Knapp eine Woche ist seit dem letzten Eintrag in Calabar, Nigeria vergangen, doch bis heute bin ich nur etwa 150 Kilometer Luftline weitergekommen. Der notwendige Umweg ueber das Bergland Kameruns war fahrtechnisch die bislang schwierigste Etappe und hat mich nicht nur geografisch vom Tief ins Hoch gefuehrt. Ich schreibe aus Limbe, Kamerun, einem entspannten Ort in der nordwestlichen Kuestenregion und erhole mich fuer zwei Tage hier, bevor die Fahrt weiter Richtung Sueden geht. [caption id="attachment_355" align="alignleft" width="320" caption="Flusseinblick in Ostnigeria"]Flusseinblick in Ostnigeria[/caption] Die letzten Tage in Nigeria, waren objektiv das schoenste was Nigeria zu bieten hatte. Die Vegetation wird zunehmend dichter, die Orte kleiner und ruhiger und der Verkehr laesst spuerbar nach. Wir fahren uerber Bruecken, die Einblick in idylische Flussverlaeufe gewaehren. Von der tadellosen Strasse aus sehen wir Fischerboote und Frauen, die Sachen waschen und zum Trocknen auslegen (Waesche wird zum Trocknen oft einfach auf dem Boden ausgebreitet). Dennoch hat mich das bislang staerkste Reisetief heimgesucht und meine Gedanken zu entfernt liegenden, moeglichen Zukunftsproblemen entfuehrt. Reisemuedigkeit, vielfaeltige kleinere und groessere Sorgen diesseits und jenseits der Reise, ein wenig Weihnachtsmelancholie und vorallem wieder neue Probleme mit der KTM ergaben ein ungutes Gemisch. Ein Gabeldichtring hat sich entschlossen nicht mehr seiner Bestimmung nachzukommen und verteilt nun grosszuegig Gabeloel auf Reifen, Bremsscheibe und Bremse. Das wirkt sich nicht nur massiv unguenstig auf die Federung/Daempfung aus, sondern ist auch noch sehr gefaehrlich, da es sich negativ und schwer vorhersehbar auf die Bremskraft (wenigstens habe ich zwei Bremsscheiben) und auf die Traktion des Reifens auswirkt. Die Bremsfluessigkeit kann ich durch regelmaessiges Austauschen eines sich vollsaugenden Lappens um die Gabel groesstenteils abfangen, aber leider ist mir die Moeglichkeit verwehrt neues Oel als temporaere Loesung oben nachzufuellen, um die Daempfungseigenschaften zu erhalten, da hierfuer Spezialwerkzeug noetig ist. Bei Marks Suzuki gibt es fuer diesen Zweck eine einfache Schraube. Vielen Dank KTM. Alles was ich voruebergehend tun kann, ist die Steifigkeit aller Einstellungen nach oben zu setzen, um ein Durchschlagen der Gabel zu verhindern und zuzusehen, wie das Oel so nach und nach aus der Gabel verschwindet. So hoppele ich also mit einer voellig unsensiblen, ultraharten Federung und eingeschraenkter Bremswirkung durch die Gegend. Schwierige "Strassen", auf deren Bezwingung ich mich seit langem gefreut habe, liegen vor uns und gerade jetzt versagt das Fahrwerk. Mein Vertrauen in die KTM ist auf den absoluten Nullpunkt gesunken und ich bin mittlerweile jeden Morgen erstaunt, dass sie ueberhaupt anspringt. Die Summe der Probleme ist jenseits meiner Akzeptanzgrenze angewachsen und verwehrt mir zunehmend den Spass am Fahren. Die Herausforderung Afrika zu durchqueren besteht fuer mich in erster Line darin, das Motorrad am Laufen zu halten. Melancholisch und missmutig gestimmt nehme ich frueh meine Fahrt Richtung Kamerun auf und versuche mir mit guten Argumenten ein Laecheln auf die Lippen zu zwingen, aber der Blick fuer die Gegenwart und die Freude ueber mein Privilegium hier sein zu duerfen, scheint verloren. Ich sehe, aber ich erkenne nichts. Ich fahre, aber ich geniesse es nicht und meine Reise scheint sich auf Grenzueberquerungen, Visaangelegenheiten und Hotelsuchen zu beschraenken. Soviel zum Tief, nun zu Kamerun. Kamerun kuendigt sich auf dem Papier als eines der vielseitigsten Laender Afrikas an. Es erstreckt sich vom Lac Tchad im Norden, also Wuestenregionen, ueber bergige Grasslandschaften, trockene und felsige Hochregionen, bis hin zu tropischen Regenwaeldern und traumhaften Sandstraenden. Waehrend im Westen Englisch gesprochen wird, dominiert im Rest des Landes Franzoesisch. Im Norden herscht der Islam vor, im Sueden das Christentum und zwischendurch wohnen zahlreiche traditionelle Staemme. Die Jahresniederschlagsmengen im Sueden sind extrem und verwandeln nicht befestigte Strassen in unpassierbare Matschlandschaften, waehrend im Norden Duerre herscht. Von Entspannung auf Traumstraenden ueber Hochgebirgstrekking bietet Kamerun ein weitreichendes Aktivitaetsspektrum. Viele Gruende also, sich auf unser naechstes Ziel zu freuen. Am Grenzuebergang scheint die Zeit langsamer zu verlaufen. Jeder hat eine Unmenge davon, jeder will erstmal reden, jede Handbewegung wird im Schneckentempo ausgefuehrt. Wir haben Zeit, schalten einen Gang runter und lassen die Beamten gewaehren. Versunken im Dschungel ragt eine Stahlbruecke ueber einen Fluss, eingewachsen von dichter Vegetation. Es ist feucht, am Horizont verschwinden Urlwaldriesen im Dunst und jeder Qubikmeter Raum ist gefuellt von einer unbeschreiblichen Vielzahl von Pflanzen. Kamerun, am anderen Flussufer ist eine gruene undurchdringliche Wand. Seit meiner Kindheit fasziniert mich der Begriff Urwald und obwohl ich in meiner Reise durch Zentralamerika zu einigen Dschungel-eingestuften Gebieten gekommen bin, habe ich nie einen Urwald gesehen, der meiner wahren Vorstellung entsprach. Undurchdringlich muss er sein und gleichzeitig hoch, Baumriesen mit Lianen und gruenen Haengegewaechsen, nur unterbrochen von einer schmalen Strasse, die schneller zuwaechst, als dass man sie freihalten kann, ueberall kreucht Getier und in den Wipfeln, weit ueber den Koepfen springen Affen. Zum ersten Mal finde ich eine Vegetation, die meiner Vorstellung sehr nahe kommt. Befriedigt sauge ich die Eindruecke auf und fuehle mich weit, weit jenseits jeglicher urbaner oder entwickelter Strukturen. Wohlbemerkt befinden wir uns auf der Hauptstrasse auf einem der groessten Grenzuebergaenge zwischen Nigeria und Kaemrun. Die Grenzangelegenheiten brauchen seine Zeit, sind allerdings ohne Schwierigkeiten hinter uns gebracht und nachdem wir unsere westafrikanischen Francs in zentralafrikanische Francs umgetauscht und unsere Reifen zwecks besserer Haftung auf einen geringeren Luftdruck veringert haben, tauchen wir ins gruene Verlies ein. Die Strasse verdient ihren Namen nicht. Vielmehr handelt es sich um ein sich staendig veraenderndes Gebilde aus Sand, Matsch und Erdkruste. Sobald es regnet, verwandelt sich die urspruengliche Wegfuehrung durch die sich tief eingrabenden Fahrzeuge in eine Schluchtenlandschaft, die die Strasse zum Teil metertief in den Boden versinken laesst. Ist der Morast zu tief geworden, wird eine neue Route daneben durch den Dschungel geschlagen, um die unpassierbar gewordenene Hauptstrecke zu umfahren. Gluecklicherweise hat es seit mehreren Wochen nicht geregnet und wir sehen das getrocknete und hartgewordene Ergebnis, das viele, schwere Fahrzeuge in den nassen Tagen geformt haben. Dennoch verlangt es uns teilweise einiges an Fahrkoennen ab, um unsere Motorraeder unbeschadet durch die Schikanen zu bewegen. Mein Gemuet wird zunehmend leichter und ich jage die angeschlagende KTM ohne Ruecksicht auf Verluste zu Gunsten maximalen Fahrspasses durch die Strassenwueste. Ich bin hier, in Kamerun, und darf sehen was ich sehe und erleben was ich erlebe, hier und jetzt und keiner kann mir diesen Moment nehmen. Ich bin wieder in der Gegenwart und der Reise angekommen, jedes Problem wird wieder loesbar, ueberwindbar. Ohne Tief kein Hoch. [caption id="attachment_357" align="alignleft" width="320" caption="Hotelblick in Mamfe zu Weihnachten"]Hotelblick in Mamfe zu Weihnachten[/caption] Unsere geplante Tagesdistanz muessen wir im Laufe unseres Dschungelkampfes auf die Haelfte reduzieren und erreichen Stunden spaeter erschoepft Mamfe, die erste groessere Stadt auf der Seite Kameruns. Es ist der 24.12., Weihnachten und wir sitzen auf der Strasse und essen den ueblichen aber wohlverdienten Reis mit Sosse, beobachten das Geschehen und sind gluecklich. Mark praesentiert mir (nach deutschem Brauch am Abend des 24.12.) ein Weihnachtsgeschenk - Nigeriaaufkleber, ein echtes Abenteuer-Motorradfahrergeschenk. Ich hole meinen bereits in Lome, Togo erstandenen aufblasbaren Weihnachtsmann hervor und kompletiere unseren Weihnachtsabend. p1010361Der kommende Tag fuehrt uns auf aehnlichen Strassenverhaeltnissen aus dem tiefen Regenwald zum hochgelegenen Grassland bei Bamenda. Langsam und schwitzend, aber mit Hochgenuss wuehlen wir uns, verschlungen von dichtem Gruen, bis zum Ziel durch. Die Strasse wird kaum befahren und ist zum Teil unpassierbar fuer Autos. Wir sehen nur zwei davon, einen ultra-gelaendetauglichen, hochgelegten Allrad-Toyota und einen hoffnungslos steckengebliebenen LKW, der auf die Ausbesserung eines Strassenabschnittes warten muss, um weiterzukommen. Vier Personen sind damit beschaeftigt die metertief in den Schlamm eingefahrene Strasse auf etwa 40 Meter Laenge wieder zuzuschaufeln. Wie lange der Fahrer des LKW bereits auf die Fertigstellung wartet, weiss ich nicht, aber bevor er weiterkommt, duerften Tage vergehen. Ich beobachte die Arbeiter eine Weile bei ihrer muehvollen Ackerei, waehrend sich Mark an mir vorbei durch das Hindernis graebt. Der Aufwand fuer die Instandsetzung ist enorm und der bei Fertigstellung erreichte Zustand haelt unter Umstaenden nur wenige Wochen, hoechstens aber bis zum kommenden Regen. Es ist ein staendiger Kampf mit der Natur, gegen Regen und Matsch und der unbaendigen Wachstumswut des Regenwaldes. p1010368Die Reaktionen der Einwohner auf uns auf diesem Abschnitt der Strecke sind besonders heftig. Kinder am Strassenrand  ergreifen teilweise panikartig die Flucht und stuerzen Hals ueber Kopf in den Dschungel. Andere stehen fassungs- und regungslos mit offenem Mund da und starren mich an. Mein Anblick ist mit nichts Bekanntem vereinbar. Ich fahre stehend auf dem recht hohen Motorrad und bin damit sehr gross, trage auffaellige Schutzbekleidung und einen recht radikal aussehenden Helm. Das Motorrad ist im Vergleich zu den hier erwerblichen Chinamoehren geradezu gigantisch und hat aufgrund der Verkleidung aeusserlich kaum Gemeinsamkeiten. Fuer Viele ist es eher ein Flugzeug, als ein Motorrad und ich wurde schon ernsthaft gefragt, ob es fliegen kann. Der Auspuff grummelt und roehrt und seit Lome knattert er irrsinnig laut beim Gaswegnehmen. Komplettiert wird mein Auftritt durch die boese dreinblickende Maske aus Mali, die ich jetzt, stolz auf mein wiedergewonnenes Licht, von hinten beleuchte. Dennoch, sobald ich winke, froehlich laechele und "Merry Christmas" rufe, schlaegt die Stimmung blitzartig um und ich sehe ergreifend herzliches, offenes und durch und durch ehrliches Laecheln. Es ist Weihnachten und die Dorfbewohner tragen ihre beste Sonntagskleidung. Wir sehen fein zurecht gemachte Jungs und Maenner in Anzuegen und bunte, sehr schick gekleidete Frauen, ein aussergewoehnlicher Anblick in einer ansonsten so wilden Umgebung. [caption id="attachment_361" align="alignleft" width="320" caption="Kinder im Weihnachtsdress in Bamenda"]Kinder im Weihnachtsdress in Bamenda[/caption] Auf den letzten 50 Kilometern erwartet uns eine gute Asphaltschicht auf einer breiten Strasse. Wir geniessen das Gefuehl ungeschuettelt und zuegig voranzukommen, aber freuen uns den hinter uns liegenden Abschnitt erlebt zu haben, denn sicher wird irgendwann in Zukunft eine ebenso gute Strasse durch den Dschungel geschlagen sein und das Besondere zu Gunsten hoeherer Effizienz verloren gehen. Erschoepft geniessen wir abends ein kaltes Bier und ich stelle befriedigt fest, dass Weihnachten zwar eine Zeit ist, den man mit seiner Familie verbringen sollte, ist dies allerdings nicht moeglich, kann ich mir fuer diesen Weihnachten keinen schoeneren Tag vorstellen, als den gerade hinter mir liegenden. p1010377Es ist kuehler hier im Grasshochland und angenehm zur Abwechslung mal nicht schwitzen zu muessen. Morgends und abends hole ich sogar mein tief in den Koffern vergrabenes Fliess hervor. Der Wechsel der Landschaft von der tropischen Vielfalt zu den uns nun umgebenden grassbewachsenen teils felsigen Bergen, koennte groesser nicht sein. Geradezu alpine Gefuehle kommen bei mir auf und wuerde sich nicht die eine oder andere Palme oder Bananenpflanze ins Bild mischen, koennte man fast annehmen im italienischem Alpenvorland zu sein. Leider liegt ein dichter Dunst ueber allem, der den Blick auf die einzigartige Landschaft stark einschraenkt. Wir lernen spaeter, dass es sich um feinen Saharastaub handelt, der durch den Hamatan in der Trockenzeit herangeweht wird. Erst mit dem Einsetzen der Regenzeit klart es sich auf. Auch hier in Limbe sieht es nicht anders aus. Limbe befindet sich am Fuss des ueber 4000 Meter hohen, aktiven Vulkans Mount Cameroun, der direkt ueber uns aufragt. Sehen kann man ihn nicht. [caption id="attachment_364" align="alignleft" width="320" caption="Blick vom Hotel Miramare in Limbe"]Blick vom Hotel in Miramare in Limbe[/caption] Wir erholen uns ein paar Tage im wunderschoenen, direkt am felsigen Strand gelegenen Hotel Miramare, bevor ich, einer Einladung folgend, zum weiter suedlich gelegenen Kribi fahren werde, um am schoensten Strand Kameruns Sylvester zu verbringen. Zurueck im "Alltag" eines Motorradfernreisenden beginnt das neue Jahr mit einem Aufenthalt in Yaounde und der Jagd nach den Visa fuer Gabon und DRC, nach Angola, den voraussichtlich am schwierigsten zu bekommenden Visa. Ich erwarte, dass sich, keine unerwarteten Vorkommnisse vorausgestzt, unsere Reise von Gabon bis Namibia beschleunigen wird, da fehlende touristische Strukturen und zeitlich begrenzte Visa den Aufenthalt erschweren, bzw. verkuerzen werden. Doch nach Plan laeuft hier ja sowiso nichts und nicht zu vergessen - Ich fahre eine KTM. ;) Liebe KTM-Fahrer unter euch, nehmt mir meinen Sarkasmus nicht uebel. Ich liebe sie nach wie vor und fuer Europa wuerde ich sie mir ohne Zoegern wieder kaufen. Kein anderes Motorrad bietet mehr Fahrspass auf so vielfaeltige Weise, fuer Afrika hingegen sollte man besser die Finger davon lassen. Ich wunesche euch einen guten Rutsch und es wuerde mich freuen, euch auch 2009, zum letzten Teil meiner Fahrt, wieder hier begruessen zu duerfen.
