[caption id="attachment_158" align="alignleft" width="320" caption="Minenfeld auf den letzten Kilometern vor der mauretanischen Grenze. Man verlaesst die Strasse hier besser nicht!"][/caption] 2 weitere Tage Kilometerjagd durch Western Sahara hat unerwartet landschaftlich noch einiges an Abwechslung mit sich gebracht. Fuer die Computerspieler unter den Lesern kann ich ein einfaches Gleichnis ziehen, es ist als wuerde man direkt nach Motocross Madness gebeamt worden sein und ich musste staendig mit mir kaempfen nicht einfach die Strasse zu verlassen und direkt auf einen der einladenenden Huegel zuzurasen, um dann hunderte von Metern durch die Luft zu fliegen. Die Wueste aendert sich langsam und beinahe unmerklich. Aus roten Sand und groesserem Gestein wird hellerer Sand und Geroell und die Pflanzen verschwinden zunehmend. Zur mauretanischen Grenze hin versinkt man aber ploetzlich in einer Felswueste und nach tausend Kilonmeter schnurgerader Strasse wird man mit Kurven durch eine mondaehnliche Landschaft belohnt. Am faszinierendsten fuer mich aber war es in nicht allzugrosser Entfernung meine ersten Sanduenen zu sehen. Goldgelb und maechtig ragen sie aus der ansonsten voellig flachen Wueste heraus. Ich musste zweimal hinsehen um mich zu vergewissern, dass sie wirlklich da waren, so unwirklich erschienen sie mir. Die Kanten durch den immer wehenden Wind unscharf und verwischt und mit einem sich schlaengelnden, staendig veraendernden Kamm versehen, erwecken sie den Eindruck eine Mischung aus Berg und riesigem Getier zu sein. Ich musste an Wale denken, die aus dem Ozean auftauchen. Das Gleichnis Wueste mit Ozean habe ich daraufhin noch oefter empfunden. [caption id="attachment_152" align="alignleft" width="320" caption="Peter im Grenzgebiet im Sand versunken"][/caption] Die Grenze nach Mauretanien haben wie gegen 3:30 Uhr nachmittags erreicht und sahen uns daraufhin einem schier endlosen Marathon aus Warten, Paesse zeigen und Formularen ausfuellen, ausgesetzt. Man muss nur einmal als Durchreisender die Grenze ueberqueren, um zu erkennen wie unfassbar ineffizient der gesamte Vorgang ist, aber letzlich hat man schlicht keine Wahl als den gesamten Prozess ueber sich ergehen zu lassen. Verstehen muss und kann mann ihn nicht. Allein um aus Marokko auszureisen mussten wir mehrfach das gleiche Formular ausfuellen, insgesamt 5 mal den Pass zeigen und etwa 3 Stunden warten. Als wir ankamen war kaum jemand vor Ort, erst als sich etwa 2 Stunden spaeter etwa 40 Leute angesammelt hatten, wurden die ersten Stempel verteilt. Ich vermute mal das es sich aus Sicht der Grenzbeamten vorher einfach nicht gelohnt hat, mit der Arbeit zu beginnen. Auch zeigt man als Wartender Respekt und je mehr Leute warten, desto wichtiger wird die Person oder die Institution, deren Dienste man benoetigt. Vielleicht aber gibt es auch einen kleinen Schagabtausch zwischen den Grenzen und die Marokkaner schicken absichtlich eine grosse Zahl Reisender kurz vor Feierabend auf die mauretanische Seite, wer weiss. Als wir langsam anfingen unruhig zu werden, ob wir auf der anderen Seite ueberhaupt noch reinkommen, ging es dann ploetzlich ganz schnell und wir fanden uns auf dem Niemandsland zwischen den Grenzen wieder. Eine Strasse gibt es nicht nur Fels, Geroell und viel Sand und Sand ist mit unseren schwerbeladenen Maschinen alles andere als eine Freude. Den Grenzposten auf der anderen Seite sieht man nicht, also wohin eigentlich fahren? Wo immer ein Bedarf gibt es auch hier einen Dienstleister und zwar in Form zweier Maenner, die uns grinsend aus einem Allrad-Toyota heraus ihre Hilfe anboten, uns ueber geeignete Pfade auf die andere Seite zu bringen. Zuversichtlich dass das nicht so schwierig sein koennte lehnte wir ebenfalls grinsend ab und fuhren geradewegs ins Nichts, gefolgt von unseren Helfern. 