Die Doerfer am Strassenrand nehmen zunehmend den bekannten Lehmcharakter an, den man aus Mali-Bildern kennt. Um den aus Lehmziegeln bestehenden Grundbau wird Lehm mit weichen Formen verputzt. Insbesondere im Dach- und Tuerbereich finden sich haeufig weich geformte Verzierungen. Der Islam ist hier wieder staerker praesent und man sieht zu den Gebetszeiten Gruppen von Leuten hinter einem Gebetsleiter vor den Haeusern beten. Auf dem Weg entlang des Flussverlaufs des Niger nordoestlich von Bamako ist die Landschaft recht abwechslungslos, maessig gruen mit vielen Strauchgewaechsen und wenig Baeumen und da die Strassen schlaglocharm sind, kann ich meine Gedanken wieder fliegen lassen oder dem aktuellen Tagestao widmen. Segou die naechste groessere Stadt auf dem Weg ist ein typisches Beispiel kolonialer Stadtplanung mit grosszuegiger Platzausnutzung und herschaftlichen Gebaeuden umgeben von durchlaessigen Mauern aus Stein. Wie so oft, hat sich auch hier der Verfall den Haeusern angenommen und truebt den sicher einst praechtigen Eindruck erheblich. Die meisten Gebaeude werden zwar genutzt, aber fuer den Erhalt wird sehr wenig getan. Ansonsten ist Segou eine sehr sympatische Stadt entlang des Niger, mit einem geschaeftigen Marktreiben im Zentrum, freundlichen und wenig aufdringlichen Einwohnern und ein Ort der  Entspannung nach der konzentrierten Anstrengung, die einem Bamako abverlangt. Wie auch Senegal ist Mali fussballbegeistert und in allen Orten finden abends auf den Sandplaetzen Spiele unter recht schwierigen Bedingungen statt. Die Temperaturen sind dann zwar ertraeglich, aber der durch 44 Fuesse aufgewirbelte Staub ist immens. Waehrend die untergehende Sonne der Staubschlacht etwas Weltuntergangsstimmung einhaucht, kann man den Staubgehalt in der Luft nicht nur sehen, sondern auch riechen und sogar schmecken. Aber ich vermute wenn man durch Bamakos Strassen joggen kann (unglaublich, das Leute sowas machen, habs aber oefter gesehen), dann ist das bischen Staub am Ende das Tages auch nicht mehr dramatisch. Die haeufigste Reaktion wenn ich bekanntgebe dass ich Deutscher bin, ist uebrigens - Ballack. [caption id="attachment_264" align="alignleft" width="320" caption="Kinder in Niamana"][/caption] Auch der Besuch des zweiten Schulprojektes in einem sehr kleinen Ort namens Niamana erwiess sich als lohnenswerter Ausflug abseits touristischer Pfade. Bei dem bereits abgeschlossen finanzierten Projekt handelt es sich um die Erweiterung einer Schule um Klassenzimmer und deren Einrichtung. Gluecklicherweise befand sich vor Ort ein Muenchener Schreiner namens Jens (http://www.oekoschreiner.de), der hier den Bau der Schulbaenke beaufsichtigt und mich herzlich empfing. Jens verbrachte hier bereits 5 Wochen und konnte durch die direkte Integration ins doerfliche Leben einen sehr nahen Eindruck der Lebensweise vor Ort gewinnen und unschaetzbare Erfahrungen sammeln. Zu meinem Vorteil durfte ich dadurch vieles aus erster Hand erfahren, woran man sonst nur vorbeifaehrt bzw. hinter dem Visir aus der Ferne betrachtet. Mein kurzer Aufenthalt vom Nachmittag zum naechsten Morgen war sicher auch fuer Jens eine willkommene Abwechslung, um Eindruecke zu teilen bzw. jenseits gebrochener Worte in Bramana bzw. Franzoesisch auch mal wieder ganze deutsche Saetze loszuwerden. Auch hier sprengt die Summe meiner Erfahrungen den Rahmen dieses Blogs, aber die am staerksten gebliebenen Eindruecke sind die vielen Kinder, die uns neugierig hinterherliefen, fotografiert werden wollten, uebers