[caption id="attachment_240" align="alignleft" width="320" caption="Termitenhuegel"][/caption]
Ohh wie habe ich es genossen, mich wieder zu bewegen und Eindruecke in grosser Vielzahl aufzunehmen und Orte und Landschaften vorbeiziehen zu sehen. Nach 10 Tagen Bewegungsstillstand, war ich schon richtig ausgehungert und die Emails aus dem weit entfernten Mali vom Geoff, Peter und Mark zu bekommen, hat mein Bewegungsdrang nur noch verstarkt. Die Fahrt durch Senegal und insbesondere Casamance war ein Genuss. Wunderschoene ueppig, gruene und saftige Landschaften, durchzogen von Seen und Fluessen, endlose Seerosenteppiche, unzaehlige Voegel und allerlei Viehzeug fliegen vorbei. Es ist schwuelwarm und riecht nach Holz und Feuer, Grass und Minze. Einmal ziehen hunderte von Pelikanen (diesmal wikliche) am Himmel vorbei und vollfuehren La Ola Wellen aehnliche Formationen, ein andermal hopst eine Horde Affen ueber die Strasse (Wolfgang wird sicher die Art erkennen, siehe Bild) oder es warten ca. 50 cm lange Echsen am Strassenrand auf ein geeigentes Fahrzeug um sich ueberfahren zu lassen.
[caption id="attachment_238" align="alignleft" width="320" caption="rechts die Strasse und links die Strasse"]Schlagloecher[/caption] Die einzige Schwierigkeit beim Fahren besteht darin die richtige Geschwindigkeit zu finden, um die Landschaft zu bewundern, gleichzeitig den zahlreichen Schlagloechern auszuweichen und dennoch vertwertbar voranzukommen. Die Freundlichkeit der Menschen sowohl beim Vorbeifahren, als auch wenn man anhaelt und in Kontakt kommt war geradezu ueberschwenglich. Die Menschen leben in einfachsten Strohhuetten und meine Erscheinung muss einen geradezu utopischen Eindruck hinterlassen, aber die Reaktionen auf mich waren immer strahlende und glueckliche Gesichter und intensiv winkende Haende. Einen besseren Beweis fuer die Unabhaengigkeit von Glueck und Freude von materiellem Besitz habe ich nie gesehen. Und wahrend man in Deutschland sein Leben damit verbringt sich abzusichern und Wohlstand aufzubauen und dann das Erreichte mit grimmigen Blick hinter dem Gartenzaun stehend verteidigt, sitzen hier alle gemeinsam unter dem Baobabbaum, trinken Tee, tanzen und lachen und haben ein offenes Herz fuer vorbeifahrende Mororradfahrer. Ein wenig einseitig betrachtet, ich weiss, aber ich spuere, dass ich willkommen bin egal wo ich anhalte oder anhalten wuerde und mich einfach dazugesellen und integrieren kann und das stelle sich mal einer in Brandenburg vor. Leute kommen und sind interessiert, wollen reden und helfen und mich inspezieren und das einzige was man tun muss, ist das westliche "Ich brauche meinen Freiraum. Ich will allein und in Ruhe gelassen werden"-Beduerfniss abzustellen, denn das ist das kann man hier nicht verstehen und versperrt einem Respekt und Sympathie. Es ist nicht immer einfach, den stets vorhandenen Interessierten offen und freundlich gesinnt gegenueberzutreten, aber es lohnt sich auch in den schwierigen Momenten der Erschoepfung oder des Frusts ueber seinen Schatten zu springen. Letzlich erreicht man in Afrika alles ueber jemenden der jemand kennt der etwas hat oder weiss oder besorgen kann und es ergeben sich Loesungen und Potentiale in den unerwartetsten Situationen. Meine Freude war ungetruebt bis ich von einer Polizeikontrolle angehalten wurde und nach meinem Fahrzeugpassierschein gefragt wurde. In diesem Moment wurde mir klar was ich vergessen hatte in Ziguinchor zu tun, naemlich besagten, nur 10 Tage gueltigen, verlaengern zu lassen. Trotz all meiner Versuche das Gespraech auf etwas anderes zu lenken, waehrend sich der bis dahin freundliche Polizist den Schein