5 Minuten spaeter waren wir, offenbar auf der falschen Route, hoffnungslos schwitzend im Sand versunken, Geoff und ich hatten bereits die ersten Sturze hinter uns, und nahmen zaehneknischend die Hilfe der Fuehrer an, die uns wissentlich auf dem Irrweg verfolgt hatten. Auf der mauretanischen Seite angekommen, dem einzigen offiziellen Uebergang aus Marokko wohlgemerkt, findet man zwei Holzbarakken ueberlster Sorte, eine davon ohne Licht und man ist geneigt zu glauben, dass es sich um Betrueger handelt. Immerhin aber ging alles dann recht zuegig und nachdem wir zu irrsinnig schlechten Konditionen Geld getauscht und eine Versicherung fuer die Motorraeder im Gepaeck hatten sowie Stempel- und Carnetangelegenheiten hinter uns gebracht waren, fuhren wir in die dunkle Nacht. Die Versicherung bekamen wir uebrigens in der Barakke ohne Licht, ausgetellt von jemandem mit einer Taschenlampe zwischen Kinn und Schulter, umzingelt von Geldtauschern und unterbrochen vom Gebet des Austellers. Abends irgendwo ankommen ist meist schwierig, man ist erschoepft, es ist warm, man sucht nach einer geunstigen Unterkunft, die allen Recht ist, alles ist fremd und mann muss die Vertrautheit seines motorisierten Begleiters verlassen und heranstuermende Kinder und Haendler machen die Angelegenheit auch nicht leichter. Dies auch noch im Dunkeln hinter einer Grenze, den unangehmsten Orten ueberhaupt, zu vollbringen, stand uns nun bevor und unsere Laune war entsprechend getruebt. Was fuer ein Einstieg. In Mauretanien fuehlt man sich ploetzlich in Afrika wie man sich es vorstellt, die Menschen sind mehrheitlich schwarz, die Strassen mehrheitlich Sandpisten (mit Ausnahme der grossen Verbindungsrouten), es ist heisser und das Leben spielt sich auf der Strasse ab. Nichts ist neu, alles wird gebaut, nichts ist fertig, jeder kann und weiss immer alles und es lohnt sich kaum jemanden zu fragen. Fragt man in einer Apotheke ob es Brot gibt, wird man die Antwort "Ja" erhalten, dann wird ein Junge 2 Strassen weiter geschickt, der dann dann Brot bringt, dass dann zum 5fachen Preis an die wandelnden weissen Geldautomaten verkauft wird. Man kann im Allgemeinen davon ausgehen, das man immer ein Vielfaches bezahlt, egal wofuer. Ein Sache die mir auch in Marokko schon aufgefallen ist und sich hier verstaerkt fortsetzt, sind die Kinder und teilweise Alten, die beim Essen direkt hinter einem stehen und geduldig darauf warten, das wir aufstehen und den Tisch verlassen. Sobald man weg ist, fallen alle ueber den Tisch her und schlingen das Essen und trinken die Reste. Der Unterschied zwischen uns ist nirgends staerker und unangenehmer zu spueren. Mir ist klar geworden, das Autos im Verhaltnis zum Leben eines Menschen im westlichen Europa nur ihre Jugend, sagen wir mal die ersten 25 Jahre, verbringen. Dann erst beginnt das eigentliche Leben weit jenseits funktionierender Kilometerzaehler und Tachostaende. Merzedes 190d ist hier das klar bevorzugte Auto und viele haben noch das "D" hinten drauf. Diesel ist einfach zu