ganze Gesicht laechelten, ueber eine Mauer schauten und Bonjour riefen oder sich in riesiger Anzahl um mein Motorrad versammelten und dieses fasziniert anstarrten, um dann beim Anlassen des Motors raunend auseinanderzuhuepfen. Das Leben ist sehr einfach und reduziert, stoesst aber auf auffaellige, moderne Ausnahmen. Selbst hier hat das Handy Einzug in die stromlosen Lehmbauten gehalten und um diese zu betreiben, bringen die Dorfbewohner ihre Handys zum Hof des Buergermeisters, um sie mit der dort vorhandenen Solarzelle aufzuladen. Abends sitzen alle eng gedraengt vor einem winzigen Fernseher um die hier allseits beliebten Seifenopern zu schauen. Jenseits dieser Ausnahmen ist das Leben sehr doerflich, die Frauen putzen und kochen und die Maenner kuemmern sich um die Felder. Mein Feedback zum nicht vollstaendig ungetruebten Eindruck der Hilfsprojekte findet der Interessierte wieder auf betterplace. [caption id="attachment_265" align="alignleft" width="320" caption="grosse Moschee in Djenne"][/caption] An der Stadt Djenne kommt der durchreisende Tourist kaum vorbei, denn es beherbergt eines der Highlights Malis, den groessten Lehmbau der Welt und ist selbst nahezu ausschliesslich aus Lehmbauten errichtetet. Die Waende sind schief und poroes, die Strassen eng und verwinkelt und alles ist in ein Einheitsgrau getaucht, der Farbe des Lehms aus dem Bani, dem Fluss am Rande der Stadt. Lehm ist kein bestaendiger Werkstoff und das Ausbessern der Haeuser ist eine jaehrliche Aufgabe, die nach jeder Regenzeit noetig ist, um dem Verfall der Gebaeude entgegenzuwirken. Gleiches gilt natuerlich auch fuer die grosse Moschee und einmal im Jahr an einem Tag nehmen sich hunderte von Einwohner, aber auch Angereiste, dieser Aufgabe an, ziehen zum Fluss, holen Schlamm und helfen die Moschee zu bewahren. Die igelartig herausstehenden Holzplanken, die der Moschee das besondere Aeussere verschaffen, sind uebrigens nichts anderes als ein permanentes Baugeruest. Das Betreten des Inneren der Moschee ist Nichtmoslems untersagt und an allen Eingaengen sind grosse  Hinweisschilder platziert. Wie so oft handelt es sich allerdings auch hier lediglich um ein geringfuegiges, finanziell ueberwindbares Hindernis und damit durfte auch ich in den Genuss der Innansicht kommen. Wie schon angemerkt ist Mali das Herz der westafrikanischen Musik und so reise ich hier mit besonders offenen Ohren, um moeglichst viel auf- und mitzunehmen. Kenner werden die musikalischen Groessen Malis Ali Farka Toure oder Salif Keita bereits kennen, doch neben diesen gibt es natuerlich ein grosses Spektrum weiterer Kuenstler. Wer sich dafuer interessiert, der kann auf meinen last.fm Seiten einen Teil der Musik die ich hoere, mitverfolgen. Wer sich nicht dafuer interessiert, dem sei ans Herz gelegt mal reinzuhoeren, denn die Musik hier hat eine besondere Kraft und Schoenheit, ist verwurzelt in den musikalischen Traditionen und beschreibt Westafrika um Dimensionen besser, als ich dies jemals mit Worten tun koennte. Wer sich in die Musik hier einfuehlen kann, ist schon fast hier :). Versuchts mal, es lohnt sich wirklich. Hier mal eine kurze Liste, was mir so zu Ohren gekommen ist; Boubacar Traore, Baaba Maal, Toumani Diabate, Habib Koite, Rokia Traore und natuerlich die oben erwaehnten. Wer sich in die Musik verlieben sollte, der kann auch gleich ein Flugticket nach Mali buchen, denn im Januar (glaube um den 10.) findet hier das Desert Musik Festival 60 km entfernt von Timbuctou statt. Wie der Name schon sagt, findet