Es ist schon erstaunlich wie sich die Ereignisse ueberschlagen, sobald man sich wieder bewegt. In Lome sitzend habe ich mich schon gefragt, was mich wohl erwartet, in Benin und Nigeria. Was wird passieren, worueber es sich zu schreiben lohnt, was ueberhaupt erwaehnenswert ist. Schliesslich koennte es doch sein, das nichts passiert, wir niemanden kennenlernen, keine Probleme haben oder nennenswerten Ereignisse durchleben. Doch wer eine Reise tut, der hat was zu erzaehlen und so haben sich auch in unserer letzten Etappe wieder Eindruecke und Erlebnisse in einer Menge angehaeuft, das ich es hier nur stark selektiert widergeben kann. Viel Spass beim Lesen und willkommen zureuck. Wir sind in Calabar, Nigeria angekommen. Nigeria - was mache ich hier eigentlich, frage ich mich immer wieder. Nunja, es liegt auf dem Weg, aber warum wuerde irgendjemand hierher kommen wollen? Ich war nie in einem Land, das so ungeeignet fuer Touristen ist und es gibt auch keine - fast keine. Doch zunaechst zu Benin. Wir haben uns entschieden im Interesse zuegigeren Vorankommens, im Vorfeld kein Visum fuer Benin zu beantragen, sondern lediglich das 48 Stunden Transitvisum an der Grenze zu nehmen und auf der Durchreise durch das schmale Land (etwa 100 km im Sueden) nur eine Nacht in einem Ort namens Abomey zu verbringen. Abomey, das Zentrum der Dahomey Dynastie, eines blutigen und martialischen Koenigreiches im 18./19. Jahrhndert, bietet in erster Linie ein Museum auf dem Gelaende des ehemaligen Palastgebietes inkl. der zum Teil erhaltenen Gebaeude. Mit Aussnahme einiger gieriger Polizisten in Benin, die durch mein Gepaeck schnueffelten und alles was sie fanden, geschenkt bekommen wollten und einer etwas langwierigen Verhandlung an der Grenze zu Benin ueber die Hoehe der zu zahlenden Strafe, (wir hatten das Visum fuer Togo um 3 Tage ueberschritten), war die Fahrt durch die gruenen, dicht bewachsenen Huegel eindrucksvoll und nach der langen Ruhepause ein Genuss. Beim Vorbeifahren sehen wir Frauen am Strassenrand, die mit grossen Fischen winken und Maenner die gefangene riesige Ratten hochhalten. Ich freue mich aufs Neue in eine Welt einzutauchen, die immer wieder Unerwartetes bereithaelt. Benin empfaengt uns mit einem kurzen Regenschauer, der die Gerueche und Farben intensiviert. Ein Fest fuer die Sinne. Ich atme tief ein und geniesse die kraeftigen Farben im Licht der untergehenden Sonne. [caption id="attachment_349" align="alignleft" width="320" caption="Tobi, Mark und Fahrer"]Tobi, Mark und Fahrer auf der Rueckfahrt[/caption] In Abomey angekommen, erwarten uns zwei Ueberraschungen. Ein dreitaegiges, jaehrlich einmaliges Voodoofestival geht an diesem Abend mit einer grossem Abschlusszeremonie zu Ende (was fuer ein Zufall) und wir treffen auf 3 junge Bayern, Tobi, Marcel und Sonja, die ebenfalls auf Motorraedern unterwegs sind und im gleichen Hotel wie wir absteigen. Wir verschwenden keine Zeit und kaum angekommen, steigen wir auf die lokalen Motorradtaxis und werfen uns ins bunte Voodootreiben. Jeweils zwei von uns plus Fahrer passen auf die kleinen 125ger Moppeds, die extra fuer diesen Zweck zusaetzliche Fussrasten angewschweisst bekommen haben. Trotz der immensen Zuladung mit uns grossen Europaern, erweisen sich die kleinen, billigen Chinafahrzeuge als erstaunlich fahrstabil, selbst in zum Teil nicht ganz einfachen Sandpassagen. Wir haben viel Spass auf unserer Fahrt und erreichen die Zeremonie etwa eine Stunde vor ihrem Hoehepunkt. [caption id="attachment_341" align="alignleft" width="320" caption="Voodoo Zeremonie"]Voodoo Zeremonie[/caption] Nachdem wir den Weissenzoll ueber unseren Fuehrer an den Voodoochief abgeliefert haben, duerfen wir dem Spektakel beiwohnen. Auf einem grossen Platz sind mehrere Hundert sehr bunt bekleidete Maenner und Frauen zugegen, in deren Zentrum eine offensichtlich lebendige, aber stark narkotisierte weisse Kuh liegt. Zu etwas traegen Trommelklaengen tanzen zuerst die Frauen und dann die Maenner jeweils einzeln um die Kuh und vollfuehren dabei speziefische Gesten mit ihren Messern. Es wird gelacht und geulkt und alles wirkt eher erheiternd als ernst oder gar gruselig. Die Taenze um die Kuh intensivieren sich mit hereinbrechender Daemmerung, bis letzlich recht pragmatisch die zuckende Kuh von ihrem Kopf befreit wird. Dieser wird daraufhin fuer alle sichtbar herumgetragen und schliesslich zusammen mit dem ebenfalls abgeschnittenen Schwanz praesentativ abgelegt. Kopf und Blut durchlaufen jetzt umfangreiche Zeremonien, denen wir nicht beiwohnen koennen, sagt man uns und wir verlassen das Fest nach einem anstrengenden Tag vieler neuer Eindruecke und in Vorfreude auf ein abschliessendes kuehles Bier. Die Besichtigung des Dahomey Palastes am kommenden Morgen empfand ich etwas ernuechternd. Ein paar Mauern und altes Zeug konnten keine Interesse entfachen. Die Lieblingsbeschaftigung der Dahomy schien das Abtrennen der Koepfe der Feinde zu sein, bis sie im 18.Jahrhundert entdeckten, das es lukrativer ist, die Feinde als Sklaven an die Franzosen zu verschachern. Alles deutet auf ein blutgieriges und kriegerisches Volk hin. Das Motiv der Enthauptung findet man ueberall auf Wandmalereien, Stoffen und Kriegsgeraet. Der Schaedel der Feinde wurde auch gerne weiterverwendet z.B. als Basis fuer einen Faecher oder als Stuetze fuer den Thron. Kriegsherren, die keine abgetrennten Feindeskoepfe mit nach Hause bringen, werden um ihren eigenen Koepfe erleichtert. Mit anderen Worten, im Falle der Niederlage bleibt man besser fern der Heimat. Bei wichtigen Gebaeuden wurde dem Lehmmaterial der Mauern eine Portion Blut der Feinde beigemischt. Blutig zur Schau gestellte Ueberlegenheit, wo man hinschaut. [caption id="attachment_344" align="alignleft" width="320" caption="Grenzuebergang"]Grenzuebergang[/caption] Der wenig genutzte Grenzuebergang nach Nigeria bei Keuta erweist sich als etwas langwierig, aber weitgehend stressfrei. Die Beamten auf beiden Seiten sind etwas ueberfordert mit den Formalitaeten. Insbesondere dem Polizist in Benin schien das Konzept der Ein- und Ausreise unverstaendlich zu sein. Bis zum Schluss war ihm nicht klar das wir von Benin nach Nigeria wollen und schliesslich mussten wir ihm sagen welchen Stempel er verwenden muss, welches Visa das von Benin ist und wo er stempeln kann. Da es keinen Zoll an der Grenze gab, wir aber auf unserem Carnet einen Ausreisestempel benoetigen, nehmen wir einfach seine Stempel und er freut sich, gegen einen geringen Obolus, nochmals stempeln zu koennen. Auf Nigeriaseite dauert es ein Weile bis wir, eskortiert von freundlichen Helfern, das Immigrationsbuero erreichen, um es zunaechst ohne Personal vorzufinden. Der Beamte wird aber benachrichtigt und erscheint etwas spaeter mit Stempeln und Buch. So schwierig es war ueberhaupt ein kurzes Visum fuer Nigeria zu bekommen, so einfach war es jetzt die Dauer des Aufenthaltes zu verlaengern. Auf die Frage wie lange wir den bleiben moechten, antwortete Mark 3 Wochen und, Voila, drei Wochen sind uns gewaehrt. Nach der Grenze werden wir zunaechst von Strassenblockaden empfangen und davon nicht zu wenig. In den ersten 10 Kilometern zaehle ich davon zwanzig Stueck. Polizei, Militaer aber auch Zivilisten, jeder scheint hier das Recht zu haben, seine eigene Strassenblockade aufzubauen. Die meisten sind mit automatischen Waffen ausgeruestet. Eine Blockade besteht immer aus der Einengung der Strasse durch Holzstaemme oder Reifen oder aehnlich Geeignetem, um die sich mehrere Personen gruppieren, die den Verkehr in beide Richtungen aufhalten. Haeufig gibt es fuer die verbleibende Durchfahrt ein langes Brett, durch das Naegel geschlagen sind, die reifenunfreundlich mit der Spitze nach oben zeigen. Dieses wird dann bei Bedarf rein- oder rausgeschoben. Was genau der offizielle Hintergrund der einzelnen Blockaden ist, ist mir schleierhaft, in der Praxis handelt es sich jedoch um eine Moeglichkeit geeignete Passanten um etwas Wegzoll zu erleichtern. Eines ist uns sofort klar, wenn wir halten, haben wir verloren. Nicht nur duerfte jeder Stopp viel Zeit kosten, und bei der grossen Anzahl der Barrikaden verringert sich die moegliche zurueckgelegte Tagesdistanz erheblich, sondern auch Geld, dass wir in vielen kleineren und groesseren Portionen abtreten wuerden. Wir haben einen entscheidenden Vorteil, wir sitzen auf Motorraedern. Damit sind wir erstens ein ungewoehnlicher Anblick und zweitens recht schmal. Beides nutzen wir gnadenlos aus. Das Augenmerk der Kontrolloere liegt auf Autos, je teurer desto vielversprechender. Die vielen Moppeds sind uninteressant. Wer Mopped faehrt, besitzt nicht viel. Eine typische Barrikadendurchfahrt gestaltet sich folgendermassen. Mark faehrt voraus, das Augenmerk auf Zeichen der Einengung der Strasse gerichtet und versucht sich hinter ein vorausfahrendes Auto zu klemmen, um moeglichst lange ungesehen zu bleiben, sobald eine Barrikade sichbar wird. Ich schliesse moeglichst nahe auf. Um die vielen Moppeds ungehindert durchfahren zu lassen, gibt es meist neben der eigentlichen Durchfahrt eine zweite Moeglichkeit, um an den Kontrolloeren vorbeizukommen. Moeglichst spaet tauchen wir aus dem Sichtschatten der Autos auf und fahren nicht zu langsam, aber auch nicht auffallend schnell auf die Passage zu. Bevor wir tatsaechlich als potentielles Ausbeutungsziel wahrgenommen werden, sind wir schon fast auf Augenhoehe. In vielen Faellen wird uns dann mit mehr oder weniger deutlichen Handbewegungen signalisiert, das wir langsam fahren bzw. stoppen sollen. Wir winken dann froehlich, gespielt naiv zurueck und "Vrooom" schiessen durch die Barrikade. Einige reagieren darauf sehr ungehalten, schreien und drohen, muessen sich aber damit abfinden, ihre Chance verpasst zu haben. Der ueberwiedende Teil der Strassenblockaden gestaltet sich aber als unkritisch und die offiziellen Militaers auf den von uns bevorzugten grossen Strassen winken uns im allgemeinen durch. Dennoch ist es ein angespanntes Fahren, da man staendig damit rechnen muss doch angehalten zu werden. Neben den Strassenblockaden tut der allgemeine Verkehr sein uebriges, um unsere Konzentration permanent auf Hoechstniveau zu halten. Was hier passiert ist nichts anderes als Strassenkrieg. Die Strasse ist eine gesetzesfreie Zone, in der jeder macht, was er fuer richtig haelt. Je groesser das Auto, desto ruecksichtsloser faehrt sein Insasse. Es wird gefahren wo Platz ist, egal auf welcher Strassenseite, so schnell wie es nur irgend geht. Einen Mindestabstand gibt es nicht. Wer langsam fahert oder klein ist, sieht zu dass er moeglichst nahe am Strassenrand oder sogar neben der Strasse faehrt. Es gibt auch keine festgelegte Anzahl von Fahrspuren (Fahrmarkierungen fehlen). Soviele Autos wie nebeneinander auf die Strasse passen, fahren auch nebeneinander. Mal wird links ueberholt, mal rechts, mal in der Mitte. Wenn ein Fahrzeug auf der entgegenkommenden Spur den eigenen Ueberholvorgang unmoeglich macht, ueberholt man nur dann nicht, wenn das Fahrzeug kleiner ist, als das eigene. Im anderen Fall muss das entgegenkommende Fahrzeug zusehen, dass es von der Strasse verschwindet. Auf der etwa zweispurigen Strasse von Lagos nach Benin City gibt es zwischen den Fahrtrichtungen eine etwa 80 cm hohe Betonblockade, die die Strasse trennt. In regelmaessigen Abstaenden ist diese jedoch unterbrochen. Ist ein Fahrer der Meinung, das der Verkehr in seiner Richtung zu voll ist und vorausgesetzt sein Auto ist gross genug, entscheidet er einfach auf der gegenuebliegenden Seite entgegen dem Verkehr weiter zu fahren und auf dieser Strasse eine dritte Spur in die andere Richtung aufzumachen. Haeufig folgen dann andere, sobald dies einer tut. Ich will betonen, dass es sich hier um eine Schnellstrasse handelt, die meisten fahren hier ueber 100 km/h . Die Konsequenz ist, dass man bei jedem Ueberholvorgang auf seiner Seite ueberpruefen muss, ob nicht veilleicht ein Bus auf der Ueberholspur entgegenkommt. Mir ist beim ersten Mal fast das Herz stehen geblieben, als mir diese Praxis noch unbekannt war und mir ploetzlich ein Laster mit Lichthupe auf meiner Ueberholspur entegenkam. Die Anzahl der Unfaelle ist entsprechend ueberwaeltigend. Neben der Strasse liegen in regelmaessigen Abstaenden Laster oder Autos, gepluendert oder ausgebrannt. Jeden Tag sehen wir mehrere Unfaelle, die sich gerade ereignet haben muessen. Auf den grossen Strassen faellt ein anderes Phenomaen auf. Der Strassenverlauf ist immer wieder durch sehr schlechte Abschnitte unterbrochen, meist Schotterpassagen mit grossen Loechern, die die Fahrer zwingt, stark zu bremsen und entsprechend langsam zu ueberqueren. Diese Gelegenheit wird von einer grossen Anzahl von Strassenverkaeufern genutzt, um die Fahrzeuge geradezu zu umzingeln und den Vorbeifahrenden Waren anzubieten. Der Verkauf gestaltet sich hektisch und erfolgt im Allgemeinen ohne ein Anhalten der Autos, was sofortiges Hupen und den Zorn der anderen Fahrer nach sich ziehen wuerde und endet haeufig im Herausschmeissen der Geldscheine. Die grosse Anzahl der Verkaeufer foerdert wiederum den Stau, da man jetzt nicht mehr nur auf die Strasse achten muss, sondern auch darauf, keine Leute zu ueberfahren, was sich wiederum positiv fuer die Verkaeufer auswirkt, die dadurch mehr Zeit haben, sich auf die zusaetzlich verlangsamten Autos zu stuerzen. Manche Strassenzustaende sind derart schlecht, also geeignet, dass sich ganze Maerkte darum entwickeln. Es werden Staende gebaut, um die Waren zu lagern und selbst im Schatten sitzen zu koennen. In einigen Faellen sind die Strassenmaerkte fernab jeder Ortschaft so stark angewachsen, dass man sich fragt, was zuerst hier war, die kaputte Strasse oder der Markt. Wenn es dem Markt gelingt ausreichend stark anzuwachsen, bevor die Strasse repariert wird, reicht die schiere Anzahl der auf der Strasse stehenden Verkaeufer aus, um den Verkehr auch im Nachhinein noch hinreichend aufzuhalten. Verrueckt? In Nigeria ist alles verrueckt. Abschliessend lasst mich noch etwas zu den Verhaeltnissen sagen, die einen erwarten wenn man in die Staedte kommt. Zunaechst einmal ist hier jede Stadt riesig und die grossen Verbindungsstrassen fuehren immer durch die Staedte hindurch. Sobald ich auf dem GPS die naechste Stadt kommen sehe, heisst es tief Luft holen, alle Kraefte sammeln und durch, denn es wird voll werden. Voll mit allem, Menschen, Autos, Motorraeder, Muell, Staenden und Waren. Manchmal ist es so voll, dass ich grade noch ausreichend Platz habe um meine Fuesse auf den Boden zu stellen und das Motorrad zu stuetzen. Was auf den Strassenmaerkten auf der offenen Strasse passiert, geschieht hier hundertfach auf geringerem Raum. Jeder Quadratmeter wird genutzt. Ich sinke in mich hinein und versuche die Welt um mich geschehen zu lassen und zu beobachten, waehrend ich hoffnungslos zwischen den Autos eingeklemmt bin und was ich sehe ist ein vollkommen unkontrolliertes Chaos aus Metall und Fleisch. Es ist die maximale Konzentration menschlicher Energie auf eingeschraenkten Raum. Waehrend mir der Schweiss aus dem Helm in den Nacken laeuft und die KTM die Hitzegrenze ueberschreitet, und das kann ich ihr nicht mal uebel nehmen, gucke ich links neben mich in einen Kleinbus, der neben allerlei Gepaeck 40 statt der urspruenglich vorgesehenen 15 Passagiere enthaelt, die unbeeindruckt fleissig mit den Strassenhaendlern handeln und Wasser oder Bananen kaufen. Rechts neben mit steht ein Laster, dessen Ladung bis zum Himmel zu reichen scheint, die weit in meine Richtung bedrohlich ueber mir lehnt. Mehr geht einfach nicht. Hier ist alles am Limit. Auf Kreuzungen faehrt jeder sobald Platz vor der Stossstange ist und sind es auch nur wenige Zentimeter. Wer wartet oder jemanden vorbeilaesst, verliert, den der Platz wird sofort von anderen eingenommen. Jeder kaempft seinen eigenen persoenlichen Strassenkampf. [caption id="attachment_346" align="alignleft" width="320" caption="einer geht noch"]p1010250[/caption] So intensiv wie der Verkehr, so intensiv sind auch die Menschen. Waehrend wir in anderen Laendern angelaechelt werden, manche den Daumen hoch halten oder winken, wird hier geradezu gejubelt und geschrien. Wenn wir halten, kommen auch hier die Menschen, aber mit einer Energie und Kraft einer anderen Kategorie. Mit aller Macht werden Haende geschuettelt und "Welcome to Nigeria" wird uns geradezu entgegengebruellt. Zurueckhaltung gibt es hier nicht. Die Leute kommen, fassen alles an, wollen alles haben. Hier gibt es keine Ruhe, keinen Rueckzug, keine Entspannung. Es brodelt immer und ueberall. Viele Menschen erzeugen viel Muell und diesen sehen wir auf riesigen teils brennenden Halden entlang der Strasse, besiedelt von den Aermsten der Armen, die dort nach was auch immer mit Schaufeln buddeln, waehrend auf den Strassen die Anzahl ultrateurer SUVs erstaunlich hoch ist. Oelfoerderung und sehr ungleiche Verteilung hat in Nigeria die Entstehung einer sehr kleinen, sehr reichen Oberschicht gefoerdert. [caption id="attachment_345" align="alignleft" width="320" caption="Pause am Strassenrand"]p1010254[/caption] Teure Hotels in schlechtem Standard, so gut wie keine Internetcafes, dutzende taegliche Stromausfaelle in allen Stadten in denen wir uebernachtet haben, Banken ohne Visaautomaten und wenige und schlechte Restaurants sind nicht gerade touristenfreundlich. Das Lokalgericht, das wir uns gestern getraut haben zu bestellen (Afanga Soup - es gab noch gelbe Suppe, rote Suppe und weisse Suppe), war hoffnungslos ungeniessbar fuer uns, ein Taxi das wir benoetigt haetten, um zu einer Restaurantempfehlung im Buch zu kommen, haben wir in dem Verkehrchaos nicht auftreiben koennen. Als Fussgaenger benoetigt man die volle Aufmerksamkeit, um nicht in eine der zahlreichen stinkenden Abwassergraeben zu treten oder in Bauloecher zu fallen. Nachts ist es selbst in den Staedten aufgrund der Stromproblematik haeufig voellig duster und man weiss besser genau wo sein Hotel ist (und die Loecher und Graeben). Dafuer haben die meisten Haushalte eigene Stromgeneratoren neben dem Haus, die zusaetzlich zur Verkehrslawine Abgase erzeugen und Laerm verursachen. Benzin ist eben billig in Nigeria (ca. 35 Cent der Liter). Der Laerm wird uebertoent durch noch lauteren HipHop, der ruecksichtlos durch die Strassen haemmert. Es ist schwierig, Gefallen an Nigeria zu finden und fuer mich ist das beste an Nigeria die Grenze zu Kamerun. Aber das Land ist riesig und wir haben auf unserer Durchfahrt nur einen kleinen Teil (und vorallem Strassen) gesehen. Doch wo will man hin? Im Niger Delta werden regelmaessig Weisse entfuehrt, in noerdlicheren Regionen kommt es immer wieder zu toedlichen Auseinandersetzungen zwischen Moslems und Christen. Jede Fahrt innerhalb des Landes ist gepraegt durch Barrikaden und unmenschliche Stadtdurchquerungen und die Staedte selbst sind unkontrollierte, zugemuellte Geschwuere. Nigeria ist ein materialisierter Schrei. Es ist ein intensives, angespanntes, fanatisches "Ahhhhhhhhhh". Es saugt an meinen Kraeften, zu jeder Minute des Tages. Wir haben es Jerry, einem Hotelangestellten, zu verdanken, dass wir hier in Calabar im entfernten Suedwesten des Landes doch noch eine andere Seite Nigerias zu sehen bekamen. Gemeinsam haben wir auf Motorradtaxis entspanntere Seiten der Stadt erkundet und einen netten Abend verbracht. Calabar duerfte aber eine Ausnahme darstellen und wird von reichen Nigerianern im gesamten Land als Urlaubsziel, inbesondere jetzt zur Weihnachtszeit, genutzt. Die Hochgeschwindigkeitsrueckfahrt auf dem Mottoradtaxi durch die unbeleuchteten, vollen Strassen Calabars, hat mich dann aber doch wieder daran erinnert wie nah man hier am Wahnsinn lebt. Die Kommunikation mit den Einheimischen, auch mit Jerry, gestaltet sich hingegen haeufig schwierig auch wenn wir auf Englisch zurueckgreifen koennen. Es faellt auf, dass fuer uns offensichtliche und einfache Fragen hier nicht verstanden werden, bzw. man die Beantwortung bestimmter Art Fragen  nicht gewohnt ist. Generell stoesst man immer auf Probleme wenn man konkrete Fragen stellt, wie "Wie weit ist es bis dorthin?" oder "Wie lange benoetigt man bis dorthin?", oder "Wann ist jemand da?". Die Reaktion ist immer Erstaunen und Unsicherheit und die Antworten liegen generell weitab der Realitaet. Man kommt eben an wenn man ankommt, man benoetigt so lange wie man braucht und jemand ist hier wenn er herkommt. Auch die Warum-Frage verursacht Schwierigkeiten. Auf die Frage "Warum ist es dort schoen?" erhaelt man, nach einem kleinen typischen Aufschrei und einer kurzen Pause des Erstaunens ueber eine solche Frage, die Antwort "Weil man schoene Dinge dort sieht?". Die KTM verursacht weiter Bauchschmerzen. Neu sind jetzt ein permanent zu heisser Motor und, noch viel schlimmer, ein Aussetzten des Motors, inbesondere wenn er kalt ist. Letzteres klingt auch akkustisch gar nicht gut und verursacht manchmal, das der Motor vollstaendig ausgeht, was in Schraeglage zum sofortigen Sturz fuehren wuerde. Angespanntes Fahren mit reaktionsbereiter Hand an der Kupplung sind nicht gerade ein Genuss. Ein erster Reparaturversuch hat leider nicht den erwuenschten Erfolg gebracht. Ich hoffe ich kann dem Problem auf die Spur kommen. Vor uns liegen Kamerun und Gabon und ich erwarte schlechte und anspruchsvolle Strassen durch dichten Dschungel. Wir naehern uns dem Equator (in Gabon) und kommen in ein Gebiet, dass zwar Jahresschwankungen in der Niederschlagsmenge aufweist, wo es jedoch ganzjaehrig regnen kann, was sich immens auf den Zustand der Strassen auswirkt. Ich freue mich auf eine der landschaftlich aufregendsten Abschnitte unserer Reise mit ueppigster Flora und Fauna und hoffe mir sind sowohl Wetter als auch KTM wohlgesonnen. Das Visum fuer Kamerun holen wir heute abend ab und morgen gehts weiter, auf in neue Abenteuer.