bekommen und zu unserem Leidwesen stossen wir auf die ersten Tankstellen dir nur Diesel verkaufen. Um sicher zu gehen sind wir dazu uebergegangen immer voll zu tanken. [caption id="attachment_159" align="alignleft" width="320" caption="heiss, trocken und lebensfeindlich"][/caption] Die Fahrt nach Noukchott, der Hauptstadt Mauretaniens, war die heisseste bislang. Sobald man die Kuestenregionen verlaesst und sich in die Wueste begibt, wird es sehr schnell sehr heiss und die Temperatueren steigen auf ueber 40 Grad. Solange man mit mehr als 60 kmh in Bewegung bleibt ist es ertraeglich, aber wehe man bleibt stehen... Die Vortstellung das Motorrad entschliesst sich ausgerechnet hier liegen zu bleiben, ist beaengstigend. Mauretanien besteht zu 80 Prozent aus Wueste, Sandwueste zum groesseren Teil, unbewohnbar, und so teilen sich auch nur 3 Millionen Einwohner eine Flaeche doppelt so gross wie Frankreich. Aber es ist ein besonderes Erlebnis das Motorrad einfach mal am Strasssenrand stehen zu lassen und 5 Minuten in die Wueste zu laufen, wissend; dass es es viele tausend Kilometer in dieser Richtung nichts als Sand zu finden gibt, sich umzudrehen, das winzige Motorrad in der Weite des Sandes zu sehen und sich schnell wieder in die Sicherheit der Strasse zu bringen. Als wuerde man in die Weite des Ozeans schwimmen und zureck an Land kommen, bevor man ertrinkt. Noukchott ist vermutlich die am weingsten urbane Hauptstadt in der ich je war, nur die grosse Strasse, die in die Stadt fuehrt, laesst auf eine kommende Hauptsatdt im gewohnten Sinne schliessen. Da diese allerdings auf beiden Seiten auf der gesamten Laenge von Muellbergen umgeben ist, geht der einladende Eindruck schnell verloren. Grosse Eingangstrassen mit Tordurchfahrten oder Statuen haben wir auch in Marokko viel gesehen. Offenbahr wird darauf Wert gelegt vielversprechend empfangen zu werden, ein Eindruck, der allerdings immer verloren geht sobald man tatsaechlich in der Stadt ankommt. Vermutlich gab es dazu einen Regiezrungsbeschluss oder aehnlich. Es fuehlt sich beinahe kommunistisch an, nicht nur die weite und Groesse der Strassen, sondern auch die konsequente landesweite Umsetzung, als waere es Teil eines 5 jahres Planes. Noukshott aber ist sympatisch, sehr entspannt und doch lebendig. Wir haben eine nette Unterkunft gefunden, in der wir uns ein paar Tage entspannen werden. Nachdem wir unsere Visa fuer Mali im Gepaeck haben , werden Peter und ich (Geoff un Mark sind nicht interessiert) unseren heissen Weg in die Wuestenoasen nach Atar antreten, eines der Highlieghts, auf das ich mich schon seit laengerem freue. Ein weiter Weg, der uns im uebrigen ganz in die Naehe des Guelb el Richat fuehren wird, einem aus dem All gesehen faszinierend aussehenden geologischen Gebilde. Leider funktionert Google maps hier nicht, sonst haette ich einen link gepostet, aber der Interssierte gehe zu Google Maps (Satellitenasnicht), suche Mauretanien und zoome langsam auf ein augenaehnlich aussehendes Gebilde. Leider soll es allerdings vor Ort erheblich weniger faszinierend aussehen als von oben und der beschwerliche Weg ueber scharfkantiges Geroell wird nicht wirklich belohnt. Aber mal sehen wie weit wir in die Region vordringen werden. Der Naechste Eintrag erfolgt vermutlich erst in einigen Tagen, wenn wir wieder zurueck in Noukchott sind und dann auf dem Sprung nach Senegal.
© 2020 migo travels Suffusion theme by Sayontan Sinha