Wir verbringen noch 2 Tage in Ouagadougou und ich lasse mich letztlich doch von den Qualitaeten der Stadt ueberzeugen. Am letzten Abend gehen wir auf ein Livekonzert etwas ausserhalb der Stadt, von dem Geoff durch einen Algerier erfahren hat, der durch Afrika reist und Bands fuer (so sagt er) das groesste afrikanische Kunstfestival im Juni kommenden Jahres in Algerien organisiert. Er ist ein drahtiger Kerl voller Energie und mit leuchtenden Augen und muss uns nicht lange davon ueberzeugen, ihn Abends beim Konzert einer Band namens Xalam zu besuchen. Die Musik war erstklassig und der Abend ein Erfolg. Ich stelle fest, dass ich mich zunehmend daran gewoehne, Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, denn Arbeitszeit ist hier wenig wert. Ich gehe zum Friseur und lasse mich rasieren, lasse mir die Schuhe putzen, die Sachen waschen, lasse mich von vorfahrenden Rollerfahrern durchs Stadtdickicht leiten oder druecke jemanden Geld in die Hand um Brot oder Wasser zu besorgen, wenn ich erschoepft irgendwo ankomme und nicht danach suchen will. Die Kosten dafuer sind gering. Fuer 15 Minuten Schuheputzen muss man lediglich 20 Cent berappen. Die urspruengliche Routenplanung von Burkina nach Togo zu fahren, mussten wir aufgrund des nigerianischen Visumproblems ueber den Haufen werfen und machen dafuer jetzt einen Abstecher nach Ghana. Das Visum fuer Ghana in Ouagadougou zu erhalten war unproblematisch und innerhalb 24 Stunden erledigt und so sind Geoff und ich in den Sueden Burkinas vorgefahren, waehrend Mark noch in Ouaga blieb, um letze Besorgungen zu machen. Da unser neues Visum erst 3 Tage spaeter gueltig war, entschieden wir uns, die Zeit in einem Naturpark zu verbringen, der insbesondere fuer Elefantenbeobachtung bekannt ist und auf verhaeltnissmaessig kleinem Terretorium mehr als 1000 Elefanten beherbergt. Auf dem Weg in den Sueden, fahren wir mitten durch Buschfeuer, die die trockene Vegetation in schwarze Felder verwandeln und Platz fuer neues Leben schaffen. Am Himmel steigen schon von Weitem sichtbar die Rauchschwaden auf und Raubvoegel kreisen am Hinmmel, um sich von der reichen Auswahl, der nun leicht sichtbaren Beute am Boden, zu bedienen. Das Camp liegt 35 Kilometeter innerhalb des Naturschutzgebietes und der Waerter am Eingang empfiehlt uns langsam zu fahren, um Unfaelle mit Elefanten zu vermeiden. Es ist ein etwas beklemmendes Gefuehl nicht nur auf die sich windende Sandpiste achten zu muessen, sondern auch staendig im Hinterkopf zu haben, dass hinter jeder Kurve ein Elefant auf der Strasse stehen koennte. Und wer haette es gedacht, nach etwa 10 Minuten sehen wir unseren ersten afrikanischen Elefanten ca. 50 Meter von der Strasse entfernt von einem Baum naschen. [caption id="attachment_283" align="alignleft" width="320" caption="Elefant im See direkt am Camp"][/caption] Wir verbringen ruhige Tage im Parkcamp, dass direkt an einem idylischen kleinen See liegt, den die Elefanten regelmaessig zum Baden nutzen und ich beobachte sie stundenlang beim Spielen im Wasser. Diese riesigen und doch eleganten Dickhaeuter in ihrer natuerlichen unbeeinflussten Umgebung zu sehen war einfach wunderbar und ich konnte mich nicht daran satt sehen. Besonders war auch das Wissen um die Freiheit der Tiere, die kommen und gehen wann sie wollen. Im Gegensatz zum Zoobesuch entscheidet hier der Elefant, wann er sich mir zeigt und nicht umgekehrt. Die Gruppe laesst sich von uns in keinster Weise stoeren und ein Elefant entscheidet sich am Ende ins Camp zu kommen und direkt neben unserem Restauerant die Baeume grossflaechig von ihren Blaettern zu befreien. Ich versuche nochmals das Lichtproblem zu loesen und zerlege fuenf Stunden das Motorrad und versuche ein gebrochenes Kabel zu finden und das Elektronische Diagramm zu entschluesseln, aber gebe letzlich frustriert auf. Ich hoffe das Problem kann in Lome geloest werden. Immerhin konnten wir meine Rueckbremse reparieren. Die von KTM geforderte  Bremsfluessigkeit gibt ist hier natuerlich nicht, aber wir schuetten einfach die hier erhaeltliche rein und siehe da, es bremst top - zumindest bisher. [caption id="attachment_284" align="alignleft" width="320" caption="Geoff auf dem Rueckweg aus dem Naturpark"]Geoff auf dem Rueckweg aus dem Naturpark[/caption] Auf dem Rueckweg versuchen wir zunaechst den Park auf Pfaden auf der anderen Seite zu verlassen. Die Parkwaechter versichern uns, dass es ueberhaupt kein Problem waere und es eine einfache "Strasse" gaebe. Den kaum befahrbaren Pfad haben wir nach reichlich Sucherei auch finden koennen, aber ein Wassergraben mitten durch den Weg, mit reichlich Gestein auf dem Grund verhinderte dann die Weiterfahrt. Die verbleibenden 50 Kilometer auf diesem Weg haetten uns vermutlich ueber 4 Stunden gekostet und wir entscheiden uns, den Park wieder auf dem Hauptweg zu verlassen und kehren etwas genervt nach einer Stunde um. Der Rueckweg hielt dann ein hoechst abenteurliches Erlebnis fuer uns bereit, das sich lohnt etwas naeher zu beschreiben. Wir sind recht schnell unterwegs, da wir den Weg bereits kennen und vor der groessten Hitze des Tages an der Grenze ankommen wollen. Mark faehrt vorne weg, gefolgt von Geoff und mir. Auf dem Weg verliert er die Kontrolle und stuerzt, wobei das Motorrad um seine Achse schliddert und letzlich mit der Front entgegen unserer Fahrtrichtung liegen bleibt. Geoff und ich erscheinen am Unfallort und nachdem wir festgestellt haben, dass weder Mark noch das Motorrad Schaden genommen haben, machen wir uns ueber ihn lustig (ein weiterer Sturz auf Marks Konto - Geoff fuehrt allerdings die Liste), schiessen Fotos, richten das Motorrad auf, die anderen rauchen und wir legen eine kurze Pause ein. Der Pfad ist an dieser Stelle besonders eng und das Dickicht am Rand undurchdringlich dicht. Man kann maximal 3 Meter hineinsehen. Nicht weit entfernt, ich schaetze 50 Meter, hoeren wir das Buschfeuer knisternd lodern und Geoff sagt noch, Stellt euch mal vor ein Elefant bricht hier aus dem Gestruepp hervor und ueberrennt uns. Waehrend ich daruerber nachdenke und feststelle, dass das so unwahrscheinlich gar nicht waere, denn all das Getier zwischen uns und dem Feuer duerfte in unsere Richtung fliehen, raschelt und knackt das Unterholz und riesiger Elefant taucht, sich schnell bewegend vor uns auf. Ich spuere wie sich innerhalb von einem Moment nackte Angst in meinem ganzen Koerper ausbreitet und mein Puls nach oben schiesst. Nach kurzer Schockstarre sehe ich, wie zuerst Geoff aufs Motorrad zurennt und tue es ihm gleich. Das waere jetzt genau der Moment, in dem im Film das Morrad nicht anspringen wuerde, aber zu meinem eigenen Erstaunen laeuft der Motor und mit dem Helm noch ueber dem Spiegel, fahre ich los. Mark steht am nahesten auf der Seite und bekommt sein sehr schraeg stehendes Motorrad nicht aufgerichtet und schreit noch - Ich kriegs nicht hoch - als ich an ihm vorbeifahre. Ich bremse und denke, ich kann ihn doch jetzt nicht stehenlassen, als ein weiterer Elefant aus dem Busch bricht und frontal mit weit ausgefahrenen Ohren direkt auf Mark und mich zurennt und ohrenbetaeubend trompetet. Das Geraeusch ging mir durch Mark und Bein und ich bekomme jetzt noch Gaensehaut wenn ich daran denke. Er ist hoechstens 2 Meter von Mark und etwa 4 Meter von mir entfernt und mich ergreift absolute Panik, reisse reflexartig das Gas auf, schiesse nach vorn und lasse Mark allein mit dem Elefanten stehen. Nach etwa 50 Metern drehe ich mich um und sehe, dass auch Mark faehrt, allerdings in die andere Richtung, da sein Motorrad durch den Sturz noch andersherum stand, und bin heilfroh. Im Nachhinein denke ich, dass vielleicht mein laermendes Motorrad beim Losfahren den verstoerten Elefanten zurueckgetrieben hat. Die Angst noch im Nacken, warten Geoff und ich darauf, dass Mark zuruekkommt und etwa fuenf Minuten spaeter taucht er auf, um beim Passieren des Unfallortes wieder von einem lauten Trompeten empfangen zu werden und einen letzten Schreck zu bekommen. Schnell lassen wir Feuer und Elefanten hinter uns und sind gluecklich als wir den Park ohne weitere Begegnungen verlassen. [caption id="attachment_285" align="alignleft" width="320" caption="Welcome to Ghana"]Welcome to Ghana[/caption] Ghana war am ersten Tag in jeder Hinsicht ein durch und durch positives Erlebnis. Bereits die Angestellten in der Botschaft in Ouaga und der Grenze haben uns ueberaus freundlich Willkommen geheissen und selten haben wir mehr winkendene Menschen und freundliche Gesichter am Strassenrand vorgefunden. Aber Ghana ist ein eigener Artike.. Vielen Dank fuers Mitlesen, eine gute Woche  und bis zum naechsten mal!
