind durchquert ?. Das Streckenprofil sieht sehr abenteuerlich aus! Wie ist das Zusammenspiel mit deinen Kumpels? Wünsche interessante weitere Tagesetappen. Paps

  8. Deine Erkenntnis,dass du die Einheimischen finden musst anstatt gefunden zu werden ist super, aber die Erfahrung konntest du auch nur machen, weil du schlechte Erlebnisse hattest. Die Beschreibung der Händler, die noch mit Kamelkaravanen monatelang unterwegs sind, ist fast unglaublich und kaum vorstellbar. Ich nehme einige Artikel morgen mit auf meine Reise nach Indien und ich hoffe auch dort die Möglichkeit zu haben, deinen Weg weiter zu verfolgen. Ich drücke dich ganz doll!

  9. .. mir scheint beinah, dass es immernoch Gebiete in google maps gibt, die nicht kartographiert sind. Da frage ich mich, ob sich dein Weg demnächst nur noch als Linie auf hellgelben Grund sichtbar sein wird (welch Gleichnis im Wüstensand ;). Führt dich dein Weg nun an den selsamen Gebilden entlang, die nur aus 10.000 Meter Höhe ihre wahre Schönheit (das „Ochsenauge“) offenbaren?

  10. Ja wir werden dem Ochsenauge ziemlich nahe kommen. aber ganz rein sicher nicht. mal sehen was die anderen dazu sagen.

  11. na da bin ich ja froh das das mit dem reifen funktioniert hat. man o man es ist schon unglaublich nachzuvollziehen was du gerade erlebst, einfach undenkbar in unseren breiten graden. und ich bin wirklich überrascht, wie verbreitet das internet auf deinen bisherigen wegen vorhanden war. ich freue mich unwahrscheinlich jedesmal wenn ich auf diese seite gucke, einen neuen bericht lesen zu können. …bin in gedanken bei dir
    und drücke weiterhin fest die daumen das alles gut läuft

  12. es ist so schön deine berichte zu lesen, fernweh inklusive! schön, dass du den sand der wüste noch magst, wer weiss wie lange noch 🙂 ich habe ihn nach 4 jahren ägypten oft gehasst. vor allem beim wohnung putzen… ich wünsch dir weiterhin einen entspannten weg, immer genug gummi auf dem reifen und hin und wieder inet um tolle berichte für den rest der welt zu schreiben! ich drück dich. die sina

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