ansah, bemerkte er natuerlich dennoch das bereits seit 5 Tagen abgelaufene Datum. Konsequent zog er den Zuendschluessel und verkuendete, das ich das Motorrad stehen lassen und mit dem Bus zurueck nach Ziguinchor fahren muesste, um eine Verlaengerung zu beantragen. Ich war etwa 100 Km ueber katastrophale Strassen gefahren und wusste nur, dass ich erstens niemals mein Motorrad stehen lassen und zweitens auf keinen Fall zurueck fahren werde, koste es was es wolle. Nach etwa 20 Minuten trafen wir ein "Arrangement", das ich sowohl weiter, als auch mit meinem Motorrad, fahren koennte, wenn ich meinen neuen Freund in seiner Entscheidung ein wenig finanziell unterstuetzen wuerde. Nach kurzen Verhandlungen ueber die Hoehe der Unterstuetzung, wurde ich letztlich haendeschuettelnd in meine urspruengliche Fahrtrichtung entlassen. Die Verlaengerung des Passierscheins in Kolda, dem naechstmoeglichen Ort, erwies sich als ueberaus unkompliziert und sogar kostenfrei. Die Geschichte zu diesem von mir heiss begehrten Stempel ist eigentlich ebenfalls wert erzaehlt zu werden, aber ich werde es aus Gruenden des Umfangs zum Stapel der hier unerwaehnten Erlebnisse packen muessen. Klar ist natuerlich das ich ihn danach nie wieder irgendjemand zeigen musste, nicht einmal an der Grenze. Die Grenzueberquerung selbst war voellig unproblematisch und hat keine Franc gekostet. [caption id="attachment_252" align="alignleft" width="320" caption="besonders fettes Exemplar in verbrannter Landschaft"][/caption] Mit fast genau 10000 Km auf dem Reisekilometerzaehler habe ich Mali erreicht. Die Vegetation wird wieder spaerlicher, schliesslich fahre ich noerdlich und landeinwaerts. Man begegnet ganzen Waeldern von Affenbrotbaeumen, die geisterhaft und jeder voellig verschieden in der ebenen Landschaft stehen. Waeren die ENts aus dem Herr der Ringe wirklich, dann muessten es wohl Affenbrotbaeume sein.  Es ist heiss und trocken hier und man faehrt durch Landstriche, die komplett verbrannt sind. Verbrannt, im wahren Sinnne des Wortes. Zwei Suedafrikaner, mit denen ich gestern abend in Kayes ein paar Bier teilte, meinten dass Kayes die heissteste Stadt Afrikas sei. Gott sei Dank ist es Winter und nur 37 Grad, aber in der Staubigkeitsrangliste steht sie sicher auch sehr weit oben. Keine Stadt zum laenger verweilen denke ich und schreibe daher heute bereits aus Bamako. Auf dem Weg hierher bin ich noch auf Peter gestossen, der "bereits" auf dem Rueckweg nach England ist. Ein langer Weg und ich bin froh, dass ich meine vor mir liegende Route noch nicht kenne. In den folgenden Tagen werde ich weiter Richtung Osten fahren und mich damit auf touristischen Pfaden bewegen. In Segou werde ich, so qlles gut geht, ein weiteres Betterplaceprojekt besuchen waehrend Geoff und Mark nach Timuktu aufgebrochen sind. Nach den vielen Kilometern der letzten 3 Tage gehts jetzt wieder etwas gemaessigter zu. Das Motorrad ist im uebrigen weniger gluecklich, ueberhitzt staendig, macht eigenartige Geraeusche, die Oellampe flackert immer mal wieder unsicher vor sich hin, der Drehzahlmesser hopst unruhig auf und ab, da Licht ist jetzt auch noch komplett ausgefallen und vieles mehr. Damit soll ich in Kapstadt ankommen ??? Nebenbei bemerkt haben meine 3 Mitfahrer bislang kein einziges Problem gehabt und der Englaender den ich gestern getroffen habe und der etwa die gleiche Distanz auf seiner 23 Jahre alten Yamaha zurueckgelegt hat, hatte auch noch nicht ein einziges Problem zu beklagen. Nunja ich verbleibe dennoch optimistisch und freue mich auf die kommenden Tagen im musikalischem Herz Westafrikas.
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