Ouagadougou - afrikanischer kann ein Ort nicht klingen oder? und es ist nichtmal ein kleiner Ort, sondern die Hauptstadt von Burkina Faso, einem Land von dem ich bis vor der Reiseplanung nicht einmal wusste wo es ueberhaupt ist, aber der Reihe nach. [caption id="attachment_275" align="alignleft" width="320" caption="Geoff auf dem Falaise de Bandiagaraplatteau"]Geoff auf dem Falaise de Bandiagaraplatteau[/caption] Unser Ausflug ins Land der Dogon gehoerte zweifelsfrei zu den besonders eindrucksvollen Abstechern. Die Dogon leben neben anderen Voelkern unterhalb des Falaise de Bandiagara, einem etwa 250 Meter hohen Felsmassiv, dass eine Hochebene vom dahinter liegenden Tiefland trennt. Der Blick von den Felsen ins bis zum Horizont reichenden Tiefland, dass uns in Burkina erwartet, ist eine belohnende Abwechslung nach den vergangenen Tagen im hauptsaechlich buschbewachsenen flachen Land. Geoff, der kein Interesse hatte weitere Lehmhuetten zu sehen, fuhr voraus um die Grenzueberquerung zu inspezieren und Mark und ich versuchten zunaechst mit dem Motorrad auf dem Sandweg entlang des Falaise zu weiter entfernten Doerfern zu gelangen. Nach etwa 500 Metern gaben wir schwitzend auf und entschlossen uns, die Motorraeder stehen zu lassen und stattdessen mit einem gemieteten Guide und Nanga dem Ochsen auf einem Ochsenkarren das Land zu entdecken. Auf unserer kurzen Reise durchs Land der Dogon begneten uns bereits einige der vielen markanten Rituale und Traditionen. Zunaechst sieht man ueberall in den Baeumen die geerntete Hirse, die dort aus Schutz vor den Tieren hochgehieft wird. [caption id="attachment_276" align="alignleft" width="320" caption="Kornspeicher im Fels"]Kornspeicher im Fels[/caption] Noch viel weiter oben, naemlich direkt in der Felswand, sind die Lehmkornspeicher in Form kleiner Huetten bereits von weitem zu sehen. Vom Durchreisenden wird erwartet, ein Geschenk mitzubringen und zwar nicht irgendeines, sondern die Kolanuss, die sehr beliebt ist und aus der weit entfernten Elfenbeinkueste kommt. Die Kolanuss ist eine etwa pflaumengrosse, harte, gruene und sehr bittere Frucht. Unser Guide hatte einen Beutel dieser Nuesse dabei und als wir an drei alten im Schatten liegenden Maenner vorbeifuhren, zeigte er den Beutel und einer kam erstaunlich flink angerannt, sichtlich mit Freude erfuellt und nahme jeweils einen Kolanuss fuer die Maenner von uns entgegen. Wir verteilten daraufhin den Grossteil des Beutels an diverse Dorfaelteste oder im Austausch fuer Fotos. Die meisten Kinder haben die typischen aufgeblaehten Baeuche als Zeichen einseitiger Ernaehrung, noch auffaelliger aber sind die herausstechenden Bauchnabel, die teilweise tennisballgross herauswoelben. Das die Ernaehrung einseitig, also in erster Linie aus Reis und Korn besteht, liegt im uebrigen meist nicht am Nichtvorhandensein anderer Nahrungsmittel, sondern daran, dass anderes Angebautes wertvoller ist und auf den Maerkten verkauft wird. Fuer das Geld werden dann neben Batterien, Motorollern und Benzin und anderen Dingen neuerdings eben auch Handys und Telefonkarten gekauft. Die Frauen tragen ihre Kinder auf den Ruecken gebunden tagsueber mit sich herum, egal ob beim gemeinsamen Stampfen des Getreides oder beim Laufen mit voll beladenen Gepaeck auf den Koepfen. Nach kurzer Zeit faellt auf, das beinahe jede Frau im gebaehrfaehigen Alter ein Kind auf dem Ruecken traegt oder wenigstens ein Kleines in der Naehe ist. Die riesige Anzahl der Kinder, die bei unseren Durchfahrten am Strassenrand stehen und winken oder nur fasziniert gucken ist erstaunlich und weisst auf das hier sehr niedrige Durchschnittsalter hin. Waehrend die Bevoelkerung gegen die Haupttodesursachen Malaria und Aids kaempft, scheint die schiere Anzahl neuen Lebens einen Bevoelkerungsschwund effektiv aufzuhalten. Aids ist im uebrigen kein offen ausgesprochenes Thema. Es gibt zwar ueberall am Strassenrand Hinweisschilder, die auf Aufklaerungsversuche hindeuten, aber da ein mit Aids infiziertes Familienmitglied aus dem Familienleben ausgestossen wird, wird die Krankheit im Allgemeinen verschwiegen. In einem Leben, in dem die Familie die wichtigste Institution ist und praktisch gleichbedeutend mit Leben, kaeme ein Ausstoss einem Todesurteil gleich. Nanga zieht uns vorbei an etwa 1,20 Meter hohen Dachkonstruktionen unter denen die Maenner sitzen und sich von der Tageshitze ausruhen und die Begruessungsformalien hier sind noch ausgefallenener als anderswo bisher. Das Hin- und Herwerfen der kurzen Fragen und Antworten ist mit einem rhytmischen Gesang zu vergleichen, der zum Ende hin langsam abebbt. Drei Frauen folgen uns, die Muender schwarz ummalt, alle kichern und eine stillt ihr Kind waehrend des Laufens. Ich schaetze sie auf etwa 25 und bin ueberrascht, was Kinder und nicht vorhandene BHs, bereits in diesem Alter mit den Bruesten anstellen. Abends sitzen wir mit unseren Dogongastgebern zusammen beim Essen und ich hole meine Musik heraus und stosse auf vollste Zustimmung, schliesslich habe ich die Stars Malis im Gepaeck. Nach und nach kommen mehr dazu, alle schaukeln oder singen mit und wir sehen uns Marks und meine Bilder an. Sogar Bier hat man uns besorgt, warm zwar, aber die Atmosphaere ist so entspannt und friedlich, da truebt selbst ein warmes Bier nicht die gute Stimmung. Die Nacht ist warm, noch waermer als bisher und selbst morgens um sechs liege ich noch mit freiem Oberkoerper und ohne Schlafsack in meinem Unterzelt (das Oberzelt habe ich schon lange nicht mehr aufbauen muessen), dass ein hervorragenden Mueckenschutz abgibt. Die Zeit in Mali war schoen und ich waere gerne noch laenger geblieben und ebenfalls nach Timbuktu gefahren, aber die anderen sind etwas unruhig und das Unbekannte ruft. Landschaftlich gab es bis auf den Niger und das Falaise kaum Hoehepunkte, aber die Freundlichkeit der Menschen, gute Musik und die bunte Mischung der verschiedenen Voelker haben Mali zu einem sehr positiven Erlebnis fuer mich gemacht. Der Uebergang nach Burkina Faso war einfach und kostenfrei und da es keinen offiziellen Uebergang gab, mussten wir uns bei Polizei und Zoll in den der Grenze jeweils naechstgelegenen Orten melden. Die Strasse ist gut aber staubig und wir fahren in grossem Abstand, um freie Sicht zu behalten. Entgegenkommende Lastwagen huellen die Strasse jedoch regelmaessig in undursichtigen roten Staubnebel ein. Es ist trocken und ab und zu sind groessere Wasserloecher am Strassenrand, die teilweise von hunderten von Kuehen umgeben sind. Geier fliegen am Himmel oder sitzen in der Naehe der Wasserloecher und verleihen der recht kargen Landschaft eine zusaetzliche Trostlosigkeit. [caption id="attachment_278" align="alignleft" width="320" caption="tierische Fracht"]tierische Fracht[/caption] Burkina ist arm, eines der aermsten Laender weltweit, und auf dem Weg zur Hauptstadt sehen wir nur kleine Huetten in aermlichen Doerfern und um den Sonnenuntergang zu schlagen (habe ja kein Licht) fliegen wir recht schnell dem Zentrum des Landes entgegen. Dichter Smog empfaengt uns bei der Einfahrt, in erster Linie verursacht durch die tausenden Rollerfahrer, die sich dicht durch den Verkehr draengen. Staedteplaner versuchen der Stadt ein modernes Aeusseres zu verschaffen und so werden ganze Viertel im Zentrum dem Erdboden gleich gemacht, um neue grosse Haeuser anstelle der kleinen Baracken zu bauen. Zum Teil gelingt das ganz gut, aber es entsteht ein unharmonischer Kontrast zwischen alt und neu und die vielen, noch unbebauten, brach liegenden Leergebiete mitten im Zentrum werden erstmal genutzt um Muell zu lagern. Alles wirkt wie nicht fertiggestellt, nicht richtig geplant, nicht ausreichend finanziert und teils verwahrlost. Dennoch ist Ouaga eine vergleichsweise moderne Stadt, die moderne Supermaerkte und Einkaufsmoeglichkeiten zu bieten hat. Der Anteil Weisser innerhalb dieser Einrichtungen ist allerdings betraechtlich, ebenso wie die Preise, die auf europaeischen Niveau liegen. Ouagadougou war mir anfangs recht unsympathisch und meine ueber dem Klo haengend verbrachte erste Nacht hier, hat meine Stimmung weit in den Keller gefahren. Zum ersten mal waehrend der Tour spuere ich eine Reisemuedigkeit aufkommen und will weg ohne richtig hinzusehen. Die Hoehepunkte des ersten Teils unserer Reise sind hinter uns und  vor uns liegt der schwierigste Teil, durch das teilweise instabile, bruetendheisse Zentralafrika, mit Nigeria und Angola als groessere Problemzonen. Aber dennoch zeichnen sich Hoehepunkte ab, viele Nationalparks und ueppigste Vegetation, die Voodoo Religion, anspruchsvolle (also schlechte) Strassen, aussergewoehnliche Straende, belebte Maerkte, Vulkane, entrueckte Voelker und vieles mehr. Die Weiterfahrt ist derzeit etwas ungewiss und haengt davon ab, ob wir in Ouaga ein Visum fuer Nigeria bekommen koennen, falls nicht, muessen wir vermutlich den Umweg ueber Ghana machen, dem einzigen Land, in dem es einfach zu sein scheint, das Visum zu erhalten. Weitere Massnahmen zur Afrikanisierung der KTM