es mitten in der Wueste statt, ist neben einigen anderen das groesste Festival im westafrikanischen Raum und duerfte sicherlich eines der aussergewoehnlichsten und imposantesten Festivals ueberhaupt sein. Fuer mich ist das leider etwas zu spaet, denn so lange kann ich hier beim besten Willen nicht bleiben, es sei den gesundheitliche oder technische Ausfaelle zwingen mich dazu und so werde ich meinen Festivalbesuch wohl auf eine andere Reise verschieben muessen. Angekommen bin ich mittlerweile in Mopti in der Naehe der Grenze zu Burkina Faso und dem nach wie vor sehr traditionell lebenden Volk der Dogon. Fuer die kommenden Tage ist ein kurzer Besuch im Falaise de Bandiagara, dem Gebiet der Dogon geplant, um dann weiter Richtung Sueden nach Burkina zu fahren. Ahja, Geoff und Mark habe ich uebrigens hier wieder eingeholt, die nach einem 5-taegigen Ausflug nach Timbuktu hier auf mich gewartet haben. Die Probleme mit dem Motorrad konnte ich trotz 5-stuendigen Reparaturversuchs zusammen mit Geoff nicht loesen und so bleibt mir nur die Hoffung, dass ich die etwa 1500 km bis nach Lome, wo der einzige KTM-Haendler in Westafrika sitzt,  ohne weitere Probleme ueberstehe. Update: guckt euch mal meine neue Motorradfront an hehehe :)
Bevor ich ab morgen moeglicherweise in paar Tage laenger dem Internet fernbleibe, will ich noch mal eine kleine Aktualisierung zischendurch einschieben. Die KTM kaempft hier in der Stadt mit der erbarmungslosen Hitze und macht mir das Leben schwer. Das Motorrad wird dermassen heiss, dass ich gezwungen bin zwischen zwei verschiedenen Fahrpositionen in regelmaessigen Abstand zu wechseln um mich vor den unertraeglichen Hitzeausbruechen unter mir zu schuetzen. So wechsele ich zwischen sitzend fahren und die Beine gespreizt vom Motorrad halten, um die Fussfesseln und Waden zu retten, und stehend fahren um mir eine geringe Chance auf Fortpflanzung in der Zukunft zu erhalten. Das Motorrad wird so heiss, dass alle metallenen Teile im unteren Bereich kaum noch anfassbar sind und, was viel schlimmer ist, die Rueckbremse zunehmend weniger greift, bis hin zur totalen Funktionslosigkeit. Letzteres Verhalten hat mir in der Stadt auf einer sandigen Strasse beinahe einen Auffahrunfall beschert. Klasse! [caption id="attachment_259" align="alignleft" width="320" caption="die Zeite Klasse in Youchuas Schule"]die Zeite Klasse in Youchuas Schule[/caption] Mein Kontakt zum naechsten Betterplaceprojekt war Juergen Nagler, den ich, in Bamako angekommen, anrief und mich mit ihm am kommenden Tag verabredete. Am naechsten Tag nahm sich Juergen die Zeit, mir die Schule in einem Aussenbezirk Bamakos zu zeigen und sich ausfuehrlich mit mir ueber die Hilfsprojekte und seine Arbeit vor Ort zu unterhalten. Die Schule sticht aus seiner Umgebung hinsichtlich seiner baulichen Erscheinung geradezu hervor und ist ein Glanzbeispiel fuer erfolgreiche und vorallem nachhaltige Arbeit im Bildungsbereich vor Ort. Aufgebaut von einem Einheimischen, der als Direktor der Schule fuer den langristigen Erfolg sorgt, ist die Schule zur Zeit dennoch auf Unterstuetzung angewiesen, um auch den Kindern armer Familien eine Bildungschance zu bieten. Ich konnte mich davon ueberzeugen, dass hier eingesetzte Hilfsgelder zu einem Ergebnis mit hoher Qualitaet fuehren und werde daher einen Teil des Geldes aus der Marathoninitiative fuer die Unterstuetzung der Bildung der Kinder vor Ort einsetzen. Mein Feedback dazu und Naeheres zum Projekt findet der Interessierte wieder auf Betterplace. Juergen