Bevor ich auf moeglichwerweise etwas laengere Zeit in unserer naechsten Etappe durch Nigeria nach Kamerun untertauche, will ich noch ein kurzes Update zwischenschieben. [caption id="attachment_325" align="alignleft" width="320" caption="Strasse in Lome am Sonntag"]Strasse in Lome am Sonntag[/caption] Gestern traf ich auf zwei deutsche Maedels, die in Ghana ein Auslandssemester machen und zur Zeit in Togo auf Reisen sind. Beide sind bereits seit August in Westafrika und haben die Regenzeit hier teilweise miterlebt. Sie erwaehnten, dass das Leben auf der Strasse nahezu zum Stillstand kommt und wie drastisch der Unterschied zur Trockenzeit ist. Die Aussage hat mich angeregt etwas naeher hinzusehen. Das Leben hier wie ich es taeglich beobachte, passiert auf der Strasse. Im Gegensatz zu unseren Gewohnheiten ist die Strasse hier nicht nur der Weg, um von A nach B zu kommen, sondern Lebensraum, den man den ueberwiegenden Teil des Tages und auch zur Nacht bewohnt. Tausende von offenen Staenden aus Holz werden taeglich bei Sonnenaufgang mit Waren aller Art befuellt und mit der Daemmerung wieder geleert. Zahllose Frauen tragen ihre Waren den gesamten Tag auf dem Kopf und machen durch Schreien, Klappern, Trommeln oder Rasseln auf sich aufmerksam. [caption id="attachment_326" align="alignleft" width="320" caption="gleiche Strasse am Wochentag"]gleiche Strasse am Wochentag[/caption] Die Strassen sind gefuellt mit Motorradfahrern, die Mitnahmegelegenheiten suchen und Taxis, die sich durch enge Gassen hupen. In zahlreichen Essensstaenden werden auf kleinen Kohleoefen Bananen fritiert, Reis gekocht und Fleisch gegrillt und der Geruch brennender Kohle, fritierter Backwaren und gegrillter Huehner vermischt sich mit dem von Muell und Schweiss und Abgasen. Bettler bitten um Almosen, Kinder schreien und Babies haengen an den Ruecken der Frauen. Waren werden permanent ein-, ausgepackt und transportiert. Es wird gehandelt und diskutiert, sich beschwert und gexssst, waehrend andere inmitten des Trubels vor ihren Staenden liegen und schlafen. Wer sich seiner Beduerfnisse entledigen muss, tut dies inmitten der Menge am naechsten Gulli und gewaschen wird sich in kleinen mit Wasser gefuellten Schuesseln. Vorallem aber gibt es ueberall und staendig jemanden, der irgendwas mit dem Besen wegfegt. Das Geraeusch des harten Strohbesens auf Beton oder Lehmboden ist fuer mich, neben dem Gekraeh des Hahns, das markanteste Geraeusch Afrikas. Eigentlich gibt es immer und zu jeder Tageszeit jemanden in der Naehe der fegt. Es ist faszinierend, wenn man mal drauf achtet. Eine grosse Menge an Personen ist einfach nur da, beobachtet und wartet auf eine Gelegenheit, auf welche Art und Weise auch immer, den einen oder anden Franc zu verdienen. Wo solllte sich diese Gelegenheit sonst bieten, wenn nicht hier auf der Strasse, wo alles Leben ablaeuft. Geht man abends durch die Strassen, sieht man mit Einbruch der Dunkelheit, ab halb sieben, ueberall Leute liegen, die auf Unterlagen am Strassenrand schlafen. Muetter mit ihren Kindern, Alte wie Junge schlummern ungestoert auf dem harten Boden. Hier und da spielt Musik, eine Gruppe von etwa 40 Leuten steht vor einem mickrigen Fernseher, die kleinen Kohleoefen brennen noch vereinzelt und die Leute sitzen zusammen und plauschen. Der Tag endet frueh, aber beginnt vor Sonnenaufgang. Fuer Viele gibt es kein Entkommen vor dem gemeinschaftlichen Treiben. Alles passiert in unmittelbarer Naehe zum Nachbarn, haeufig mit Hautkontakt. Keine Waende die den Sichtkontakt unterbinden, keine Tueren oder Fenster, die den Laerm aussperren, keine Zaeune, die andere auf Abstand halten, ein ununterbrochenes Interagieren mit den Mitmenschen. Die, die nicht auf der Strasse schlafen, verbringen wenig Zeit zu hause, denn der ueberwiegende Teil der Wohnungen duerfte heiss und stickig sein. Draussen gibt es frische Luft und das Leben zu erleben, wenig Grund drinnen zu hocken. Was passiert nun aber in der Regenzeit, wenn es taeglich herunterschuettet? Ich kann es mir schwer vorstellen, wie sich das jetzt in der Trockenzeit beobachtete Markgeschehen mit Unmengen von Wasser, vom Himmel fallend und durch die Strassen fliessend, vertraegt. Man wartet auf das Ende des Regengusses, um danach wieder ins taegliche Treiben und Leben zurueckzukehren. Waehrend bei uns Regen im Allgemeinen draussen passiert und selten unser Tagesgeschehen  beeinflusst, legt er hier das Geschehen komplett lahm und bringt Stillstand. Der Regen bringt die natuerliche Areitspause, die Sonne bestimmt den natuerlichen Zeitraum des Wachseins. Fuer die meisten von uns trifft keines von Beiden zu. Die Sendung der Ersatzteile fuer die KTM ist zwar seit Samstag in Lome, ich konnte sie jedoch noch nicht aus den Klauen des Zolls befreien. Da Toni Togo mehr Erfahrungen damit haben, habe ich die Aufgabe jetzt an Michel, den Manager, uebergeben und bin recht zuversichtlich, dass ich nun schnell startklar bin. Die Ausruestung und Klamotten sind, nach den Regentagen in Ghana, wieder trocken, meine Cashmittel aufgefuellt (Geldautomaten duerften eine Raritaet in den kommenden Laendern darstellen), ueberflussiges Gepaeck ist aussortiert und ueber Bord geworfen, ich bin bester Gesundheit, wenn auch ein wenig lediert. Alles spricht fuer den Aufbruch in neue Abenteuer und ich kanns nicht erwarten wieder "on the road" zu sein. Etwas lediert bin ich wegen eines kleinen naechtlichen Zwischenfalls. Mark und ich waren auf dem Weg in eine Nachtbar und schlenderten leicht (ja nur leicht) angetrunken auf dem Buergersteig einer unbeleuchteten Strasse. Mein Blick richtete sich auf ein entgegenkommendes Taxi und gerade als ich es heranwinken wollte, schlug mein Kopf auf dem Betonboden auf und ich spuerte einen starken Schmerz im linken Knie. Ich war voellig perplex und konnte keinen kausalen Zusammenhang zwischen dem einen und dem kommenden Augenblick herstellen. Erst zwei bis drei Sekunden spaeter war mit bewusst was passiert war. Ich war in einen offenen Gulli getreten und mein rechter Arm, das linke Bein und eben mein Gesicht bewahrten mich vor dem tiefen Fall. Mark, der hinter mir lief, sah noch wie ich mit dem Fuss ueber dem schwarzen Loch schwebte, doch bevor er etwas sagen, war ich auch schon unten. Die Folgen waren im Verhaeltniss zur potentiellen Gefahr gering. Ein geprelltes Knie, ein geprelltest Handgelenk, ein ueberdehnter grosser Zeh und Schmerzen in der Wange mit der ich aufschlug. Es haette schlimmer kommen koennen, aber der Schreck war gross. Gullideckel werden hier und in anderen aermlichen Regionen, haeufig geklaut, da das Eisen verkauft werden kann. Leider hat der Vorfall meine Bewegungsfreiheit in den folgenden Tagen erheblich eingeschraenkt und so konnte ich weder bummelnd die Stadt erkunden, noch mein neuentdecktes morgendliches Joggen weiterverfolgen und verbrachte den Grossteil meiner Zeit lesend im erfrischenden Luftstrom meines Ventilators. Dafuer habe ich jetzt eine Empfehlung fuer alle, die etwas Afrikalust bekommen haben sollten. Mark hat mir ein sehr empfehlenswertes Buch gegeben, dass mitreissend und informativ einen Einblick in afrikanische Verhaeltnisse gibt. Es beschreibt die Erlebnisse und Beobachtungen eines polnischen Journalisten, Ryszard Kapuscinski, der in der zweiten Haelfte des vergangenen Jahrhunderts in den entlegensten Regionen Afrikas unterwegs war. Detailiert, intelligent und lebhaft geschrieben, ist es eine gelungene Einfuehrung in die Gesamtheit Afrikas, die Konflikte und Geschichte. Die englische Version heisst "Schadow of the sun", ich glaube die deutsche Fassung ist mit "Afrikanisches Fieber" uebersetzt worden. Ein gutes Weihnachtsgeschenk fuer Afrikafans und/oder Reiselustige :) . Wer mehr ueber unsere Reise lesen will und ueber Englischkenntnisse verfuegt oder einfach nur ein paar Bilder anschauen will, dem kann ich auch Marks Blog empfehlen. Nicht nur findet man hier ein anderen Blickwinkel auf die Ereignisse sondern, da wir im Allgemeinen von uns gegenseitig Bilder machen, auch Fotos von mir und Geoff. Mark ist Journalist und Schriftsteller und seine Ausfuehrungen bewegen sich im Gegensatz zu meinem grobschlaechtigen Getippe auf einem anderen Niveau. Es lohnt sich also, guckt mal rein. Ansonsten will ich euch nicht weiter mit den alltaeglichen Tagesablaeufen hier in Lome langweilen und verweise auf neue Berichte in hoffentlich naher Zukunft. Falls sich in den kommenden Tagen keine Internetgelegenheiten ergeben sollten, wuensche ich euch sicherheitshalber schon mal ein schoenes Weihnachtsfest. Geniesst das Essen und die kuehle, klare Luft. Um beides beneide ich euch manchmal. Aber auch nur manchmal ;) . Bis zum naechsten mal.
Unvermeidlicher Behoerdenkampf, KTM-Generalueberholung, ein vorsichtiger Einblick in die Realitaet des Voodoo, das Leben in Lome, eine Verhaftung mit Gefaengnisbesuch - kurzum auch diesmal gibt es wieder einiges zu berichten. Schoen das ihr wieder dabei seid! Langsam aber sicher fahrend, bin ich in Lome,Togo angekommen. Die KTM und ich haben es bis hierher geschafft, ein Ziel, das sich seit einigen Wochen anfuehlte, wie ueber LOS zu kommen, gibt es hier doch den einzigen KTM-Haendler in Westafrika und die vermutlich beste Motorradwerkstatt zwischen Spanien und Suedafrika. Statt Geld zu bekommen, gebe ich es zwar fuer Reparaturen aus, aber kaufe mir damit sozusagen weitere Strassen auf dem Weg nach Sueden, um es mal bei dem Gleichnis zu belassen. Meinen bereits angekuendigten Besuch eines Betterplace Projektes in der Naehe von Accra musste ich aufgrund des Motorrades leider wieder absagen. Da es sich aufgrund der Reparatur und Visaformalien bereits andeutete, dass ich hier einige Tage verbringen werde, ist es umso erfreulicher, dass Lome eine ueberaus angenehme und sofort liebenswerte Stadt ist. Paul, ein Australier, irischer Herkunft, mit dem ich Zeit in Kokrobite und Lome verbracht habe, hat mich gefragt welche Hauptstadt mir auf dem bisherigen Weg am sympatischsten war und ich habe nach kurzem Revue passieren lassen - Lome - geantwortet. [caption id="attachment_311" align="alignleft" width="320" caption="Kein verlassener Strand, sondern der Stadtstrand von Togos Hauptstadt. Direkt hinter den Palmen beginnt Lomes Zentrum."]Lome Strand[/caption] Lome liegt direkt am Meer und hat einen ueberaus schoenen weiten Strand, gesaeumt mit einem etwa 30 Meter breiten Palmenguertel. Die Luft ist vergleichsweise sauber und es weht staendig eine frische Brise. Frisch ist natuerlich relativ zu verstehen. 33 Grad und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit reichen trotzdem fuehr mehrere durschgeschwitzte T-Shirts pro Tag. Die Stadt ist, die Marktgegend ausgenommen, weitlaeufig angelegt, mit vielen Frei- und Gruenflaechen, 2-3 geschossigen Haeusern und hat einen erheblich geringeren Wuselfaktor als bisherige Hauptstaedte auf meinem Weg. Nach wenigen Tagen auf Motorradtaxis durch die Stadt kutschiert, hat man bereits einen recht soliden Ueberblick ueber die Viertel und die Srassenstruktur. Wir sind im schoenen Hotel Le Galion am Rande des Zentrums untergekommen, dass mir, in der Naehe des Strandes gelegen, die Moeglichkeit bietet, wieder mal joggen zu gehen und zur Belohnung danach direkt in die warmen aber maechtigen Wellen zu springen. Lome ist einfach und billig. Um beispielsweise abends Essen zu gehen, verlasse ich das Hotel und setzte mich auf eines der zahlreichen 125ger Motoradtaxis, die mich fuer etwa 15 Cent zu einem Essenstand am Strassenrand bringen. Essenstaende gibt es ueberall und bieten im Allgemeinen eine vielfaeltige Auswahl an Nudeln, Sossen, Reis, Salaten, Fruechten, frittierte Bananen und diversen anderen Speisen, die in zahlreichen Schuesseln untergbracht sind, aus denen man sich einen Teller zusammenstellen kann. Ein bunter grosser Teller inklusive unwiderstehlich leckerer Mango als Nachspeise und dem obligatorischen Fanice Eis schlaegt dann mit etwa einem bis zwei Euro zu Buche. FanMilk Eiscream hat sich in den vergangenen Tagen, seitdem es mir Paul in Kokrobite gezeigt hat, zur Sucht entwickelt. Es handelt sich dabei um vanillemillkshakeaehnliches Eis, das in eingeschweisten 100 ml Tueten verpackt ist. Man beisst eine Ecke ab und schluerft den Rest aus der Packung. Ueberall in der Stadt sind Verkaeufer unterwegs, die FanMilk Wagen vor sich herschieben und sich hupend ihren Weg durch die Strassen bahnen. Das Zeug ist derart lecker, dass ich bereits bei einer 2-stelligen Anzahl Eis am Tag angekommen war, bevor ich mir eine maximale Menge von 4 Stueck auferlegt habe, um Bauchschmerzen vorzubeugen. Will man sich nicht selbst zum Essen bewegen, reicht es im Allgemeinen auch aus einfach die immerzu herumlaufenden Frauen abzuwarten, die von Kokusnuessen ueber allerlei Geback, nahezu jede erdenkliche Speise (und auch alles erdenkliche andere) auf dem Kopf tragen. Apropro Gebaeck, es gibt wieder leckere Baguettes und es wundert mich doch rueckblickend sehr, wie es moeglich ist, dass ein Land wie Ghana, ausschliesslich umgeben von ehemals franzoesischen Kolonien, es nicht schafft, selbst vernuenftiges Brot zu produzieren. Erstaunlich, aber andererseits hat auch kein deutscher Nachbar eine vergleichbare Qualitaet oder Vielfalt eines normalen deutschen Baeckers zu bieten. Einspruch erlaubt :) . Natuerlich gibts auch Schattenseiten. Die Armut ist zum Teil erschreckend. Man muss schon etwas genauer hinsehen, um zu erkennen, das viele der Leute , die tagsueber entspannt unter dem Palmenguertel schlafen, auch nachts keine Bleibe haben. Wenn ich frueh morgens am Strand jogge und durch die Abschnitte laufe, die den aermlichen Gegenden besonders nah sind, sieht man alle 20 - 40 Meter Menschen mit heruntergezogener Hose hocken, die in unmittelbarer Naehe der Kueste und damit meiner Laufspur, scheinbar schamlos und voellig offenbahr ihr Geschaeft verrichten. Es ist erniedrigend, traurig und widerlich und bleibt natuerlich auch nicht ohne Geruchsfolgen fuer den Strand. Ich sehe Frauen, die sich in den Abfluessen, die aus der Stadt kommen und ins Meer fliessen, waschen, schrecklich entstellte Krueppel, die am Strassenrand betteln und voellig verwahrloste Gestalten, die sich mir sprichwoertlich zu Fuessen werfen und um Almosen bitten. Dennoch sind dies Ausnahmen in einer ansonsten einladenden, lebendigen und  sympatischen Stadt. [caption id="attachment_309" align="alignleft" width="320" caption="Schaedel auf dem Fetisch Markt in Lome"]Schaedel auf dem Fetisch Markt in Lome[/caption] Lome liegt mitten in der Region, in der die  Voodoo Religion stark verbreitet ist und ein Fetisch Markt am Stadtrand laedt ein, einen ersten Eindruck zu erhaschen. Die ueberall in der Region vorhandenen Maerkte bieten in erster Linie eines, getrocktnetes totes Getier jeder nur erdenklichen Spezies. In der Praxis dienen diese als Zutaten fuer Rezepte, die vom Voodoo Chief zusammengestellt werden. Die Zutaten werden daraufhin gemalen und unter festgelegten Zeremonien verbrannt, eingenommen, geopfert usw.. Wir haben den auf diesem Markt vorhandenen Voodoochief einen Besuch abgestattet und uns ueber die moeglichen erwerblichen Gluecksbringer aufklaeren lassen. Ich entschied mich fuer Gluecksbringer fuer die Reise, die Liebe und fuer Heim und Haus. Diese koennen, muessen aber nicht fuer die eigene Person sein. In einer Zeremonie werden diese dann mit der Zielperson personifiziert und muessen dann unter Einhaltung bestimmter Regeln aktiviert werden. Am Ende werden dann Muscheln gewuerfelt, die den Preis bestimmen, der natuerlich sehr hoch ist, aber dafuer umso staerker verhandelbar. Vorteilhaft ist, das die Talismane immer an eine Person gebunden sind, nicht an das Ziel. So koennen sie ein Leben lang fuer immer verschiedenen Reisen, die jeweiligen Frauen (oder Maenner) der Wahl, bzw. dem aktuellen Heim, unter Beachtung der Aktivierungszeremonien wiederverwendet werden. Ein echtes Schnaeppchen also. Eigentlicher Grund des Aufenthaltes hier in Lome sind allerdings die Reparatur der KTM und das Beschaffen der Visa fuer Nigeria und wenn moeglich Angola, den, neben der DRC, problematischsten Laendern auf unserem Weg. [caption id="attachment_310" align="alignleft" width="320" caption="meine KTM bei Toni Togo"]meine KTM bei Toni Togo[/caption] Toni Togo war eine sehr positive Ueberaschung. Eine gut ausgestatte Werkstatt in europaeischen Standard, ein Hof voller KTMs, ein schweizer Mechaniker mit Liebe fuer seine Arbeit und die Zusage, das mein fahrbarer Untersatz hier gut aufgehoben ist und alles repariert werden kann. Der Mechaniker hat auch noch viel Erfahrung mit meinem Modell und ich fuehle mich wie im Werkstatthimmel. Ich lege meine Reparaturliste vor und fuege noch etwas naiv hinzu, dass ich mir zusaetzlich wuensche, dass der Mechaniker eine volle Dursicht inklusive dem Einstellen der Ventile macht und moegliche Problem- oder Schwachstellen untersucht, damit ich mit gutem Gefuehl meine Weiterfahrt antreten kann. Als ich daraufhin am kommenden Tag vorbeischaue, sehe ich mein Motorrad voellig zerlegt vor mir stehen, mit einem Mechaniker, der voller Sorgfalt und Liebe in Bereichen operiert, die ich nie zuvor gesehen habe. Mit einem guten Gefuehl lasse ich ihn schrauben und bereite mich derweil schonmal auf eine saftige Rechnung vor. Leider sind nicht alle Ersatzteile vor Ort, so dass ich widerum DHL bemuehen muss. Die Teile sind bereits fuer ca. eine Fantastilliarde DHL Euro von KTM Berlin verschickt worden und sollten am Montag hier sein. Ich klopfe aufs Holz und warte es ab... Die Beschaffung des Visums fuer Nigeria war mit Schwierigkeiten verbunden. Viel Hartnaeckigkeit, viermaliges Vorsprechen und einiges an organisatorischem Aufwand hat mich von "Nein, wir stellen nur Visa fuer Einwohner Togos aus. Sie muessen Ihr Visum in Deutschland beantragen." ueber "Vielleicht bekommen Sie ein 5 Tage Transitvisum." bis hin zu "Wir koennen Ihnen ein 14 taegiges Touristenvisum ausstellen." gebracht. Dafuer erfoderlich waren letztlich der Pass, 2 Passbilder, 2 Antragsformulare, 2 Passkopien, 2 Kopien des Visums fuer Ghana, 80 Euro, ein freies Schreiben mit der Begruendung, was wir in Nigeria wollen und warum ich das Visum nicht schon in Deutschland beantragt habe, eine Notiz der deutschen Botschaft in Togo, die bestaetigt, dass ich ein braver Deutscher bin, der nur harmlos und touristisch Nigeria kennenlernen will, ein verhoeraehnliches, persoenliches Gespraech mit dem Bearbeiter und etwa 4 Stunden Wartezeit. Viel Aufwand fuer ein Land, dass seine Schatten vorauswirft und das wir nur zuegig durchqueren wollen. Schoen siehts aber aus das Visum in meinem Pass, der in Kokrobite aus Versehen mitgewaschen wurde und nun einem voellig zerfallenen Lappen aehnelt. Ein taeglicher Besuch in der Botschaft von Angola hat allerdings leider nicht zum Erfolg gefuehrt, da zunaechst der Bearbeiter krank war und es sich letzlich heraustellte, dass alle angolanischen Visaantraege Westafrikas nach Abuja, Nigeria geschickt werden. Das wuerde sehr lange dauern, aber wir wissen aus recht zuverlaessiger Quelle, das in Abuja  keine Touristenvisa fuer Nichtafrikaner mehr ausgestellt werden. Das Problem wird also vertagt. Die DRC und Angola zu passieren duerfte sich als echte Herausforderung etablieren, denn wir wissen, dass ein uns vorausfahrender Motorradfahrer in Gabon festhaengt und kein Visum fuer die DRC erhaelt, es sei denn er hat einen Rueckflug oder ein Visum fuer Angola. Angolanische Visa werden hingegen, so der allgemeine Konsenz, wenn ueberhaupt nur in Kinshasa, DRC ausgestellt. Da beisst sich die beruehmte Katze in den Schwanz. Oder Catch 22 wie der Englaender sagen wuerde. Wir vertagen das Problem und bleiben optimistisch. OK, warum nun aber "Hinter Gittern"? Eines morgens entschied ich mich, entgegen meiner urspruenglichen Laufrichtung, nach Westen am Strand entlang Richtung Ghana zu joggen. Lome liegt nah an der Grenze und ich wollte bis zur Grenze und zurueck. Nach wenigen Kilometern hocke ich mich hin, um ein Boot in der aufgehenden Sonne zu fotografieren, als mich jemand anxsssst. "Xssssst" ist ein sehr effektives Geraeusch, dass das Ohr auch im lautstaerksten Stadtgetummel noch sehr differenziert, deutlich und vorallem praezise ortbar wahrnimmt. Da ich es aber immer und staendig hoere, weil mir irgendjemand irgendwas verkaufen will, bin ich darauf trainiert, nicht mehr zu reagieren, ignoriere ihn und jogge weiter. Im Augenwinkel sehe ich aber, dass er jemanden, den ich nicht sehen kann mit den Armen rudernd auf mich aufmerksam macht. Mein erster Gedanke ist "Die wollen meine Kamera" und ich laufe zunaechst kontinuierlich, aber mit wachsender Beklemmung weiter. Kurze Zeit spaeter stuermen drei in Uniform bekleidete Polizisten den Strand in meine Richtung und rufen und mir wird klar, dass ich besser kooperativ bin und gehe ihnen entgegen. Mit Erschrecken sehe ich die Wappen auf deren Uniform. Sie tragen die Aufschrift "Ghana". Ich werde als illegaler Grenzgaenger abgefuehrt und muss mir von einem kleinen gruenen (Farbe der Uniform) Giftzwerg in anklagender und drohender Ausprache anhoeren, dass ich willentlich versucht haette in Ghana einzudringen und was ich mir dabei gedacht habe. Die Frage nach meiner Intention war allerdings ueberfluessig, denn er liess mich nie ausreden. Der Vorgesetzte war nicht da und so wurde ich kurzer Hand in einer etwa 10 qm grossen Zelle untergebracht. Das Gefuehl offiziel meiner Freiheit beraubt zu sein und das Geraeusch der einrastenden Gittertuer und des Schluessels werde ich wohl nie vergessen. In der Zelle waren noch drei weitere sehr ungluecklich aussehende Mitgenossen, die schweigend vor sich hinstaarten. Wir sprachen nicht. Bevor ich jedoch echtes Unbehagen entwickeln konnte, wurde ich etwa zwei Minuten spaeter wieder herausgeholt und in ein Buero gesetzt und man wies mich an dort zu warten. Der Giftzwerg wurde derweil im Nachbarraum vom zurueckgekehrten Vorgesetzten verhoert und ich wurde kurz darauf dazugeholt. Nachdem ich barfuss und verschwitzt vor den Grenzbeamten stehend die Gelegenheit bekam, meine Sichtweise zu schildern und darauf hinzuweisen, dass ich voellig ohne Wissen die Grenze ueberquert hatte und eine Grenze vom Strand aus auch nicht erkennbar ist (es gibt nichtmal ein Schild), wurde ich wieder zurueck ins Buero eskortiert. Der Fall war klar. Ich hatte illegal die Granze nach Ghana ueberquert, was eine Geldstrafe und den erneuten Erwerb eines Visums nach sich zieht. Alles was ich bei mir hatte waren eine Schwimmhose, ein T-Shirt, mein Hotelschluessel und eine Kamera und ich war gespannt wie sie die Umsetzung meiner Strafe organsieren wuerden. Noch einige Minuten diskutierten vier Maenner meinen Fall, bis der Giftzwerg ungehalten abmarschierte, was ich als gutes Zeichen interpretierte. Ein anderer kam heraus, bat mich mitzukommen und fuehrte mich wieder zum Strand hinunter, deutete Richtung Togo und sagte "You jog back". Erleichtert bedankte ich mich, rannte davon und gelangte ungesehen, an den Grenzbehoerden Togos vorbei, wieder zurueck. Was fuer eine Aufregung noch vor dem ersten Kaffee! [caption id="attachment_314" align="alignleft" width="320" caption="Die aus allen GPS Daten zusammengefuegte Route, leider nur als Bild. Die Berechnung fuer die vollstaendig nutzbare Google maps Version dauerte 3 Stunden..."]bisherige Route[/caption] Trotz dem angenehmen Dasein hier in Lome zieht es mich weiter. Die Reise dehnt sich zunehmend aus und aus meinen angepeilten 3-4 Monaten werden nun voraussichtlich 5-6. Afrika scheint immer groesser zu werden, je laenger ich unterwegs bin und ein Blick auf die Karte sagt mir ich habe zwar die Haelfte des Weges von Berlin aus gesehen zurueckgelegt, aber der Weg durch Afrika ist noch ein sehr weiter. Wir legen Lome dennoch als Halbzeit fest und stossen darauf an. Wenn alles gut geht, werden wir am Dienstag unseren Weg fortsetzen und nach nur kurzem Abstecher in Benin zuegig in nur 3 - 4 Tagen durch Nigeria rauschen. Soweit der Plan. Geoff hat sich aus organisatorischen Gruenden fuer 10 Tage nach England verabschiedet, duerfte aber keine Probleme haben, uns wieder einzuholen. Ich wuensche euch ein schoenes Wochenende und melde mich voraussichtlich vor Nigeria nochmals mit einem kurzen Update zurueck. Machts gut und bis zum naechsten Mal.