Die Doerfer am Strassenrand nehmen zunehmend den bekannten Lehmcharakter an, den man aus Mali-Bildern kennt. Um den aus Lehmziegeln bestehenden Grundbau wird Lehm mit weichen Formen verputzt. Insbesondere im Dach- und Tuerbereich finden sich haeufig weich geformte Verzierungen. Der Islam ist hier wieder staerker praesent und man sieht zu den Gebetszeiten Gruppen von Leuten hinter einem Gebetsleiter vor den Haeusern beten. Auf dem Weg entlang des Flussverlaufs des Niger nordoestlich von Bamako ist die Landschaft recht abwechslungslos, maessig gruen mit vielen Strauchgewaechsen und wenig Baeumen und da die Strassen schlaglocharm sind, kann ich meine Gedanken wieder fliegen lassen oder dem aktuellen Tagestao widmen. Segou die naechste groessere Stadt auf dem Weg ist ein typisches Beispiel kolonialer Stadtplanung mit grosszuegiger Platzausnutzung und herschaftlichen Gebaeuden umgeben von durchlaessigen Mauern aus Stein. Wie so oft, hat sich auch hier der Verfall den Haeusern angenommen und truebt den sicher einst praechtigen Eindruck erheblich. Die meisten Gebaeude werden zwar genutzt, aber fuer den Erhalt wird sehr wenig getan. Ansonsten ist Segou eine sehr sympatische Stadt entlang des Niger, mit einem geschaeftigen Marktreiben im Zentrum, freundlichen und wenig aufdringlichen Einwohnern und ein Ort der  Entspannung nach der konzentrierten Anstrengung, die einem Bamako abverlangt. Wie auch Senegal ist Mali fussballbegeistert und in allen Orten finden abends auf den Sandplaetzen Spiele unter recht schwierigen Bedingungen statt. Die Temperaturen sind dann zwar ertraeglich, aber der durch 44 Fuesse aufgewirbelte Staub ist immens. Waehrend die untergehende Sonne der Staubschlacht etwas Weltuntergangsstimmung einhaucht, kann man den Staubgehalt in der Luft nicht nur sehen, sondern auch riechen und sogar schmecken. Aber ich vermute wenn man durch Bamakos Strassen joggen kann (unglaublich, das Leute sowas machen, habs aber oefter gesehen), dann ist das bischen Staub am Ende das Tages auch nicht mehr dramatisch. Die haeufigste Reaktion wenn ich bekanntgebe dass ich Deutscher bin, ist uebrigens - Ballack. [caption id="attachment_264" align="alignleft" width="320" caption="Kinder in Niamana"][/caption] Auch der Besuch des zweiten Schulprojektes in einem sehr kleinen Ort namens Niamana erwiess sich als lohnenswerter Ausflug abseits touristischer Pfade. Bei dem bereits abgeschlossen finanzierten Projekt handelt es sich um die Erweiterung einer Schule um Klassenzimmer und deren Einrichtung. Gluecklicherweise befand sich vor Ort ein Muenchener Schreiner namens Jens (http://www.oekoschreiner.de), der hier den Bau der Schulbaenke beaufsichtigt und mich herzlich empfing. Jens verbrachte hier bereits 5 Wochen und konnte durch die direkte Integration ins doerfliche Leben einen sehr nahen Eindruck der Lebensweise vor Ort gewinnen und unschaetzbare Erfahrungen sammeln. Zu meinem Vorteil durfte ich dadurch vieles aus erster Hand erfahren, woran man sonst nur vorbeifaehrt bzw. hinter dem Visir aus der Ferne betrachtet. Mein kurzer Aufenthalt vom Nachmittag zum naechsten Morgen war sicher auch fuer Jens eine willkommene Abwechslung, um Eindruecke zu teilen bzw. jenseits gebrochener Worte in Bramana bzw. Franzoesisch auch mal wieder ganze deutsche Saetze loszuwerden. Auch hier sprengt die Summe meiner Erfahrungen den Rahmen dieses Blogs, aber die am staerksten gebliebenen Eindruecke sind die vielen Kinder, die uns neugierig hinterherliefen, fotografiert werden wollten, uebers ganze Gesicht laechelten, ueber eine Mauer schauten und Bonjour riefen oder sich in riesiger Anzahl um mein Motorrad versammelten und dieses fasziniert anstarrten, um dann beim Anlassen des Motors raunend auseinanderzuhuepfen. Das Leben ist sehr einfach und reduziert, stoesst aber auf auffaellige, moderne Ausnahmen. Selbst hier hat das Handy Einzug in die stromlosen Lehmbauten gehalten und um diese zu betreiben, bringen die Dorfbewohner ihre Handys zum Hof des Buergermeisters, um sie mit der dort vorhandenen Solarzelle aufzuladen. Abends sitzen alle eng gedraengt vor einem winzigen Fernseher um die hier allseits beliebten Seifenopern zu schauen. Jenseits dieser Ausnahmen ist das Leben sehr doerflich, die Frauen putzen und kochen und die Maenner kuemmern sich um die Felder. Mein Feedback zum nicht vollstaendig ungetruebten Eindruck der Hilfsprojekte findet der Interessierte wieder auf betterplace. [caption id="attachment_265" align="alignleft" width="320" caption="grosse Moschee in Djenne"][/caption] An der Stadt Djenne kommt der durchreisende Tourist kaum vorbei, denn es beherbergt eines der Highlights Malis, den groessten Lehmbau der Welt und ist selbst nahezu ausschliesslich aus Lehmbauten errichtetet. Die Waende sind schief und poroes, die Strassen eng und verwinkelt und alles ist in ein Einheitsgrau getaucht, der Farbe des Lehms aus dem Bani, dem Fluss am Rande der Stadt. Lehm ist kein bestaendiger Werkstoff und das Ausbessern der Haeuser ist eine jaehrliche Aufgabe, die nach jeder Regenzeit noetig ist, um dem Verfall der Gebaeude entgegenzuwirken. Gleiches gilt natuerlich auch fuer die grosse Moschee und einmal im Jahr an einem Tag nehmen sich hunderte von Einwohner, aber auch Angereiste, dieser Aufgabe an, ziehen zum Fluss, holen Schlamm und helfen die Moschee zu bewahren. Die igelartig herausstehenden Holzplanken, die der Moschee das besondere Aeussere verschaffen, sind uebrigens nichts anderes als ein permanentes Baugeruest. Das Betreten des Inneren der Moschee ist Nichtmoslems untersagt und an allen Eingaengen sind grosse  Hinweisschilder platziert. Wie so oft handelt es sich allerdings auch hier lediglich um ein geringfuegiges, finanziell ueberwindbares Hindernis und damit durfte auch ich in den Genuss der Innansicht kommen. Wie schon angemerkt ist Mali das Herz der westafrikanischen Musik und so reise ich hier mit besonders offenen Ohren, um moeglichst viel auf- und mitzunehmen. Kenner werden die musikalischen Groessen Malis Ali Farka Toure oder Salif Keita bereits kennen, doch neben diesen gibt es natuerlich ein grosses Spektrum weiterer Kuenstler. Wer sich dafuer interessiert, der kann auf meinen last.fm Seiten einen Teil der Musik die ich hoere, mitverfolgen. Wer sich nicht dafuer interessiert, dem sei ans Herz gelegt mal reinzuhoeren, denn die Musik hier hat eine besondere Kraft und Schoenheit, ist verwurzelt in den musikalischen Traditionen und beschreibt Westafrika um Dimensionen besser, als ich dies jemals mit Worten tun koennte. Wer sich in die Musik hier einfuehlen kann, ist schon fast hier :). Versuchts mal, es lohnt sich wirklich. Hier mal eine kurze Liste, was mir so zu Ohren gekommen ist; Boubacar Traore, Baaba Maal, Toumani Diabate, Habib Koite, Rokia Traore und natuerlich die oben erwaehnten. Wer sich in die Musik verlieben sollte, der kann auch gleich ein Flugticket nach Mali buchen, denn im Januar (glaube um den 10.) findet hier das Desert Musik Festival 60 km entfernt von Timbuctou statt. Wie der Name schon sagt, findet es mitten in der Wueste statt, ist neben einigen anderen das groesste Festival im westafrikanischen Raum und duerfte sicherlich eines der aussergewoehnlichsten und imposantesten Festivals ueberhaupt sein. Fuer mich ist das leider etwas zu spaet, denn so lange kann ich hier beim besten Willen nicht bleiben, es sei den gesundheitliche oder technische Ausfaelle zwingen mich dazu und so werde ich meinen Festivalbesuch wohl auf eine andere Reise verschieben muessen. Angekommen bin ich mittlerweile in Mopti in der Naehe der Grenze zu Burkina Faso und dem nach wie vor sehr traditionell lebenden Volk der Dogon. Fuer die kommenden Tage ist ein kurzer Besuch im Falaise de Bandiagara, dem Gebiet der Dogon geplant, um dann weiter Richtung Sueden nach Burkina zu fahren. Ahja, Geoff und Mark habe ich uebrigens hier wieder eingeholt, die nach einem 5-taegigen Ausflug nach Timbuktu hier auf mich gewartet haben. Die Probleme mit dem Motorrad konnte ich trotz 5-stuendigen Reparaturversuchs zusammen mit Geoff nicht loesen und so bleibt mir nur die Hoffung, dass ich die etwa 1500 km bis nach Lome, wo der einzige KTM-Haendler in Westafrika sitzt,  ohne weitere Probleme ueberstehe. Update: guckt euch mal meine neue Motorradfront an hehehe :)