selbst hat in Niamana in der Naehe von Segou ein Projekt teilweise ueber Betterplace finanzieren koennen, welches auch in meiner Marathoninitiative als Bespiel aufgenommen ist. Wenn alles gut geht, werde ich es ebenfalls besuchen koennen und vielleicht auch die Gelegenheit haben, einen Vergleich mit einer oeffentlichen Schule zu ziehen. Eine kleine typische Episode, die ich miterlebt habe, waehrend ich im Cafe auf Juergen wartete, will ich euch nicht vorenthalten. Es ereignete sich ein Unfall, in dem ein Merzedesfahrer einen Roller uebersah und ihn umfuhr. Der Roller lag halb unter dem Auto, der Fahrer schien aber in Ordnung zu sein und etwa 2 Minuten gab es ein hitziges Wortgefecht zu dem sich zahlreiche Schaulustige gesellten. Soweit also nichts Ungewoehnliches, dann aber ging alles ganz schnell. Der Autofahrer zueckte das Portemonaie und reichte ein paar Scheine rueber und fuhr davon. Zur gleichen Zeit hielt ein weiteres Auto und der Faherer bot seine Hilfe an, der Roller wurde kurzerhand in den Kofferraum getellt und etwa 4 Minuten spaeter sah alles wieder so aus wie vorher. Problemloesung auf afrikanisch. Es gibt Tage die beinhalten mehr Erfahrungen und Erlebnisse, als das man sie verdauen koennte und ich liege abends im Zelt und bin von der Fuelle der Eindruecke ueberwaeltigt. Selbst das Festhalten der Ereignisse in Kurzform scheint mich zu ueberfordern. Wichtigstes Element aber sind die Menschen, die ich auf persoenlicher und freundschaftlicher Ebene kennenlernen konnte. Juergen, den ich ueber Betterplace kennen lernen durfte und mit dem ich einen interessanten Tag verbracht habe und ueber nachhaltiges Reisen, Hilfsprojekte und Bildung vor Ort reden konnte, Kirsten einer Hamburgerin, die Westafrika liebt und einfach solange bleiben moechte bis es ihr keinen Spass mehr macht und auf der Suche nach Musik und Tanzunterricht ist, eine ausserordentlich liebenswerte suedafrikanische Familie, die ein Jahr mit dem Jeep rund um Afrika reist, auf meinem Campingplatz uebernachtet und mich zum Barbecue anlud, Joe ein Englaender, der sich ihnen zeitweise angeschlossen hat, Olli ein Englaender, der Westafrika ebenfalls auf einem Motorrad bereist, Gunnar und Sonja, die in einem Unimog durch Afrika fahren und etliche Einwohner Malis, mit denen ich in viele kurze Gespraeche verwickelt war. Mir wird klar dass ich an manchen Tagen mehr Menschen auf einer persoenlichen Ebene kennenlerne als in Deutschland in den vergangenen 2 Jahren. Es sind nicht irgendwelche Menschen, es sind liebenswerte, interessante Leute und ich ertappe mich, den Kommunikationsmuffel, tief involviert in allerlei Gespraeche und erkenne mich selbst kaum wieder. All diese Menschen begegne ich in einer Umgebung, die in sich selbst und in jedem Detail voll neuer Bilder und Gerueche und Geraeusche ist. Vieles Gesehene ist ungewohnt oder unbekannt und jeder Blick offenbahrt ein Fuelle an Neuem. An solchen Abenden liege ich im Zelt, rekapituliere das Erlebte und laechele tief erfuellt in mich hinein, denn ich spuere, dass mich das Leben mit ganzer Kraft ergriffen hat. Ich fuehle mich lebendig und schlafe mit voller Vorfreude auf die Ereignisse des kommendenden Tages ein. [caption id="attachment_260" align="alignleft" width="320" caption="Blick vom Campingplatz in Bamako"]Blick vom Campingplatz in Bamako[/caption] Ich geniesse mein Zeit hier in Bamako, obwohl es objektiv irsinnig anstrengend ist. Es ist voll und verstaut, es ist dreckig und stinkig, es laermt und kommt auch nachts kaum zur Ruhe, die