Leider ergaben sich in der vergangenen Woche keine akzeptablen Internetgelegenheiten, um den Blog zu aktualisieren. Daher muss ich euch heute einen etwas ausfuehrlicheren Ghanabericht zumuten. Vielen Dank fuer eure Kommentare, fuers Mitlesen und Dabeibleiben. Afrika fuer Anfaenger, schreibt der Lonely Planet und es ist leicht zu erkennen warum. Der gefuehlte Unterschied nach dem Ueberqueren einer Grenze innerhalb Afrikas war nirgends groesser, als von Burkina nach Ghana kommend. Ghana ist als ehemals britische Kolonie englischsprachig und mir wird schnell bewusst wie viel intensiver man ein Land wahrnehmen kann, wenn man die Sprache nicht nur in Rudimenten, sondern gespraechstauglich beherscht. Mit der kurzen Ausnahme von Gambia, konnte ich mich seit dem Verlassen Deutschlands nur auf sehr niedrigem Niveau mit den Einwohnern verstaendigen. Die Moeglichkeit sich frei und unbeschraenkt austauschen zu koennen und Schilder, Werbungen, Speisekarten usw. zu lesen, eroeffnet einen viel tieferen Blick in Land und Leute. Als naechstes faellt auf, das die Religion deutlich expressiver zur Schau gestellt wird. Gott ist ueberall praesent, sowohl in der Sprache als auch in Schriftform. "So Gott will", "wie von Gott geschaffen", "in Gottes Gnade", "gottgegeben" usw. wird regelmaessig in der ganz nornmalen Kommunikation benutzt. Auf Schildern und Autos findet mann Ausprueche wie "God is King", "Jesus is with us", "Good is good", "Have Trust in the Lord" usw.. Beinahe jedes Geschaeft, jedes Unternehmen hat Gott oder Religion im Namen. Ein Lebensmittelladen wird zu "Lords cold store" und ein Friseur zu "Grace of God Haidresser". Auch andere Sprueche die man am Strassenrand sieht, sind sehr unterhaltsam. Hier einige Beispiele: "Verzichte auf Gewalt, lebe friedlich mit deinem Nachbarn", "Entscheide ueberlegt, lebe gluecklich", "Kauf unserer Textilien - bringt Glueck in dein Leben", "Say no to Sex, stay alive". Zum ersten mal in Afrika sehe ich das omnipraesente Muellproblem angesprochen und man findet auch dazu Sprueche wie "Halte Ghana sauber, es ist dein Land" und sieht kleine blaue Muellwagen. Inwiefern die Behandlung des Muells nach dem Sammeln organsiert ist, kann ich allerdings nicht beurteilen. Bessere Strassen, modernere Autos und Tankstellen, Ampeln, Strassenschilder und ein allgemein groesseres Konsumangebot, alles deutet auf ein vergleichsweise entwickeltes Land hin und wie Mark richtig bemerkte, wir haben seit Ghana keine Eselskarren mehr gesehen. Afrika fuer Anfaenger eben, aber dennoch Afrika, denn ausserhalb der Stadte trifft man auf eine aehnlich einfache Lebensweise in kleinen Doerfern und strohbedeckten Rundhuetten und auf eine Einwohnerschafft jenseits aller Englischkenntnisse. [caption id="attachment_290" align="alignleft" width="320" caption="typische Menschenauflauf sobald wir halten"]typische Menschenauflauf sobald wir halten[/caption] Die Menschen hier unterscheiden sich in jeder Hinsicht mit Ausnahme der Hautfarbe von den Einwohner Burkinas oder Malis. Sie sind deutlich kommunikativer, expressiver und humorvoller, intensiver und lauter, lockerer und koeperlicher. Sie kommen um zu reden, nicht um zu verkaufen, sind neugierig und ueberhaeufen uns mit Fragen. Nirgends sonst haben sich nach so kurzer Zeit so grosse Menschentrauben um uns gebildet wie hier. Auch aeusserlich unterscheiden sie sich deutlich. Insbesondere die Frauen weisen mit breiten Schultern, kraeftigen Armen, tief eingefallenen Nasenwurzeln und breiten Gesichtszuegen recht maskuline Zuege auf. Viele haben auffaellige Schmucknarben im Gesicht, meist auf den Wangen links und rechts neben de Nase nach unten, hinten diagonal zu den Wangenknochen abfallend und manchmal wie Sonnenstrahlen hintern den Augen auf der Schlaefe. Nachdem sich das Fruchtangebot in den letzten Laendern auf Melonen, Bananen und manchmal schlechten Orangen beschraenkt hatte, sieht man hier Kokusnuesse, Annanas, Papayas, Aepfel und vieles mehr und nach wochenlangem Reis mit Sosse und Huhn, geniessen wir Kochbananen (hmm super lecker), gegrillte Maiskolben, frittierte Teigbaelle (auch unwiderstehlich) und eine reichhaltige Auswahl diverser Gemuese von Essensstaenden am Strassenrand und auf Maerkten. Es gibt aber auch einige Negativseiten. Die Qualitaet der Brot- und Backwaren ist nach den ehemals franzoesisch kolonoalisierten Laendern um mehrere Dimensionen abgefallen und statt Baguettte, Croisants und einer meist erstaunlichen Auswahl an Kuchen, trifft man hier einheitlich auf miserables Weissbrot. Unangenehm ist auch die deutlich hoehere Luftfeuchtigkeit. Ein T-Shirt ist nach 10 Minuten in der Sonne stehend komplett nass und Schweiss tropft pausenlos von Stirn und Nase, lediglich der Fahrwind verhilft zu ein wenig Abkuehlung. Die Musik wechselt von den feinfuehligen Klaengen Malis zu Pop- und HipHoplastigeren Sounds. Ein Wechsel, der der Mentalitaet der Menschen hier entgegenkommt, aber nicht unbedingt meinem Geschmack entspricht. Es sind Wahlen in Ghana und ueberall grinsen die Gesichter der Kandidaten von Postern auf uns herab. Die Menge der Werbung der Parteien ist durchaus mit der in einer Wahl in Deutschland zu vergleichen, ungleich ist hingegen die Anteilnahme der Bevoelkerung im Wahlgeschehen. Waehrend sich bei uns in allgemeiner Politikverdrossenheit gerade mal 60 Prozent ueberhaupt zur Urne begeben, ist hier jeder und alles politisch in Bewegung. Die Leute tragen T-Schirts und Aufkleber der beiden Hauptparteien NPP (National Patriotic Party) und NDC (National Democratic Party) und tanzen ueberall mit den Erkennungsgesten ihrer Parteien. Ja, richtig gelesen, die Parteien haben ihre eigenen Gesten, insbesondere symbolisiert durch markante Bewegungen mit den Haenden und Armen. Wenn man in eine Menge fragt was sie denn waehlen werden, gibts gleich ein grosses Geschrei, alle springen auf und fangen an die Gesten ihrer Partei zu machen und dabei zu tanzen. Auch aus den Fenstern der Busse und am Strassenrand sieht man sie immer wieder, die markanten Handbewegungen. Wahlveranstaltungen sind in erster Linie riesige Parties. Wer mehr rockt gewinnt, so scheint es und auch das ist Ghana. [caption id="attachment_289" align="alignleft" width="320" caption="Aussicht auf den Mole National Park"]Aussicht auf den Mole National Park[/caption] Unser erstes Ziel auf dem Weg nach Accra ist der Mole National Park, eines der Highlights auf dem Programm eines jeden Ghanatouristen. Auf den 60 Kilometern teils schwieriger Sandpiste zum Park, schwitzen und kaempfen wir uns zu einer ueberaschend guten Hotelanlage innerhalb des Parks durch und werden mit einem bezaubernden Ausblick ueber den Park, einem Pool und kaltem Bier belohnt. Vor einer bis zum Horizont reichenden, unberuehrten Waldkulisse beobeachten wir allerlei Voegel, Cobs, Krokodile, Warzenschweine und Elefanten bis die Sonne in einem blutrotem Himmel untergeht. Es ist maerchenhaft schoen. Morgens werde ich von einem lauten Schniefen und Schnueffeln geweckt, oeffne die Augen und blicke durch die Gase meines Innenzeltes direkt ins Angesicht eines etwa 30 cm entfernt stehenden Warzenschweines, dass knieend mit der Nase den harten Boden umpfluegt und dabei laut schmatzt. Abends wechsele ich mit Marks Hilfe im Schweisse meines Angesichsts meinen Vorderreifen, den ich bereits seit Spanien mit mir herumschleppe. Der alte Strassenreifen wollte und wollte nicht sterben, aber die teilweise schlechten Strassenverhaeltnisse zu den entlegenen Regionen diktieren jetzt den Wechsel auf den gelaendetauglicheren Ersatz. Ich druecke die Daumen, dass mich dieser bis nach Kapstadt traegt und sich als aehnlich ausdauernd wie der letzte erweisst. Nach der etwas muehsamen Aktion stehe ich triefend nass aber zufrieden neben meinem Motorrad. Selbst das Geld in den Hosentaschen ist feucht. Koeperliche Arbeit ist hier aufgrund der Luftfeuchtigkeit doppelt so schwer verrichtet, als noch 200 KM weiter noerdlich. In der Daemmerung besucht uns eine Gruppe Paviane und einer entscheidet sich auf meinem Motorrad sitzend nach Verwertbarem zu stoebern und allerlei Tueten und Taschen zu durchwuehlen, bevor ich ihn wegjagen kann. Paviane sind recht mutige und grosse Affen, die sich nicht unbednigt so leicht vertreiben lassen. Am Vortag hatte ein Horde, die Touris geradewegs attackiert, woraufhin alle fliehend in den Pool sprangen bevor die Hotelangestellten die Affen vertreiben konnten. Vielleicht das Highlight der bisherigen Reise ereilte uns auf dem Weg zu einem Affenpark im Zentrum Ghanas. Wir fuhren auf sandigen Strassen durch dichten Regenwald, es war bereits 17 Uhr und der Himmel vor uns verdunkelte sich bedrohlich. Ich hatte seit Frankreich keinen Regen mehr gesehen und jahreszeitlich war auch hier kein Regen zu erwarten, aber Blitze in der Distanz, aufkommender Wind und die ersten Tropfen belehrten uns eines besseren. Wir entschieden die verbleibenden 20 Kilometer zu fahren und fuhren geradewegs ins Unwetter. Der sandige Boden verwandelte sich innerhalb weniger Minuten in nahezu unpassierbaren Matsch, der insbesondere durch die sehr rutschige obere Schicht extrem schwer zu fahren war. Nachdem Geoff eine spektakulaere Rutschpartie vor meinen Augen hingelegt hatte und nur mit Ach und Krach das Motorrad halten konnte und der Regen ploetzlich sintflutartig auf uns hereinbrach, entschieden wir uns in einem Dorf namens Bodom zu halten und unter dem Terassendach einer Schule den Regen abzuwarten. Der Regen hielt nicht lange an, aber aufgrund der nun aufgeweichten Strassen haetten wir sehr vorsichtig und langsam fahren muessen und waeren erst im Dunkeln angekommen. Wir waren erschoepft und ich hatte kein Licht, also viel uns die Entscheidung sehr einfach - wir uebernachten hier - und die vielleicht intensivsten Stunden meines Lebens namen ihren Anfang. Ganz naiv wollten wir einfach unsere Isomatten herausholen, uns mit Einbrechen der Dunkelheit unter dem Vordach schlafen legen und mit Sonnenaufgang wieder aufbrechen. Aber es kam ganz anders. Unter der Terasse stehend hatten wir schnell Gesellschafft von einigen Schulangehoerigen, denen wir unsere Entscheidung mitteilten. Diese sagten uns, wir muessten erst das Ja des Dorfchefs einholen und so machten wir uns auf den Weg durchs Dorf, um ihn aufzusuchen. Wahrend wir durchs Dorf streiften, sprangen ueberall die Kinder aus den Huetten, schauten uns mit grossen Augen an und folgten. Drei grosse Weisse in eigenartigen Klamotten sieht man ja nicht alle Tage. Da sich heraustellte, dass der Dorfchef nicht da war, mussten wir die Nummer zwei in der Rangfolge befragen und stiefelten durch den Matsch zu anderen Seite des Dorfes. Nummer zwei war eine Frau, die sich unser Anliegen anhoerte, aber entschied, dass wir nicht unter dem Dach schlafen duerften, sondern vernuenftig untergebracht sein muessten und so zogen wir ihr folgend wiederum durchs Dorf, um eine Bleibe fuer uns zu finden. Nach mehreren Stationen kamen wir schliesslich zum Community Center, einem kleinen recht schaebigen, in sich geschlossenen Hof mit 2 Zimmern und einer Latrine und versichtern, dass dies unseren Anspruechen mehr als gerecht wuerde. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir etwa 50 Gefolgsleute, zumeist Kinder, im Schlepptau und mir wurde langsam klar, dass wir hier so ohne weiteres keine Nachtruhe finden wuerden. Wir holten die Motorraeder, packten aus und fanden uns danach umringt von Neugierigen im offenen Hof unseres Hauses wieder. Waehrend einige fasziniert Geoff beim Handhaben seines Gaskochers bestaunten und andere mit aller Lautstaerke versuchten in Marks Fotos verewigt zu werden, wurde ich vom Rest auf der eilig herbeigeholten Bank umzingelt. Ich schuettelte ununterbrochen Haende, wurde von allen Seiten befingert, lernte Begruessungsformalien, die ersten Worte der hier gesprochenen Sprache, musste etliche Fragen beantworten und wurde diversen Frauen vorgestellt, die mich ausnahmslos heiraten und mit mir kommen wollten. Wobei kinderlose nicht verheiratete Frauen hier generell unter 18 sein duerften. Die Maedchen nahmen sich das Recht heraus meine Schultern und Arme pruefend auf Muskeln abzutasten und schienen nicht sonderlich beeindruckt. Das alles kam in parallelen Stroemen von allen Seiten um mich herum und ich konnte foermlich spueren wie die Menge meine verbliebende Tagesrestenergie aus mir heraussaugte. [caption id="attachment_293" align="alignleft" width="320" caption="unser Abend in Bodom"]unser Abend in Bodom[/caption] Wir fragten, ob es eine Art Restaurant gaebe und wir vielleicht ein Bier haben koennten. Beides wurde bejaht und wir fanden uns ein wenig spaeter, von einer nicht minder grossen Menge umgeben, unter einem Strohdach wieder. Alles redet und schreit durcheinander. Ich spuere Hautkontakt ueberall, insbesondere die Brueste zweier Frauen in meinen Schultern, die mich uebers ganze Gesicht anstrahlen, sobald ich mich umdrehe. Mit beiden Fuessen stuetze ich mich nach vorne ab, um nicht vom wackeligen Plastikstuhl geschoben zu werden. In all der Aufregung taucht ploetzlich ein etwas aelterer Mann auf, der sich als Information Officer vorstellt und in dramatisierender Aussprache die bisherigen Ereignisse unserer Ankunft vortrug und dabei das Geschehene mit viel Mimik und Gestik ausschmueckte. Es fuehlte ich an, als waeren wir bereits Teil der muendlich uebertragenen Geschichte des Dorfes geworden. Er ging darauf ein, wie willkommen und sicher wir hier seien und nichts Boeses befuerchten muessten. Alles ist natuerlich begeleitet von vielen "God bless you"s. Wir laden ihn zu Bier und Zigaretten ein, die er fast zu willig annimmt und die Stimmung heizt sich zunehmend auf. Wir singen, tanzen, klatschen und albern bis zur totalen Erschoepfung, bevor wir uns letztlich dann doch alleingelassen in unser voruebergehendes Zuhause zurueckziehen duerfen. Der Abend war so intensiv und so Afrika, dass ich eine Gaensehaut hatte. Ich fuehlte mich foermlich ueberflutet von Eindruecken und spuerte die Erschoepfung noch den gesamten folgenden Tag. Am naechtsen Morgen wartete bereits seit halb sieben ein Begruessungskommitee vor unserer Haustuer, um sich zu versichern, dass wir gut geschlafen hatten und uns zur Schule abzuholen, die wir versprochen hatten zu besuchen. Die in Klassen versammelten Kinder hielten einen Morgenappel, sprachen ein Gebet und sangen die Nationalhymne Ghanas. Wir hielten eine kleine Rede, die vom Direktor fuer die Kinder in die lokale Sprache uebersetzt wurde, stifteten ein Buch und 30 Euro und bedankten uns in endlosem Haendegeschuettel beim Schulkoerper und dem immer praesenten Information Officer, der es sich nicht nehmen liess wiederholt bei jedem einzelnen von uns auf seine schwierige Situation hinzuweisen und eine Spende einzufordern und dabei einiges an Wuerde einbuesste. Tief beruehrt und erschoepft verlassen wir Bodom unter Applaus und Geschrei und fuehlen uns wie Megastars. Was fuer ein Erlebnis. Mehr Afrika geht nicht. [caption id="attachment_291" align="alignleft" width="320" caption="Mark und Affe"]Mark und Affe[/caption] Ein Wald voller Affen, Kumasi, die vielleicht geschaeftigste und mit Menschen und Waren vollgestopfteste Stadt die ich je sah, Cape Coast, ehemals eines der wichtigsten Umschlagpunkte fuer den Sklavenhandel mit eindrucksvollen Kerkern und Burgen, Kokrobite, ein idylischer Ort am Meer - unser Weg treibt uns voran und Ghana enttaeuscht nie. Keine Polzeikontrollen, eine entwickelte Infrastruktur mit groesstenteils guten Strassen, ueberall strahlende Gesichter, preiswertes und gutes Essen in den zahlreichen Huetten am Strassenrand, Sonnenschein und eine kuehle Brise in den Kuestenregionen, Ghana erhaelt meine Empfehlung fuer ein Reise nach Westafrika. Einfach Afrika. Aus dem aus Visumsgruenden erzwungenen Abstecher, wurde die bislang bunteste und lebhafteste Etappe meiner Reise und ich bin froh hier nicht vorbeigefahren zu sein. Das Visum fuer Nigeria haben wir jedoch, aus Gruenden die zu beschreiben ich euch ersparen will, immer noch nicht und muessen den Antrag auf Togo oder Benin verschieben. Das Motorrad kriecht derweil nur noch auf dem Zahnfleisch vor sich hin und Marks und Geoffs Spott habe ich seit langem sicher. Zu allem Unglueck hat sich jetzt auch noch herausgestellt, dass ein Glied der Kette defekt ist und das Zahnrad an dieser Stelle bereits am durchgescheuerten aeusseren und inneren Ring vorbei direkt am Verbindungspin zieht. Die Kette ist mehr als am Ende und ein Kettenriss hochwahrscheinlich und ich limitiere daher meine Hoechstgeschwindigkeit auf unter diesem Umstaenden immer noch gefaehrliche 75 KM/h, Tendenz fallend, und bete, dass die KTM nicht auf den letzten Kilometern vor Lome zusammenbricht. Die Reparaturkosten duerften mein ohnehin schon stark belastetes Budget weiter schrumpfen, aber sind ein absolutes Muss. Der nun vor uns liegende Weg von Nigeria bis Angola duerfte aufgrund kaum bis nicht vorhandener touristischer Infrastrukturen, Armut, schlechten Strassenverhaeltnissen, Visaproblemen und ausufernder Korruption, einer langer und schwieriger werden. Ein positives Licht warf eine nigerianische Schulgruppe voraus, die wir in Cape Coast trafen und uns ermutigte, das Nigeria ein freundliches Land ist, das uns herzlich willkommen heissen wird. Nunja, wir werden sehen, mit den bisher gesammelten Informationen fuehlt sich die vor uns liegende Etappe an wie ein grosses schwarzes Loch, in das wir mit der Grenze zu Nigeria eintauchen, um hoffentlich auf der anderen Seite in Namibia oder Botswana wieder herauszukommen. Ich wunesche euch allen eine schoene Woche und halte euch wenn moeglich weiter auf dem Laufenden.