Bevor ich ab morgen moeglicherweise in paar Tage laenger dem Internet fernbleibe, will ich noch mal eine kleine Aktualisierung zischendurch einschieben. Die KTM kaempft hier in der Stadt mit der erbarmungslosen Hitze und macht mir das Leben schwer. Das Motorrad wird dermassen heiss, dass ich gezwungen bin zwischen zwei verschiedenen Fahrpositionen in regelmaessigen Abstand zu wechseln um mich vor den unertraeglichen Hitzeausbruechen unter mir zu schuetzen. So wechsele ich zwischen sitzend fahren und die Beine gespreizt vom Motorrad halten, um die Fussfesseln und Waden zu retten, und stehend fahren um mir eine geringe Chance auf Fortpflanzung in der Zukunft zu erhalten. Das Motorrad wird so heiss, dass alle metallenen Teile im unteren Bereich kaum noch anfassbar sind und, was viel schlimmer ist, die Rueckbremse zunehmend weniger greift, bis hin zur totalen Funktionslosigkeit. Letzteres Verhalten hat mir in der Stadt auf einer sandigen Strasse beinahe einen Auffahrunfall beschert. Klasse! [caption id="attachment_259" align="alignleft" width="320" caption="die Zeite Klasse in Youchuas Schule"]die Zeite Klasse in Youchuas Schule[/caption] Mein Kontakt zum naechsten Betterplaceprojekt war Juergen Nagler, den ich, in Bamako angekommen, anrief und mich mit ihm am kommenden Tag verabredete. Am naechsten Tag nahm sich Juergen die Zeit, mir die Schule in einem Aussenbezirk Bamakos zu zeigen und sich ausfuehrlich mit mir ueber die Hilfsprojekte und seine Arbeit vor Ort zu unterhalten. Die Schule sticht aus seiner Umgebung hinsichtlich seiner baulichen Erscheinung geradezu hervor und ist ein Glanzbeispiel fuer erfolgreiche und vorallem nachhaltige Arbeit im Bildungsbereich vor Ort. Aufgebaut von einem Einheimischen, der als Direktor der Schule fuer den langristigen Erfolg sorgt, ist die Schule zur Zeit dennoch auf Unterstuetzung angewiesen, um auch den Kindern armer Familien eine Bildungschance zu bieten. Ich konnte mich davon ueberzeugen, dass hier eingesetzte Hilfsgelder zu einem Ergebnis mit hoher Qualitaet fuehren und werde daher einen Teil des Geldes aus der Marathoninitiative fuer die Unterstuetzung der Bildung der Kinder vor Ort einsetzen. Mein Feedback dazu und Naeheres zum Projekt findet der Interessierte wieder auf Betterplace. Juergen selbst hat in Niamana in der Naehe von Segou ein Projekt teilweise ueber Betterplace finanzieren koennen, welches auch in meiner Marathoninitiative als Bespiel aufgenommen ist. Wenn alles gut geht, werde ich es ebenfalls besuchen koennen und vielleicht auch die Gelegenheit haben, einen Vergleich mit einer oeffentlichen Schule zu ziehen. Eine kleine typische Episode, die ich miterlebt habe, waehrend ich im Cafe auf Juergen wartete, will ich euch nicht vorenthalten. Es ereignete sich ein Unfall, in dem ein Merzedesfahrer einen Roller uebersah und ihn umfuhr. Der Roller lag halb unter dem Auto, der Fahrer schien aber in Ordnung zu sein und etwa 2 Minuten gab es ein hitziges Wortgefecht zu dem sich zahlreiche Schaulustige gesellten. Soweit also nichts Ungewoehnliches, dann aber ging alles ganz schnell. Der Autofahrer zueckte das Portemonaie und reichte ein paar Scheine rueber und fuhr davon. Zur gleichen Zeit hielt ein weiteres Auto und der Faherer bot seine Hilfe an, der Roller wurde kurzerhand in den Kofferraum getellt und etwa 4 Minuten spaeter sah alles wieder so aus wie vorher. Problemloesung auf afrikanisch. Es gibt Tage die beinhalten mehr Erfahrungen und Erlebnisse, als das man sie verdauen koennte und ich liege abends im Zelt und bin von der Fuelle der Eindruecke ueberwaeltigt. Selbst das Festhalten der Ereignisse in Kurzform scheint mich zu ueberfordern. Wichtigstes Element aber sind die Menschen, die ich auf persoenlicher und freundschaftlicher Ebene kennenlernen konnte. Juergen, den ich ueber Betterplace kennen lernen durfte und mit dem ich einen interessanten Tag verbracht habe und ueber nachhaltiges Reisen, Hilfsprojekte und Bildung vor Ort reden konnte, Kirsten einer Hamburgerin, die Westafrika liebt und einfach solange bleiben moechte bis es ihr keinen Spass mehr macht und auf der Suche nach Musik und Tanzunterricht ist, eine ausserordentlich liebenswerte suedafrikanische Familie, die ein Jahr mit dem Jeep rund um Afrika reist, auf meinem Campingplatz uebernachtet und mich zum Barbecue anlud, Joe ein Englaender, der sich ihnen zeitweise angeschlossen hat, Olli ein Englaender, der Westafrika ebenfalls auf einem Motorrad bereist, Gunnar und Sonja, die in einem Unimog durch Afrika fahren und etliche Einwohner Malis, mit denen ich in viele kurze Gespraeche verwickelt war. Mir wird klar dass ich an manchen Tagen mehr Menschen auf einer persoenlichen Ebene kennenlerne als in Deutschland in den vergangenen 2 Jahren. Es sind nicht irgendwelche Menschen, es sind liebenswerte, interessante Leute und ich ertappe mich, den Kommunikationsmuffel, tief involviert in allerlei Gespraeche und erkenne mich selbst kaum wieder. All diese Menschen begegne ich in einer Umgebung, die in sich selbst und in jedem Detail voll neuer Bilder und Gerueche und Geraeusche ist. Vieles Gesehene ist ungewohnt oder unbekannt und jeder Blick offenbahrt ein Fuelle an Neuem. An solchen Abenden liege ich im Zelt, rekapituliere das Erlebte und laechele tief erfuellt in mich hinein, denn ich spuere, dass mich das Leben mit ganzer Kraft ergriffen hat. Ich fuehle mich lebendig und schlafe mit voller Vorfreude auf die Ereignisse des kommendenden Tages ein. [caption id="attachment_260" align="alignleft" width="320" caption="Blick vom Campingplatz in Bamako"]Blick vom Campingplatz in Bamako[/caption] Ich geniesse mein Zeit hier in Bamako, obwohl es objektiv irsinnig anstrengend ist. Es ist voll und verstaut, es ist dreckig und stinkig, es laermt und kommt auch nachts kaum zur Ruhe, die Hauptstrassen sind erfuellt vom blauschwarzen Dunst der Abgase, die Nebenstrassen sind hoffnungslos staubig und jeden Abend werde ich von Mueckenschwaermen heimgesucht, so dass ich mittlerweile komplett zerstochen und zerkratzt bin. Hier herschen sicher keine paradiesischen Zustaende und ich freue mich auch wieder auf eine entspanntere Umgebung und gute Luft auf weiten Strassen, aber ich bin froh in diese schwierige, vielleicht sogar abstossende Stadt einen so gluecklichen Einstieg gefunden zu haben. Mein Uebernachtungsort, ein Campingplatz mitten in der Stadt mit Blick auf den Fluss Niger, vorbeifahrende Kanus und der idealen Aussicht auf die untergehende Sonne hat sicher einen wesentlichen Teil zu meinem positiven Eindruck beigetragen. Mit dem Visum fuer Burkina Faso im Gepaeck verlasse ich morgen Malis Hauptstadt Richtung Segou, um dort meine Besuche der Schulprojekte abzuschliessen und begebe mich danach weiter Richtung Osten ins Gebiet der Dogon. Vorher wartet allerdings noch eine Tanzauffuehrung und ein gemeinsames Couscousessen auf mich, bevor wir alle wieder unsere eigenen Wege gehen, doch die Erfahrung sagt, dass wir uns nicht zum letzten Mal gesehen haben. Ein wesentlicher Teil des Individualreisens besteht im Austausch mit anderen Reisenden, die man auf der Strasse aber vor allem in den Hotels und Herbergen oder auf Campingplaetzen antrifft. Dieser Austausch bestimmt massgeblich die Route die anpeilt, die Unterkuenfte die man anfaehrt, die Dauer des Aufenthaltes usw. Aus diesem Grund ist der Verlauf der Reise auch so spontan und Plaene aendern sich praktisch auf taeglicher Basis. Fuer die kommenden Laender verdichten sich zunehmend auch Informationen ueber moegliche Probleme, die gewissermassen eine graue Problemwolke ergeben. Kamerun etwa ist ab Mitte Ende Februar nicht mehr passierbar, da der dann einsetzende Regen die Strassen vollkommen unpassierbar macht. Auch wenn man es sich als Europaer schwer vorstellen kann, muss man es Ernst nehmen. Jeglicher Verkehr ist fuer die Dauer des Regens auf bestimmten Routen eingestellt. Es soll derzeit aufgrund der Konflikte keine Visa fuer die DRC geben. Visas fuer Angola sind praktisch nicht zu bekommen und man sollte in allen angolanischen Botschaften auf dem Weg anfragen und es wenigstens versuchen. Nigeria ist im suedlichen Teil des Landes aufgrund der massiven Bedraengnis durch die Bevoelkerung, auch aggressiver Natur, und dem extremen Verkehr nur unter groesster physischer und psychischer Anstrengung passierbar. Lagos sollte man besser vollstaenig meiden. Korruption ist so berbreitet, dass man praktisch ueberall zahlt um weiterzukommen. Willkuehr an Grenzen und unterwegs verlangsamen die Reisegeschwindigkeit, wenn man teilweise einfach stundenlang festgehalten wird, um zu klaeren, ob das Passieren tatsaechlich gestattet ist. Alles Geruechte oder ernstzunehmende Informationen? Das meiste steht im Gegensatz zu meinen bisherigen Erfahrungen. Sollte es wirklich so schwierig werden auf dem Landweg Kapstadt zu erreichen? Sollte es womoeglich gar unmoeglich sein und an Formalien scheitern? Bleibt dran und ihr werdet es erfahren. Bis zum naechsten mal, dann vermutlich aus der Gegend um Mopti, wo besondere touristische Highlights Malis auf mich warten.
[caption id="attachment_240" align="alignleft" width="320" caption="Termitenhuegel"][/caption]
Ohh wie habe ich es genossen, mich wieder zu bewegen und Eindruecke in grosser Vielzahl aufzunehmen und Orte und Landschaften vorbeiziehen zu sehen. Nach 10 Tagen Bewegungsstillstand, war ich schon richtig ausgehungert und die Emails aus dem weit entfernten Mali vom Geoff, Peter und Mark zu bekommen, hat mein Bewegungsdrang nur noch verstarkt. Die Fahrt durch Senegal und insbesondere Casamance war ein Genuss. Wunderschoene ueppig, gruene und saftige Landschaften, durchzogen von Seen und Fluessen, endlose Seerosenteppiche, unzaehlige Voegel und allerlei Viehzeug fliegen vorbei. Es ist schwuelwarm und riecht nach Holz und Feuer, Grass und Minze. Einmal ziehen hunderte von Pelikanen (diesmal wikliche) am Himmel vorbei und vollfuehren La Ola Wellen aehnliche Formationen, ein andermal hopst eine Horde Affen ueber die Strasse (Wolfgang wird sicher die Art erkennen, siehe Bild) oder es warten ca. 50 cm lange Echsen am Strassenrand auf ein geeigentes Fahrzeug um sich ueberfahren zu lassen.