Hauptstrassen sind erfuellt vom blauschwarzen Dunst der Abgase, die Nebenstrassen sind hoffnungslos staubig und jeden Abend werde ich von Mueckenschwaermen heimgesucht, so dass ich mittlerweile komplett zerstochen und zerkratzt bin. Hier herschen sicher keine paradiesischen Zustaende und ich freue mich auch wieder auf eine entspanntere Umgebung und gute Luft auf weiten Strassen, aber ich bin froh in diese schwierige, vielleicht sogar abstossende Stadt einen so gluecklichen Einstieg gefunden zu haben. Mein Uebernachtungsort, ein Campingplatz mitten in der Stadt mit Blick auf den Fluss Niger, vorbeifahrende Kanus und der idealen Aussicht auf die untergehende Sonne hat sicher einen wesentlichen Teil zu meinem positiven Eindruck beigetragen. Mit dem Visum fuer Burkina Faso im Gepaeck verlasse ich morgen Malis Hauptstadt Richtung Segou, um dort meine Besuche der Schulprojekte abzuschliessen und begebe mich danach weiter Richtung Osten ins Gebiet der Dogon. Vorher wartet allerdings noch eine Tanzauffuehrung und ein gemeinsames Couscousessen auf mich, bevor wir alle wieder unsere eigenen Wege gehen, doch die Erfahrung sagt, dass wir uns nicht zum letzten Mal gesehen haben. Ein wesentlicher Teil des Individualreisens besteht im Austausch mit anderen Reisenden, die man auf der Strasse aber vor allem in den Hotels und Herbergen oder auf Campingplaetzen antrifft. Dieser Austausch bestimmt massgeblich die Route die anpeilt, die Unterkuenfte die man anfaehrt, die Dauer des Aufenthaltes usw. Aus diesem Grund ist der Verlauf der Reise auch so spontan und Plaene aendern sich praktisch auf taeglicher Basis. Fuer die kommenden Laender verdichten sich zunehmend auch Informationen ueber moegliche Probleme, die gewissermassen eine graue Problemwolke ergeben. Kamerun etwa ist ab Mitte Ende Februar nicht mehr passierbar, da der dann einsetzende Regen die Strassen vollkommen unpassierbar macht. Auch wenn man es sich als Europaer schwer vorstellen kann, muss man es Ernst nehmen. Jeglicher Verkehr ist fuer die Dauer des Regens auf bestimmten Routen eingestellt. Es soll derzeit aufgrund der Konflikte keine Visa fuer die DRC geben. Visas fuer Angola sind praktisch nicht zu bekommen und man sollte in allen angolanischen Botschaften auf dem Weg anfragen und es wenigstens versuchen. Nigeria ist im suedlichen Teil des Landes aufgrund der massiven Bedraengnis durch die Bevoelkerung, auch aggressiver Natur, und dem extremen Verkehr nur unter groesster physischer und psychischer Anstrengung passierbar. Lagos sollte man besser vollstaenig meiden. Korruption ist so berbreitet, dass man praktisch ueberall zahlt um weiterzukommen. Willkuehr an Grenzen und unterwegs verlangsamen die Reisegeschwindigkeit, wenn man teilweise einfach stundenlang festgehalten wird, um zu klaeren, ob das Passieren tatsaechlich gestattet ist. Alles Geruechte oder ernstzunehmende Informationen? Das meiste steht im Gegensatz zu meinen bisherigen Erfahrungen. Sollte es wirklich so schwierig werden auf dem Landweg Kapstadt zu erreichen? Sollte es womoeglich gar unmoeglich sein und an Formalien scheitern? Bleibt dran und ihr werdet es erfahren. Bis zum naechsten mal, dann vermutlich aus der Gegend um Mopti, wo besondere touristische Highlights Malis auf mich warten.
[caption id="attachment_240" align="alignleft" width="320" caption="Termitenhuegel"][/caption]