Wir verbringen noch 2 Tage in Ouagadougou und ich lasse mich letztlich doch von den Qualitaeten der Stadt ueberzeugen. Am letzten Abend gehen wir auf ein Livekonzert etwas ausserhalb der Stadt, von dem Geoff durch einen Algerier erfahren hat, der durch Afrika reist und Bands fuer (so sagt er) das groesste afrikanische Kunstfestival im Juni kommenden Jahres in Algerien organisiert. Er ist ein drahtiger Kerl voller Energie und mit leuchtenden Augen und muss uns nicht lange davon ueberzeugen, ihn Abends beim Konzert einer Band namens Xalam zu besuchen. Die Musik war erstklassig und der Abend ein Erfolg. Ich stelle fest, dass ich mich zunehmend daran gewoehne, Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, denn Arbeitszeit ist hier wenig wert. Ich gehe zum Friseur und lasse mich rasieren, lasse mir die Schuhe putzen, die Sachen waschen, lasse mich von vorfahrenden Rollerfahrern durchs Stadtdickicht leiten oder druecke jemanden Geld in die Hand um Brot oder Wasser zu besorgen, wenn ich erschoepft irgendwo ankomme und nicht danach suchen will. Die Kosten dafuer sind gering. Fuer 15 Minuten Schuheputzen muss man lediglich 20 Cent berappen. Die urspruengliche Routenplanung von Burkina nach Togo zu fahren, mussten wir aufgrund des nigerianischen Visumproblems ueber den Haufen werfen und machen dafuer jetzt einen Abstecher nach Ghana. Das Visum fuer Ghana in Ouagadougou zu erhalten war unproblematisch und innerhalb 24 Stunden erledigt und so sind Geoff und ich in den Sueden Burkinas vorgefahren, waehrend Mark noch in Ouaga blieb, um letze Besorgungen zu machen. Da unser neues Visum erst 3 Tage spaeter gueltig war, entschieden wir uns, die Zeit in einem Naturpark zu verbringen, der insbesondere fuer Elefantenbeobachtung bekannt ist und auf verhaeltnissmaessig kleinem Terretorium mehr als 1000 Elefanten beherbergt. Auf dem Weg in den Sueden, fahren wir mitten durch Buschfeuer, die die trockene Vegetation in schwarze Felder verwandeln und Platz fuer neues Leben schaffen. Am Himmel steigen schon von Weitem sichtbar die Rauchschwaden auf und Raubvoegel kreisen am Hinmmel, um sich von der reichen Auswahl, der nun leicht sichtbaren Beute am Boden, zu bedienen. Das Camp liegt 35 Kilometeter innerhalb des Naturschutzgebietes und der Waerter am Eingang empfiehlt uns langsam zu fahren, um Unfaelle mit Elefanten zu vermeiden. Es ist ein etwas beklemmendes Gefuehl nicht nur auf die sich windende Sandpiste achten zu muessen, sondern auch staendig im Hinterkopf zu haben, dass hinter jeder Kurve ein Elefant auf der Strasse stehen koennte. Und wer haette es gedacht, nach etwa 10 Minuten sehen wir unseren ersten afrikanischen Elefanten ca. 50 Meter von der Strasse entfernt von einem Baum naschen. [caption id="attachment_283" align="alignleft" width="320" caption="Elefant im See direkt am Camp"][/caption] Wir verbringen ruhige Tage im Parkcamp, dass direkt an einem idylischen kleinen See liegt, den die Elefanten regelmaessig zum Baden nutzen und ich beobachte sie stundenlang beim Spielen im Wasser. Diese riesigen und doch eleganten Dickhaeuter in ihrer natuerlichen unbeeinflussten Umgebung zu sehen war einfach wunderbar und ich konnte mich nicht daran satt sehen. Besonders war auch das Wissen um die Freiheit der Tiere, die kommen und gehen wann sie wollen. Im Gegensatz zum Zoobesuch entscheidet hier der Elefant, wann er sich mir zeigt und nicht umgekehrt. Die Gruppe laesst sich von uns in keinster Weise stoeren und ein Elefant entscheidet sich am Ende ins Camp zu kommen und direkt neben unserem Restauerant die Baeume grossflaechig von ihren Blaettern zu befreien. Ich versuche nochmals das Lichtproblem zu loesen und zerlege fuenf Stunden das Motorrad und versuche ein gebrochenes Kabel zu finden und das Elektronische Diagramm zu entschluesseln, aber gebe letzlich frustriert auf. Ich hoffe das Problem kann in Lome geloest werden. Immerhin konnten wir meine Rueckbremse reparieren. Die von KTM geforderte  Bremsfluessigkeit gibt ist hier natuerlich nicht, aber wir schuetten einfach die hier erhaeltliche rein und siehe da, es bremst top - zumindest bisher. [caption id="attachment_284" align="alignleft" width="320" caption="Geoff auf dem Rueckweg aus dem Naturpark"]Geoff auf dem Rueckweg aus dem Naturpark[/caption] Auf dem Rueckweg versuchen wir zunaechst den Park auf Pfaden auf der anderen Seite zu verlassen. Die Parkwaechter versichern uns, dass es ueberhaupt kein Problem waere und es eine einfache "Strasse" gaebe. Den kaum befahrbaren Pfad haben wir nach reichlich Sucherei auch finden koennen, aber ein Wassergraben mitten durch den Weg, mit reichlich Gestein auf dem Grund verhinderte dann die Weiterfahrt. Die verbleibenden 50 Kilometer auf diesem Weg haetten uns vermutlich ueber 4 Stunden gekostet und wir entscheiden uns, den Park wieder auf dem Hauptweg zu verlassen und kehren etwas genervt nach einer Stunde um. Der Rueckweg hielt dann ein hoechst abenteurliches Erlebnis fuer uns bereit, das sich lohnt etwas naeher zu beschreiben. Wir sind recht schnell unterwegs, da wir den Weg bereits kennen und vor der groessten Hitze des Tages an der Grenze ankommen wollen. Mark faehrt vorne weg, gefolgt von Geoff und mir. Auf dem Weg verliert er die Kontrolle und stuerzt, wobei das Motorrad um seine Achse schliddert und letzlich mit der Front entgegen unserer Fahrtrichtung liegen bleibt. Geoff und ich erscheinen am Unfallort und nachdem wir festgestellt haben, dass weder Mark noch das Motorrad Schaden genommen haben, machen wir uns ueber ihn lustig (ein weiterer Sturz auf Marks Konto - Geoff fuehrt allerdings die Liste), schiessen Fotos, richten das Motorrad auf, die anderen rauchen und wir legen eine kurze Pause ein. Der Pfad ist an dieser Stelle besonders eng und das Dickicht am Rand undurchdringlich dicht. Man kann maximal 3 Meter hineinsehen. Nicht weit entfernt, ich schaetze 50 Meter, hoeren wir das Buschfeuer knisternd lodern und Geoff sagt noch, Stellt euch mal vor ein Elefant bricht hier aus dem Gestruepp hervor und ueberrennt uns. Waehrend ich daruerber nachdenke und feststelle, dass das so unwahrscheinlich gar nicht waere, denn all das Getier zwischen uns und dem Feuer duerfte in unsere Richtung fliehen, raschelt und knackt das Unterholz und riesiger Elefant taucht, sich schnell bewegend vor uns auf. Ich spuere wie sich innerhalb von einem Moment nackte Angst in meinem ganzen Koerper ausbreitet und mein Puls nach oben schiesst. Nach kurzer Schockstarre sehe ich, wie zuerst Geoff aufs Motorrad zurennt und tue es ihm gleich. Das waere jetzt genau der Moment, in dem im Film das Morrad nicht anspringen wuerde, aber zu meinem eigenen Erstaunen laeuft der Motor und mit dem Helm noch ueber dem Spiegel, fahre ich los. Mark steht am nahesten auf der Seite und bekommt sein sehr schraeg stehendes Motorrad nicht aufgerichtet und schreit noch - Ich kriegs nicht hoch - als ich an ihm vorbeifahre. Ich bremse und denke, ich kann ihn doch jetzt nicht stehenlassen, als ein weiterer Elefant aus dem Busch bricht und frontal mit weit ausgefahrenen Ohren direkt auf Mark und mich zurennt und ohrenbetaeubend trompetet. Das Geraeusch ging mir durch Mark und Bein und ich bekomme jetzt noch Gaensehaut wenn ich daran denke. Er ist hoechstens 2 Meter von Mark und etwa 4 Meter von mir entfernt und mich ergreift absolute Panik, reisse reflexartig das Gas auf, schiesse nach vorn und lasse Mark allein mit dem Elefanten stehen. Nach etwa 50 Metern drehe ich mich um und sehe, dass auch Mark faehrt, allerdings in die andere Richtung, da sein Motorrad durch den Sturz noch andersherum stand, und bin heilfroh. Im Nachhinein denke ich, dass vielleicht mein laermendes Motorrad beim Losfahren den verstoerten Elefanten zurueckgetrieben hat. Die Angst noch im Nacken, warten Geoff und ich darauf, dass Mark zuruekkommt und etwa fuenf Minuten spaeter taucht er auf, um beim Passieren des Unfallortes wieder von einem lauten Trompeten empfangen zu werden und einen letzten Schreck zu bekommen. Schnell lassen wir Feuer und Elefanten hinter uns und sind gluecklich als wir den Park ohne weitere Begegnungen verlassen. [caption id="attachment_285" align="alignleft" width="320" caption="Welcome to Ghana"]Welcome to Ghana[/caption] Ghana war am ersten Tag in jeder Hinsicht ein durch und durch positives Erlebnis. Bereits die Angestellten in der Botschaft in Ouaga und der Grenze haben uns ueberaus freundlich Willkommen geheissen und selten haben wir mehr winkendene Menschen und freundliche Gesichter am Strassenrand vorgefunden. Aber Ghana ist ein eigener Artike.. Vielen Dank fuers Mitlesen, eine gute Woche  und bis zum naechsten mal!
Ouagadougou - afrikanischer kann ein Ort nicht klingen oder? und es ist nichtmal ein kleiner Ort, sondern die Hauptstadt von Burkina Faso, einem Land von dem ich bis vor der Reiseplanung nicht einmal wusste wo es ueberhaupt ist, aber der Reihe nach. [caption id="attachment_275" align="alignleft" width="320" caption="Geoff auf dem Falaise de Bandiagaraplatteau"]Geoff auf dem Falaise de Bandiagaraplatteau[/caption] Unser Ausflug ins Land der Dogon gehoerte zweifelsfrei zu den besonders eindrucksvollen Abstechern. Die Dogon leben neben anderen Voelkern unterhalb des Falaise de Bandiagara, einem etwa 250 Meter hohen Felsmassiv, dass eine Hochebene vom dahinter liegenden Tiefland trennt. Der Blick von den Felsen ins bis zum Horizont reichenden Tiefland, dass uns in Burkina erwartet, ist eine belohnende Abwechslung nach den vergangenen Tagen im hauptsaechlich buschbewachsenen flachen Land. Geoff, der kein Interesse hatte weitere Lehmhuetten zu sehen, fuhr voraus um die Grenzueberquerung zu inspezieren und Mark und ich versuchten zunaechst mit dem Motorrad auf dem Sandweg entlang des Falaise zu weiter entfernten Doerfern zu gelangen. Nach etwa 500 Metern gaben wir schwitzend auf und entschlossen uns, die Motorraeder stehen zu lassen und stattdessen mit einem gemieteten Guide und Nanga dem Ochsen auf einem Ochsenkarren das Land zu entdecken. Auf unserer kurzen Reise durchs Land der Dogon begneten uns bereits einige der vielen markanten Rituale und Traditionen. Zunaechst sieht man ueberall in den Baeumen die geerntete Hirse, die dort aus Schutz vor den Tieren hochgehieft wird. [caption id="attachment_276" align="alignleft" width="320" caption="Kornspeicher im Fels"]Kornspeicher im Fels[/caption] Noch viel weiter oben, naemlich direkt in der Felswand, sind die Lehmkornspeicher in Form kleiner Huetten bereits von weitem zu sehen. Vom Durchreisenden wird erwartet, ein Geschenk mitzubringen und zwar nicht irgendeines, sondern die Kolanuss, die sehr beliebt ist und aus der weit entfernten Elfenbeinkueste kommt. Die Kolanuss ist eine etwa pflaumengrosse, harte, gruene und sehr bittere Frucht. Unser Guide hatte einen Beutel dieser Nuesse dabei und als wir an drei alten im Schatten liegenden Maenner vorbeifuhren, zeigte er den Beutel und einer kam erstaunlich flink angerannt, sichtlich mit Freude erfuellt und nahme jeweils einen Kolanuss fuer die Maenner von uns entgegen. Wir verteilten daraufhin den Grossteil des Beutels an diverse Dorfaelteste oder im Austausch fuer Fotos. Die meisten Kinder haben die typischen aufgeblaehten Baeuche als Zeichen einseitiger Ernaehrung, noch auffaelliger aber sind die herausstechenden Bauchnabel, die teilweise tennisballgross herauswoelben. Das die Ernaehrung einseitig, also in erster Linie aus Reis und Korn besteht, liegt im uebrigen meist nicht am Nichtvorhandensein anderer Nahrungsmittel, sondern daran, dass anderes Angebautes wertvoller ist und auf den Maerkten verkauft wird. Fuer das Geld werden dann neben Batterien, Motorollern und Benzin und anderen Dingen neuerdings eben auch Handys und Telefonkarten gekauft. Die Frauen tragen ihre Kinder auf den Ruecken gebunden tagsueber mit sich herum, egal ob beim gemeinsamen Stampfen des Getreides oder beim Laufen mit voll beladenen Gepaeck auf den Koepfen. Nach kurzer Zeit faellt auf, das beinahe jede Frau im gebaehrfaehigen Alter ein Kind auf dem Ruecken traegt oder wenigstens ein Kleines in der Naehe ist. Die riesige Anzahl der Kinder, die bei unseren Durchfahrten am Strassenrand stehen und winken oder nur fasziniert gucken ist erstaunlich und weisst auf das hier sehr niedrige Durchschnittsalter hin. Waehrend die Bevoelkerung gegen die Haupttodesursachen Malaria und Aids kaempft, scheint die schiere Anzahl neuen Lebens einen Bevoelkerungsschwund effektiv aufzuhalten. Aids ist im uebrigen kein offen ausgesprochenes Thema. Es gibt zwar ueberall am Strassenrand Hinweisschilder, die auf Aufklaerungsversuche hindeuten, aber da ein mit Aids infiziertes Familienmitglied aus dem Familienleben ausgestossen wird, wird die Krankheit im Allgemeinen verschwiegen. In einem Leben, in dem die Familie die wichtigste Institution ist und praktisch gleichbedeutend mit Leben, kaeme ein Ausstoss einem Todesurteil gleich. Nanga zieht uns vorbei an etwa 1,20 Meter hohen Dachkonstruktionen unter denen die Maenner sitzen und sich von der Tageshitze ausruhen und die Begruessungsformalien hier sind noch ausgefallenener als anderswo bisher. Das Hin- und Herwerfen der kurzen Fragen und Antworten ist mit einem rhytmischen Gesang zu vergleichen, der zum Ende hin langsam abebbt. Drei Frauen folgen uns, die Muender schwarz ummalt, alle kichern und eine stillt ihr Kind waehrend des Laufens. Ich schaetze sie auf etwa 25 und bin ueberrascht, was Kinder und nicht vorhandene BHs, bereits in diesem Alter mit den Bruesten anstellen. Abends sitzen wir mit unseren Dogongastgebern zusammen beim Essen und ich hole meine Musik heraus und stosse auf vollste Zustimmung, schliesslich habe ich die Stars Malis im Gepaeck. Nach und nach kommen mehr dazu, alle schaukeln oder singen mit und wir sehen uns Marks und meine Bilder an. Sogar Bier hat man uns besorgt, warm zwar, aber die Atmosphaere ist so entspannt und friedlich, da truebt selbst ein warmes Bier nicht die gute Stimmung. Die Nacht ist warm, noch waermer als bisher und selbst morgens um sechs liege ich noch mit freiem Oberkoerper und ohne Schlafsack in meinem Unterzelt (das Oberzelt habe ich schon lange nicht mehr aufbauen muessen), dass ein hervorragenden Mueckenschutz abgibt. Die Zeit in Mali war schoen und ich waere gerne noch laenger geblieben und ebenfalls nach Timbuktu gefahren, aber die anderen sind etwas unruhig und das Unbekannte ruft. Landschaftlich gab es bis auf den Niger und das Falaise kaum Hoehepunkte, aber die Freundlichkeit der Menschen, gute Musik und die bunte Mischung der verschiedenen Voelker haben Mali zu einem sehr positiven Erlebnis fuer mich gemacht. Der Uebergang nach Burkina Faso war einfach und kostenfrei und da es keinen offiziellen Uebergang gab, mussten wir uns bei Polizei und Zoll in den der Grenze jeweils naechstgelegenen Orten melden. Die Strasse ist gut aber staubig und wir fahren in grossem Abstand, um freie Sicht zu behalten. Entgegenkommende Lastwagen huellen die Strasse jedoch regelmaessig in undursichtigen roten Staubnebel ein. Es ist trocken und ab und zu sind groessere Wasserloecher am Strassenrand, die teilweise von hunderten von Kuehen umgeben sind. Geier fliegen am Himmel oder sitzen in der Naehe der Wasserloecher und verleihen der recht kargen Landschaft eine zusaetzliche Trostlosigkeit. [caption id="attachment_278" align="alignleft" width="320" caption="tierische Fracht"]tierische Fracht[/caption] Burkina ist arm, eines der aermsten Laender weltweit, und auf dem Weg zur Hauptstadt sehen wir nur kleine Huetten in aermlichen Doerfern und um den Sonnenuntergang zu schlagen (habe ja kein Licht) fliegen wir recht schnell dem Zentrum des Landes entgegen. Dichter Smog empfaengt uns bei der Einfahrt, in erster Linie verursacht durch die tausenden Rollerfahrer, die sich dicht durch den Verkehr draengen. Staedteplaner versuchen der Stadt ein modernes Aeusseres zu verschaffen und so werden ganze Viertel im Zentrum dem Erdboden gleich gemacht, um neue grosse Haeuser anstelle der kleinen Baracken zu bauen. Zum Teil gelingt das ganz gut, aber es entsteht ein unharmonischer Kontrast zwischen alt und neu und die vielen, noch unbebauten, brach liegenden Leergebiete mitten im Zentrum werden erstmal genutzt um Muell zu lagern. Alles wirkt wie nicht fertiggestellt, nicht richtig geplant, nicht ausreichend finanziert und teils verwahrlost. Dennoch ist Ouaga eine vergleichsweise moderne Stadt, die moderne Supermaerkte und Einkaufsmoeglichkeiten zu bieten hat. Der Anteil Weisser innerhalb dieser Einrichtungen ist allerdings betraechtlich, ebenso wie die Preise, die auf europaeischen Niveau liegen. Ouagadougou war mir anfangs recht unsympathisch und meine ueber dem Klo haengend verbrachte erste Nacht hier, hat meine Stimmung weit in den Keller gefahren. Zum ersten mal waehrend der Tour spuere ich eine Reisemuedigkeit aufkommen und will weg ohne richtig hinzusehen. Die Hoehepunkte des ersten Teils unserer Reise sind hinter uns und  vor uns liegt der schwierigste Teil, durch das teilweise instabile, bruetendheisse Zentralafrika, mit Nigeria und Angola als groessere Problemzonen. Aber dennoch zeichnen sich Hoehepunkte ab, viele Nationalparks und ueppigste Vegetation, die Voodoo Religion, anspruchsvolle (also schlechte) Strassen, aussergewoehnliche Straende, belebte Maerkte, Vulkane, entrueckte Voelker und vieles mehr. Die Weiterfahrt ist derzeit etwas ungewiss und haengt davon ab, ob wir in Ouaga ein Visum fuer Nigeria bekommen koennen, falls nicht, muessen wir vermutlich den Umweg ueber Ghana machen, dem einzigen Land, in dem es einfach zu sein scheint, das Visum zu erhalten. Weitere Massnahmen zur Afrikanisierung der KTM
Die Doerfer am Strassenrand nehmen zunehmend den bekannten Lehmcharakter an, den man aus Mali-Bildern kennt. Um den aus Lehmziegeln bestehenden Grundbau wird Lehm mit weichen Formen verputzt. Insbesondere im Dach- und Tuerbereich finden sich haeufig weich geformte Verzierungen. Der Islam ist hier wieder staerker praesent und man sieht zu den Gebetszeiten Gruppen von Leuten hinter einem Gebetsleiter vor den Haeusern beten. Auf dem Weg entlang des Flussverlaufs des Niger nordoestlich von Bamako ist die Landschaft recht abwechslungslos, maessig gruen mit vielen Strauchgewaechsen und wenig Baeumen und da die Strassen schlaglocharm sind, kann ich meine Gedanken wieder fliegen lassen oder dem aktuellen Tagestao widmen. Segou die naechste groessere Stadt auf dem Weg ist ein typisches Beispiel kolonialer Stadtplanung mit grosszuegiger Platzausnutzung und herschaftlichen Gebaeuden umgeben von durchlaessigen Mauern aus Stein. Wie so oft, hat sich auch hier der Verfall den Haeusern angenommen und truebt den sicher einst praechtigen Eindruck erheblich. Die meisten Gebaeude werden zwar genutzt, aber fuer den Erhalt wird sehr wenig getan. Ansonsten ist Segou eine sehr sympatische Stadt entlang des Niger, mit einem geschaeftigen Marktreiben im Zentrum, freundlichen und wenig aufdringlichen Einwohnern und ein Ort der  Entspannung nach der konzentrierten Anstrengung, die einem Bamako abverlangt. Wie auch Senegal ist Mali fussballbegeistert und in allen Orten finden abends auf den Sandplaetzen Spiele unter recht schwierigen Bedingungen statt. Die Temperaturen sind dann zwar ertraeglich, aber der durch 44 Fuesse aufgewirbelte Staub ist immens. Waehrend die untergehende Sonne der Staubschlacht etwas Weltuntergangsstimmung einhaucht, kann man den Staubgehalt in der Luft nicht nur sehen, sondern auch riechen und sogar schmecken. Aber ich vermute wenn man durch Bamakos Strassen joggen kann (unglaublich, das Leute sowas machen, habs aber oefter gesehen), dann ist das bischen Staub am Ende das Tages auch nicht mehr dramatisch. Die haeufigste Reaktion wenn ich bekanntgebe dass ich Deutscher bin, ist uebrigens - Ballack. [caption id="attachment_264" align="alignleft" width="320" caption="Kinder in Niamana"][/caption] Auch der Besuch des zweiten Schulprojektes in einem sehr kleinen Ort namens Niamana erwiess sich als lohnenswerter Ausflug abseits touristischer Pfade. Bei dem bereits abgeschlossen finanzierten Projekt handelt es sich um die Erweiterung einer Schule um Klassenzimmer und deren Einrichtung. Gluecklicherweise befand sich vor Ort ein Muenchener Schreiner namens Jens (http://www.oekoschreiner.de), der hier den Bau der Schulbaenke beaufsichtigt und mich herzlich empfing. Jens verbrachte hier bereits 5 Wochen und konnte durch die direkte Integration ins doerfliche Leben einen sehr nahen Eindruck der Lebensweise vor Ort gewinnen und unschaetzbare Erfahrungen sammeln. Zu meinem Vorteil durfte ich dadurch vieles aus erster Hand erfahren, woran man sonst nur vorbeifaehrt bzw. hinter dem Visir aus der Ferne betrachtet. Mein kurzer Aufenthalt vom Nachmittag zum naechsten Morgen war sicher auch fuer Jens eine willkommene Abwechslung, um Eindruecke zu teilen bzw. jenseits gebrochener Worte in Bramana bzw. Franzoesisch auch mal wieder ganze deutsche Saetze loszuwerden. Auch hier sprengt die Summe meiner Erfahrungen den Rahmen dieses Blogs, aber die am staerksten gebliebenen Eindruecke sind die vielen Kinder, die uns neugierig