[caption id="attachment_238" align="alignleft" width="320" caption="rechts die Strasse und links die Strasse"]Schlagloecher[/caption] Die einzige Schwierigkeit beim Fahren besteht darin die richtige Geschwindigkeit zu finden, um die Landschaft zu bewundern, gleichzeitig den zahlreichen Schlagloechern auszuweichen und dennoch vertwertbar voranzukommen. Die Freundlichkeit der Menschen sowohl beim Vorbeifahren, als auch wenn man anhaelt und in Kontakt kommt war geradezu ueberschwenglich. Die Menschen leben in einfachsten Strohhuetten und meine Erscheinung muss einen geradezu utopischen Eindruck hinterlassen, aber die Reaktionen auf mich waren immer strahlende und glueckliche Gesichter und intensiv winkende Haende. Einen besseren Beweis fuer die Unabhaengigkeit von Glueck und Freude von materiellem Besitz habe ich nie gesehen. Und wahrend man in Deutschland sein Leben damit verbringt sich abzusichern und Wohlstand aufzubauen und dann das Erreichte mit grimmigen Blick hinter dem Gartenzaun stehend verteidigt, sitzen hier alle gemeinsam unter dem Baobabbaum, trinken Tee, tanzen und lachen und haben ein offenes Herz fuer vorbeifahrende Mororradfahrer. Ein wenig einseitig betrachtet, ich weiss, aber ich spuere, dass ich willkommen bin egal wo ich anhalte oder anhalten wuerde und mich einfach dazugesellen und integrieren kann und das stelle sich mal einer in Brandenburg vor. Leute kommen und sind interessiert, wollen reden und helfen und mich inspezieren und das einzige was man tun muss, ist das westliche "Ich brauche meinen Freiraum. Ich will allein und in Ruhe gelassen werden"-Beduerfniss abzustellen, denn das ist das kann man hier nicht verstehen und versperrt einem Respekt und Sympathie. Es ist nicht immer einfach, den stets vorhandenen Interessierten offen und freundlich gesinnt gegenueberzutreten, aber es lohnt sich auch in den schwierigen Momenten der Erschoepfung oder des Frusts ueber seinen Schatten zu springen. Letzlich erreicht man in Afrika alles ueber jemenden der jemand kennt der etwas hat oder weiss oder besorgen kann und es ergeben sich Loesungen und Potentiale in den unerwartetsten Situationen. Meine Freude war ungetruebt bis ich von einer Polizeikontrolle angehalten wurde und nach meinem Fahrzeugpassierschein gefragt wurde. In diesem Moment wurde mir klar was ich vergessen hatte in Ziguinchor zu tun, naemlich besagten, nur 10 Tage gueltigen, verlaengern zu lassen. Trotz all meiner Versuche das Gespraech auf etwas anderes zu lenken, waehrend sich der bis dahin freundliche Polizist den Schein ansah, bemerkte er natuerlich dennoch das bereits seit 5 Tagen abgelaufene Datum. Konsequent zog er den Zuendschluessel und verkuendete, das ich das Motorrad stehen lassen und mit dem Bus zurueck nach Ziguinchor fahren muesste, um eine Verlaengerung zu beantragen. Ich war etwa 100 Km ueber katastrophale Strassen gefahren und wusste nur, dass ich erstens niemals mein Motorrad stehen lassen und zweitens auf keinen Fall zurueck fahren werde, koste es was es wolle. Nach etwa 20 Minuten trafen wir ein "Arrangement", das ich sowohl weiter, als auch mit meinem Motorrad, fahren koennte, wenn ich meinen neuen Freund in seiner Entscheidung ein wenig finanziell unterstuetzen wuerde. Nach kurzen Verhandlungen ueber die Hoehe der Unterstuetzung, wurde ich letztlich haendeschuettelnd in meine urspruengliche Fahrtrichtung entlassen. Die Verlaengerung des Passierscheins in Kolda, dem naechstmoeglichen Ort, erwies sich als ueberaus unkompliziert und sogar kostenfrei. Die Geschichte zu diesem von mir heiss begehrten Stempel ist eigentlich ebenfalls wert erzaehlt zu werden, aber ich werde es aus Gruenden des Umfangs zum Stapel der hier unerwaehnten Erlebnisse packen muessen. Klar ist natuerlich das ich ihn danach nie wieder irgendjemand zeigen musste, nicht einmal an der Grenze. Die Grenzueberquerung selbst war voellig unproblematisch und hat keine Franc gekostet. [caption id="attachment_252" align="alignleft" width="320" caption="besonders fettes Exemplar in verbrannter Landschaft"][/caption] Mit fast genau 10000 Km auf dem Reisekilometerzaehler habe ich Mali erreicht. Die Vegetation wird wieder spaerlicher, schliesslich fahre ich noerdlich und landeinwaerts. Man begegnet ganzen Waeldern von Affenbrotbaeumen, die geisterhaft und jeder voellig verschieden in der ebenen Landschaft stehen. Waeren die ENts aus dem Herr der Ringe wirklich, dann muessten es wohl Affenbrotbaeume sein.  Es ist heiss und trocken hier und man faehrt durch Landstriche, die komplett verbrannt sind. Verbrannt, im wahren Sinnne des Wortes. Zwei Suedafrikaner, mit denen ich gestern abend in Kayes ein paar Bier teilte, meinten dass Kayes die heissteste Stadt Afrikas sei. Gott sei Dank ist es Winter und nur 37 Grad, aber in der Staubigkeitsrangliste steht sie sicher auch sehr weit oben. Keine Stadt zum laenger verweilen denke ich und schreibe daher heute bereits aus Bamako. Auf dem Weg hierher bin ich noch auf Peter gestossen, der "bereits" auf dem Rueckweg nach England ist. Ein langer Weg und ich bin froh, dass ich meine vor mir liegende Route noch nicht kenne. In den folgenden Tagen werde ich weiter Richtung Osten fahren und mich damit auf touristischen Pfaden bewegen. In Segou werde ich, so qlles gut geht, ein weiteres Betterplaceprojekt besuchen waehrend Geoff und Mark nach Timuktu aufgebrochen sind. Nach den vielen Kilometern der letzten 3 Tage gehts jetzt wieder etwas gemaessigter zu. Das Motorrad ist im uebrigen weniger gluecklich, ueberhitzt staendig, macht eigenartige Geraeusche, die Oellampe flackert immer mal wieder unsicher vor sich hin, der Drehzahlmesser hopst unruhig auf und ab, da Licht ist jetzt auch noch komplett ausgefallen und vieles mehr. Damit soll ich in Kapstadt ankommen ??? Nebenbei bemerkt haben meine 3 Mitfahrer bislang kein einziges Problem gehabt und der Englaender den ich gestern getroffen habe und der etwa die gleiche Distanz auf seiner 23 Jahre alten Yamaha zurueckgelegt hat, hatte auch noch nicht ein einziges Problem zu beklagen. Nunja ich verbleibe dennoch optimistisch und freue mich auf die kommenden Tagen im musikalischem Herz Westafrikas.
Aktualisierung siehe unten.. Im Grunde gibt es wenig zu sagen, aber das Wenige will ich der Vollstaendigkeit halber festhalten. Einige Anrufe und hitzige Diskussionen hier vor Ort und am Telefon habe ich mir noch abgerungen, konnte allerdings nichts bewirken. Der DHL Mitarbeiter in Dakar konnte mir den Preis ebenso wenig erklaeren, wie seine Kollegin hier vor Ort. Dass der zu zahlende Betrag des Zolls um ein vierfaches hoeher lag als der angegebene Wert des Paketinhalts wurde nur schulternzuckend registriert, aenderte aber nichts an der Hoehe. Diskussionen haben hier haeufig keine logische Grundlage. Der Verkaeufer mit den fussballgrossen Holzelefanten, versucht mir auch noch einen "very good price" zu machen, nachdem ich ihm zum vierten mal geduldig erklaert habe, dass ich keinen Platz auf meinem Motorrad habe und seinen Elefanten nicht mal nehmen wuerde, wenn er mir noch Geld dazu gibt. Das der Zollpreis jenseits nachvollziehbarer Fakten liegt, wundert jedenfalls meine Bekannte im DHL Buero nicht. Die Frage wie dieser Preis zustande kommt, wird einfach mit "Das ist der Preis. Das ist korrekt" beantwortet. Vielleicht ist das Aufspueren von Gruenden in dieser Form auch etwas westliches und ich muss mich an eine andere Art der Auseinandersetzung gewoehnen. Mit meiner auf Logik basierenden Argumentation habe ich jedenfalls nichts erreicht, ausser mich voellig zu frustrieren. Am Ende hatte ich einfach keine Kraft mehr, denn ich habe hier nicht den laengeren Atem und gab nach, unterschrieb das Fax und dampfte wutschnaubend ab. Am naechsten Tag wurde das Paket vom Kurier ins Hotel gebracht, ich unterschrieb und hielt das vertraut orange KTM-Paket in den Haenden ohne einen Cent bezahlt zu haben. Schade nur, dass ich auch auf den Erhalt des zweiten Paketes von KTM-Sommer angewiesen bin, sonst waer ich bereits auf und davon Richtung Mali. Auf dieses warte ich noch immer und bin zwei mal am Tag im DHL Buero hier vor Ort, um mich nach dessen Verbleib zu erkundigen. Es haette schon da sein muessen, kommt aber sicher morgen hoere ich nur und spuere zunehmend dieses unangenehme Ziehen in der Magengegend. Nachdem ich in Dakar einen tieferen Einblick in die Vorgaenge der Paketwege erhalten habe, kann ich mir eh kaum vorstellen, dass ueberhaupt irgendwas ankommt. So verbleibe ich ungeduldig in Ziguinchor und verbringe meine Tage mit kleinen Erledigungen. Aus Langeweile habe ich letztlich doch den Haendlern hier allerlei Masken und Ketten, Armreifen usw. abgekauft und ihnen damit wieder bestaetigt, dass man nur penetrant dran bleiben muss, dann kriegt man auch die hartnaeckigsten Touris. Tansportieren kann ich das alles natuerlich nicht, also ist ein Paket nach Deutschland unterwegs, dass neben den Souvenirs auch meine warmen Sachen beinhaltet, denn kalt wird es auf meiner Reise von jetzt an nicht mehr werden. Das Paket habe ich im uebrigen mit der Post verschickt. Ich stelle fest, dass ich mich immer schlechter mit meiner Warterei hier arrangieren kann. Der dringende Wunsch endlich weg und weiter zu kommen, laehmt zunehmend meine Bereitschaft die Tage zu geniessen und mich auf die Menschen hier einzulassen. Die Tueren jenseits dessen was man als normaler Urlauber hier sehen und tun kann, stehen mir in Form von diversen Einladungen offen. Das Warten, als mein primaerer Aufenthaltsgrund, nimmt mir aber die Lust darauf einzugehen. Und obwohl ich weiss, dass mir damit der Sprung in eine moegliche tiefergehende Erfahrung nicht gelingt, steht mir mein Schatten im weg. Das Hier und Jetzt auszukosten und zu geniessen ist manchmal nicht einfach und es wird umso schwieriger, je staerker der Wunsch ist, ein Ziel in der Zukunft zu erreichen. Allein dies zu wissen, reicht jedoch noch nicht fuer eine Verhaltensaenderung. Stattdessen schaue ich ueber das heute hinaus und lese zum dritten Mal das Kapitel ueber Mali in meinem Reisefuehrer. Fuer die Reparatur hingegen habe ich alles vorbereitet. Fehlendes Werkzeug ist beschafft, die Anleitung kenne ich auswendig und sobald das letzte Paket ankommt (auf Holz klopf), lege ich los. Ich gehe jetzt wieder zu DHL und melde mich zurueck, sobald ich on the road bin. AKTUALSIERERUNG: Heute morgen war es dann doch da, das lang erwartete Paket. Fuer dieses musste ich kein Fax mit einem Betrag unterschreiben, den ich am Ende nicht zahlen musste, stattdessen konnte ich es direkt abholen und musste dafuer ca 90 Euro hinblaettern. Ich habe aufgehoert mich darueber zu wundern, das Geld bezahlt und bin direkt an die Arbeit gegangen. Einfach wars nicht, aber ich bin religioes der Anleitung (siehe Hendriks link) gefolgt und nach ein, zwei Problemen, und etwa 7 Stunden spaeter, stand sie wieder vollstaendig zusammengeschraubt und bereit fuer eine Probefahrt vor mir. Groesstes Problem war das Beschaffen eines Werkzeugs zum Entfernen von Halteklemmen. Ich hatte in der Vorbereitung gedacht, dass das schon irgendwie anders zu machen ist, war es aber nicht und so habe ich zwei meiner besten Helfer durch die Stadt geschickt, um mir besagtes Utensil zu besorgen. Nach 1.5 Stunden kam einer stolz wie ein Koenig zuruek und hielt das entsprechende Werkzeug in der Hand. Das Gefuehl mit dem Motorrad aus dem Hotelhof zu fahren, kann ich gar nicht beschreiben. Es gehoert zu der Art Glueckszustand, fuer den man zunaechst laenger leiden muss, der aber dafuer beim Eintritt umso intensiver ist. Leiden ist vielleicht ein wenig uebertrieben, aber der Weg vom ersten Fehlverhalten bis zur letzten Schraube war rueckblickend doch ein sehr langwieriger und gespickt mit zahlreichen Hindernissen. Da alle in der naeheren Umgebung den Grund meines verlaengerten Aufenthaltes hier kannten, erntete ich bei meiner kleinen Ausfahrt von allen Seiten Lachen, froehliche Gesichter und viele nach oben gestreckte Daumen als Zeichen der Mitfreude und Anerkennung. Es war grossartig und ich muss zugeben, dass ich meine Proberunde nicht ohne eine gehoerige Portion Stolz gedreht habe. Ob ich damit das gesamte Problem behoben, oder vielleicht doch etwas falsch zusammengebaut habe, kann ich erst mit groesserer Gewissheit sagen, wenn ich in Mali angekommen bin. Und dorthin werde ich demnach morgen in aller Fruehe aufbrechen. Nach den Erfahrungen meiner Vorfahrer, werde ich fuer die Strecke von hier nach Bamako 3 Tage benoetigen. Wenn alles gut geht, melde ich mich dann zurueck. Bis dahin wuensche ich euch ein schoenes Wochenende und mir eine gute Fahrt.