Ohh wie habe ich es genossen, mich wieder zu bewegen und Eindruecke in grosser Vielzahl aufzunehmen und Orte und Landschaften vorbeiziehen zu sehen. Nach 10 Tagen Bewegungsstillstand, war ich schon richtig ausgehungert und die Emails aus dem weit entfernten Mali vom Geoff, Peter und Mark zu bekommen, hat mein Bewegungsdrang nur noch verstarkt. Die Fahrt durch Senegal und insbesondere Casamance war ein Genuss. Wunderschoene ueppig, gruene und saftige Landschaften, durchzogen von Seen und Fluessen, endlose Seerosenteppiche, unzaehlige Voegel und allerlei Viehzeug fliegen vorbei. Es ist schwuelwarm und riecht nach Holz und Feuer, Grass und Minze. Einmal ziehen hunderte von Pelikanen (diesmal wikliche) am Himmel vorbei und vollfuehren La Ola Wellen aehnliche Formationen, ein andermal hopst eine Horde Affen ueber die Strasse (Wolfgang wird sicher die Art erkennen, siehe Bild) oder es warten ca. 50 cm lange Echsen am Strassenrand auf ein geeigentes Fahrzeug um sich ueberfahren zu lassen.
[caption id="attachment_238" align="alignleft" width="320" caption="rechts die Strasse und links die Strasse"]Schlagloecher[/caption] Die einzige Schwierigkeit beim Fahren besteht darin die richtige Geschwindigkeit zu finden, um die Landschaft zu bewundern, gleichzeitig den zahlreichen Schlagloechern auszuweichen und dennoch vertwertbar voranzukommen. Die Freundlichkeit der Menschen sowohl beim Vorbeifahren, als auch wenn man anhaelt und in Kontakt kommt war geradezu ueberschwenglich. Die Menschen leben in einfachsten Strohhuetten und meine Erscheinung muss einen geradezu utopischen Eindruck hinterlassen, aber die Reaktionen auf mich waren immer strahlende und glueckliche Gesichter und intensiv winkende Haende. Einen besseren Beweis fuer die Unabhaengigkeit von Glueck und Freude von materiellem Besitz habe ich nie gesehen. Und wahrend man in Deutschland sein Leben damit verbringt sich abzusichern und Wohlstand aufzubauen und dann das Erreichte mit grimmigen Blick hinter dem Gartenzaun stehend verteidigt, sitzen hier alle gemeinsam unter dem Baobabbaum, trinken Tee, tanzen und lachen und haben ein offenes Herz fuer vorbeifahrende Mororradfahrer. Ein wenig einseitig betrachtet, ich weiss, aber ich spuere, dass ich willkommen bin egal wo ich anhalte oder anhalten wuerde und mich einfach dazugesellen und integrieren kann und das stelle sich mal einer in Brandenburg vor. Leute kommen und sind interessiert, wollen reden und helfen und mich inspezieren und das einzige was man tun muss, ist das westliche "Ich brauche meinen Freiraum. Ich will allein und in Ruhe gelassen werden"-Beduerfniss abzustellen, denn das ist das kann man hier nicht verstehen und versperrt einem Respekt und Sympathie. Es ist nicht immer einfach, den stets vorhandenen Interessierten offen und freundlich gesinnt gegenueberzutreten, aber es lohnt sich auch in den schwierigen Momenten der Erschoepfung oder des Frusts ueber seinen Schatten zu springen. Letzlich erreicht man in Afrika alles ueber jemenden der jemand kennt der etwas hat oder weiss oder besorgen kann und es ergeben sich Loesungen und Potentiale in den unerwartetsten Situationen. Meine Freude war ungetruebt bis ich von einer Polizeikontrolle angehalten wurde und nach meinem Fahrzeugpassierschein gefragt wurde. In diesem Moment wurde mir klar was ich vergessen hatte in Ziguinchor zu tun, naemlich besagten, nur 10 Tage gueltigen, verlaengern zu lassen. Trotz all meiner Versuche das Gespraech auf etwas anderes zu lenken, waehrend sich der bis dahin freundliche Polizist den Schein ansah, bemerkte er natuerlich dennoch das bereits seit 5 Tagen abgelaufene Datum. Konsequent zog er den Zuendschluessel und