hinterherliefen, fotografiert werden wollten, uebers ganze Gesicht laechelten, ueber eine Mauer schauten und Bonjour riefen oder sich in riesiger Anzahl um mein Motorrad versammelten und dieses fasziniert anstarrten, um dann beim Anlassen des Motors raunend auseinanderzuhuepfen. Das Leben ist sehr einfach und reduziert, stoesst aber auf auffaellige, moderne Ausnahmen. Selbst hier hat das Handy Einzug in die stromlosen Lehmbauten gehalten und um diese zu betreiben, bringen die Dorfbewohner ihre Handys zum Hof des Buergermeisters, um sie mit der dort vorhandenen Solarzelle aufzuladen. Abends sitzen alle eng gedraengt vor einem winzigen Fernseher um die hier allseits beliebten Seifenopern zu schauen. Jenseits dieser Ausnahmen ist das Leben sehr doerflich, die Frauen putzen und kochen und die Maenner kuemmern sich um die Felder. Mein Feedback zum nicht vollstaendig ungetruebten Eindruck der Hilfsprojekte findet der Interessierte wieder auf betterplace. [caption id="attachment_265" align="alignleft" width="320" caption="grosse Moschee in Djenne"][/caption] An der Stadt Djenne kommt der durchreisende Tourist kaum vorbei, denn es beherbergt eines der Highlights Malis, den groessten Lehmbau der Welt und ist selbst nahezu ausschliesslich aus Lehmbauten errichtetet. Die Waende sind schief und poroes, die Strassen eng und verwinkelt und alles ist in ein Einheitsgrau getaucht, der Farbe des Lehms aus dem Bani, dem Fluss am Rande der Stadt. Lehm ist kein bestaendiger Werkstoff und das Ausbessern der Haeuser ist eine jaehrliche Aufgabe, die nach jeder Regenzeit noetig ist, um dem Verfall der Gebaeude entgegenzuwirken. Gleiches gilt natuerlich auch fuer die grosse Moschee und einmal im Jahr an einem Tag nehmen sich hunderte von Einwohner, aber auch Angereiste, dieser Aufgabe an, ziehen zum Fluss, holen Schlamm und helfen die Moschee zu bewahren. Die igelartig herausstehenden Holzplanken, die der Moschee das besondere Aeussere verschaffen, sind uebrigens nichts anderes als ein permanentes Baugeruest. Das Betreten des Inneren der Moschee ist Nichtmoslems untersagt und an allen Eingaengen sind grosse  Hinweisschilder platziert. Wie so oft handelt es sich allerdings auch hier lediglich um ein geringfuegiges, finanziell ueberwindbares Hindernis und damit durfte auch ich in den Genuss der Innansicht kommen. Wie schon angemerkt ist Mali das Herz der westafrikanischen Musik und so reise ich hier mit besonders offenen Ohren, um moeglichst viel auf- und mitzunehmen. Kenner werden die musikalischen Groessen Malis Ali Farka Toure oder Salif Keita bereits kennen, doch neben diesen gibt es natuerlich ein grosses Spektrum weiterer Kuenstler. Wer sich dafuer interessiert, der kann auf meinen last.fm Seiten einen Teil der Musik die ich hoere, mitverfolgen. Wer sich nicht dafuer interessiert, dem sei ans Herz gelegt mal reinzuhoeren, denn die Musik hier hat eine besondere Kraft und Schoenheit, ist verwurzelt in den musikalischen Traditionen und beschreibt Westafrika um Dimensionen besser, als ich dies jemals mit Worten tun koennte. Wer sich in die Musik hier einfuehlen kann, ist schon fast hier :). Versuchts mal, es lohnt sich wirklich. Hier mal eine kurze Liste, was mir so zu Ohren gekommen ist; Boubacar Traore, Baaba Maal, Toumani Diabate, Habib Koite, Rokia Traore und natuerlich die oben erwaehnten. Wer sich in die Musik verlieben sollte, der kann auch gleich ein Flugticket nach Mali buchen, denn im Januar (glaube um den 10.) findet hier das Desert Musik Festival 60 km entfernt von Timbuctou statt. Wie der Name schon sagt, findet es mitten in der Wueste statt, ist neben einigen anderen das groesste Festival im westafrikanischen Raum und duerfte sicherlich eines der aussergewoehnlichsten und imposantesten Festivals ueberhaupt sein. Fuer mich ist das leider etwas zu spaet, denn so lange kann ich hier beim besten Willen nicht bleiben, es sei den gesundheitliche oder technische Ausfaelle zwingen mich dazu und so werde ich meinen Festivalbesuch wohl auf eine andere Reise verschieben muessen. Angekommen bin ich mittlerweile in Mopti in der Naehe der Grenze zu Burkina Faso und dem nach wie vor sehr traditionell lebenden Volk der Dogon. Fuer die kommenden Tage ist ein kurzer Besuch im Falaise de Bandiagara, dem Gebiet der Dogon geplant, um dann weiter Richtung Sueden nach Burkina zu fahren. Ahja, Geoff und Mark habe ich uebrigens hier wieder eingeholt, die nach einem 5-taegigen Ausflug nach Timbuktu hier auf mich gewartet haben. Die Probleme mit dem Motorrad konnte ich trotz 5-stuendigen Reparaturversuchs zusammen mit Geoff nicht loesen und so bleibt mir nur die Hoffung, dass ich die etwa 1500 km bis nach Lome, wo der einzige KTM-Haendler in Westafrika sitzt,  ohne weitere Probleme ueberstehe. Update: guckt euch mal meine neue Motorradfront an hehehe :)
Bevor ich ab morgen moeglicherweise in paar Tage laenger dem Internet fernbleibe, will ich noch mal eine kleine Aktualisierung zischendurch einschieben. Die KTM kaempft hier in der Stadt mit der erbarmungslosen Hitze und macht mir das Leben schwer. Das Motorrad wird dermassen heiss, dass ich gezwungen bin zwischen zwei verschiedenen Fahrpositionen in regelmaessigen Abstand zu wechseln um mich vor den unertraeglichen Hitzeausbruechen unter mir zu schuetzen. So wechsele ich zwischen sitzend fahren und die Beine gespreizt vom Motorrad halten, um die Fussfesseln und Waden zu retten, und stehend fahren um mir eine geringe Chance auf Fortpflanzung in der Zukunft zu erhalten. Das Motorrad wird so heiss, dass alle metallenen Teile im unteren Bereich kaum noch anfassbar sind und, was viel schlimmer ist, die Rueckbremse zunehmend weniger greift, bis hin zur totalen Funktionslosigkeit. Letzteres Verhalten hat mir in der Stadt auf einer sandigen Strasse beinahe einen Auffahrunfall beschert. Klasse! [caption id="attachment_259" align="alignleft" width="320" caption="die Zeite Klasse in Youchuas Schule"]die Zeite Klasse in Youchuas Schule[/caption] Mein Kontakt zum naechsten Betterplaceprojekt war Juergen Nagler, den ich, in Bamako angekommen, anrief und mich mit ihm am kommenden Tag verabredete. Am naechsten Tag nahm sich Juergen die Zeit, mir die Schule in einem Aussenbezirk Bamakos zu zeigen und sich ausfuehrlich mit mir ueber die Hilfsprojekte und seine Arbeit vor Ort zu unterhalten. Die Schule sticht aus seiner Umgebung hinsichtlich seiner baulichen Erscheinung geradezu hervor und ist ein Glanzbeispiel fuer erfolgreiche und vorallem nachhaltige Arbeit im Bildungsbereich vor Ort. Aufgebaut von einem Einheimischen, der als Direktor der Schule fuer den langristigen Erfolg sorgt, ist die Schule zur Zeit dennoch auf Unterstuetzung angewiesen, um auch den Kindern armer Familien eine Bildungschance zu bieten. Ich konnte mich davon ueberzeugen, dass hier eingesetzte Hilfsgelder zu einem Ergebnis mit hoher Qualitaet fuehren und werde daher einen Teil des Geldes aus der Marathoninitiative fuer die Unterstuetzung der Bildung der Kinder vor Ort einsetzen. Mein Feedback dazu und Naeheres zum Projekt findet der Interessierte wieder auf Betterplace. Juergen selbst hat in Niamana in der Naehe von Segou ein Projekt teilweise ueber Betterplace finanzieren koennen, welches auch in meiner Marathoninitiative als Bespiel aufgenommen ist. Wenn alles gut geht, werde ich es ebenfalls besuchen koennen und vielleicht auch die Gelegenheit haben, einen Vergleich mit einer oeffentlichen Schule zu ziehen. Eine kleine typische Episode, die ich miterlebt habe, waehrend ich im Cafe auf Juergen wartete, will ich euch nicht vorenthalten. Es ereignete sich ein Unfall, in dem ein Merzedesfahrer einen Roller uebersah und ihn umfuhr. Der Roller lag halb unter dem Auto, der Fahrer schien aber in Ordnung zu sein und etwa 2 Minuten gab es ein hitziges Wortgefecht zu dem sich zahlreiche Schaulustige gesellten. Soweit also nichts Ungewoehnliches, dann aber ging alles ganz schnell. Der Autofahrer zueckte das Portemonaie und reichte ein paar Scheine rueber und fuhr davon. Zur gleichen Zeit hielt ein weiteres Auto und der Faherer bot seine Hilfe an, der Roller wurde kurzerhand in den Kofferraum getellt und etwa 4 Minuten spaeter sah alles wieder so aus wie vorher. Problemloesung auf afrikanisch. Es gibt Tage die beinhalten mehr Erfahrungen und Erlebnisse, als das man sie verdauen koennte und ich liege abends im Zelt und bin von der Fuelle der Eindruecke ueberwaeltigt. Selbst das Festhalten der Ereignisse in Kurzform scheint mich zu ueberfordern. Wichtigstes Element aber sind die Menschen, die ich auf persoenlicher und freundschaftlicher Ebene kennenlernen konnte. Juergen, den ich ueber Betterplace kennen lernen durfte und mit dem ich einen interessanten Tag verbracht habe und ueber nachhaltiges Reisen, Hilfsprojekte und Bildung vor Ort reden konnte, Kirsten einer Hamburgerin, die Westafrika liebt und einfach solange bleiben moechte bis es ihr keinen Spass mehr macht und auf der Suche nach Musik und Tanzunterricht ist, eine ausserordentlich liebenswerte suedafrikanische Familie, die ein Jahr mit dem Jeep rund um Afrika reist, auf meinem Campingplatz uebernachtet und mich zum Barbecue anlud, Joe ein Englaender, der sich ihnen zeitweise angeschlossen hat, Olli ein Englaender, der Westafrika ebenfalls auf einem Motorrad bereist, Gunnar und Sonja, die in einem Unimog durch Afrika fahren und etliche Einwohner Malis, mit denen ich in viele kurze Gespraeche verwickelt war. Mir wird klar dass ich an manchen Tagen mehr Menschen auf einer persoenlichen Ebene kennenlerne als in Deutschland in den vergangenen 2 Jahren. Es sind nicht irgendwelche Menschen, es sind liebenswerte, interessante Leute und ich ertappe mich, den Kommunikationsmuffel, tief involviert in allerlei Gespraeche und erkenne mich selbst kaum wieder. All diese Menschen begegne ich in einer Umgebung, die in sich selbst und in jedem Detail voll neuer Bilder und Gerueche und Geraeusche ist. Vieles Gesehene ist ungewohnt oder unbekannt und jeder Blick offenbahrt ein Fuelle an Neuem. An solchen Abenden liege ich im Zelt, rekapituliere das Erlebte und laechele tief erfuellt in mich hinein, denn ich spuere, dass mich das Leben mit ganzer Kraft ergriffen hat. Ich fuehle mich lebendig und schlafe mit voller Vorfreude auf die Ereignisse des kommendenden Tages ein. [caption id="attachment_260" align="alignleft" width="320" caption="Blick vom Campingplatz in Bamako"]Blick vom Campingplatz in Bamako[/caption] Ich geniesse mein Zeit hier in Bamako, obwohl es objektiv irsinnig anstrengend ist. Es ist voll und verstaut, es ist dreckig und stinkig, es laermt und kommt auch nachts kaum zur Ruhe, die Hauptstrassen sind erfuellt vom blauschwarzen Dunst der Abgase, die Nebenstrassen sind hoffnungslos staubig und jeden Abend werde ich von Mueckenschwaermen heimgesucht, so dass ich mittlerweile komplett zerstochen und zerkratzt bin. Hier herschen sicher keine paradiesischen Zustaende und ich freue mich auch wieder auf eine entspanntere Umgebung und gute Luft auf weiten Strassen, aber ich bin froh in diese schwierige, vielleicht sogar abstossende Stadt einen so gluecklichen Einstieg gefunden zu haben. Mein Uebernachtungsort, ein Campingplatz mitten in der Stadt mit Blick auf den Fluss Niger, vorbeifahrende Kanus und der idealen Aussicht auf die untergehende Sonne hat sicher einen wesentlichen Teil zu meinem positiven Eindruck beigetragen. Mit dem Visum fuer Burkina Faso im Gepaeck verlasse ich morgen Malis Hauptstadt Richtung Segou, um dort meine Besuche der Schulprojekte abzuschliessen und begebe mich danach weiter Richtung Osten ins Gebiet der Dogon. Vorher wartet allerdings noch eine Tanzauffuehrung und ein gemeinsames Couscousessen auf mich, bevor wir alle wieder unsere eigenen Wege gehen, doch die Erfahrung sagt, dass wir uns nicht zum letzten Mal gesehen haben. Ein wesentlicher Teil des Individualreisens besteht im Austausch mit anderen Reisenden, die man auf der Strasse aber vor allem in den Hotels und Herbergen oder auf Campingplaetzen antrifft. Dieser Austausch bestimmt massgeblich die Route die anpeilt, die Unterkuenfte die man anfaehrt, die Dauer des Aufenthaltes usw. Aus diesem Grund ist der Verlauf der Reise auch so spontan und Plaene aendern sich praktisch auf taeglicher Basis. Fuer die kommenden Laender verdichten sich zunehmend auch Informationen ueber moegliche Probleme, die gewissermassen eine graue Problemwolke ergeben. Kamerun etwa ist ab Mitte Ende Februar nicht mehr passierbar, da der dann einsetzende Regen die Strassen vollkommen unpassierbar macht. Auch wenn man es sich als Europaer schwer vorstellen kann, muss man es Ernst nehmen. Jeglicher Verkehr ist fuer die Dauer des Regens auf bestimmten Routen eingestellt. Es soll derzeit aufgrund der Konflikte keine Visa fuer die DRC geben. Visas fuer Angola sind praktisch nicht zu bekommen und man sollte in allen angolanischen Botschaften auf dem Weg anfragen und es wenigstens versuchen. Nigeria ist im suedlichen Teil des Landes aufgrund der massiven Bedraengnis durch die Bevoelkerung, auch aggressiver Natur, und dem extremen Verkehr nur unter groesster physischer und psychischer Anstrengung passierbar. Lagos sollte man besser vollstaenig meiden. Korruption ist so berbreitet, dass man praktisch ueberall zahlt um weiterzukommen. Willkuehr an Grenzen und unterwegs verlangsamen die Reisegeschwindigkeit, wenn man teilweise einfach stundenlang festgehalten wird, um zu klaeren, ob das Passieren tatsaechlich gestattet ist. Alles Geruechte oder ernstzunehmende Informationen? Das meiste steht im Gegensatz zu meinen bisherigen Erfahrungen. Sollte es wirklich so schwierig werden auf dem Landweg Kapstadt zu erreichen? Sollte es womoeglich gar unmoeglich sein und an Formalien scheitern? Bleibt dran und ihr werdet es erfahren. Bis zum naechsten mal, dann vermutlich aus der Gegend um Mopti, wo besondere touristische Highlights Malis auf mich warten.
[caption id="attachment_240" align="alignleft" width="320" caption="Termitenhuegel"][/caption]
Ohh wie habe ich es genossen, mich wieder zu bewegen und Eindruecke in grosser Vielzahl aufzunehmen und Orte und Landschaften vorbeiziehen zu sehen. Nach 10 Tagen Bewegungsstillstand, war ich schon richtig ausgehungert und die Emails aus dem weit entfernten Mali vom Geoff, Peter und Mark zu bekommen, hat mein Bewegungsdrang nur noch verstarkt. Die Fahrt durch Senegal und insbesondere Casamance war ein Genuss. Wunderschoene ueppig, gruene und saftige Landschaften, durchzogen von Seen und Fluessen, endlose Seerosenteppiche, unzaehlige Voegel und allerlei Viehzeug fliegen vorbei. Es ist schwuelwarm und riecht nach Holz und Feuer, Grass und Minze. Einmal ziehen hunderte von Pelikanen (diesmal wikliche) am Himmel vorbei und vollfuehren La Ola Wellen aehnliche Formationen, ein andermal hopst eine Horde Affen ueber die Strasse (Wolfgang wird sicher die Art erkennen, siehe Bild) oder es warten ca. 50 cm lange Echsen am Strassenrand auf ein geeigentes Fahrzeug um sich ueberfahren zu lassen.
[caption id="attachment_238" align="alignleft" width="320" caption="rechts die Strasse und links die Strasse"]Schlagloecher[/caption] Die einzige Schwierigkeit beim Fahren besteht darin die richtige Geschwindigkeit zu finden, um die Landschaft zu bewundern, gleichzeitig den zahlreichen Schlagloechern auszuweichen und dennoch vertwertbar voranzukommen. Die Freundlichkeit der Menschen sowohl beim Vorbeifahren, als auch wenn man anhaelt und in Kontakt kommt war geradezu ueberschwenglich. Die Menschen leben in einfachsten Strohhuetten und meine Erscheinung muss einen geradezu utopischen Eindruck hinterlassen, aber die Reaktionen auf mich waren immer strahlende und glueckliche Gesichter und intensiv winkende Haende. Einen besseren Beweis fuer die Unabhaengigkeit von Glueck und Freude von materiellem Besitz habe ich nie gesehen. Und wahrend man in Deutschland sein Leben damit verbringt sich abzusichern und Wohlstand aufzubauen und dann das Erreichte mit grimmigen Blick hinter dem Gartenzaun stehend verteidigt, sitzen hier alle gemeinsam unter dem Baobabbaum, trinken Tee, tanzen und lachen und haben ein offenes Herz fuer vorbeifahrende Mororradfahrer. Ein wenig einseitig betrachtet, ich weiss, aber ich spuere, dass ich willkommen bin egal wo ich anhalte oder anhalten wuerde und mich einfach dazugesellen und integrieren kann und das stelle sich mal einer in Brandenburg vor. Leute kommen und sind interessiert, wollen reden und helfen und mich inspezieren und das einzige was man tun muss, ist das westliche "Ich brauche meinen Freiraum. Ich will allein und in Ruhe gelassen werden"-Beduerfniss abzustellen, denn das ist das kann man hier nicht verstehen und versperrt einem Respekt und Sympathie. Es ist nicht immer einfach, den stets vorhandenen Interessierten offen und freundlich gesinnt gegenueberzutreten, aber es lohnt sich auch in den schwierigen Momenten der Erschoepfung oder des Frusts ueber seinen Schatten zu springen. Letzlich erreicht man in Afrika alles ueber jemenden der jemand kennt der etwas hat oder weiss oder besorgen kann und es ergeben sich Loesungen und Potentiale in den unerwartetsten Situationen. Meine Freude war ungetruebt bis ich von einer Polizeikontrolle angehalten wurde und nach meinem Fahrzeugpassierschein gefragt wurde. In diesem Moment wurde mir klar was ich vergessen hatte in Ziguinchor zu tun, naemlich besagten, nur 10 Tage gueltigen, verlaengern zu lassen. Trotz all meiner Versuche das Gespraech auf etwas anderes zu lenken, waehrend sich der bis dahin freundliche Polizist den Schein ansah, bemerkte er natuerlich dennoch das bereits seit 5 Tagen abgelaufene Datum. Konsequent zog er den Zuendschluessel und verkuendete, das ich das Motorrad stehen lassen und mit dem Bus zurueck nach Ziguinchor fahren muesste, um eine Verlaengerung zu beantragen. Ich war etwa 100 Km ueber katastrophale Strassen gefahren und wusste nur, dass ich erstens niemals mein Motorrad stehen lassen und zweitens auf keinen Fall zurueck fahren werde, koste es was es wolle. Nach etwa 20 Minuten trafen wir ein "Arrangement", das ich sowohl weiter, als auch mit meinem Motorrad, fahren koennte, wenn ich meinen neuen Freund in seiner Entscheidung ein wenig finanziell unterstuetzen wuerde. Nach kurzen Verhandlungen ueber die Hoehe der Unterstuetzung, wurde ich letztlich haendeschuettelnd in meine urspruengliche Fahrtrichtung entlassen. Die Verlaengerung des Passierscheins in Kolda, dem naechstmoeglichen Ort, erwies sich als ueberaus unkompliziert und sogar kostenfrei. Die Geschichte zu diesem von mir heiss begehrten Stempel ist eigentlich ebenfalls wert erzaehlt zu werden, aber ich werde es aus Gruenden des Umfangs zum Stapel der hier unerwaehnten Erlebnisse packen muessen. Klar ist natuerlich das ich ihn danach nie wieder irgendjemand zeigen musste, nicht einmal an der Grenze. Die Grenzueberquerung selbst war voellig unproblematisch und hat keine Franc gekostet. [caption id="attachment_252" align="alignleft" width="320" caption="besonders fettes Exemplar in verbrannter Landschaft"][/caption] Mit fast genau 10000 Km auf dem Reisekilometerzaehler habe ich Mali erreicht. Die Vegetation wird wieder spaerlicher, schliesslich fahre ich noerdlich und landeinwaerts. Man begegnet ganzen Waeldern von Affenbrotbaeumen, die geisterhaft und jeder voellig verschieden in der ebenen Landschaft stehen. Waeren die ENts aus dem Herr der Ringe wirklich, dann muessten es wohl Affenbrotbaeume sein.  Es ist heiss und trocken hier und man faehrt durch Landstriche, die komplett verbrannt sind. Verbrannt, im wahren Sinnne des Wortes. Zwei Suedafrikaner, mit denen ich gestern abend in Kayes ein paar Bier teilte, meinten dass Kayes die heissteste Stadt Afrikas sei. Gott sei Dank ist es Winter und nur 37 Grad, aber in der Staubigkeitsrangliste steht sie sicher auch sehr weit oben. Keine Stadt zum laenger verweilen denke ich und schreibe daher heute bereits aus Bamako. Auf dem Weg hierher bin ich noch auf Peter gestossen, der "bereits" auf dem Rueckweg nach England ist. Ein langer Weg und ich bin froh, dass ich meine vor mir liegende Route noch nicht kenne. In den folgenden Tagen werde ich weiter Richtung Osten fahren und mich damit auf touristischen Pfaden bewegen. In Segou werde ich, so qlles gut geht, ein weiteres Betterplaceprojekt besuchen waehrend Geoff und Mark nach Timuktu aufgebrochen sind. Nach den vielen Kilometern der letzten 3 Tage gehts jetzt wieder etwas gemaessigter zu. Das Motorrad ist im uebrigen weniger gluecklich, ueberhitzt staendig, macht eigenartige Geraeusche, die Oellampe flackert immer mal wieder unsicher vor sich hin, der Drehzahlmesser hopst unruhig auf und ab, da Licht ist jetzt auch noch komplett ausgefallen und vieles mehr. Damit soll ich in Kapstadt ankommen ??? Nebenbei bemerkt haben meine 3 Mitfahrer bislang kein einziges Problem gehabt und der Englaender den ich gestern getroffen habe und der etwa die gleiche Distanz auf seiner 23 Jahre alten Yamaha zurueckgelegt hat, hatte auch noch nicht ein einziges Problem zu beklagen. Nunja ich verbleibe dennoch optimistisch und freue mich auf die kommenden Tagen im musikalischem Herz Westafrikas.