[caption id="attachment_213" align="alignleft" width="320" caption="Hotel Le Perroquet - Aussenansicht"]Hotel Le Perroquet[/caption] Nach einer guten Woche in Ziguinchor habe ich mich langsam eingelebt. Die Hotelangestellten kennen mich, wissen was ich wann bestelle und begruessen mich wie einen Freund. Ziguinchor ist in erster Linie ein Durchreiseort, in dem die meisten nur 1-2 Naechte verbringen. Damit sehe ich die Gaeste nur recht kurz, habe aber fast jeden Tag andere Reisende mit denen ich gemeinsam zu Abend esse. Es ist schon aussergewoehnlich wie leicht man auf Reisen mit Leuten ins Gespraech kommt und wie natuerlich es ist, sich einfach mit an den Tisch zu setzen. In der naeheren Umgebung kennen mich bereits die meisten Verkaeufer, wissen das ich eh nix kaufe und lassen mich weitgehend in Ruhe. Waehrend ich durch die kleine Stadt schlendere, begegne ich immer haeufiger Personen die ich irgendwann mal kennengelernt habe und tausche die ueblichen Begruessungsflosskeln aus. Diese sind eine kurze Beschreibung wert. [caption id="attachment_212" align="alignleft" width="320" caption="Hotel Le Perroquet - Hofansicht"]Hotel Le Perroquet[/caption] Wenn sich Leute auf der Strasse begruessen, bricht haeufig geradezu ein Gewitter hin- und zurueckgeworfener Wortfetzen aus. In Lautsprache wuerde das in etwa so aussehen.oa - ah - aa - ohwac - ka - imma - annta - cava - bien - bien - cava usw. Dabei werden kurze Worte oder Wortgruppen in sehr schnellem Tempo abwechselnd ausgetauscht. Nach 10 bis 15 Sekunden verabschiedet man sich und geht seiner Wege. Hintergrund ist die Idee, dass man Interesse und Respekt vermittelt, wenn man Fragen ueber das Befinden, die Familie und den Job und so weiter stellt. Die Fragen sind aber so verstuemmelt und die Antworten pauschal, dass es sich in der Praxis lediglich um Begruessungsformalien handelt. Will man nicht extra stehen bleiben, muss man entsprechend schon frueh anfangen, sobald man sich sieht und bevor man aneinander vorbeilaeuft und die letzten Wortfetzen werden noch ohne sich Umzudrehen ausgetauscht, wenn der andere schon vorbei ist und es kaum noch hoeren kann. Unter den Reisenden in Afrika wird haeufig die Abkuerzung TiA (This is Afrika) genutzt, um auf bestimmte Vorgaenge hinzuweisen, die nervenaufreibend, korruptiv und umstaendlich oder einfach nur unverstaendlich langwierig sind. Im Allgemeinen muss dann nicht mehr allzuviel hinzugefuegt werden und ein umgreifendes "Ahh" oder "Ohhh" drueckt Verstaendnis aus, da diesbezueglich jeder aus eigenen Erfahrungen schoepfen kann. Hierzu ein kleines Beispiel. [caption id="attachment_214" align="alignleft" width="320" caption="DHL Buero Ziguinchor"]DHL Buero Ziguinchor[/caption] Den Reifen zu bekommen, war wie bereits beschrieben eine ausserordentlich schwierige Angelegenheit, die allerdings in erster Linie auf ein Missverstaendnis zurueckzufuehren war. Meine jetzt korrekt DHL intern verschickten Pakete versprechen einfacher zu erhalten zu sein, aber die Kosten liegen ja auch jenseits aller Schmerzgrenzen. Dennoch, ohne ein wenig TiA gehts auch hier nicht. Laut internationaler Sendungsverfolgung auf dhl.de sollte mein Paket bereits im DHL Buero vor Ort liegen. Ein Besuch im DHL Buero (etwa 10 min zu Fuss) ergab jedoch das Gegenteil. Es waere immer noch in Dakar kaeme aber morgen auf jeden Fall. Morgen waere bereits 2 Tage ueber den versprochenen 4 Tagen! Ein Besuch am kommenden Morgen war ebenfalls erfolglos, allerdings wurde ich in meiner Abwesenheit von DHL Dakar im Hotel mit der Bitte um Rueckruf angerufen. Aus dem Hotel konnte ich den Anruf nicht taetigen, weil es nicht abrechenbar ist und so wurde ich an einen Telefonshop in der Naehe verwiesen. Dort angekommen, musste ich leider mit der Tatsache leben, dass das Telefon kaputt war und wurde wiederum weiter geschickt, diesmal etwa 8 min Fussweg. Leider verhinderte dort ein stadtweiter Stromausfall (gibts eigentlich jeden Tag hier) meinen Anruf. 3 Stunden spaeter erreiche ich dann aber doch das DHL Buero in Dakar und verstehe in einem Mix aus Englisch und Franzoesisch, dass man mir ein Fax mit den Zustellgebuehren schicken moechte, dass ich unterschrieben zurueckfaxen solle, erst dann wuerde mein Paket nach Ziguinchor geschickt werden. Zustellgebuehren? Bei Abgabe des Pakets in Deutschland gingen bereits weit ueber 100 Euro an DHL. Da in meinem Hotel kein Fax vorhanden ist, mache ich den Vorschlag es doch einfach ins DHL Buero in Ziguinchor zu faxen und frage mich warum ich und nicht der DHL Angestellte, der jeden Tag mit gleichen Faellen zu tun hat, diesen naheliegenden Vorschlag machen muss. Der DHL Mitarbeiter in Dakar sah sich jedoch ausser Stande die Faxnummer ders DHL Bueros in Ziguinchor herauszufinden und bat mich ihn mit der Nummer nochmals zurueckzurufen. Bevor ich, fassunglos ueber diese Inkompetenz, etwas dazu sagen konnte, brach die Telefonverbindung zusammen. Wieder im DHL Buero in Ziguinchor angekommen, musste ich akzeptieren, dass das Fax zur Reparatur in Dakar ist und wohl erst Ende des Monats wieder da waere. Wenigstens konnte ich sie ueberreden den DHL Angestellten in Dakar anzurufen, um eine Loesung zu diesem hochkomplexen Vorgang zu finden. Haette ich nicht aktiv darum gebeten, waere sie mit einem freundlichen Laecheln wieder dazu uebergangen im Internet zu surfen. Es wurde vereinbart, dass das Schreiben via Email hier her geschickt wuerde und ich es hier vor den Augen der DHL  Mitarbeiterin unterzeichne. Sie koennte dies dann widerum per Email bestaetigen. Da es eine Weile dauern wuerde, bis die Email da ist (WARUM?) wurde ich gebeten einfach im Hotel zu warten. Sobald die Email da ist, wuerde sie mich im Hotel anrufen. Hahaha! In dem Moment als ich das DHL Buero verliess, wusste ich bereits, dass ich keinen Anruf bekommen wuerde. Als erfahrener Afrikareisender haette man im Buero sitzenbleiben muessen, aber da ich eh noch auf ein anderes Paket warten muss, liegt mir die verzugsfreie Zustellung dieses Pakets noch nicht ganz am Herzen. Nach mehrstuendiger Wartezeit stiefelte ich also wieder zurueck, entschlossen den Vorgang bis zum erfolgreichen Abschluss auszusitzen und nahm mir sicherheitshalber ein Buch mit. Die Email war bereits da und verlangte von mir, fuer ein als Geschenk deklariertes Paket im Wert von 30 Euro, weitere 100 Euro dazuzulegen, um es entgegennehmen zu duerfen. Die Aufschluesselung der Kosten war gaenzlich unverstaendlich und versehen mit etlichen Abkuerzungen. Ein Anruf bei DHL Deutschland ergab, dass das Paket auf dem Weg ins Buero in Ziguinchor sein sollte und ich eigentlich keinen Euro dazupacken muesste, da der Versand fuer den gesamten Weg bezahlt sei. Auch sollten keine Zollgebuehren anfallen. Dann war zunaechst einmal Mittagspause in der das DHL Buero unbesetzt ist. Ein Schild mit Informationen zur Pause oder den allgemeine Oeffnungszeiten interessiert hier offenbar genauso wenig jemanden wie die tote Ziege, die im Wassergraben unmittelbar vor dem Buero so langsam vor sich hinverwest. Nach der Mittagspause musste ich mir zunaechst das Recht erkaempfen das dortige Telefon fuer meinen Anruf im DHL Buero in Dakar nutzen zu duerfen. Das Telefonat brachte kaum eine Aenderung auch als ich zum Ende sehr ungehalten wurde und lautstark mein Missfallen ueber dieses offensichtliche Unrecht zum Ausdruck brachte. Immerhin konnte ich erreichen, das der Preis noch einmal "berechnet" werden wuerde und ich einen Rueckruf erhalten werde. Diesen habe ich heute nicht mehr bekommen, womit das Paket weiterhin in Dakar verbleibt. Am meisten aergert mich, dass man in Deutschland fuer sehr viel Geld ein Paket mit einem Express Kurier abschickt und DHL nicht die geringste Moeglichkeit zu haben scheint die Vorgaenge in DHL Senegal zu beeinflussen. Ein Anruf bei DHL Deutschland bestaetigt mir den Missstand bleibt aber ansonsten voellig frucht- und aktionslos und genau das wissen die Angestellten in DHL Senegal und halten die Haende auf. Mit anderen Worten DHL kann bei einem internationalen Versand die endgueltig zu bezahlende Summe nicht angeben und ist sich dieser Korruption in den eigenen Reihen sogar bewusst. Der Herr an der Telefonhotline war jedenfalls wenig ueberrascht ueber den Vorfall. Leider sitze ich hier an einem sehr, sehr kurzen Hebel und leider bin ich auf den Erhalt der Pakete angewiesen. Sollte ich kein Entgegenkommen bewirken koennen, werde ich zahlen muessen, womit fuer den Versand von 2 kleinen und leichten Paketen etwa 500 Euro zusammenkommen. Fortsetzung folgt..