verkuendete, das ich das Motorrad stehen lassen und mit dem Bus zurueck nach Ziguinchor fahren muesste, um eine Verlaengerung zu beantragen. Ich war etwa 100 Km ueber katastrophale Strassen gefahren und wusste nur, dass ich erstens niemals mein Motorrad stehen lassen und zweitens auf keinen Fall zurueck fahren werde, koste es was es wolle. Nach etwa 20 Minuten trafen wir ein "Arrangement", das ich sowohl weiter, als auch mit meinem Motorrad, fahren koennte, wenn ich meinen neuen Freund in seiner Entscheidung ein wenig finanziell unterstuetzen wuerde. Nach kurzen Verhandlungen ueber die Hoehe der Unterstuetzung, wurde ich letztlich haendeschuettelnd in meine urspruengliche Fahrtrichtung entlassen. Die Verlaengerung des Passierscheins in Kolda, dem naechstmoeglichen Ort, erwies sich als ueberaus unkompliziert und sogar kostenfrei. Die Geschichte zu diesem von mir heiss begehrten Stempel ist eigentlich ebenfalls wert erzaehlt zu werden, aber ich werde es aus Gruenden des Umfangs zum Stapel der hier unerwaehnten Erlebnisse packen muessen. Klar ist natuerlich das ich ihn danach nie wieder irgendjemand zeigen musste, nicht einmal an der Grenze. Die Grenzueberquerung selbst war voellig unproblematisch und hat keine Franc gekostet. [caption id="attachment_252" align="alignleft" width="320" caption="besonders fettes Exemplar in verbrannter Landschaft"][/caption] Mit fast genau 10000 Km auf dem Reisekilometerzaehler habe ich Mali erreicht. Die Vegetation wird wieder spaerlicher, schliesslich fahre ich noerdlich und landeinwaerts. Man begegnet ganzen Waeldern von Affenbrotbaeumen, die geisterhaft und jeder voellig verschieden in der ebenen Landschaft stehen. Waeren die ENts aus dem Herr der Ringe wirklich, dann muessten es wohl Affenbrotbaeume sein.  Es ist heiss und trocken hier und man faehrt durch Landstriche, die komplett verbrannt sind. Verbrannt, im wahren Sinnne des Wortes. Zwei Suedafrikaner, mit denen ich gestern abend in Kayes ein paar Bier teilte, meinten dass Kayes die heissteste Stadt Afrikas sei. Gott sei Dank ist es Winter und nur 37 Grad, aber in der Staubigkeitsrangliste steht sie sicher auch sehr weit oben. Keine Stadt zum laenger verweilen denke ich und schreibe daher heute bereits aus Bamako. Auf dem Weg hierher bin ich noch auf Peter gestossen, der "bereits" auf dem Rueckweg nach England ist. Ein langer Weg und ich bin froh, dass ich meine vor mir liegende Route noch nicht kenne. In den folgenden Tagen werde ich weiter Richtung Osten fahren und mich damit auf touristischen Pfaden bewegen. In Segou werde ich, so qlles gut geht, ein weiteres Betterplaceprojekt besuchen waehrend Geoff und Mark nach Timuktu aufgebrochen sind. Nach den vielen Kilometern der letzten 3 Tage gehts jetzt wieder etwas gemaessigter zu. Das Motorrad ist im uebrigen weniger gluecklich, ueberhitzt staendig, macht eigenartige Geraeusche, die Oellampe flackert immer mal wieder unsicher vor sich hin, der Drehzahlmesser hopst unruhig auf und ab, da Licht ist jetzt auch noch komplett ausgefallen und vieles mehr. Damit soll ich in Kapstadt ankommen ??? Nebenbei bemerkt haben meine 3 Mitfahrer bislang kein einziges Problem gehabt und der Englaender den ich gestern getroffen habe und der etwa die gleiche Distanz auf seiner 23 Jahre alten Yamaha zurueckgelegt hat, hatte auch noch nicht ein einziges Problem zu beklagen. Nunja ich verbleibe dennoch optimistisch und freue mich auf die kommenden Tagen im musikalischem Herz Westafrikas.
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