Aktualisierung siehe unten.. Im Grunde gibt es wenig zu sagen, aber das Wenige will ich der Vollstaendigkeit halber festhalten. Einige Anrufe und hitzige Diskussionen hier vor Ort und am Telefon habe ich mir noch abgerungen, konnte allerdings nichts bewirken. Der DHL Mitarbeiter in Dakar konnte mir den Preis ebenso wenig erklaeren, wie seine Kollegin hier vor Ort. Dass der zu zahlende Betrag des Zolls um ein vierfaches hoeher lag als der angegebene Wert des Paketinhalts wurde nur schulternzuckend registriert, aenderte aber nichts an der Hoehe. Diskussionen haben hier haeufig keine logische Grundlage. Der Verkaeufer mit den fussballgrossen Holzelefanten, versucht mir auch noch einen "very good price" zu machen, nachdem ich ihm zum vierten mal geduldig erklaert habe, dass ich keinen Platz auf meinem Motorrad habe und seinen Elefanten nicht mal nehmen wuerde, wenn er mir noch Geld dazu gibt. Das der Zollpreis jenseits nachvollziehbarer Fakten liegt, wundert jedenfalls meine Bekannte im DHL Buero nicht. Die Frage wie dieser Preis zustande kommt, wird einfach mit "Das ist der Preis. Das ist korrekt" beantwortet. Vielleicht ist das Aufspueren von Gruenden in dieser Form auch etwas westliches und ich muss mich an eine andere Art der Auseinandersetzung gewoehnen. Mit meiner auf Logik basierenden Argumentation habe ich jedenfalls nichts erreicht, ausser mich voellig zu frustrieren. Am Ende hatte ich einfach keine Kraft mehr, denn ich habe hier nicht den laengeren Atem und gab nach, unterschrieb das Fax und dampfte wutschnaubend ab. Am naechsten Tag wurde das Paket vom Kurier ins Hotel gebracht, ich unterschrieb und hielt das vertraut orange KTM-Paket in den Haenden ohne einen Cent bezahlt zu haben. Schade nur, dass ich auch auf den Erhalt des zweiten Paketes von KTM-Sommer angewiesen bin, sonst waer ich bereits auf und davon Richtung Mali. Auf dieses warte ich noch immer und bin zwei mal am Tag im DHL Buero hier vor Ort, um mich nach dessen Verbleib zu erkundigen. Es haette schon da sein muessen, kommt aber sicher morgen hoere ich nur und spuere zunehmend dieses unangenehme Ziehen in der Magengegend. Nachdem ich in Dakar einen tieferen Einblick in die Vorgaenge der Paketwege erhalten habe, kann ich mir eh kaum vorstellen, dass ueberhaupt irgendwas ankommt. So verbleibe ich ungeduldig in Ziguinchor und verbringe meine Tage mit kleinen Erledigungen. Aus Langeweile habe ich letztlich doch den Haendlern hier allerlei Masken und Ketten, Armreifen usw. abgekauft und ihnen damit wieder bestaetigt, dass man nur penetrant dran bleiben muss, dann kriegt man auch die hartnaeckigsten Touris. Tansportieren kann ich das alles natuerlich nicht, also ist ein Paket nach Deutschland unterwegs, dass neben den Souvenirs auch meine warmen Sachen beinhaltet, denn kalt wird es auf meiner Reise von jetzt an nicht mehr werden. Das Paket habe ich im uebrigen mit der Post verschickt. Ich stelle fest, dass ich mich immer schlechter mit meiner Warterei hier arrangieren kann. Der dringende Wunsch endlich weg und weiter zu kommen, laehmt zunehmend meine Bereitschaft die Tage zu geniessen und mich auf die Menschen hier einzulassen. Die Tueren jenseits dessen was man als normaler Urlauber hier sehen und tun kann, stehen mir in Form von diversen Einladungen offen. Das Warten, als mein primaerer Aufenthaltsgrund, nimmt mir aber die Lust darauf einzugehen. Und obwohl ich weiss, dass mir damit der Sprung in eine moegliche tiefergehende Erfahrung nicht gelingt, steht mir mein Schatten im weg. Das Hier und Jetzt auszukosten und zu geniessen ist manchmal nicht einfach und es wird umso schwieriger, je staerker der Wunsch ist, ein Ziel in der Zukunft zu erreichen. Allein dies zu wissen, reicht jedoch noch nicht fuer eine Verhaltensaenderung. Stattdessen schaue ich ueber das heute hinaus und lese zum dritten Mal das Kapitel ueber Mali in meinem Reisefuehrer. Fuer die Reparatur hingegen habe ich alles vorbereitet. Fehlendes Werkzeug ist beschafft, die Anleitung kenne ich auswendig und sobald das letzte Paket ankommt (auf Holz klopf), lege ich los. Ich gehe jetzt wieder zu DHL und melde mich zurueck, sobald ich on the road bin. AKTUALSIERERUNG: Heute morgen war es dann doch da, das lang erwartete Paket. Fuer dieses musste ich kein Fax mit einem Betrag unterschreiben, den ich am Ende nicht zahlen musste, stattdessen konnte ich es direkt abholen und musste dafuer ca 90 Euro hinblaettern. Ich habe aufgehoert mich darueber zu wundern, das Geld bezahlt und bin direkt an die Arbeit gegangen. Einfach wars nicht, aber ich bin religioes der Anleitung (siehe Hendriks link) gefolgt und nach ein, zwei Problemen, und etwa 7 Stunden spaeter, stand sie wieder vollstaendig zusammengeschraubt und bereit fuer eine Probefahrt vor mir. Groesstes Problem war das Beschaffen eines Werkzeugs zum Entfernen von Halteklemmen. Ich hatte in der Vorbereitung gedacht, dass das schon irgendwie anders zu machen ist, war es aber nicht und so habe ich zwei meiner besten Helfer durch die Stadt geschickt, um mir besagtes Utensil zu besorgen. Nach 1.5 Stunden kam einer stolz wie ein Koenig zuruek und hielt das entsprechende Werkzeug in der Hand. Das Gefuehl mit dem Motorrad aus dem Hotelhof zu fahren, kann ich gar nicht beschreiben. Es gehoert zu der Art Glueckszustand, fuer den man zunaechst laenger leiden muss, der aber dafuer beim Eintritt umso intensiver ist. Leiden ist vielleicht ein wenig uebertrieben, aber der Weg vom ersten Fehlverhalten bis zur letzten Schraube war rueckblickend doch ein sehr langwieriger und gespickt mit zahlreichen Hindernissen. Da alle in der naeheren Umgebung den Grund meines verlaengerten Aufenthaltes hier kannten, erntete ich bei meiner kleinen Ausfahrt von allen Seiten Lachen, froehliche Gesichter und viele nach oben gestreckte Daumen als Zeichen der Mitfreude und Anerkennung. Es war grossartig und ich muss zugeben, dass ich meine Proberunde nicht ohne eine gehoerige Portion Stolz gedreht habe. Ob ich damit das gesamte Problem behoben, oder vielleicht doch etwas falsch zusammengebaut habe, kann ich erst mit groesserer Gewissheit sagen, wenn ich in Mali angekommen bin. Und dorthin werde ich demnach morgen in aller Fruehe aufbrechen. Nach den Erfahrungen meiner Vorfahrer, werde ich fuer die Strecke von hier nach Bamako 3 Tage benoetigen. Wenn alles gut geht, melde ich mich dann zurueck. Bis dahin wuensche ich euch ein schoenes Wochenende und mir eine gute Fahrt.
[caption id="attachment_213" align="alignleft" width="320" caption="Hotel Le Perroquet - Aussenansicht"]Hotel Le Perroquet[/caption] Nach einer guten Woche in Ziguinchor habe ich mich langsam eingelebt. Die Hotelangestellten kennen mich, wissen was ich wann bestelle und begruessen mich wie einen Freund. Ziguinchor ist in erster Linie ein Durchreiseort, in dem die meisten nur 1-2 Naechte verbringen. Damit sehe ich die Gaeste nur recht kurz, habe aber fast jeden Tag andere Reisende mit denen ich gemeinsam zu Abend esse. Es ist schon aussergewoehnlich wie leicht man auf Reisen mit Leuten ins Gespraech kommt und wie natuerlich es ist, sich einfach mit an den Tisch zu setzen. In der naeheren Umgebung kennen mich bereits die meisten Verkaeufer, wissen das ich eh nix kaufe und lassen mich weitgehend in Ruhe. Waehrend ich durch die kleine Stadt schlendere, begegne ich immer haeufiger Personen die ich irgendwann mal kennengelernt habe und tausche die ueblichen Begruessungsflosskeln aus. Diese sind eine kurze Beschreibung wert. [caption id="attachment_212" align="alignleft" width="320" caption="Hotel Le Perroquet - Hofansicht"]Hotel Le Perroquet[/caption] Wenn sich Leute auf der Strasse begruessen, bricht haeufig geradezu ein Gewitter hin- und zurueckgeworfener Wortfetzen aus. In Lautsprache wuerde das in etwa so aussehen.oa - ah - aa - ohwac - ka - imma - annta - cava - bien - bien - cava usw. Dabei werden kurze Worte oder Wortgruppen in sehr schnellem Tempo abwechselnd ausgetauscht. Nach 10 bis 15 Sekunden verabschiedet man sich und geht seiner Wege. Hintergrund ist die Idee, dass man Interesse und Respekt vermittelt, wenn man Fragen ueber das Befinden, die Familie und den Job und so weiter stellt. Die Fragen sind aber so verstuemmelt und die Antworten pauschal, dass es sich in der Praxis lediglich um Begruessungsformalien handelt. Will man nicht extra stehen bleiben, muss man entsprechend schon frueh anfangen, sobald man sich sieht und bevor man aneinander vorbeilaeuft und die letzten Wortfetzen werden noch ohne sich Umzudrehen ausgetauscht, wenn der andere schon vorbei ist und es kaum noch hoeren kann. Unter den Reisenden in Afrika wird haeufig die Abkuerzung TiA (This is Afrika) genutzt, um auf bestimmte Vorgaenge hinzuweisen, die nervenaufreibend, korruptiv und umstaendlich oder einfach nur unverstaendlich langwierig sind. Im Allgemeinen muss dann nicht mehr allzuviel hinzugefuegt werden und ein umgreifendes "Ahh" oder "Ohhh" drueckt Verstaendnis aus, da diesbezueglich jeder aus eigenen Erfahrungen schoepfen kann. Hierzu ein kleines Beispiel. [caption id="attachment_214" align="alignleft" width="320" caption="DHL Buero Ziguinchor"]DHL Buero Ziguinchor[/caption] Den Reifen zu bekommen, war wie bereits beschrieben eine ausserordentlich schwierige Angelegenheit, die allerdings in erster Linie auf ein Missverstaendnis zurueckzufuehren war. Meine jetzt korrekt DHL intern verschickten Pakete versprechen einfacher zu erhalten zu sein, aber die Kosten liegen ja auch jenseits aller Schmerzgrenzen. Dennoch, ohne ein wenig TiA gehts auch hier nicht. Laut internationaler Sendungsverfolgung auf dhl.de sollte mein Paket bereits im DHL Buero vor Ort liegen. Ein Besuch im DHL Buero (etwa 10 min zu Fuss) ergab jedoch das Gegenteil. Es waere immer noch in Dakar kaeme aber morgen auf jeden Fall. Morgen waere bereits 2 Tage ueber den versprochenen 4 Tagen! Ein Besuch am kommenden Morgen war ebenfalls erfolglos, allerdings wurde ich in meiner Abwesenheit von DHL Dakar im Hotel mit der Bitte um Rueckruf angerufen. Aus dem Hotel konnte ich den Anruf nicht taetigen, weil es nicht abrechenbar ist und so wurde ich an einen Telefonshop in der Naehe verwiesen. Dort angekommen, musste ich leider mit der Tatsache leben, dass das Telefon kaputt war und wurde wiederum weiter geschickt, diesmal etwa 8 min Fussweg. Leider verhinderte dort ein stadtweiter Stromausfall (gibts eigentlich jeden Tag hier) meinen Anruf. 3 Stunden spaeter erreiche ich dann aber doch das DHL Buero in Dakar und verstehe in einem Mix aus Englisch und Franzoesisch, dass man mir ein Fax mit den Zustellgebuehren schicken moechte, dass ich unterschrieben zurueckfaxen solle, erst dann wuerde mein Paket nach Ziguinchor geschickt werden. Zustellgebuehren? Bei Abgabe des Pakets in Deutschland gingen bereits weit ueber 100 Euro an DHL. Da in meinem Hotel kein Fax vorhanden ist, mache ich den Vorschlag es doch einfach ins DHL Buero in Ziguinchor zu faxen und frage mich warum ich und nicht der DHL Angestellte, der jeden Tag mit gleichen Faellen zu tun hat, diesen naheliegenden Vorschlag machen muss. Der DHL Mitarbeiter in Dakar sah sich jedoch ausser Stande die Faxnummer ders DHL Bueros in Ziguinchor herauszufinden und bat mich ihn mit der Nummer nochmals zurueckzurufen. Bevor ich, fassunglos ueber diese Inkompetenz, etwas dazu sagen konnte, brach die Telefonverbindung zusammen. Wieder im DHL Buero in Ziguinchor angekommen, musste ich akzeptieren, dass das Fax zur Reparatur in Dakar ist und wohl erst Ende des Monats wieder da waere. Wenigstens konnte ich sie ueberreden den DHL Angestellten in Dakar anzurufen, um eine Loesung zu diesem hochkomplexen Vorgang zu finden. Haette ich nicht aktiv darum gebeten, waere sie mit einem freundlichen Laecheln wieder dazu uebergangen im Internet zu surfen. Es wurde vereinbart, dass das Schreiben via Email hier her geschickt wuerde und ich es hier vor den Augen der DHL  Mitarbeiterin unterzeichne. Sie koennte dies dann widerum per Email bestaetigen. Da es eine Weile dauern wuerde, bis die Email da ist (WARUM?) wurde ich gebeten einfach im Hotel zu warten. Sobald die Email da ist, wuerde sie mich im Hotel anrufen. Hahaha! In dem Moment als ich das DHL Buero verliess, wusste ich bereits, dass ich keinen Anruf bekommen wuerde. Als erfahrener Afrikareisender haette man im Buero sitzenbleiben muessen, aber da ich eh noch auf ein anderes Paket warten muss, liegt mir die verzugsfreie Zustellung dieses Pakets noch nicht ganz am Herzen. Nach mehrstuendiger Wartezeit stiefelte ich also wieder zurueck, entschlossen den Vorgang bis zum erfolgreichen Abschluss auszusitzen und nahm mir sicherheitshalber ein Buch mit. Die Email war bereits da und verlangte von mir, fuer ein als Geschenk deklariertes Paket im Wert von 30 Euro, weitere 100 Euro dazuzulegen, um es entgegennehmen zu duerfen. Die Aufschluesselung der Kosten war gaenzlich unverstaendlich und versehen mit etlichen Abkuerzungen. Ein Anruf bei DHL Deutschland ergab, dass das Paket auf dem Weg ins Buero in Ziguinchor sein sollte und ich eigentlich keinen Euro dazupacken muesste, da der Versand fuer den gesamten Weg bezahlt sei. Auch sollten keine Zollgebuehren anfallen. Dann war zunaechst einmal Mittagspause in der das DHL Buero unbesetzt ist. Ein Schild mit Informationen zur Pause oder den allgemeine Oeffnungszeiten interessiert hier offenbar genauso wenig jemanden wie die tote Ziege, die im Wassergraben unmittelbar vor dem Buero so langsam vor sich hinverwest. Nach der Mittagspause musste ich mir zunaechst das Recht erkaempfen das dortige Telefon fuer meinen Anruf im DHL Buero in Dakar nutzen zu duerfen. Das Telefonat brachte kaum eine Aenderung auch als ich zum Ende sehr ungehalten wurde und lautstark mein Missfallen ueber dieses offensichtliche Unrecht zum Ausdruck brachte. Immerhin konnte ich erreichen, das der Preis noch einmal "berechnet" werden wuerde und ich einen Rueckruf erhalten werde. Diesen habe ich heute nicht mehr bekommen, womit das Paket weiterhin in Dakar verbleibt. Am meisten aergert mich, dass man in Deutschland fuer sehr viel Geld ein Paket mit einem Express Kurier abschickt und DHL nicht die geringste Moeglichkeit zu haben scheint die Vorgaenge in DHL Senegal zu beeinflussen. Ein Anruf bei DHL Deutschland bestaetigt mir den Missstand bleibt aber ansonsten voellig frucht- und aktionslos und genau das wissen die Angestellten in DHL Senegal und halten die Haende auf. Mit anderen Worten DHL kann bei einem internationalen Versand die endgueltig zu bezahlende Summe nicht angeben und ist sich dieser Korruption in den eigenen Reihen sogar bewusst. Der Herr an der Telefonhotline war jedenfalls wenig ueberrascht ueber den Vorfall. Leider sitze ich hier an einem sehr, sehr kurzen Hebel und leider bin ich auf den Erhalt der Pakete angewiesen. Sollte ich kein Entgegenkommen bewirken koennen, werde ich zahlen muessen, womit fuer den Versand von 2 kleinen und leichten Paketen etwa 500 Euro zusammenkommen. Fortsetzung folgt..
Als ich vor einem Monat losfuhr, hatte ich bereits das bestimmte Gefuehl, dass ich nicht ohne groessere technische Probleme in Kapstadt ankommen wuerde. Irgendwo in der Magengegend spuerte ich, dass mich die KTM irgendwo im Stich lassen wird.  Die Frage war nur wo und mit welchem Problem. Fragen dich ich leider jetzt beantworten kann. [caption id="attachment_205" align="alignleft" width="320" caption="Inspektion im Hotelhof umgeben von Mechanikern und Neugierigen"][/caption] Ich bin in Ziguinchor, Senegal und das Motorrad ist mit lauten sehr unangenehmen Tickgeraeuschen und leuchtender Oellampe in den Streik getreten. Das Problem hatte sich bereits angedeutet und ich hatte dazu einen Thread im KTM Forum gestartet (nur fuer technisch interessierte: http://forum.lc8.info/viewtopic.php?t=14117&start=0) . Mit bisher 43 Antworten und ueber 2200 Aufrufen habe ich in der KTM Fahrgemeinde viel Sympathie und Hilfsbereitschaft erfahren. Auch wenn es mich bisher nicht zur Problemloesung gefuehrt hat. Das bisher vermeintlich kleine Problem hat sich aber ueber Nacht zu riesiger Groesse aufgeblaeht und steht nur vor mir wie eine unueberwindbare Mauer. Eine Weiterfahrt ist unmoeglich und ich sitze bis auf weiteres in Ziguinchor fest. Neben dem KTM Forum bin ich in Kontakt mit dem Top KTM Spezialisten Rainer Knoll von KTM Sommer, dem Mechaniker von KTM Berlin, der bereits einige gute Vorschlaege hatte, und KTM Toni, dem einzigen KTM Haendler in Westafrika. Letzterer ist soger Oestereicher, sitzt aber leider in Lome, Togo und damit sehr weit weg. Zur Loesung des Problems stehen mir weiterhin das 400 Seiten starke KTM Reparaturhandbuch (in das ich gucke wie ein Schwein ins Uhrwerk) zur Verfuegung, sowie etliche Helfer, die mich jeden Tag umringen und behaupten sie seien Mechaniker und auf jede Gelegeheit warten mir den Schraubschluessel aus der Hand zu nehmen und irgendwas selber zu machen. Kleiner Lichtblick in dieser Menge ist ein Mechaniker der zumindest an vielen anderen groesseren Motoraedern geschraubt und 6 Jahre in Kanada gearbeitet hat. Nichtsdestotrots ist das Problem ein sehr LC8 Motor spezifisches und der Motor sehr modern und irgendwie traue ich ihm das nicht zu. Die Arbeitsbedingungen sind auch nicht ganz ohne. Gestern morgen bin ich zur Oelwechselstelle gefahren, um nochmals das Oel zu tauschen und und ggfs. den Filter zu saeubern. Waehrend des bei der KTM etwas langwierigen Prozesses, stand ich inmitten der Abgase einer groesseren Anzahl Taxis, die auf Benzin warteten. Aus Gruenden die mir nicht ganz klar sind, laesst man hier immer gerne die Motoren laufen. So stand ich fuer zwei einhalb Stunden im Dieselsmog und umringt von etlichen Kindern und Neugierigen, die mehr als einmal durch meine sorgsam aufgestellten Schrauben und Werkzeuge gestolpert sind. Jeder will irgednwo anfassen und staendig gibts Haende die dringend irgendwas halten wollen. Als dann bei groesster Tageshitze neben mir ein Fischlaster zum saeubern wassergestrahlt wurde und sich der widerwaertige Fischgestank in meinen Klanotten festsetzte, haette ich am liebsten alles hingeworfen. Gebracht hats jedenfalls nix, auch als ich nach diversen Telefonaten mit Mechanikern und Infos aus dem Internet folgend am Nachmittag nochmals, diesmal aber im Hof meines jetzt besseren Hotels, alles auseinandernahm, blieb das Problem bestehen. Heute gibts nochmal diverse Ansaetze, aber ich bin skeptisch, denn ich kann mit meinem gefaehrlichen virtelwissen einfach nicht wirklich weit vordringen. Wenn das Problem tiefer im Motor liegt, bin ich aufgeschmissen, da fehlts an Wissen, Erfahrung und letzlich auch an Werkzeug. Ich bin aber dennoch guter Dinge. Es ist aergerlich, aber Teil der Reise. Keiner hat gesagt es wuerde einfach werden und wenn ich mich an die Worte in meinem ersten Artikel hier erinnere, dann muss ich schlussfolgern, dass meine Reise wohl jetzt erst beginnt :) . Ansonsten erfahre ich von allen Seiten Hilfe, auch von meinen Mitreisenden. Peter, der nach Mali wieder nach England zurueckfaehrt, hat mir sogar angeboten sein Motorrad zu uebernehmen, aber das laesst sich schon aus unueberwindbaren grenztechnischen Problemen nicht machen. Peter und Geoff, die im uebrigen bereits in Mali sind hatten ihre eigenen Erfahrungen und wurden wegen Verdachts ein Kind ueberfahren zu haben, verhaftet und sassen zweit Tage fest. Die ganze Geschichte ist mir aber noch nicht bekannt. [caption id="attachment_202" align="alignleft" width="320" caption="Pelikane im Hotelhof"][/caption] Nunja, morgen wird sich auch Mark von mir verabschieden und dem Rest Richtung Mali folgen. Er kann mir ausser moralischem Beistand hier auch nicht mehr weiterhelfen. Ich werde in jedem Fall noch einige Tage hier vor Ort bleiben, bevor ich alle moeglichen Optionen durchdacht bzw. probiert habe. Ziguinchor ist wenigstens kein schlechter Ort fuer eine Panne. Es gibt ein DHL Buero, sogar einen Flughafen und einen Hafen, mit Schiffen direkt nach Dakar. Ausserdem haben wir einen guten Supermarkt hier, mehrere Restaurants und recht viele Touris, mit denen man quatschen kann. Mein Hotel ist sehr schoen, hat eine wunderbare schattige Terasse mit Flussblick und einen riseigen Baum im Hof auf dem etwa 20 Pelikane (sind doch Pelikane oder?) brueten. Sollte ich hier laenger bleiben muessen, werde ich mir allerdings ueber kurz oder lang eine guenstigere Bleibe suchen muessen. Ich halte euch auf dem Laufenden. sobald es etwas neues gibt.