Als ich vor einem Monat losfuhr, hatte ich bereits das bestimmte Gefuehl, dass ich nicht ohne groessere technische Probleme in Kapstadt ankommen wuerde. Irgendwo in der Magengegend spuerte ich, dass mich die KTM irgendwo im Stich lassen wird.  Die Frage war nur wo und mit welchem Problem. Fragen dich ich leider jetzt beantworten kann. [caption id="attachment_205" align="alignleft" width="320" caption="Inspektion im Hotelhof umgeben von Mechanikern und Neugierigen"][/caption] Ich bin in Ziguinchor, Senegal und das Motorrad ist mit lauten sehr unangenehmen Tickgeraeuschen und leuchtender Oellampe in den Streik getreten. Das Problem hatte sich bereits angedeutet und ich hatte dazu einen Thread im KTM Forum gestartet (nur fuer technisch interessierte: http://forum.lc8.info/viewtopic.php?t=14117&start=0) . Mit bisher 43 Antworten und ueber 2200 Aufrufen habe ich in der KTM Fahrgemeinde viel Sympathie und Hilfsbereitschaft erfahren. Auch wenn es mich bisher nicht zur Problemloesung gefuehrt hat. Das bisher vermeintlich kleine Problem hat sich aber ueber Nacht zu riesiger Groesse aufgeblaeht und steht nur vor mir wie eine unueberwindbare Mauer. Eine Weiterfahrt ist unmoeglich und ich sitze bis auf weiteres in Ziguinchor fest. Neben dem KTM Forum bin ich in Kontakt mit dem Top KTM Spezialisten Rainer Knoll von KTM Sommer, dem Mechaniker von KTM Berlin, der bereits einige gute Vorschlaege hatte, und KTM Toni, dem einzigen KTM Haendler in Westafrika. Letzterer ist soger Oestereicher, sitzt aber leider in Lome, Togo und damit sehr weit weg. Zur Loesung des Problems stehen mir weiterhin das 400 Seiten starke KTM Reparaturhandbuch (in das ich gucke wie ein Schwein ins Uhrwerk) zur Verfuegung, sowie etliche Helfer, die mich jeden Tag umringen und behaupten sie seien Mechaniker und auf jede Gelegeheit warten mir den Schraubschluessel aus der Hand zu nehmen und irgendwas selber zu machen. Kleiner Lichtblick in dieser Menge ist ein Mechaniker der zumindest an vielen anderen groesseren Motoraedern geschraubt und 6 Jahre in Kanada gearbeitet hat. Nichtsdestotrots ist das Problem ein sehr LC8 Motor spezifisches und der Motor sehr modern und irgendwie traue ich ihm das nicht zu. Die Arbeitsbedingungen sind auch nicht ganz ohne. Gestern morgen bin ich zur Oelwechselstelle gefahren, um nochmals das Oel zu tauschen und und ggfs. den Filter zu saeubern. Waehrend des bei der KTM etwas langwierigen Prozesses, stand ich inmitten der Abgase einer groesseren Anzahl Taxis, die auf Benzin warteten. Aus Gruenden die mir nicht ganz klar sind, laesst man hier immer gerne die Motoren laufen. So stand ich fuer zwei einhalb Stunden im Dieselsmog und umringt von etlichen Kindern und Neugierigen, die mehr als einmal durch meine sorgsam aufgestellten Schrauben und Werkzeuge gestolpert sind. Jeder will irgednwo anfassen und staendig gibts Haende die dringend irgendwas halten wollen. Als dann bei groesster Tageshitze neben mir ein Fischlaster zum saeubern wassergestrahlt wurde und sich der widerwaertige Fischgestank in meinen Klanotten festsetzte, haette ich am liebsten alles hingeworfen. Gebracht hats jedenfalls nix, auch als ich nach diversen Telefonaten mit Mechanikern und Infos aus dem Internet folgend am Nachmittag nochmals, diesmal aber im Hof meines jetzt besseren Hotels, alles auseinandernahm, blieb das Problem bestehen. Heute gibts nochmal diverse Ansaetze, aber ich bin skeptisch, denn ich kann mit meinem gefaehrlichen virtelwissen einfach nicht wirklich weit vordringen. Wenn das Problem tiefer im Motor liegt, bin ich aufgeschmissen, da fehlts an Wissen, Erfahrung und letzlich auch an Werkzeug. Ich bin aber dennoch guter Dinge. Es ist aergerlich, aber Teil der Reise. Keiner hat gesagt es wuerde einfach werden und wenn ich mich an die Worte in meinem ersten Artikel hier erinnere, dann muss ich schlussfolgern, dass meine Reise wohl jetzt erst beginnt :) . Ansonsten erfahre ich von allen Seiten Hilfe, auch von meinen Mitreisenden. Peter, der nach Mali wieder nach England zurueckfaehrt, hat mir sogar angeboten sein Motorrad zu uebernehmen, aber das laesst sich schon aus unueberwindbaren grenztechnischen Problemen nicht machen. Peter und Geoff, die im uebrigen bereits in Mali sind hatten ihre eigenen Erfahrungen und wurden wegen Verdachts ein Kind ueberfahren zu haben, verhaftet und sassen zweit Tage fest. Die ganze Geschichte ist mir aber noch nicht bekannt. [caption id="attachment_202" align="alignleft" width="320" caption="Pelikane im Hotelhof"][/caption] Nunja, morgen wird sich auch Mark von mir verabschieden und dem Rest Richtung Mali folgen. Er kann mir ausser moralischem Beistand hier auch nicht mehr weiterhelfen. Ich werde in jedem Fall noch einige Tage hier vor Ort bleiben, bevor ich alle moeglichen Optionen durchdacht bzw. probiert habe. Ziguinchor ist wenigstens kein schlechter Ort fuer eine Panne. Es gibt ein DHL Buero, sogar einen Flughafen und einen Hafen, mit Schiffen direkt nach Dakar. Ausserdem haben wir einen guten Supermarkt hier, mehrere Restaurants und recht viele Touris, mit denen man quatschen kann. Mein Hotel ist sehr schoen, hat eine wunderbare schattige Terasse mit Flussblick und einen riseigen Baum im Hof auf dem etwa 20 Pelikane (sind doch Pelikane oder?) brueten. Sollte ich hier laenger bleiben muessen, werde ich mir allerdings ueber kurz oder lang eine guenstigere Bleibe suchen muessen. Ich halte euch auf dem Laufenden. sobald es etwas neues gibt.
Nachdem mich Geoff bereits vor dem Buerokratie- und Korruptionswahnsinn beim Abholen eines Paketes aus Europa gewarnt hatte, habe ich mich entschieden die Hilfe von Koffe anzunehmen, einem Einwohner den Geoff in den vergangenen Tagen in Dakar kennengelernt hatte. [caption id="attachment_194" align="alignleft" width="320" caption="Geoff, jemand, Koffe, Mark, ich vor der Abfahrt aus Dakar"][/caption] Noch guter Dinge, fuhren Koffe und ich mit dem Motorrad zum etwa 30 Minuten entfernten Flughafen von Dakar. Das DHL-Buero war schnell gefunden und nach geringer Wartezeit teilte die bildhuebsche (wie die meisten Frauen hier) Dame am Schalter Koffe mit, dass mein Paket nicht existiere und ueberhaupt ich nicht die richtige Nummer habe, denn sie benoetigt eine 10-stellige, meine hatte aber 12. Mehr koenne sie fuer mich nicht tun. Was war zu tun? Zunaechst einmal mehr Informationen beschaffen. Wir suchten das naechste Internetkaffe auf und ueberpruften nochmals die Nummer in der Sendungsverfolgung auf dhl.de. Die Nummer war korrekt und der Status lautete "Im Zielland angekommen". Ein Anruf bei Tom von KTM  Berlin brachte keine weiteren Infos zu Tage und ich bat ihn lediglich mir die eingescannte Paketquittung per email zu schicken, um etwas in der Hand zu haben. Ein Anruf bei DHL Deutschland foerderte eine nun neue internationale Paketnummer zu Tage, die aber leider nicht 10stellig war. Mehr konnte man mir nicht sagen, ausser das das Paket im Zielland angekommen ist und  vermutlich beim Zoll liegt. Zurueck am Flughafen schleiften wir uns durch endlose Bueros und Gaenge des Zollgelaendes, Koffe immer vorne Weg, ich wie ein Hund hinterher. Das Paket war nicht auffindbar, auch nachdem wir uns nach der allgemeinen Mittagspause noch zum DHL Hauptquartier begeben haben, war es scheinbar verschwunden. Voellig entnervt rief ich nochmals bei DHL Deutschland an und das Telefonat erbrachte dann des Raetsels Loesung. In Deutschland sind DHL und die Post eine Einheit, ganz im Gegensatz zu Senegal, wo es sich um Konkurenten handelt. Im Normalfall, so geschehen bei Geoffs Paket, landet ein intern DHL-Express-versandtes Paket, also von DHL zu einem DHL-Delivery-Officce, korrekt im Buero vor Ort und wartet auf seinen Abholer; der dann ggfs. verstaendigt wird. In meinem Fall aber wurde das Paket ueber DHL verschickt (den DHL Paketschein hatte ich ja dann zum Vorzeigen aus Toms Email) ging dann aber ueber einen Standartpostweg an die Post  in Senegal mit der Adresse des DHL Bueros am Flughafen. DHL in Senegal war also nicht mehr der Lieferant des Paketes, sondern lediglich der Empfaenger. Das Paket war also bei der Post, aber wo? Der DHL Paketschein den wir bei der Post am Flughafen vorzeigten, stifftete jedenfalls immense Verwirrung, da die Postangestellten immer vehement darauf verwiesen das es sich um ein DHL Paket handele und nicht bei der Post liegt. Im Folgenden verbrachten wir also Stunden und fuhren von Post zu Post in Dakar und erklaerten immer wieder aufs Neue warum es sich eben doch um ein Paket handelte, das bei der Post liegen muesse, nur um wieder und wieder in eine weitere Filiale geschickt zu werden. Als wir tatsaechlich in einer Post ankamen und mein Reifen nach vorne geholt wurde, fuehlte es sich an wie ein Geschenk des Himmels. Leider durfte ich meine Emotion nicht zeigen, um den Zollpreis nicht gefaehrlich in die Hoehe zu treiben. Diesen konnte Koffe dann noch erfolgreich von 60 Euro (mit Quittung) auf 35 Euro (ohne Quittung) herunterhandeln und so wurde ich Teil der hier gaengigen Geschaftspraxis und verliess uebergluecklich, nach etwa 10 Stunden und genau 37 kopfschuettelnden schwarzen Koepfen, mit meinem Reifen in der Hand das Gebaude. Nach kurzem Ausflug zum Lac Rose, dem Endpunkt der Paris-Dakar habe ich mich wieder von meiner gerade erst zusammengefundenen Gruppe abgespalten, um mein erstes Hilfsprojekt zu besuchen. Es handelt sich um die Finanzierung einer Wasserleitung in einem kleinen Dorf und ich wollte die Ankunft nicht durch das Auftauchen von 4 Motorraedern ueberstrapazieren. Der Weg fuehrte mich weit abseits der ueblichen Routen. Nach laengerem hin- und hergeirre und einer groesseren Menge aufgeregt heraustuermender Dorfbewohner, fuhr ich am Ende mit einem Cousin meiner Kontaktperson zusammen auf dem Motorrad durch verwinkelte kleine Sandwege zum abgelegenen Teil des Dorfes. Die Behausungen hier bestehen aus umzaeunten oder ummauerten Familienanwesen in denen etwa 10 -  20 Angehoerige in Palmen- oder Lehm/Steinhuetten zusammen mit etlichem Viehzeug wohnen. Ich wurde herzlich aufgenommen, obwohl keinem wirklich klar war, was ich eigentlich will, ausser dass ich irgendwie in Kontakt mit einer Tochter der Familie war, die jetzt in Deutschland lebt (die auch das Projekt initiert hat). Der eigentliche Grund meines Aufenthaltes und die Existenz eines Betterplace Projektes im Internet habe ich zwar versucht zu vermittlen, aber ich zweifle das es wirklich verstanden wurde, zumahl sich die Kommunikation als uerberaus schwierig gestaltete. Der Kontakt zum Familienmitglied  war aber ausschlaggebend, um mich dem halben Dorf vorzustellen und so fuhren wir von Familie zu Familie und ich lernte den Familienaeltesten und alle Verwandten und Kinder kennen, bis mir der Kopf, voll mit fremdartigen Namen und laechelnden Schwarzen Muendern, nur so brummte. Ueberall wurde ich empfangen wie ein Mitglied der Familie, es war fantastisch. Und so war ich fuer einen Tag und eine Nacht nicht mehr Motorradreisender, sondern integriert in echten afrikanischen Alltag. Wir pflueckten Palmenfruechte und drueckten das Fruchtfleisch schluerfend mit dem Daumen aus der dreikammerigen Frucht. Schauten fern, wobei der Fernseher in den Hof getragen wurde und ueber einen Generator betrieben wurde, der weit mehr Laerm erzeugte als der Fernseher laut war. Wo bei uns Fliegen auf dem Bildschirm sitzen gesellte sich hier eine Gottesanbeterin hinzu und einer meiner neuen Familienfreunde trat neben mir plotzlich einen Skorpion tot. Alle sassen vorm Fernseher, bis, etwa 30 min spaeter, mitten in den Nachrichten das Benzin alle war und der Bildschirm schwarz wurde. Niemand schien sich im Geringsten daran zu stoeren und stattdessen tranken wir Palmenwein aus einer Plasteflasche. [caption id="attachment_193" align="alignleft" width="320" caption="Familie Thiaw - die Frauen haben sich extra schoen gemacht :)"][/caption] Eigenartig fand ich, dass ich aus heiterem Himmel zum Essen gerufen wurde und daraufhin allein in meinem mir zugewiesenen Zimmer sass. Mittem im Raum stand ein Stuhl mit einer Kiste davor auf der ein Teller mit Spiegeleiern und gebratenen Zwiebeln stand. Da ich die anderen nie essen sah, nehme ich an, dass so jeder fuer sich in seinem Zimmer isst und ich nicht separat behadelt wurde, wissen tue ich es nicht. Das gleiche Essen und die gleiche Behandlung bekam ich auch am folgenden Morgen. Die Verwandlung vom wandelnden Geldautomaten in ein intgriertes Familienmitglied hat mich deutlich spueren lassen, wie weit abseits ich mich fuer kurze Zeit vom normalen Touristenpfad begeben habe. So integriert ich war, so wenig wollte man jedoch von mir wissen. Mein eigentliches Ich liegt so weit jenseits dieser Welt, was haette ich schon vermitteln koennen? So konnte ich nicht ganz das Gefuehl abstreifen, ein Parasit zu sein. Ich haette gern etwas gegeben etwas von Wert dagelassen, aber vielleicht tut man dies automatisch ohne es bennen zu koennen. Einen kurzen Abriss zur Brunnensituation findet der Interessiert im Uebrigen auf Betterplace. Viel Gastfreundschaft habe ich empfangen und hatte zur Abwechslung mal nicht das Gefuehl am Ende eine Rechnung praesentiert zu bekommen. Auf dem Weg nach Casamance, der suedwestlichsten Region Senegals, muss man durch The Gambia, einem vollkommen von Senegal eingeschlossenen Staat, fahren, der im Grunde nur aus gleichnahmigen Fluss und ein wenig Land drumherum besteht und im Gegensatz zu Senegal eine ehamals britsche Kolonie ist. Da hier nicht die Einheitswaehrung CFA (gespr. CEFA) der franzoesisch-westafrikanischen Staaten gueltig ist, wollte ich zunaechst einfach nur schnell durch, um dann suedlich von The Gambia in Senegal, zu uebernachten. Auf der Faehre lernte ich aber zwei Frauen, Juli (Australien -  Schulverwaltung) und Sovie (USA - Montessori in Vorschule), kennen, die fuer das VSO (Volunteer Services Overseas) in Soma, The Gambia an einer Schule arbeiteten. Beide sind bereits seit ueber 18 Monaten im Land und waren spuerbar erfreut einen Gast zu haben und so liess ich mich von meiner Devise, mich von der Reise fuehren zu lassen und nicht vom vorher gehegten Plan, leiten und folgte deren Einladung zur Uebernachtung. Die Menschen in The Gambia sind spuerbar anders. Sie wirken selbstbewusster, stolzer, froehlicher und lockerer. Man spricht Englisch, was es fuer mich natuerlich erheblich leichter macht in Kontakt zu kommen. Alles in allem war mein Aufenthalt in The Gambia und der Abend mit den sympatischen VSO-Helferinen eine gute Entscheidung. Nur die Hitze in der voelligen Windstille hat mir vor allem nachts schwer zu schaffen gemacht. Auf dem Weg durch die Grenze traf ich dann im Uebrigen auch auf einen Polizisten, der mit ernster Miene auf mein Motorrad deutete und "I want moto" sagte. Schockiert suchte ich zunaechst nach einer Pistole und konnte keine sehen und entschied mich ihm locker laechelnd und haendeshuettelnd zu erklaeren, das er das Motorrad zwar wolle, ich es aber dringend benoetigte und ihm leider nicht geben koenne und weigerte mich vehement, wie von ihm vorgschlagen auf die "Polizeistation" und damit abseits der oeffentlichen Blicke zu folgen. So ganz kann ich nicht mehr nachvollziehen wie es passierte, aber das Gespraech wandelte sich recht schnell von bedrohlich zu "ich bin dein bester deutscher Freund", wir tauschten Emails und ich fuhr ueber die Grenze. [caption id="attachment_195" align="alignleft" width="320" caption="So siehts hinter meiner Herberge aus, auf der anderen Seite ist gleich der Strand"][/caption] Casamance ist in den vergangenen Jahren von Rebellenuebergriffen betroffen gewesen, was die Anzahl der Touristen hat stark zurueckgehen lassen. Als Reaktion trifft man auf dem Weg zur Kueste auf massive Militaerpraesenz, zum Teil mit gepanzerten Autos und schwerem Geschuetz. Auch die Reaktion der Leute auf den Strassen (die im uebrigen staendig variiert) ist hier eher verbissen und man erntet beim Durchfahren die eine oder andere nicht gerade wohlwollende Geste. Solche Eindruecke wirken sich sehr stark auf das Grundgeguehl aus und ich war froh, dass hier an der Kueste der Weisse spuerbar gern gesehener Gast ist. Kafountine ist der erste Erholungsort auf meiner Reise und ich werde hier 2 Tage am Strand entspannen, alles waschen und dringend meine Sachen in Ordnung bringen, bevor totales Chaos in meinen Koffern ausbricht und alles, versandet und nass, unbrauchbar zu werden droht. Hier ist es besonders gruen und voller bunter Blumen, vorallem aber Voegel und ganz in der Naehe ist ein Naturpark, der insbesondere fuer Vogelbeobachtung empfohlen wird. Ich werde aber in erster Linie ausruhen, zu den hier vorwiegend gespielten Reggaelauten schaukeln und zur Entspannung von Rastamans Kraut Gebrauch machen. Mittwoch treffe ich wieder auf Mark, der weiter suedlich an der Kueste in einem Strandort sitzt und heute Nacht die Wahlen in den USA verfolgen wird. Geoff und Peter sind derweil schonmal auf dem Weg Richtung Mali. Bis bald meine Lieben.
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