Nachdem mich Geoff bereits vor dem Buerokratie- und Korruptionswahnsinn beim Abholen eines Paketes aus Europa gewarnt hatte, habe ich mich entschieden die Hilfe von Koffe anzunehmen, einem Einwohner den Geoff in den vergangenen Tagen in Dakar kennengelernt hatte. [caption id="attachment_194" align="alignleft" width="320" caption="Geoff, jemand, Koffe, Mark, ich vor der Abfahrt aus Dakar"][/caption] Noch guter Dinge, fuhren Koffe und ich mit dem Motorrad zum etwa 30 Minuten entfernten Flughafen von Dakar. Das DHL-Buero war schnell gefunden und nach geringer Wartezeit teilte die bildhuebsche (wie die meisten Frauen hier) Dame am Schalter Koffe mit, dass mein Paket nicht existiere und ueberhaupt ich nicht die richtige Nummer habe, denn sie benoetigt eine 10-stellige, meine hatte aber 12. Mehr koenne sie fuer mich nicht tun. Was war zu tun? Zunaechst einmal mehr Informationen beschaffen. Wir suchten das naechste Internetkaffe auf und ueberpruften nochmals die Nummer in der Sendungsverfolgung auf dhl.de. Die Nummer war korrekt und der Status lautete "Im Zielland angekommen". Ein Anruf bei Tom von KTM  Berlin brachte keine weiteren Infos zu Tage und ich bat ihn lediglich mir die eingescannte Paketquittung per email zu schicken, um etwas in der Hand zu haben. Ein Anruf bei DHL Deutschland foerderte eine nun neue internationale Paketnummer zu Tage, die aber leider nicht 10stellig war. Mehr konnte man mir nicht sagen, ausser das das Paket im Zielland angekommen ist und  vermutlich beim Zoll liegt. Zurueck am Flughafen schleiften wir uns durch endlose Bueros und Gaenge des Zollgelaendes, Koffe immer vorne Weg, ich wie ein Hund hinterher. Das Paket war nicht auffindbar, auch nachdem wir uns nach der allgemeinen Mittagspause noch zum DHL Hauptquartier begeben haben, war es scheinbar verschwunden. Voellig entnervt rief ich nochmals bei DHL Deutschland an und das Telefonat erbrachte dann des Raetsels Loesung. In Deutschland sind DHL und die Post eine Einheit, ganz im Gegensatz zu Senegal, wo es sich um Konkurenten handelt. Im Normalfall, so geschehen bei Geoffs Paket, landet ein intern DHL-Express-versandtes Paket, also von DHL zu einem DHL-Delivery-Officce, korrekt im Buero vor Ort und wartet auf seinen Abholer; der dann ggfs. verstaendigt wird. In meinem Fall aber wurde das Paket ueber DHL verschickt (den DHL Paketschein hatte ich ja dann zum Vorzeigen aus Toms Email) ging dann aber ueber einen Standartpostweg an die Post  in Senegal mit der Adresse des DHL Bueros am Flughafen. DHL in Senegal war also nicht mehr der Lieferant des Paketes, sondern lediglich der Empfaenger. Das Paket war also bei der Post, aber wo? Der DHL Paketschein den wir bei der Post am Flughafen vorzeigten, stifftete jedenfalls immense Verwirrung, da die Postangestellten immer vehement darauf verwiesen das es sich um ein DHL Paket handele und nicht bei der Post liegt. Im Folgenden verbrachten wir also Stunden und fuhren von Post zu Post in Dakar und erklaerten immer wieder aufs Neue warum es sich eben doch um ein Paket handelte, das bei der Post liegen muesse, nur um wieder und wieder in eine weitere Filiale geschickt zu werden. Als wir tatsaechlich in einer Post ankamen und mein Reifen nach vorne geholt wurde, fuehlte es sich an wie ein Geschenk des Himmels. Leider durfte ich meine Emotion nicht zeigen, um den Zollpreis nicht gefaehrlich in die Hoehe zu treiben. Diesen konnte Koffe dann noch erfolgreich von 60 Euro (mit Quittung) auf 35 Euro (ohne Quittung) herunterhandeln und so wurde ich Teil der hier gaengigen Geschaftspraxis und verliess uebergluecklich, nach etwa 10 Stunden und genau 37 kopfschuettelnden schwarzen Koepfen, mit meinem Reifen in der Hand das Gebaude. Nach kurzem Ausflug zum Lac Rose, dem Endpunkt der Paris-Dakar habe ich mich wieder von meiner gerade erst zusammengefundenen Gruppe abgespalten, um mein erstes Hilfsprojekt zu besuchen. Es handelt sich um die Finanzierung einer Wasserleitung in einem kleinen Dorf und ich wollte die Ankunft nicht durch das Auftauchen von 4 Motorraedern ueberstrapazieren. Der Weg fuehrte mich weit abseits der ueblichen Routen. Nach laengerem hin- und hergeirre und einer groesseren Menge aufgeregt heraustuermender Dorfbewohner, fuhr ich am Ende mit einem Cousin meiner Kontaktperson zusammen auf dem Motorrad durch verwinkelte kleine Sandwege zum abgelegenen Teil des Dorfes. Die Behausungen hier bestehen aus umzaeunten oder ummauerten Familienanwesen in denen etwa 10 -  20 Angehoerige in Palmen- oder Lehm/Steinhuetten zusammen mit etlichem Viehzeug wohnen. Ich wurde herzlich aufgenommen, obwohl keinem wirklich klar war, was ich eigentlich will, ausser dass ich irgendwie in Kontakt mit einer Tochter der Familie war, die jetzt in Deutschland lebt (die auch das Projekt initiert hat). Der eigentliche Grund meines Aufenthaltes und die Existenz eines Betterplace Projektes im Internet habe ich zwar versucht zu vermittlen, aber ich zweifle das es wirklich verstanden wurde, zumahl sich die Kommunikation als uerberaus schwierig gestaltete. Der Kontakt zum Familienmitglied  war aber ausschlaggebend, um mich dem halben Dorf vorzustellen und so fuhren wir von Familie zu Familie und ich lernte den Familienaeltesten und alle Verwandten und Kinder kennen, bis mir der Kopf, voll mit fremdartigen Namen und laechelnden Schwarzen Muendern, nur so brummte. Ueberall wurde ich empfangen wie ein Mitglied der Familie, es war fantastisch. Und so war ich fuer einen Tag und eine Nacht nicht mehr Motorradreisender, sondern integriert in echten afrikanischen Alltag. Wir pflueckten Palmenfruechte und drueckten das Fruchtfleisch schluerfend mit dem Daumen aus der dreikammerigen Frucht. Schauten fern, wobei der Fernseher in den Hof getragen wurde und ueber einen Generator betrieben wurde, der weit mehr Laerm erzeugte als der Fernseher laut war. Wo bei uns Fliegen auf dem Bildschirm sitzen gesellte sich hier eine Gottesanbeterin hinzu und einer meiner neuen Familienfreunde trat neben mir plotzlich einen Skorpion tot. Alle sassen vorm Fernseher, bis, etwa 30 min spaeter, mitten in den Nachrichten das Benzin alle war und der Bildschirm schwarz wurde. Niemand schien sich im Geringsten daran zu stoeren und stattdessen tranken wir Palmenwein aus einer Plasteflasche. [caption id="attachment_193" align="alignleft" width="320" caption="Familie Thiaw - die Frauen haben sich extra schoen gemacht :)"][/caption] Eigenartig fand ich, dass ich aus heiterem Himmel zum Essen gerufen wurde und daraufhin allein in meinem mir zugewiesenen Zimmer sass. Mittem im Raum stand ein Stuhl mit einer Kiste davor auf der ein Teller mit Spiegeleiern und gebratenen Zwiebeln stand. Da ich die anderen nie essen sah, nehme ich an, dass so jeder fuer sich in seinem Zimmer isst und ich nicht separat behadelt wurde, wissen tue ich es nicht. Das gleiche Essen und die gleiche Behandlung bekam ich auch am folgenden Morgen. Die Verwandlung vom wandelnden Geldautomaten in ein intgriertes Familienmitglied hat mich deutlich spueren lassen, wie weit abseits ich mich fuer kurze Zeit vom normalen Touristenpfad begeben habe. So integriert ich war, so wenig wollte man jedoch von mir wissen. Mein eigentliches Ich liegt so weit jenseits dieser Welt, was haette ich schon vermitteln koennen? So konnte ich nicht ganz das Gefuehl abstreifen, ein Parasit zu sein. Ich haette gern etwas gegeben etwas von Wert dagelassen, aber vielleicht tut man dies automatisch ohne es bennen zu koennen. Einen kurzen Abriss zur Brunnensituation findet der Interessiert im Uebrigen auf Betterplace. Viel Gastfreundschaft habe ich empfangen und hatte zur Abwechslung mal nicht das Gefuehl am Ende eine Rechnung praesentiert zu bekommen. Auf dem Weg nach Casamance, der suedwestlichsten Region Senegals, muss man durch The Gambia, einem vollkommen von Senegal eingeschlossenen Staat, fahren, der im Grunde nur aus gleichnahmigen Fluss und ein wenig Land drumherum besteht und im Gegensatz zu Senegal eine ehamals britsche Kolonie ist. Da hier nicht die Einheitswaehrung CFA (gespr. CEFA) der franzoesisch-westafrikanischen Staaten gueltig ist, wollte ich zunaechst einfach nur schnell durch, um dann suedlich von The Gambia in Senegal, zu uebernachten. Auf der Faehre lernte ich aber zwei Frauen, Juli (Australien -  Schulverwaltung) und Sovie (USA - Montessori in Vorschule), kennen, die fuer das VSO (Volunteer Services Overseas) in Soma, The Gambia an einer Schule arbeiteten. Beide sind bereits seit ueber 18 Monaten im Land und waren spuerbar erfreut einen Gast zu haben und so liess ich mich von meiner Devise, mich von der Reise fuehren zu lassen und nicht vom vorher gehegten Plan, leiten und folgte deren Einladung zur Uebernachtung. Die Menschen in The Gambia sind spuerbar anders. Sie wirken selbstbewusster, stolzer, froehlicher und lockerer. Man spricht Englisch, was es fuer mich natuerlich erheblich leichter macht in Kontakt zu kommen. Alles in allem war mein Aufenthalt in The Gambia und der Abend mit den sympatischen VSO-Helferinen eine gute Entscheidung. Nur die Hitze in der voelligen Windstille hat mir vor allem nachts schwer zu schaffen gemacht. Auf dem Weg durch die Grenze traf ich dann im Uebrigen auch auf einen Polizisten, der mit ernster Miene auf mein Motorrad deutete und "I want moto" sagte. Schockiert suchte ich zunaechst nach einer Pistole und konnte keine sehen und entschied mich ihm locker laechelnd und haendeshuettelnd zu erklaeren, das er das Motorrad zwar wolle, ich es aber dringend benoetigte und ihm leider nicht geben koenne und weigerte mich vehement, wie von ihm vorgschlagen auf die "Polizeistation" und damit abseits der oeffentlichen Blicke zu folgen. So ganz kann ich nicht mehr nachvollziehen wie es passierte, aber das Gespraech wandelte sich recht schnell von bedrohlich zu "ich bin dein bester deutscher Freund", wir tauschten Emails und ich fuhr ueber die Grenze. [caption id="attachment_195" align="alignleft" width="320" caption="So siehts hinter meiner Herberge aus, auf der anderen Seite ist gleich der Strand"][/caption] Casamance ist in den vergangenen Jahren von Rebellenuebergriffen betroffen gewesen, was die Anzahl der Touristen hat stark zurueckgehen lassen. Als Reaktion trifft man auf dem Weg zur Kueste auf massive Militaerpraesenz, zum Teil mit gepanzerten Autos und schwerem Geschuetz. Auch die Reaktion der Leute auf den Strassen (die im uebrigen staendig variiert) ist hier eher verbissen und man erntet beim Durchfahren die eine oder andere nicht gerade wohlwollende Geste. Solche Eindruecke wirken sich sehr stark auf das Grundgeguehl aus und ich war froh, dass hier an der Kueste der Weisse spuerbar gern gesehener Gast ist. Kafountine ist der erste Erholungsort auf meiner Reise und ich werde hier 2 Tage am Strand entspannen, alles waschen und dringend meine Sachen in Ordnung bringen, bevor totales Chaos in meinen Koffern ausbricht und alles, versandet und nass, unbrauchbar zu werden droht. Hier ist es besonders gruen und voller bunter Blumen, vorallem aber Voegel und ganz in der Naehe ist ein Naturpark, der insbesondere fuer Vogelbeobachtung empfohlen wird. Ich werde aber in erster Linie ausruhen, zu den hier vorwiegend gespielten Reggaelauten schaukeln und zur Entspannung von Rastamans Kraut Gebrauch machen. Mittwoch treffe ich wieder auf Mark, der weiter suedlich an der Kueste in einem Strandort sitzt und heute Nacht die Wahlen in den USA verfolgen wird. Geoff und Peter sind derweil schonmal auf dem Weg Richtung Mali. Bis bald meine Lieben.
Halbwegs erholt bin ich nach kurzem Zwischenstop in Noukshott und St. Louis zusammen mit Peter und Mark, die ich in Noukshott wieder eingesammelt habe, in Dakar angekommen. Der Grenzuebergang nach Senegal warf seine Schatten, durch Unterhaltungen mit anderen Reisenden und diversen Internetberichten, voraus. Rosso, die Grenzstadt auf mauretanischer Seite, erzeugt beim Aussprechen bei mir schon leichtes Schaudern. "unbedingt vermeiden", "schlimmste Grenze in Westafrike", "alle Wertsachen festhalten", "Korruption pur", "Luft anhalten und Ruhe bewahren" usw. waren die ueblichen Aeusserungen. Der Senegal River ist die natuerliche Grenze zwischen den beiden Staaten und man wird auf beiden Seiten von einer grossen Anzahl Betruegern, korrupten Beamten, bettelnden Kindern, aufdringlichen Grenzfuehren und Haendlern umringt. Angewiesen auf die Faehre oder die zahlreichen kleinen Boote zwischen den Ufern, sieht man sich, auf die Uberfahrtgelegenheit wartend, laengerfristig einem schier unertraeglichen Kampf gegen die hautnah stehende Menge ausgeliefert. Jeder versucht hier den Grenzgaenger auszunehmen so weit es nur moeglich ist und man bezahlt utopische Summen fuer jeden Dienstleister auf dem Weg, vom Einweiser auf der Faehre, ueber die Schrankenverantwortlichen bis hin zum Militaer und der Polizei. Wer hier halbwegs schnell durch will, zahlt. Schlimmer noch, haben sich unsere Befuerchtungen verstaerkt, als wir via Email von Geoff, der bereits nach Dakar vorgefahren war, erfahren haben, dass er von einem POLIZISTEN beim Uebergang ausgeraubt worden ist. Dieser forderte mit gezogener Pistole nichts geringeres als das Motorrad. Nach einger Diskussion kam Geoff dann mit 140 abgetretenen Euro (dem gesamten Portemonaieinhalt) weiter. Aber es gibt eine Alternative, den etwas schwer zu findenden Uebergang in Djema, etwa 100 km weiter westlich, zu erreichen ueber eine Sandpiste durch die Sumpfgebiete. Uns war klar dass wir die Piste finden muessen, koste es was es wolle. Dennoch muss mann zunaechst nach Rosso und ich kann nur sagen der vorauseilende schlechte Ruf hat sich sofort bei Ankunft in Form eines sehr unguten Gefuehls manifestiert. Beim kurzen Tankaufenthalt waren wir bereits von einer ungeduldigen Menge umgeben, alle starrten unsere Motoraeder und Geldboersen an, man versuchte uns einzureden Djema waere nicht erreichbar, die Strasse zu schlecht, oder man wollte uns in die falsche Richtung fuehren (Dank GPS aber keine Chance), oder Versicherungen verkaufen unter der Warnung, dass man das in Djema nicht koenne (Unsinn) und wir die 100km nach Rosso zurueckkommen muessten usw. . Auch Mark der sonst immer seinen Helm absetzt um zu rauchen, liess den Helm auf und mir war klar, dass auch er die negative Stimmung hier wahrnahm. Nunja, ums kurz zu machen, wir haben die Sandpiste gefunden und wurden mit einer wunderschoenen Strasse durch die Sumpf- und Seenlandschaften des Senegal Flusses belohnt. Der Uebergang in Djema war zwar von einigen dubiosen Gelduebergaben gepraegt, verlief aber schnell und recht erholsam. Nach 80, in kleinen Summen an vielen Stellen des Uebergangs, losgewordenen Euro waren wir durch und haette sich Peter nicht irgendwo einen Nagel eingefahren und ploetzlich mit plattem Hinterreifen dagestanden, waeren wir sogar im Hellen in St. Louis angekommen. Dennoch ist zu sagen, dass sich die Prognose, je weiter man in den Sueden kommt, je groesser wird die Korruption, zu bestaetigen scheint. Auf unserem Weg von Noukshott nach St. Louis haben die ersten Polizisten, bzw. Miliaers nach einem Cadeou (Geschenk) gefragt. Das gabs bisher nur von Kindern. Der letzte Polizeistopp wollte uns erst nach Zahlung von jeweils 1000 Oguyia (etwa 3 Euro) durchlassen, nach 10 minuetiger Diskussion (da ich immer als erster an den Stopps ankomme, krieg ich das immer alles ab) haben sie uns dann aber ohne Zahlung durchgewunken. [caption id="attachment_179" align="alignleft" width="320" caption="Baobab Baum"]Baobab Baum[/caption] Senegal ist anders. Senegal ist teurer. Senegal ist Musik. Senegal ist Frauen. Senegal ist schwaerzer, vor allem aber Senegal ist gruener. Vor wenigen Tagen noch von Sand umgeben, bin ich nun in ueppiegem Gruen angekommen. Die oben erwaehnte Sandpiste durch den Sumpf war bevoelkert von allerei mir leider unbekannten Voegeln, erkennen konnte ich nur diverse Enten und Schwalben, Reiher und weisse Flamingos. Es gibt Baobab Baeume und andere Palmensorten und die Luft wird schwueler. Ploetzlich hoert man westafrikanische Musik, nach dem fuer meine Ohren belastenden Billg-Synthie-Midi-Arab-Pop-Muell gibt es Musik die aus dem Bauch kommt, von ganz unten, die in die Beine geht, Rythmus hat. Ich schnappe von einem auf der Strasse aufgestellten Lautsprecher etwas auf und singe es fuer Stunden in meinen Helm. Ich bin froh das nach fast 4 Wochen wieder Musk in mein Leben gekommen ist und freue mich auf hoffentlich viele Neuentdeckungen. Auf einmal gibt es Frauen, in Mauretanien kommuniziert man fast ausschliesslich mit Maennern. Frauen sind zwar da, aber im Hintergrund und meist verschleiert. Nicht nur gibt es Frauen, sie ziehen sich auch koerperbetont und aufreizend an. Was fuer ein Gegensatz. Wir sind nach wie vor in moslemischen Gebiet, aber die Auslegung ist hier spuerbar lockerer. Alkohol ist ohne Probleme erhaeltlich und Bier zu trinken scheint hier bei der Mehrheit kein Verstoss gegen die Religion darzustellen. [caption id="attachment_185" align="alignleft" width="320" caption="Schnappschuss auf der Fischerinsel in St. Louis"][/caption] Auf dem Weg durchs Land faellt etwas auf, was ich auch in Mauretanien schon erstaunlich fand. Man faehrt durch aermste Doerfer, teilweise nur aus Strohhuetten bestehend und ohne ersichtlichen technischen Fortschritt, aber eine Errungenschaft praegt auffaellig das Strassenbild - das Handy. Ueberall sitzen die Leute auf der Strasse und tippen auf ihrem Handy oder telefonieren und die Logos der Anbieter praegen unuebersehbar dominant jedes Stadtbild (hier in Senegal ist es "Orange"). In jedem auch noch so kleinen Laden kann man Prepaidkarten erwerben und fliegende Haendler mit solchen Karten gibts an jeder Ecke. Dreiste Kinder fragen nicht nach dem Cadeau sondern direkt nach dem "portable" und das man mit dem Handy neben dem Telefonieren auch aktuelle Musikvideos herunterladen kann ist hier, wie uns in Terjit demonstriert wurde, ebenso wenig ein Geheimnis. Tief eingerusst vom Diesel der Lasterkaravanen sind wir in Dakar angekommen. Die letzten 30 Kilometer vor der Stadt waren mit gutem Abstand die widerwaertigsten und stinkensten Motorradkilometer bisher. Ein nicht enden wollender Molloch aus Muell, Abgasen, slumaehnlichen Behausungen und dichtem Stau. Die Strassenraender sind voll mit Menschen, die zwischen den Autos hin- und herspringen und irgendentwas verkaufen wollen. Als mir irgendwann, in einer schwarzen Dieselwolke stehend und voellig verschwitzt und erschoepft, ein zahnloser alter Mann orthopaedische Knieschoner verkaufen wollte, wusste ich nicht mehr wie ich darauf noch reagieren soll und hab ihn nur geistesabwesend angestarrt. Mit dem eigenen Vehikel in Dakar, dem Ziel der groessten Ralley der Welt (zunmindest bis vor kurzem noch), einzufahren, hat schon etwas erhebendes. Aber es kostet viel Kraft. Dakar ist eine heisse, laute, brummende, voellig chaotische und fuer afrikanische Verhaeltnisse recht europaeische Metropole. Als offensichtiler Tourist hat man es nicht leicht seinen Weg durch die Innenstadt zu bahnen. Eigentlich ist man permanent damit beschaeftigt, zu versuchen Leute loszuwerden die einem irgendwas verkaufen wollen, aber ich vermute das wird sich wohl in den kommenden Wochen auf meinem Weg durch Afrika kaum aendern. Ich bin jedenfalls froh wenn wir uns in den kommenden Tagen auf den Weg gen Sueden, nach Casamance, machen werden, um an den schoensten und entlegensten Straenden Senegals bei Raggae etwas zu entspannen, bevor wir unseren Weg nach Mali antreten. Wenn alles gut geht, werde ich mich kurzeitig von der Gruppe trennen, um einen Abstecher zu einem Hilfsprojekt zu machen, aber dazu im naechsten Beitrag mehr. Bitte entschuldigt meinen etwas schnell zusammengetippten Bericht und vielen Dank fuers bis hierhin gelesen haben.
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